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Mosam­bik: 12 Stun­den Zug­fahrt — Von Cuam­ba nach Nampula

Mosambik, Bahnhof von Cuamba 2

… aber erst­mal muss ich über­haupt von Metan­gu­la nach Cuam­ba,  an den Start­punkt der Bahn­li­nie kommen.
Und so war­te ich um 6 Uhr abfahr­be­reit vor mei­ner Tür.

Und tat­säch­lich, dies­mal sieht alles gut aus. Ein halb­vol­ler Mini­bus stoppt vor mir und mein Gepäck wird eingeladen.
Ich soll in der letz­ten Rei­he Platz nehmen.
Ich has­se die letz­te Reihe.
Ich fra­ge mich oft, wie man da raus­kom­men soll, wenn etwas passiert.
Nicht, dass es in den Rei­hen davor wesent­lich ein­fa­cher wäre, aber immerhin…
Also wei­ge­re ich mich den Bus zu bestei­gen und tue so, als ob ich mei­nen Ruck­sack wie­der aus­la­den will.
Wider­wil­lig darf ich dar­auf­hin etwas wei­ter vor­ne Platz nehmen.

Wir dre­hen die übli­chen War­te­run­den und ver­su­chen den Mini­bus voll zu bekommen.
Irgend­wann scheint der Fah­rer vor­läu­fig mit dem Ergeb­nis zufrie­den zu sein und er star­tet durch.

Ich mache mir der­weil Gedan­ken über den Geldwechsel.
Schließ­lich habe ich noch reich­li­che 60.000 mala­wi­sche Kwacha. Das sind knapp 100 Euro.
Nie­mand scheint das in Mosam­bik wech­seln zu wollen.
Ich bin sicher, wenn ich das mit nach Deutsch­land neh­me, kom­men da unter dem Strich viel­leicht 50 € raus, wenn ich es über­haupt gewech­selt bekomme.

Mosambik, Zugfahrt Cuamba - Nampula, Landschaft

Zug­fahrt Cuam­ba — Nampula,

Nach 3 Stun­den errei­chen wir die Distrikt­haupt­stadt Lichin­ga.
Inzwi­schen ist es heiß geworden.
Eigent­lich hat­te ich vor­her über­legt hier eine Über­nach­tung ein­zu­le­gen. Nach­dem mein Gepäck aber sofort in einem vol­len und somit abfahr­be­rei­ten Chap­pa ver­staut wur­de, gebe ich den Gedan­ken an die Über­nach­tung auf und füge mich in mein Schicksal.
Das bedeu­tet in die­sem Fall, wei­te­re 300km, wei­te­re 7 Stun­den im Minibus.

Letzt­lich fah­ren wir dann einen Umweg, aber das mer­ke ich erst spä­ter. Wir fah­ren näm­lich über Man­dim­ba.
Und Man­dim­ba liegt 4km vom Grenz­über­gang nach Mala­wi ent­fernt, ist also qua­si die Grenz­stadt. Und das kommt mir in die­sem Fall sehr gelegen.
Die Nähe von Man­dim­ba kün­digt sich dadurch an, dass plötz­lich bei den kur­zen Ein- und Aus­stei­ge­stops immer mehr Geld­wechs­ler unter den Obst­ver­käu­fern auftauchen.
Der ange­bo­te­ne Kurs scheint für mei­ne Situa­ti­on halb­wegs ange­mes­sen – ich den­ke an die Schwie­rig­kei­ten in Deutsch­land. Zum Abschluss aber kommt es letzt­lich doch nicht. Sprach­schwie­rig­kei­ten, Gefeil­sche und das plötz­li­che los­fah­ren ver­hin­dern dies.
Auf ein­mal sind wir an einer beleb­ten Kreu­zung mit meh­re­ren Restau­rants und klei­nen Geschäften.
Der Bus hält und alle stei­gen aus.
Mandimba.
Sofort bin ich von Geld­wechs­lern umringt.
Ein neu­er Bus­wech­sel steht an.
Genug Zeit zum Geldwechsel.

Die Wei­ter­fahrt wird unmit­tel­bar nach dem Start durch einen Rei­fen­wech­sel unter­bro­chen. Aber das ist auch schon das ein­zi­ge her­aus­ra­gen­de Ereig­nis auf die­ser Fahrt über die stau­bi­ge Buckelpiste.

Mosambik, Zugfahrt Cuamba - Nampula

Zug­fahrt Cuam­ba — Nampula

Cuam­ba — Abhän­gen in einem Kaff

Irgend­wann errei­chen wir Cuam­ba. Das ist ein Kaff, des­sen Daseins­be­rech­ti­gung auf den ers­ten Blick nur dar­in besteht, dass es der End­punkt einer Bahn­li­nie ist.
Bloß die­ser Zug, mit dem ich ger­ne von hier bis zu sei­ner ande­ren End­sta­ti­on — Nam­pu­la — fah­ren möch­te, fährt erst wie­der in zwei Tagen.
Es gibt zwar einen Bus, aber die Zug­fahrt soll idyl­lisch sein und das möch­te ich mir nicht ent­ge­hen las­sen. Außer­dem ist eine ent­spann­te Zug­fahrt mal eine schö­ne Abwechslung.
Also abhän­gen in einer Stadt mit ein paar stau­bi­gen Stra­ßen, 3 ATM’s, zwei Brot­lä­den, ein paar klei­ne­ren Lager­hal­len mit Rega­len in denen von Haus­halts­wa­ren bis zu Kek­sen und Zahn­pas­ta alles steht, was man so zum Leben braucht.
An eini­gen Stel­len auf der Stra­ße ste­hen gro­ße, beleuch­te­te Kühl­schrän­ke mit Glas­tü­ren aus denen kal­te Geträn­ke ver­kauft wer­den – nachts wer­den sie mit einer Ket­te und einem Vor­hän­ge­schloss gesichert.
Aus einem Hin­ter­hof schal­len die typi­schen Geräu­sche von Spielautomaten.
Ein paar Unter­künf­te und 3 oder 4 unschein­ba­re Restau­rants run­den das Gan­ze ab.
Ach ja, und abends gibt es einen klei­nen Nacht­markt: im trü­ben Licht einer Stra­ßen­la­ter­ne hocken an einer Kreu­zung ein paar Frau­en auf der stau­bi­gen Stra­ße vor ihren Essenswaren.
Dahin­ter ein paar ein­fa­che, schä­bi­ge Hüt­ten, die als Bars fun­gie­ren. Davor ste­hen oder sit­zen ein paar ärm­li­che Gestal­ten auf Hockern und las­sen sich von der lau­ten Musik beschallen.

12 Stun­den Zug­fahrt von Cuam­ba nach Nampula

Am nächs­ten Mor­gen bin ich um zwan­zig vor 5 am Bahn­hof. Abfahrt soll um 5 Uhr sein.
Es gibt bereits zwei lan­ge Schlan­gen. In der einen ste­hen die Män­ner, in der ande­ren die Frau­en mit ihren Kindern.

Mosambik, Zugfahrt Cuamba - Nampula, Frauenschlange

Mosambik, Zugfahrt Cuamba - Nampula,

Ich las­se mich zum Glück nicht beein­dru­cken und gehe an den Anfang der Schlan­ge zu einem gro­ßen mit einer Ket­te ver­schlos­se­nen Git­ter. Es gibt auch noch ein zwei­tes, schma­le­res Eingangstor.
Dort ste­hen neben dem geschlos­se­nen Git­ter ein paar Offi­zi­el­le und 7, 8 wei­te­re Pas­sa­gie­re zu denen ich mich geselle.
Um 5 Uhr wer­den bei­de Tore geöffnet.

Ich hal­te dem kon­trol­lie­ren­den Bahn­be­am­ten mein Ticket hin. Er nimmt es ent­ge­gen, schaut mich ver­ständ­nis­los an und sagt etwas. Dann schüt­telt er den Kopf und reicht mir das Ticket zurück.
Ich ver­ste­he nur Bahn­hof, wer­fe aber noch mal einen Blick auf mein Ticket und mer­ke, dass ich ihm aus Ver­se­hen mei­ne Quit­tung vom ATM gege­ben habe.
Wie peinlich.
Je nun, sah halt so ähn­lich aus!
Mit dem rich­ti­gen Ticket darf ich dann pas­sie­ren und gehe zu mei­nem Exe­cu­tivo Wag­gon.
Es gibt reich­lich Platz.
Und auch bis zur Abfahrt wird es nicht viel voller.

Ich rich­te mich ein und will als ers­tes mal das Fens­ter öff­nen, muss aber fest­stel­len, dass mir das nur unter aller­größ­ten Anstren­gun­gen gelingt.
Dann mer­ke ich, dass es AC gibt, und da ist es natür­lich sinn­voll die Fens­ter geschlos­sen zu lassen.

Mosambik, Zugfahrt Cuamba - Nampula, Executivo

Zug­fahrt Cuam­ba — Nam­pu­la, Executivo

Mosambik, Zugfahrt Cuamba - Nampula, Zweite Klasse

Zug­fahrt Cuam­ba — Nam­pu­la, Zwei­te Klasse

Kurz vor 6 Uhr wird es hek­ti­scher und dann setzt sich der Zug end­lich lang­sam in Bewegung.
Es ist ange­nehm kühl durch die AC und ich habe allen Platz der Welt.
Es gibt einen offen­sicht­lich offi­zi­el­len „Spei­se­wa­gen-Ver­käu­fer“, der regel­mä­ßig vorbeikommt.
In einem Plas­tik­korb hat er eine klei­ne Aus­wahl an Kek­sen, ande­ren Süßig­kei­ten, Soft­drinks und wohl auch Kaffee.
Ich freue mich eigent­lich mehr auf die bun­te Viel­falt der Ver­käu­fer an den Sta­tio­nen, die dann den Zug stür­men, ihre Waren laut anprei­sen und even­tu­ell sogar bis zur nächs­ten Sta­ti­on oder sogar noch wei­ter mit­fah­ren – so ken­ne ich es zumin­dest aus ande­ren Ländern.

Aber erst­mal genie­ße ich mei­ne Bewe­gungs­frei­heit und die vor­bei­glei­ten­de Landschaft.

Mosambik, Zugfahrt Cuamba - Nampula, Landschaft

Zug­fahrt Cuam­ba — Nampula

An der ers­ten Sta­ti­on bekommt mei­ne Vor­freu­de einen Dämp­fer. Es gibt zwar zahl­rei­che Ver­käu­fer mit Essens­wa­ren, aber der Groß­teil stürmt unter lau­tem Anbie­ten der Waren zu den Wag­gons der zwei­ten und drit­ten Klas­se. Dort wird anschei­nend das Geschäft gemacht, denn dort kön­nen die Fens­ter geöff­net und Ein­käu­fe erle­digt wer­den. Ich traue mich nicht den Zug zu ver­las­sen, weil ich nicht weiß, wie lan­ge die Stops sind. Oben­drein blo­ckie­ren die Zugan­ge­stell­ten den Aus­stieg an der Tür.

Im wei­te­ren Ver­lauf der Zug­fahrt, möch­te ich ger­ne mei­ner Chro­nis­ten­pflicht nach­kom­men und Fotos in den Wag­gons, vor allem in der zwei­ten und drit­ten Klas­se machen. Ich kämp­fe mich an den Offi­zi­el­len vor­bei, die sich die gan­ze Zeit an den Wag­gon­über­gän­gen unter­hal­ten und mich nur zögernd und wider­wil­lig durchlassen.

Ich mache ein Foto in der zwei­ten Klas­se und will wei­ter zur drit­ten, als sich mir ein empör­ter Mann – offen­bar ein Bahn­an­ge­stell­ter – in den Weg stellt. Unter wüs­tem Geschimp­fe ver­langt er das Vor­zei­gen von Doku­men­ten, die mir das Foto­gra­fie­ren erlau­ben und als ich die­se selbst­ver­ständ­lich nicht vor­wei­sen kann, die Her­aus­ga­be der Kame­ra. Klar, dass ich das ableh­ne. So ent­wi­ckelt sich ein laut­star­ker Dis­put. Ich ver­su­che ihn zu beru­hi­gen, aber ein­mal in Fahrt ist er nicht mehr zu stop­pen. Ich tre­te den Rück­zug in Rich­tung mei­nes Wag­gons an, spü­re ihn aber die gan­ze Zeit zeternd in mei­nem Nacken. An mei­nem Platz ange­kom­men, schimpft er wei­ter auf mich ein. Ich ver­ste­he nur, dass er mich in Nam­pu­la von der Poli­zei ver­haf­ten las­sen will. Der vor mir sit­zen­de Mozam­bi­ka­ner scheint mich zu ver­tei­di­gen und das Streit­ge­spräch ver­la­gert sich.
Irgend­wann zieht er sich wut­schnau­bend zurück.

Mosambik, Zugfahrt Cuamba - Nampula, Händler

Als wir schließ­lich bereits um halb 4 in Nam­pu­la ankom­men, packe ich mei­ne Sachen und will mich schleu­nigst davon­ma­chen, wer­de aber am Aus­gang des Bahn­hofs von einem Uni­for­mier­ten gestoppt. Er will mein Gepäck kontrollieren.
Nach einem flüch­ti­gen Blick ist auch die­se Hür­de über­wun­den und ich mar­schie­re die beleb­te Haupt­stra­ße ent­lang in Rich­tung mei­ner Unterkunft…

Mosambik, Zugfahrt Cuamba - Nampula, Händler

Info

Wech­sel­kurs: 1 € = 39,28 MT/Metical (Stand 12/2014)
Rei­se­zeit: Novem­ber
Wet­ter: Durch­ge­hend Son­nen­schein; heiß.

Metan­gu­la – Lichin­ga Abfahrt um 6 Uhr; ca 3 Stun­den; 250 Meti­cals (6.43€)
Lichin­ga – Man­dim­ba 250 Meti­cals; 150km; 3 ½ Stun­den Pis­te. Man­dim­ba liegt 4 km vom Grenz­über­gang nach Mala­wi ent­fernt; des­we­gen kann man hier auf der Stra­ße Geld (Kwacha, Euro, Dol­lar) zu einem ver­nünf­ti­gen Kurs wechseln.
Man­dim­ba – Cuam­ba 250 Meti­cals. 150km, 3 ½ Stun­den Piste

Cuam­ba
Unter­kunft
Kha­ri­bu Namu­li, (Pen­sao Sao Miguel war voll) ein­fach + güns­ti­ge Prei­se von 400 – 1200 MT.

Zug­fahrt Cuam­ba — Nampula
Der Zug nach Nam­pu­la soll 12 Stun­den brau­chen. Bei mir waren es aller­dings nur 9 ½.
Das Ticket muss man einen Tag im Vor­aus kaufen.
Es gibt drei Klas­sen: 3.Klasse 160 MT(4,11€), 2.Klasse 170 MT und Exe­cu­tivo für 600 MT (15,44€).

Eure Beloh­nung für mei­nen Bei­trag ist es, wenn Ihr ihn auf Eurem Social Net­work teilt. Danke!

3 Kommentare

  1. Margit Reichelt-Jordan sagt

    Hal­lo Pepo,
    habe hier in mei­nem cali­for­ni­schen Domi­zil mit gros­sem Inter­es­se (und Respekt!!!)
    Dei­ne Berich­te Cuam­ba, Metan­gu­la und die Zug­fahrt in Mosam­bik gelesen.
    Du hast Mut!
    Lie­be Grues­se, pass auf Dich auf und einen guten Rutsch in ein rei­se­freu­di­ges 2015!
    Margit

  2. Hal­lo Margit,
    die Zug­fahrt war ja schön ent­span­nend und wäre sicher auch was für Dich gewe­sen. Ich vemu­te aber, dass mei­ne Bus­fahhrt von Ilha de Mozam­bi­que nach Pem­ba nicht so Dein Fall gewe­sen wäre…
    LG, Peter

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