Ich bin unterwegs auf Spurensuche nach alteingesessenen Traditionsgeschäften in Palma. Gibt es die überhaupt noch? Und wenn ja, wo?
Viele Städte leiden unter Gentrifizierung. Ein Ort wie Palma, der zu einem Großteil vom Tourismus lebt, hat es da besonders schwer. Telekommunikationsläden, internationale Modeketten, Fast-Food-Läden oder luxussanierte Wohnungen treiben die Mieten ins Unermessliche. Das führt zu einem Sterben der alteingesessenen Traditionsgeschäfte in Palma!
Immerhin, es gibt noch welche.
Die Stadt Palma hat die Zeichen der Zeit erkannt und eine Art Notfallplan erstellt.
Eine jährlich aktualisierte Broschüre führt besonders schützenswerte Läden und Lokale von Palma auf. Derzeit sind es ca 90, die die Kriterien wie zB Alter des Geschäftes oder denkmalgeschützte Elemente in der Architektur erfüllen.
Es gibt steuerliche Vergünstigungen und auch den Touristen sollen durch spezielle Stadtführungen diese Traditionsgeschäfte, Bars, Cafés und Restaurants nahegebracht werden.
Ich persönlich fände es allerdings wesentlich sinnvoller und vor allem zeitgemäßer einen Link zu einer Webseite zu machen auf der die in der Liste aufgeführten Lokalitäten markiert sind.
Auf einem Stadtbummel habe ich einige dieser historischen Traditionsgeschäfte, Restaurants und Cafés besucht.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Bäckerei Forn des Teatre
- 2 Delikatessenladen La Pajarita
- 3 Spielzeugladen & Puppengeschäft La Industrial
- 4 Feinkostladen Colmado St. Domingo
- 5 Café Juan de Saigo / Ca’n Joan de S’Aigo
- 6 Korbflechterei Mimbrería Vidal
- 7 Kurzwarenladen Merceria „Ca Donya Àngela”
- 8 Traditionelle Restaurants & Bars von Palma
Bäckerei Forn des Teatre
Ich bin sicher, jeder kennt die Bäckerei Forn des Teatre an der Plaça Weyler 9. Selbst, wenn man nicht dort einkauft, kennt man doch zumindest das Schild über dem Eingang und hat die Auslagen studiert. Die Fassade des denkmalgeschützten Hauses beherbergt die wohl am häufigsten fotografierte Bäckerei Palmas.
Der ehemalige Besitzer hatte wegen einer drastischen Mieterhöhung das Handtuch geworfen. Danach war die Kultbäckerei eine Weile geschlossen.
Der neue Besitzer Tomeu Arbona ist von berufswegen Physioterapeut. Als er seinen Job verlor, beschloss er eine Bäckerei zu eröffnen, die Fornet de la Soca. Die wiederum lief so gut, dass er schließlich im Mai 2018 das legendäre Forn des Teatre übernahm. Mit etwas Glück könnt ihr bei dem Familienbetrieb in die traditionelle Original Backstube werfen, zu der vom Laden eine Treppe in den Keller führt. Hier werden auch heute noch die Backwaren frisch zubereitet.
Delikatessenladen La Pajarita
Der Feinkostladen La Pajarita in der San Nicolas 2–4 wurde 1872 gegründet. Heute gehört er der 5ten Generation derselben Familie. Da ihnen auch das Haus gehört, wird er sicher an dieser Stelle fortbestehen.
Ursprünglich drehte sich alles um Schokolade und andere Süßigkeiten. 1972 wurde der Laden aufgeteilt: hinzu kam eine Delikatessenabteilung.
Zum treuen Kundenkreis der Einheimischen gehört auch die spanische Königsfamilie.
Spielzeugladen & Puppengeschäft La Industrial
Pas d’en Quint, 8
Nur ein paar Schritte vom La Pajarita befindet sich der im Jahr 1828 gegründete, älteste traditionelle Spielwarenladen von Palma: Juguetes La Industrial. Die Eigentümerin Concepcio Aguilo erzählt, dass es dort in den Anfangsjahren nur Haushaltswaren gab. Die wurden dann später durch traditionelles Holzspielzeug und vor allem Puppen ersetzt.
Auch in diesem Fall gehört das Haus der Inhaberfamilie. Das bedeutet, dass sie vor Mietpreiserhöhungen geschützt sind.
Feinkostladen Colmado St. Domingo
Carrer de Sant Domingo, 1
Am Sobrasada — Colmado St. Domingo in einer Fußgängergasse geht definitiv kein Tourist vorbei, ohne nicht zumindest stehenzubleiben oder den Laden zu betreten. In dem 1886 gegründeten Delikatessenladen hängt der Himmel voller Wurstspezialitäten (Sobrasadas). Darüber hinaus gibt es jede Menge für die mallorquinische Küche typische Produkte.
Café Juan de Saigo / Ca’n Joan de S’Aigo
Carrer de Can Sanç, 10
Das C‘an Joan de S’Aigo gab es bereits 1700!
Man muss schon etwas suchen, um es zu finden. Es liegt nämlich etwas versteckt in der Carrer de Can Sanç und nicht auf dem Trampelpfad der Touristen. Irgendwie erinnert mich das Lokal mit seinen einfachen Holzstühlen und den Tischen mit Marmorplatten an ein klassisches Wiener Caféhaus.
Wenn man es dann einmal gefunden hat, kann man einfach nicht genug von der leckeren Trink-Schokolade und all den köstlichen traditionellen Backwaren, wie zB den klassischen Ensaimadas bekommen.
Touristen, die sich hierher verirren treffen auf alteingesessene Mallorquiner und Locals aller Altersgruppen aus ganz Palma.
Korbflechterei Mimbrería Vidal
Carrer dels Hostals, 4
Eine ganz andere Tradition pflegt die Mimbrería Vidal im Viertel Sindicat. Dieser auf Korb- und Flechtwaren spezialisierte Laden ist seit 1955 in Familienbesitz. Hier werden garantiert nur spanische Produkte verkauft. Im hinteren Raum findet der Käufer anscheinend alles, was auch nur im Entferntesten mit Flechtwaren zu tun hat. Der Bestseller ist die typisch mallorquinische Tasche aus Palmblättern. Davon gibt es reichlich. In jedem erdenkbaren Stil. Allerdings kommen die mittlerweile aus dem Nordosten Mallorcas.
Kurzwarenladen Merceria „Ca Donya Àngela”
Definitiv aus einer anderen Zeit stammt der in der elften Generation geführte Kurzwarenladen „Ca Donya Àngela” aus dem Jahre 1685. Hier werden Nähseiden in allen Farben, Knöpfe in allen Größen und Formen verkauft. Ja, sogar die in der Nachkriegszeit so berühmten Burda-Schnittmuster scheint es noch zu geben!
Zum Glück gehört das Haus Miguel Aguiló, der den Kurzwarenladen zusammen mit seiner Frau führt. Man hat ihm schon viel Geld geboten, aber er will die Tradition fortführen. Er wird wohl der Letzte in der Kette sein.
Traditionelle Restaurants & Bars von Palma
Natürlich darf ich an dieser Stelle nicht vergessen über das Aussterben der traditionellen Lokale zu berichten. Ich selbst gehe auch jetzt noch sehr gerne in den urigen Celler Sa Prensa und genieße die mallorquinischen Spezialitäten. Zum Glück gibt es ihn noch.
Ein anderes, sehr populäres Lokal wie die aus dem Jahr 1930 stammende traditionsreiche Bar Cristal an der Plaça d’Espanya musste dagegen aufgeben. Die Verfünffachung der Miete war denn doch zuviel. Dabei hatte Palma hier noch Glück im Unglück. Statt eines Telekommunikationsladens übernahm in letzter Minute der Deutsche Helmut Clemens das Lokal. Aber das ist eher die Ausnahme.
Er unterstützt mit seinem Restaurant Es Rebost die Handwerker und Landwirtschaft Palmas. Alle Produkte und auch die Einrichtung stammen aus mallorquinischer oder zumindest spanischer Produktion.
Ich hoffe, dass sich auch andere traditionelle Lokale wie die Bar Mónaco, Bar Central, Bar Plata, die Bodega Bellver, das Cafè Can Martí oder die legendäre Bar Bosch am Anfang des Passeig des Born noch lange halten können.
Gewohnt habe ich privat im superzentralen Hotel Born für 100 € im Einzelzimmer.
Beim nächsten Mal werde ich das zentrale Brondo Architect Hotel testen.
Ohne all die traditionellen Restaurants, Bars, Cafés, Bäckereien oder Geschäfte verliert Palma sein Gesicht und ist nicht mehr das Palma, das ich liebe!
Lest auch meinen Beitrag mit aktuellen
Insider-Tipps zu Palma
Hallo Peter,
ich finde Deinen neuesten Bericht von Palma’s Traditionsgeschäften echt super.
Vielen Dank für Deinen Einsatz Palma von der schönen Seite zu zeigen.
Liebe Grüße aus Palma
Regina
[…] Weiterer Beitrag zu Palma: Wo Palma noch Palma ist — Traditionsgeschäfte in Palma […]
Hallo Peter,
endlich mal ein Bericht mit Substanz. Eine tolle Sammlung hast du zusammen getragen. Da kriegt man (fast) Lust auf mallorca, obwohl mich die Insel sonst nicht so sehr reizt. Ich war einmal da und irgendwie hat sie mein Herz nicht berührt.
Herzliche Grüße
Liane
Hallo Liane,
du solltest die Hochsaison möglichst vermeiden!
BG, Peter
Toll, daß ich den Beitrag gefunden habe. Frau Sabines hat Dich vorgestellt. Ich war erst drei mal in Palma und finde es so schön. Ich will die Stadt noch erforschen da kommen Deine Tipps gerade recht. Herzliche Grüße Gabi
[…] Und wenn du dich für die traditionellen Geschäfte in Palma interessierst, dann schau doch mal bei Peters Travel vorbei, der sich das alles ausführlich angeschaut […]