Parque Tayrona, Cabo San Juan.
An der Karibikküste Kolumbiens gehört der Parque Tayrona mit seinen wunderschönen Buchten und dem glasklaren Wasser einfach zum Pflicht-Programm.
Das kann aber auch seine Tücken haben…
Vom Mercado Local in Santa Marta geht es mit dem Bus zum Eingang des Parque Tayrona. Hier ist die letzte Chance noch mal halbwegs günstig Wasser zu kaufen.
Ein paar Meter weiter steht neben einem Schlagbaum ein Kassenhäuschen und davor eine Schlange, die nur mühsam vorankommt.
In der Schlange ist alles vertreten, vom Backpacker mit Rucksack über kolumbianische Familien bis hin zu mir!
Man zahlt seinen Eintritt und bekommt ein farbiges Bändchen ums Handgelenk.
Das erste Stück bis Canaveral wird auf einer Asphaltstraße mit einem Minibus zurückgelegt. Dann muss man zu Fuß weitergehen, oder ein Pferd besteigen (diese Strecke ist sicher nicht so attraktiv?).
Man geht größtenteils einen guten Weg mit Planken durch den dichten Wald, ab und zu überquert man eine Ameisenstraße und manchmal blitzen das Meer und ein Strand durch die Bäume.
Einige Meter geht es dann zwischendurch auch mal am Strand selbst entlang oder durch Baumwurzeln, die versuchen ihr Terrain zurückzuerobern.
Eine Stunde später gelangt man nach Arecifes. Hier gibt es ein Restaurant und man kann in Hängematten übernachten.
Baden oder schwimmen ist wegen der starken Strömung nicht möglich!
Arecifes scheint aber trotzdem ziemlich populär zu sein und wird gerne von Travellern genutzt.
Ich gehe weiter, vorbei an einigen schönen Stränden (zB La Piscina), weil mein Ziel Cabo San Juan ist: zwei gut besuchte, schöne Buchten – eine große und eine kleine — mit glasklarem Wasser und einem Aussichtspavillon auf einem kleinen Hügel. Ein zu recht sehr populärer Strand mit Restaurant, vielen Zelten und Hängematten. Schöne Atmosphäre.
Insgesamt sind es bis hierhin ca 2–3 Stunden Fussmarsch in der Hitze.
Hierher kommt man ebenfalls (halblegal und nicht gern gesehen) mit dem Schnellboot von Taganga (bei Santa Marta).
Von Cabo San Juan gehen die meisten Leute später wieder die selbe Strecke zurück — oder sie nehmen ein Pferd.
Mein Plan war ein kurzer Stop und dann über einen anderen Parkeingang — Calabazo — zurück nach Santa Marta.
Erstmal stehe ich allerdings eine halbe Stunde in einer Schlange und warte auf einen frischen, eisgekühlten Mangosaft. Der musste jetzt einfach sein.
Schließlich ist es halb drei und ich mache mich auf den Weg, von dem ich weiß, dass er teilweise sehr anspruchsvoll sein soll. Die Angaben über die benötigte Zeit schwanken zwischen 3 und 4 Stunden.
Am Anfang des Weges weist noch ein Schild darauf hin, dass man möglichst nicht nach 13(!) Uhr losgehen soll — und „bitte keine Kinder“.
Wenn man mir sagt, dass es 3–4 Stunden sind, kann ich davon ausgehen, dass ich in der Regel maximal 3 Stunden brauche.
Der Aufstieg beginnt…
Nun denn, der Weg macht seinem Ruf alle Ehre. Gleich am Anfang muss ich mich durch eine schmale Felsöffnung zwängen. Hier gibt es also schon mal eine natürliche Auslese, denn die kräftig Gebauten hätten wenig Chancen.
Der „Weg“ geht dann ziemlich steil bergauf und ab und zu auch wieder bergab.
Meistens grobe, unregelmäßige Steine oder auch größere Felsbrocken, sodass man klettern muss. Zum Glück habe ich nur meinen kleinen Daypack mit Badehose, Strandtuch und Microfaserhandtuch dabei.
Immerhin ist meistens irgendwie ein Weg oder zumindest eine grobe Richtung erkennbar. Ich kämpfe mich tapfer voran, wobei meine Sandalen nicht die beste Option sind. Zwischendurch gibt es, quasi als Motivationshilfe, sporadisch Schilder auf denen verzeichnet ist, wieviel Prozent der Strecke man nach Pueblito zurückgelegt hat. Das ist der Ort, der ungefähr auf der Hälfte meines Weges zur Straße und dem Bus liegen muss.
Irgendwann habe ich es dann auch tatsächlich geschafft und den Ort endlich erreicht. Ich bin erstmal erleichtert.
Nur ist das Wort „Ort“ in diesem Fall etwas irreführend. Es sind einfach ein paar mit Gras überwucherte Stein-Terrassen und ein mit großen, unregelmäßigen Quadern versehener Pfad. Am Ende, in einiger Entfernung, steht eine einsame Hütte.
Beim Näherkommen entdecke ich einen schweigsamen Mann, der auf dem Boden sitzt und ein Armband flechtet. Froh in dieser Einöde einen Menschen zu sehen, den ich nach dem Weg fragen kann, wechsele ich ein paar Worte mit ihm. Er beschreibt mir genau, welchen Weg ich nach Boca de Sacco nehmen muss.
Frisch erholt starte ich zum zweiten Teil meines Ausfluges…
Es sind jetzt zwar keine Felsbrocken mehr zu bewältigen, aber dafür geht es immer wieder steil bergauf und dann wieder bergab durch den Wald. Oft wird es zu einer Rutschpartie und ein paar Mal lande ich auch auf dem Boden. Meine Hose ist dreckig und auch das T‑Shirt war schon mal sauberer. Begleitet werde ich vom ständigen Gebrüll der Brüllaffen, die ich aber nicht zu Gesicht bekomme. Wegweiser gibt es schon lange keine mehr.
Schließlich, vielleicht nach einer Dreiviertelstunde, biege ich um eine Ecke und sehe durch die Büsche in einiger Entfernung das Meer blitzen.
Ohne, dass ich es groß gemerkt habe, wurde das Brüllen der Affen vom Anschwellen des Meeresrauschen abgelöst.
Wenn ich eines weiß ist es: Meer kann und darf nicht sein!
Mir ist mulmig zumute. Meine Schritte werden zögernder, ehe ich mir dann endlich eingestehen muss, dass ich falsch gegangen und die ganze Scheiss-Strecke wieder nach Pueblito zurück muss.
Ich liege zwar einigermaßen gut in der Zeit und es ist immer noch hell, aber allmählich spüre ich das ständige Auf und Ab in den Knochen.
Ich schwitze erbärmlich und mein T‑Shirt ist mittlerweile klitschnass.
Als ich endlich wieder Pueblito erreiche, ist weit und breit kein Mensch zu sehen und die Hütte verschlossen…
Weiter geht’s im zweiten Teil:
Warum ich Parque Tayrona nicht vergessen werde!
Lieber Peter,
OK, du warst zu lange Redakteur und musst diese Cliffhanger einbauen… Aber, wo bist du jetzt??? Sitzt du vor der verlassenen Hütte, deren WLAN zwar funktioniert, aber trotzdem fernab jeder Zivilisation steht? Hast du Wasser, Essen?
Schreib doch bitte den zweiten Teil und erwähne, dass der Heli dich dort gleich raus flog, der Pilot dir lächelnd ein eisgekühltes Bier reichte und erwähnte, dass er dir schon Fish & Chips für nach der Landung geordert hat.
… dann wäre ich jetzt beruhigter.
Hallo Kathrin,
No WLAN! No Heli! No eiskaltes Becks!
Jetzt nur soviel: I survived 🙂
Hallo Peter,
ich lernen gerade Deutsch und muss einen Aufsatz einer wunderbaren Reise schreiben. Ich habe meinen Besuch von Pueblito gewählt. Beim suchen nach Informationen im Internet entdeckte ich Ihnen Webseite, bin ganz Ihrer Meinung. Ich war dort im 1993 Jahre und habe es nicht vergessen.
Danke schön!
PS: Entschuldigen Sie meinen Fehler!
Hallo Carmen, schön zu hören, dass es dich auch beeindruckt hat. Dass mit dem Deutsch geht doch schon sehr gut!
Lieber Gruß, Peter
[…] beispielsweise als er auf einer seiner vorherigen Südamerika-Reisen feststellt, dass auch im Parque Tayrona in Kolumbien gilt: Shit happens. Mit dieser unbekümmerten und humorvollen Art, sowohl die perfekten als auch die pannengespickten […]