Mallorca, Spanien
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Wo Pal­ma noch Pal­ma ist: Wo sind die Traditionsgeschäfte?

Palmas Traditionsgeschäfte: Bäckerei Forn des Teatre Copyright Peter Pohle

Ich bin unter­wegs auf Spu­ren­su­che nach alt­ein­ge­ses­se­nen Tra­di­ti­ons­ge­schäf­ten in Pal­ma. Gibt es die über­haupt noch? Und wenn ja, wo?

Vie­le Städ­te lei­den unter Gen­tri­fi­zie­rung. Ein Ort wie Pal­ma, der zu einem Groß­teil vom Tou­ris­mus lebt, hat es da beson­ders schwer. Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­lä­den, inter­na­tio­na­le Mode­ket­ten, Fast-Food-Läden oder luxus­sa­nier­te Woh­nun­gen trei­ben die Mie­ten ins Uner­mess­li­che. Das führt zu einem Ster­ben der alt­ein­ge­ses­se­nen Tra­di­ti­ons­ge­schäf­te in Palma!
Immer­hin, es gibt noch welche.

Palmas Traditionsgeschäfte: Las Columnas in Palma de Mallorca

Las Colum­nas in Pal­ma de Mallorca

Die Stadt Pal­ma hat die Zei­chen der Zeit erkannt und eine Art Not­fall­plan erstellt.
Eine jähr­lich aktua­li­sier­te Bro­schü­re führt beson­ders schüt­zens­wer­te Läden und Loka­le von Pal­ma auf. Der­zeit sind es ca 90, die die Kri­te­ri­en wie zB Alter des Geschäf­tes oder denk­mal­ge­schütz­te Ele­men­te in der Archi­tek­tur erfüllen.
Es gibt steu­er­li­che Ver­güns­ti­gun­gen und auch den Tou­ris­ten sol­len durch spe­zi­el­le Stadt­füh­run­gen die­se Tra­di­ti­ons­ge­schäf­te, Bars, Cafés und Restau­rants nahe­ge­bracht werden.
Ich per­sön­lich fän­de es aller­dings wesent­lich sinn­vol­ler und vor allem zeit­ge­mä­ßer einen Link zu einer Web­sei­te zu machen auf der die in der Lis­te auf­ge­führ­ten Loka­li­tä­ten mar­kiert sind.

Auf einem Stadt­bum­mel habe ich eini­ge die­ser his­to­ri­schen  Tra­di­ti­ons­ge­schäf­te, Restau­rants und Cafés besucht.

Palmas Traditionsgeschäfte: Colmado St. Domingo Copyright Peter Pohle PetersTravel

Pal­mas Tra­di­ti­ons­ge­schäf­te: Col­ma­do St. Domingo

Bäcke­rei Forn des Teatre

Ich bin sicher, jeder kennt die Bäcke­rei Forn des Teat­re an der Pla­ça Wey­ler 9. Selbst, wenn man nicht dort ein­kauft, kennt man doch zumin­dest das Schild über dem Ein­gang und hat die Aus­la­gen stu­diert. Die Fas­sa­de des denk­mal­ge­schütz­ten Hau­ses beher­bergt die wohl am häu­figs­ten foto­gra­fier­te Bäcke­rei Palmas.
Der ehe­ma­li­ge Besit­zer hat­te wegen einer dras­ti­schen Miet­erhö­hung das Hand­tuch gewor­fen. Danach war die Kult­bä­cke­rei eine Wei­le geschlossen.
Der neue Besit­zer Tom­eu Arbo­na ist von berufs­we­gen Phy­sio­ter­a­peut. Als er sei­nen Job ver­lor, beschloss er eine Bäcke­rei zu eröff­nen, die For­net de la Soca. Die wie­der­um lief so gut, dass er schließ­lich im Mai 2018 das legen­dä­re Forn des Teat­re über­nahm. Mit etwas Glück könnt ihr bei dem Fami­li­en­be­trieb in die tra­di­tio­nel­le Ori­gi­nal Back­stu­be wer­fen, zu der vom Laden eine Trep­pe in den Kel­ler führt. Hier wer­den auch heu­te noch die Back­wa­ren frisch zubereitet.

Deli­ka­tes­sen­la­den La Pajarita

Der Fein­kost­la­den La Paja­ri­ta in der San Nico­las 2–4 wur­de 1872 gegrün­det. Heu­te gehört er der 5ten Gene­ra­ti­on der­sel­ben Fami­lie. Da ihnen auch das Haus gehört, wird er sicher an die­ser Stel­le fortbestehen.
Ursprüng­lich dreh­te sich alles um Scho­ko­la­de und ande­re Süßig­kei­ten. 1972 wur­de der Laden auf­ge­teilt: hin­zu kam eine Delikatessenabteilung.
Zum treu­en Kun­den­kreis der Ein­hei­mi­schen gehört auch die spa­ni­sche Königsfamilie.

Javier Mulet (66) vor seinem Delikatessenladen La Pajarita

Javier Mulet (66) vor sei­nem Deli­ka­tes­sen­la­den La Pajarita

Spiel­zeug­la­den & Pup­pen­ge­schäft La Industrial

Pas d’en Quint, 8
Nur ein paar Schrit­te vom La Paja­ri­ta befin­det sich der im Jahr 1828 gegrün­de­te, ältes­te tra­di­tio­nel­le Spiel­wa­ren­la­den von Pal­ma: Jugue­tes La Indus­tri­al. Die Eigen­tü­me­rin Con­cep­cio Agui­lo erzählt, dass es dort in den Anfangs­jah­ren nur Haus­halts­wa­ren gab. Die wur­den dann spä­ter durch tra­di­tio­nel­les Holz­spiel­zeug und vor allem Pup­pen ersetzt.
Auch in die­sem Fall gehört das Haus der Inha­ber­fa­mi­lie. Das bedeu­tet, dass sie vor Miet­preis­er­hö­hun­gen geschützt sind.

Traditionsgeschäfte in Palma: Schaufenster vom Spielwarenladen La Industrial

Tra­di­ti­ons­ge­schäf­te in Pal­ma: Spiel­wa­ren­la­den La Industrial

Traditionsgeschäfte in Palma: Schaufenster vom Spielwarenladen La Industrial

Fein­kost­la­den Col­ma­do St. Domingo

Car­rer de Sant Dom­in­go, 1
Am Sobrasa­da — Col­ma­do St. Dom­in­go in einer Fuß­gän­ger­gas­se geht defi­ni­tiv kein Tou­rist vor­bei, ohne nicht zumin­dest ste­hen­zu­blei­ben oder den Laden zu betre­ten. In dem 1886 gegrün­de­ten Deli­ka­tes­sen­la­den hängt der Him­mel vol­ler Wurst­spe­zia­li­tä­ten (Sobrasa­das). Dar­über hin­aus gibt es jede Men­ge für die mal­lor­qui­ni­sche Küche typi­sche Produkte.

Pal­mas Tra­di­ti­ons­ge­schäf­te: Eigen­tü­mer Pedro Amen­gu­al vor dem Col­ma­do St. Domingo

Café Juan de Sai­go / Ca’n Joan de S’Aigo

Car­rer de Can Sanç, 10
Das C‘an Joan de S’Aigo gab es bereits 1700!
Man muss schon etwas suchen, um es zu fin­den. Es liegt näm­lich etwas ver­steckt in der Car­rer de Can Sanç und nicht auf dem Tram­pel­pfad der Tou­ris­ten. Irgend­wie erin­nert mich das Lokal mit sei­nen ein­fa­chen Holz­stüh­len und den Tischen mit Mar­mor­plat­ten an ein klas­si­sches Wie­ner Caféhaus.
Wenn man es dann ein­mal gefun­den hat, kann man ein­fach nicht genug von der lecke­ren Trink-Scho­ko­la­de und all den köst­li­chen tra­di­tio­nel­len Back­wa­ren, wie zB den klas­si­schen Ensai­ma­das bekommen.
Tou­ris­ten, die sich hier­her ver­ir­ren tref­fen auf alt­ein­ge­ses­se­ne Mal­lor­qui­ner und Locals aller Alters­grup­pen aus ganz Palma.

Palmas Traditionsgeschäfte: Café C‘an Joan de S’Aigo Copyright Peter Pohle PetersTravel

Café C‘an Joan de S’Aigo

Palmas Traditionsgeschäfte: Leckereien im Café Ca'n Joan de S'Aigo in Palma de Mallorca

Korb­flech­te­rei Mim­bre­ría Vidal

Car­rer dels Hos­tals, 4
Eine ganz ande­re Tra­di­ti­on pflegt die Mim­bre­ría Vidal im Vier­tel Sin­di­cat. Die­ser auf Korb- und Flecht­wa­ren spe­zia­li­sier­te Laden ist seit 1955 in Fami­li­en­be­sitz. Hier wer­den garan­tiert nur spa­ni­sche Pro­duk­te ver­kauft. Im hin­te­ren Raum fin­det der Käu­fer anschei­nend alles, was auch nur im Ent­fern­tes­ten mit Flecht­wa­ren zu tun hat. Der Best­sel­ler ist die typisch mal­lor­qui­ni­sche Tasche aus Palm­blät­tern. Davon gibt es reich­lich. In jedem erdenk­ba­ren Stil. Aller­dings kom­men die mitt­ler­wei­le aus dem Nord­os­ten Mallorcas.

Palmas Traditionsgeschäfte: Tomar Vidal vor der Mimbreria Vidal

Tomar Vidal vor der Mim­bre­ria Vidal

Palmas Traditionsgeschäfte: Korbflechterei Mimbreria Vidal

Pal­mas Tra­di­ti­ons­ge­schäf­te: Mim­bre­ria Vidal

Kurz­wa­ren­la­den Mer­ce­ria „Ca Donya Àngela”

Defi­ni­tiv aus einer ande­ren Zeit stammt der in der elf­ten Gene­ra­ti­on geführ­te Kurz­wa­ren­la­den „Ca Donya Ànge­la” aus dem Jah­re 1685. Hier wer­den Näh­sei­den in allen Far­ben, Knöp­fe in allen Grö­ßen und For­men ver­kauft. Ja, sogar die in der Nach­kriegs­zeit so berühm­ten Bur­da-Schnitt­mus­ter scheint es noch zu geben!
Zum Glück gehört das Haus Miguel Aguiló, der den Kurz­wa­ren­la­den zusam­men mit sei­ner Frau führt. Man hat ihm schon viel Geld gebo­ten, aber er will die Tra­di­ti­on fort­füh­ren. Er wird wohl der Letz­te in der Ket­te sein.

Palmas Traditionsgeschäfte: Miguel Aguiló in seinem Kurzwarenladen „Ca Donya Àngela”

Miguel Aguiló in sei­nem Kurz­wa­ren­la­den „Ca Donya Àngela”

Tra­di­tio­nel­le Restau­rants & Bars von Palma

Natür­lich darf ich an die­ser Stel­le nicht ver­ges­sen über das Aus­ster­ben der tra­di­tio­nel­len Loka­le zu berich­ten. Ich selbst gehe auch jetzt noch sehr ger­ne in den uri­gen Cel­ler Sa Pren­sa und genie­ße die mal­lor­qui­ni­schen Spe­zia­li­tä­ten. Zum Glück gibt es ihn noch. 

Ein ande­res, sehr popu­lä­res Lokal wie die aus dem Jahr 1930 stam­men­de tra­di­ti­ons­rei­che Bar Cris­tal an der Pla­ça d’Espanya muss­te dage­gen auf­ge­ben. Die Ver­fünf­fa­chung der Mie­te war denn doch zuviel. Dabei hat­te Pal­ma hier noch Glück im Unglück. Statt eines Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­la­dens über­nahm in letz­ter Minu­te der Deut­sche Hel­mut Cle­mens das Lokal. Aber das ist eher die Ausnahme.
Er unter­stützt mit sei­nem Restau­rant Es Rebost die Hand­wer­ker und Land­wirt­schaft Pal­mas. Alle Pro­duk­te und auch die Ein­rich­tung stam­men aus mal­lor­qui­ni­scher oder zumin­dest spa­ni­scher Produktion.

Restaurant Es Rebost in Palma Copyright PetersTravel

Restau­rant Es Rebost in Pal­ma de Mal­lor­ca, Avda. Jau­me III, 20

Ich hof­fe, dass sich auch ande­re tra­di­tio­nel­le Loka­le wie die Bar Móna­co, Bar Cen­tral, Bar Pla­ta, die Bode­ga Bell­ver, das Cafè Can Mar­tí oder die legen­dä­re Bar Bosch am Anfang des Pass­eig des Born noch lan­ge hal­ten können.

Gewohnt habe ich pri­vat im super­zen­tra­len Hotel Born für 100 € im Einzelzimmer.
Beim nächs­ten Mal wer­de ich das zen­tra­le Bron­do Archi­tect Hotel testen.

Ohne all die tra­di­tio­nel­len Restau­rants, Bars, Cafés, Bäcke­rei­en oder Geschäf­te ver­liert Pal­ma sein Gesicht und ist nicht mehr das Pal­ma, das ich liebe!

Lest auch mei­nen Bei­trag mit aktuellen
 Insi­der-Tipps zu Palma

Palmas Traditionsgeschäfte: Bäckerei Forn des Teatre. Eigentümer präsentieren ihre Leckereien

Mei­ne Rei­se nach Pal­ma de Mal­lor­ca wur­de unter­stützt durch die Fund­ación Turis­mo Pal­ma 365

Eure Beloh­nung für mei­nen Bei­trag ist es, wenn Ihr ihn auf Eurem Social Net­work teilt. Danke!

6 Kommentare

  1. Regina sagt

    Hal­lo Peter,
    ich fin­de Dei­nen neu­es­ten Bericht von Palma’s Tra­di­ti­ons­ge­schäf­ten echt super.
    Vie­len Dank für Dei­nen Ein­satz Pal­ma von der schö­nen Sei­te zu zeigen.

    Lie­be Grü­ße aus Palma
    Regina

  2. Hal­lo Peter,

    end­lich mal ein Bericht mit Sub­stanz. Eine tol­le Samm­lung hast du zusam­men getra­gen. Da kriegt man (fast) Lust auf mal­lor­ca, obwohl mich die Insel sonst nicht so sehr reizt. Ich war ein­mal da und irgend­wie hat sie mein Herz nicht berührt.

    Herz­li­che Grüße
    Liane

  3. Toll, daß ich den Bei­trag gefun­den habe. Frau Sabi­nes hat Dich vor­ge­stellt. Ich war erst drei mal in Pal­ma und fin­de es so schön. Ich will die Stadt noch erfor­schen da kom­men Dei­ne Tipps gera­de recht. Herz­li­che Grü­ße Gabi

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