Neuseeland
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War­um du in Kawa­ka­wa unbe­dingt aufs Klo musst!

Wie­so muss man in Kawa­ka­wa unbe­dingt aufs Klo und was ist, wenn du gar nicht wirk­lich müs­sen musst? 
Also, in Kawa­ka­wa soll­te man müs­sen müs­sen, zumin­dest soll­te man dort unbe­dingt aufs Klo gehen.

Kawakawa Hundertwasser-Toilette, Totale mit Baum, Neuseeland ©PetersTravel
Hört sich das jetzt merk­wür­dig an?
Nicht für die Bewoh­ner von Kawa­ka­wa in Neu­see­land, denn die dort ange­sie­del­te öffent­li­che Bedürf­nis­an­stalt ist mitt­ler­wei­le weit über die Gren­zen von Neu­see­land berühmt. Das hängt mit dem Öster­rei­cher Fried­rich Sto­was­ser zusammen.
Die­ser wie­der­um ist bes­ser bekannt unter sei­nem Künst­ler­na­men Frie­dens­reich Regen­tag Dun­kel­bunt Hundertwasser.

Kawakawa Hundertwasser-Mural, Neuseeland ©PetersTravel Titelbild
Bevor er 1973 in das klei­ne neu­see­län­di­sche Nest Kawa­ka­wa (1.100 EW) zog und dort bis zu sei­nem Tode leb­te, war er in Euro­pa ein bekann­ter Archi­tekt, Umwelt­ak­ti­vist und Maler. Die Auf­la­gen sei­ner bun­ten, oft mit leuch­ten­den Mate­ria­li­en ver­se­he­nen Seri­gra­fien gin­gen in die Tausende.
In Kawa­ka­wa konn­te sich Hun­dert­was­ser sei­nen Traum vom ein­fa­chen, aut­ar­ken Leben in der Natur ver­wirk­li­chen und u.a. mit Gras­dä­chern experimentieren.
Bei­spie­le für sei­ne archi­tek­to­ni­schen Vor­stel­lun­gen ste­hen auf der gan­zen Welt. Sein ers­tes rea­li­sier­tes Pro­jekt war das Hun­dert­was­ser­haus in Wien.

Der ver­schla­fe­ne Ort liegt 200km nörd­lich von Auck­land in der Bay of Islands. Im wesent­li­chen besteht er eigent­lich nur aus einer Haupt­stra­ße, der Gil­les Street. An deren Ende befin­det sich der Bahn­hof. Der ist aber nicht mehr in Betrieb, d.h. nur an eini­gen Tagen und dann für ein paar Touristen.

Die eigent­li­che Attrak­ti­on auf der Gil­les Street ist aber die von Hun­dert­was­ser in den Neun­zi­ger Jah­ren ent­wor­fe­ne und gestal­te­te öffent­li­che Toi­let­te, die im Dezem­ber 1999 eröff­net wurde.


Kawakawa Hundertwasser-Toilette, Sitzklo Neuseeland @PetersTravel
Kawakawa Hundertwasser-Toilette, Urinale Neuseeland @PetersTravel
Hier ist bis auf das, was man auf einer Toi­let­te nun mal übli­cher­wei­se erwar­tet und braucht, alles typisch Hun­dert­was­ser: kei­ne gera­den Lini­en, son­dern geschwun­ge­ne Wän­de. Über­all sind bun­te Kera­mik­flie­sen auf dem Boden ein­ge­las­sen. In die Wän­de sind Fla­schen­häl­se unter­schied­li­cher Grö­ße ein­ze­men­tiert. Auch die Fens­ter bestehen aus ver­schie­den­far­bi­gen Fla­schen und wer­fen ein dif­fu­ses, eigen­ar­ti­ges Licht auf die Besu­cher. Vor der Toi­let­te ste­hen meh­re­re bunt­gla­sier­te Kera­mik-Säu­len — auch sie sind aus ver­schie­de­nen For­men zusammengesetzt.

Kawakawa Hundertwasser-Toilette mit Baum (Chrom) Neuseeland ©PetersTravel
Kawakawa Hundertwasser-Toilette, Vorraum mit Säulen Neuseeland ©PetersTravel
Kawakawa Hundertwasser-Toilette, Flaschenwand im Vorraum Neuseeland ©PetersTravel
Kawakawa Hundertwasser-Toilette, Gang, Neuseeland ©PetersTravel
Das geschwun­ge­ne Vor­dach ist mit lan­gem Gras über­wach­sen. Mit­ten­drin ein Pohu­tu­ka­wa-Baum, der im eng­li­schen Christ­mas Tree genannt wird, weil er sei­ne rote Blü­ten­pracht nur zur Weih­nachts­zeit entfaltet.

Die Toi­let­te ist zwei­fel­los die Haupt­at­trak­ti­on des ansons­ten ver­schla­fe­nen Ortes. Die jähr­li­chen Besu­cher­zah­len schwan­ken je nach Quel­le und gehen bis zu 300.000. Schließ­lich kom­men die Leu­te aus der gan­zen Welt hierher.

Aber auch gegen­über der Toi­let­te und an ande­ren Stel­len hat Hun­dert­was­ser sei­ne Spu­ren im Ort hinterlassen.

Hun­dert­was­ser starb am 19. Febru­ar 2000 an Bord der Queen Eliza­beth II auf einer Rei­se von Neu­see­land nach Europa .
Sei­nem Wunsch ent­spre­chend wur­de der Wahl­neu­see­län­der auf sei­nem Grund­stück nackt unter einem Tul­pen­baum — ein­ge­hüllt in eine von ihm ent­wor­fe­ne neue Flag­ge für Neu­see­land — begraben.
Noch im Tode will er allein sein: Sein Grab ist für die Öffent­lich­keit nicht zugänglich.

Hier kommst du zu einem wei­te­ren Bei­trag über Hun­dert­was­ser in Wien:
Das Hun­der­was­ser­haus und Kunst­haus Wien

Kawakawa Hundertwasser-Toilette, Hinweisschild, Neuseeland ©PetersTravel

Eure Beloh­nung für mei­nen Bei­trag ist es, wenn Ihr ihn auf Eurem Social Net­work teilt. Danke!

15 Kommentare

  1. Margit Reichelt-Jordan sagt

    Super­in­ter­es­sant, Super­schön und mir vor­her nicht bekannt. Dan­ke für die­sen Bericht. Lie­be Grüße
    Margit

  2. Kawa­ka­wa hat mir gar nichts gesagt. Ich gebe zu, die Über­schrift hat mich angezogen 😀
    Das Klo sieht wirk­lich toll aus, wenn man das über Klos so sagen kann 😀
    Vie­le Grüße
    Christina

  3. Hal­lo Peter,
    der Ort selbst war mir auch total unbe­kannt, aber bei der Über­schrift muss­te ich ein­fach wis­sen, was dahin­ter steckt. Net­ter Bericht und tol­le Bilder.
    Vie­le Grüße
    Anja

  4. Ich war vor ziem­lich genau drei Jah­ren dort und muss­te das “gar nicht so Stil­le Ört­chen” auch besuchen.

  5. Katte sagt

    Vie­len Dank für die Infor­ma­ti­on und die Bil­der. Sehr interessant.
    Ich habe nichts davon gehört.
    Ich fah­re im Juli nach Lin­dau und dort in der Zeit ist eine Aus­stel­lung von F. Hun­dert­was­ser. Wer­de unbe­dingt hingehen.
    Schö­ne Grü­ße aus Köln
    Natalia.

  6. Haben wir auch besucht, ist wirk­lich eine Augewei­de. Wir waren allei­ne vor Ort und konn­ten uns foto­gra­fisch rich­tig aus­to­ben. In Whan­ga­rei gibt es noch “den Schneck” und ein gro­ßes Pro­jekt über F.Hundertwasser ist dort auch noch geplant.
    Grüs­se aus der Schweiz
    Iris

  7. Jutta sagt

    Wie­der was gelernt heu­te! Ganz herz­li­chen Dank für die­sen Bericht. Ich habe ihn auch ger­ne auf Face­book geteilt!

  8. Klaus THOMS sagt

    Lie­ber Herr Pohle,

    für einen Arti­kel im Jahr­buch der Deut­schen Exli­bris-Gesell­schaft (www.exlibris-deg.de) arbei­te ich ehren­amt­lich an einem Arti­kel über „Geschütz­te Orte“. Dar­in wür­de ich ger­ne eine Abbil­dung des Hun­dert­was­ser-Klos in Ihrem hoch­in­ter­es­san­ten Bericht in o.g. Arti­kel ver­wen­den. Das Jahr­buch ist eine Jah­res­ga­be für uns Mit­glie­der. Ich bekom­me kein Hono­rar. Bit­te geben Sie mir die Erlaub­nis zum kos­ten­lo­sen Abdruck des Fotos.
    Mit Dank und freund­li­chen Grüßen
    Klaus Thoms, Geldern
    (ab mor­gen in Süd­afri­ka, aber per Email erreichbar)

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