Die Ilha de Mozambique war eigentlich der Grund, weswegen ich schon immer mal in diese Ecke und insbesondere nach Mosambik wollte. Nicht zuletzt Bob Dylan hat durch seine Erwähnung in einem Song – ich weiß nicht mehr in welchem und worum es überhaupt ging — dazu beigetragen. Seit der Zeit spukte es immer wieder durch meinen Kopf.
Wenn man nicht mit dem Flieger anreist, führt kein Weg an Nampula vorbei. Dorthin bin ich von Cuamba mit dem Zug angereist.
Abgestiegen bin ich in Nampula im Ruby Back Packer. Der gehört dem deutschen Uwe, der hier seit 15 Jahren mit seiner einheimischen Frau Claudia lebt.
Ursprünglich lebten sie auf Ilha wie man hier für Ilha de Mozambique sagt. Dort haben sie damals eine Ruine liebevoll mit Innenhof und einer Dachterrasse komplett neu aufgebaut und einen Backpacker aufgemacht. Und dort waren sie glücklich. Später hat es sie wegen der Ausbildung ihrer zwei Kinder notgedrungen nach Nampula verschlagen, aber ihr Ruby auf Ilha haben sie natürlich behalten.
„Kein Grund früh aufzustehen, wenn du zur Ilha willst“ hatte mir Uwe am Vorabend gesagt. Also bin ich auch erst um halb neun gestartet.
Von Nampula sind es mit dem Chappa ungefähr 190km bis zur Insel.
Unterwegs passieren wir immer wieder Polizeikontrollen. Die Polizisten werden offensichtlich jämmerlich bezahlt und so ist es ganz natürlich, dass sie irgendwie ihren Monatslohn aufbessern müssen. Auch ich muss immer wieder meinen Pass vorzeigen und mein Visum kontrollieren lassen.
Von den Straßenhändlern, die bei jedem kleinsten Stop den Bus bestürmen erstehe ich eine große Tüte mit Cashew-Nüssen, das knappe Pfund für 20MT, umgerechnet ca 0,50€!
Am Ende der Autostraße muss ich schließlich in ein kleineres Fahrzeug umsteigen: mittlerweile führt nämlich eine 3.8km lange, einspurige Brücke auf das Weltkulturerbe, die Ilha de Mozambique.
Dort angekommen werde ich von zwei kleinen Jungen zum Ruby begleitet.
Ilha de Mozambique – Die Vergangenheit
Erste Kontakte mit Europäern gab es offensichtlich Ende des 15ten Jhdt. zwischen Vasco da Gama und dem Inselscheich Moussa Ben Mbiki, von dem auch der Name der Insel hergeleitet wird. War dieser Kontakt offenbar noch friedlich, so besetzten 1506 die Portugiesen die Insel und errichteten 2 Jahre später das mächtige Fort São Sebastião an der nördlichen Spitze.
Das ganze war eine sauteure Angelegenheit, denn für den Bau wurden alle Steine einzeln nummeriert von Europa hierher verfrachtet!
Zu Kolonialzeiten wurden von hier Tausende von Sklaven verkauft und darüber hinaus das asiatisch-afrikanische Handelsnetz betrieben.
So wurden Waren nach Sansibar, Goa und Macau verladen.
Bis zum Ende des 19. Jhdt. war die Insel Sitz zahlreicher bedeutender Persönlichkeiten, wie Generalgouverneur oder Bischof; es gab sogar einen deutschen Konsul. Viele Handelshäuser aus Frankreich, der Schweiz und Deutschland waren vertreten. Zahlreiche Häuser im Kolonialstil, eine Kathedrale oder der Gouverneurspalast zeugen von diesen Zeiten.
Ilha de Mocambique war bis Ende 1898 die Hauptstadt der portugiesischen Kolonie – und wurde erst dann durch die Stadt Maputo abgelöst.
Heutzutage verfällt die Ilha de Mocambique zunehmend.
Schuld daran sind nicht zuletzt die lang anhaltenden Bürgerkriege (1977–92) nach dem Abzug der Portugiesen.
Ilha de Mozambique – Mein Eindruck
Die schmale Insel, ist maximal 3 km lang, 500 m breit und
hat eine Fläche von 1.5 qkm.
Laut Wikipedia gibt es dort 14.000 Einheimische, was ich nicht so richtig glauben mag.
Die Insel ist arm und verströmt einen morbiden Charme.
Sie gliedert sich in das nördliche Stone Town mit den Verwaltungsgebäuden, den verfallenen Kolonialbauten und einer handvoll restaurierter Unterkünfte. Hier scheint zur Zeit noch am meisten wiederhergestellt zu werden. An vielen Stellen wird gemalert, gewerkelt und gebaut. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass vieles im Aufbruch ist.
Im südlichen Teil liegt Makuti Town, wo heutzutage die Fischer und der größte Teil der Bevölkerung in schilfgedeckten, ärmlichen Hütten lebt.
Zwischen den beiden Teilen liegt der Markt, gegenüber dem Hospital.
Seit 1991 gehört die Insel wegen ihrer Kolonialbauten aus dem 16. bis 19. Jhdt. zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ich besichtige den ehemaligen Gouverneurspalast.
In die Räume darf ich nur in Begleitung eines Führers, der mir dafür alles auf englisch erläutert. Der Salon, die Küche, Speiseräume und vor allem das Schlafzimmer, das immer für den Besuch des portugiesischen Königs freigehalten wurde – der tauchte allerdings nie auf.
Es ist heiß und so betrete ich einen kleinen Laden, der ein paar verblichene Cornflakepackungen im Schaufenster ausgestellt hat. Innen ist es düster. Nackter Steinboden. Es gibt nur einen kleinen, einfachen Tresen mit einer Kasse. An der Wand sind ein paar Regalbretter. Darauf ein paar Konserven, einige Flaschen Ketchup und ein paar Seifen und Shampoos. In einer Ecke steht ein Kühlschrank mit Glastür. Die Verkäuferin sitzt vor dem Laden im Schatten und unterhält sich mit einer Freundin. Nach einer Weile folgt sie mir und schaut mich fragend an. Ich nehme eine große Flasche eisklates Wasser aus dem Kühlschrank. Als ich zahlen will, merke ich, dass ich kein Geld dabeihabe.
„No problem“ sagt sie, „pay later“.
Besonders angetan hat es mir das zentral gelegene Hospital mit seinem Eingangs-Portal (mein Titelbild) und seinen verschiedenen Nebengebäuden.
Ich kann stundenlang durch die schmalen, verwinkelten Gassen streifen.
Einmal gehe ich durch einen verfallenen Eingang, klettere über ein paar Balken und lande plötzlich in einem trostlosen, offenen Hinterhof. Ringsum umgeben mich Schutt und Mauerreste. Alles ist von wildem Gestrüpp überwuchert. In der Mitte, im Boden, eine Öffnung wie von einem Brunnenschacht. An der gegenüberliegenden Seite weht vor einem Eingang ein schmutziger, zerrissener Vorhang. Plötzlich wird er ein Stück zur Seite gerafft und ein 6 Jahre altes Kind beobachtet mich neugierig und schweigend aus dunklen Augen. Dahinter erscheint jetzt eine Frau, überrascht mich hier in ihrem Wohnzimmer zu sehen.
Ich bin mindestens ebenso überrascht, denn ich hatte hier kein Leben erwartet. Ich grüße freundlich, winke dem verschüchterten Kind ein Bye Bye zu und ziehe mich zurück.
Infoteil
Währung: 1 € = 40,33 Meticals (MT) Stand 12/2014
Reisezeit: November
Wetter: Durchgehend Sonne. Heiß.
Nampula
Unterkunft: Ruby Backpacker, gehört dem Deutschen Uwe und seiner Frau Claudia.
Chappa/Minibus nach Ilha de Mozambique:
Um 8:30 zum Bahnhof von dort mit Chappa nach „Rex“(Vorort); dort wartet man an der Straße auf einen Minibus. 180km zur Ilha de Mozambique.
Nach Cuamba, Pemba (400 MT, gut 5 Stunden), Maputo, Chimoio (1.400 MT um 3(!) Uhr morgens) fahren die üblichen Busse wie Nagi, M‑Boy, Maninge Nice etc.
Ilha de Mozambique
Unterkünfte
Villa Sand, gehoben; mit kleinem Pool, 200 US$; stylish. Von der Terrasse genießt man den Sonnenuntergang über dem Meer.
MEIN TIPP: O Escondidinho, schönes Kolonialgebäude mit Restaurant, Garten mit Pool. Zimmer mit AC ab 1.700 Metical incl. Frühstück, hohe, luftige Räume mit großen Fenstern. Freies Internet/24 Stunden. Gutes Preis/Leistungsverhältnis. Mein Zimmer hatte ein eigenes externes Bad mit Schlüssel! Als ich um 4 Uhr morgens abreiste wurde mein Frühstück am Vorabend vorbereitet und bereitgestellt.
Ruby Backpacker, gehört Uwe (siehe Nampula). Dorm 550 MT; Zimmer ab 1.300 Metical incl Früstück, Zimmer ist stickig und hat keinen Durchzug, da nur kleines Fenster zum Innenhof. Schöne Dachterrasse; gelegentlich Kino auf der Dachterrasse. Internet von 18–06 Uhr (macht allerdings, was es will).
Patio das Quintalinhas/Casa do Gabriel, Zimmer ab 1.700 Metical, kleiner Pool, kleiner Patio, gegenüber der Moschee
Mooxelelyalda, komplizierter Name, aber große, hohe, angenehme Zimmer ab 1.000 MT, dafür kein Internet, ein paar Schritte vom Restaurant Ancora de Ouro.
Restaurants
Flor de Rosa (schräg gegenüber vom Hospital), italienisch, an der Ecke der Hauptstraße, geschmackvoll. Sehr schöner Dachgarten zum chillen und konsumieren. Sonntags geschlossen.
MEIN TIPP: Sara (nahe Hospital). Die mittlere von drei „Kneipen“ sieht von vorne (Bar) unscheinbar aus. Zum Restaurant mit einheimischer Küche geht man nach hinten durch. Es öffnet sich ein offener Hof mit einem großen Baum in der Mitte um den gekocht wird. Dienstags geschlossen.
Ancora de Ouro, Schöne Einrichtung, stolze Preise. Mittwochs geschlossen.
Ausflüge
Ilha Blue Island Safaris (von Gayle und Peter)
zB zur Ilha das Cobras (Snake Island) mit einer Übernachtung/Verpflegung 2.500 Metical. Soll sehr schön sein. Mein Trip dorthin wurde leider wegen zu stürmischem Wetter abgeblasen.
Tagesausflug zum Baobab Island (1.100 Metical incl. Mittagessen. Eine Abwechslung, aber nicht wirklich aufregend. Es wurde nicht mal Schnorchel-Ausrüstung gestellt!) oder zur Goa Island.
Ilha de Mozambique ist keine ausgespochene Badeinsel!
Baden ist aber am Pier, oder ein paar Schritte entfernt am Strand auf der anderen Seite der Insel möglich.