Zur Ilha de Ibo im Norden von Mosambik zu gelangen ist nicht ganz einfach – es sei denn man fliegt über Pemba direkt nach Ibo.
Meine letzte Station war Ilha de Mozambique und von dort machte ich mich frühmorgens mit dem Bus auf den Weg über Pemba zur Ilha de Ibo.
In meinem Hotel O Escondidinho hatte man mir vorsorglich am Vorabend ein Frühstück für die frühe Abreise vorbereitet und hingestellt.
So mache ich mich frisch gestärkt um kurz vor 4 Uhr auf den Weg.
Ich will erstmal ein paar Schritte gehen um aufzuwachen.
Draußen sind schon vereinzelt Minibusse unterwegs und schließlich lasse mich dann doch schon bald von einem Minibus für die erste Etappe ins 50km entfernte Namialo einsammeln.
An der dortigen Abzweigung steht dann um 6 Uhr der erste Fahrzeugwechsel an.
Natürlich ist der wartende Minibus bereits proppenvoll und davor eine dichte Traube von Menschen, die auch alle noch mitwollen.
Mein Rucksack wird mir von irgendwem einfach abgenommen und irgendwo verstaut.
Jetzt stehe ich im dichten Gedränge vor dem total überfüllten Bus.
Wildes Palaver und absolut kein Durchkommen.
Ich denke gerade: das geht ja gar nicht.
Gleichzeitig schießt mir noch ein anderer Gedanke durch den Kopf: ideale Situation für Taschendiebe!
Und schon spüre und sehe ich aus dem Augenwinkel eine Hand, die sich anschickt in meine rechte Hosentasche einzudringen. Ohne mich umzudrehen zuckt mein rechter Ellenbogen reflexartig nach schräg hinten.
Volltreffer!
Ich erwische den Eindringling direkt unterm Kinn.
Verdattert und erschrocken prallt er zurück, aber ich bin nun selbst erschrocken und in Rage. Wütend schreie ich ihn an.
Er und die Umstehenden scheinen verblüffenderweise deutsch zu sprechen oder zumindest zu verstehen, anders kann ich mir die Reaktion nicht erklären. Aber vielleicht ist es ja doch nur die Lautstärke, der Klang meiner Worte und mein wilder Gesichtsausdruck, der die nächsten Umstehenden für einen kurzen Moment zurückweichen und dem Möchtegern-Dieb in die so entstandene Gasse spurtend die Flucht ermöglicht.
Eine erinnerungswürdige Busfahrt…
Irgendwie werde ich dann doch noch in den Bus gezwängt und eine denkwürdige Fahrt beginnt. Ich sitze in der ersten Reihe, gleich an der Tür. Mir gegenüber, also mit dem Rücken zum Fahrer- und Beifahrersitz — und damit zur Fahrtrichtung — hocken ein paar Leute auf einer schmalen Erhöhung. Also, so richtig bequem kann das da nicht sein.
Mein rechtes Knie stößt gegen eine Betonwand: das linke Knie meines rechten Gegenüber. Er kann nicht weiter nachgeben und ich kann auch nicht weiter zurückweichen. So sitzen wir uns also gegenüber und treten quasi gegeneinander an: Knie gegen Knie.
Ein aussichtsloser Kampf, den keiner von uns beiden gewinnen kann.
Mein linkes Bein ist zwischen den Beinen meines linken Gegenübers eingekeilt. Mein Sitz ist so schmal, dass mein Po zur Hälfte in der Luft über leerem Niemandsland schwebt. Das ist auf Dauer ziemlich anstrengend.
Jedesmal, wenn die Tür geöffnet oder geschlossen wird, muss ich mich eng an meinen rechten Sitznachbarn pressen, weil sie sonst nicht geöffnet bzw. geschlossen werden kann. Wenn die Tür dann bei einem Stop geöffnet wird, falle ich quasi erst mal aus dem Auto.
Ich habe Platzangst und obendrein Angst einen Krampf zu bekommen.
Plötzlich wird mein Gegenüber nervös und versucht sich irgendwie ein paar Zentimeter aufzurichten – an seinem Gesicht spüre ich, dass sich bei ihm ein Krampf anzubahnen scheint.
Dann merke ich plötzlich selbst, wie sich bei mir ein Krampf anschleicht. In leichter Panik versuche ich mit einem gequälten Gesichtsausdruck ebenfalls meinen Körper ein paar Zentimeter zu bewegen. Die Sitznachbarn spüren meine Anspannung. Dann gelingt mir zum Glück eine kleine Bewegung, die reicht den Krampf zu verhindern. Erleichterung – auch bei den Umsitzenden.
Alles lacht befreit auf!
Am Ende meiner Reihe, direkt am Fenster, leidet eine Frau mit ihrem Kind auf den Knien still vor sich hin und übergibt sich in ein Tuch.
Ich muss daran denken, wie eine Freundin mir mal erzählt hat, dass sie diese Passagen in meinen Blogbeiträgen — so wie auch in „Parque Tayrona: Shit happens!“ — liebt.
Also, ich könnte gut und gerne darauf verzichten!
Ständig gibt es nervige Polizeikontrollen. Bei einigen muss der Fahrer aussteigen. Er schnappt sich dann seinen Plastikfolder mit den Papieren und folgt dem Polizisten. Ich gehe mal davon aus, dass hier auch ein paar Scheine den Besitzer wechseln, kann es aber nicht sehen.
Selbst ich werde zweimal kontrolliert und muss meinen Pass vorzeigen. Dabei scheint das Interesse der Polizisten eigentlich mehr den Visa von Kambodscha und Myanmar zu gelten. Dann blättern sie alles in Ruhe durch und ich bekomme den Pass ohne Kommentar zurück.
Der Rekord ist: 3 Kontrollen innerhalb von 5 Kilometern!
Nach langer Zeit bekomme ich vom Kassierer einen besseren Platz in der dritten Reihen am Fenster zugeteilt, allerdings auf der heißen Sonnenseite.
Egal!
Kaum fühle ich mich heimisch und habe zumindest meine Ruh beim ein- und aussteigen, kommt es wieder zu einem Buswechsel.
Scheisse!
Dafür ist mein jetziger Platz strategisch nämlich ganz schlecht.
Natürlich komme ich als letzter zum bereits voll besetzten Bus.
Ich muss wieder zurück auf Los und bekomme erneut die Arschkarte an der Einstiegstür.…
Mosambik Info
Währung: 1 € = 40,33 Meticals (MT) Stand 12/2014
Inzwischen hat sich die Währung geändert 1 € = 76,25 MZN Stand 3/2018
Reisezeit: November
Wetter: Durchgehend Sonne. Heiß.
Weiterreise von Ilha de Mozambique nach Pemba / Ilha de Ibo
Um 4 Uhr morgens von Ilha de Mosambik mit Chappa 50km nach Namialo. Von dort weiter mit Minibus, (400 MT für die 334 km) nach Pemba, wo ich um 13 Uhr ankomme.
Pemba (Zentrum)
Unterkunft: das zentral gelegene Residencial Lys, (Rua 1 de Maio) Mein Zimmer mit Bad/AC kostet 1.300 MT
Pensao Baia, gegenüber Telekomminkation, kein Schild, davor stehen einige Tische, dieselbe Straße wie Residencial Lys
Hotel Cabo Delgado, wird offensichtlich seit längerem renoviert.