Ich genieße die letzten Tage in Malawi auf Likoma Island. Leider gibt es bereits nach 3 Nächten ein Schiff nach Mosambik. Und da die Schiffe hier nicht so oft fahren, nutze ich die Chance um nach Metangula in Mosambik zu gelangen.
Die MS Chambo fährt an einem Donnerstag Nachmittag von Likoma Island.
Da es keinen Steg gibt, ist das Boarding extrem mühsam für alle, vor allem durch das ganze Gepäck. Gegen kleines Geld wird mir angeboten mich und das Gepäck trocken an Bord zu bringen. Es läuft dann zwar doch nicht so ganz trocken ab, aber ich hatte kleidungstechnisch bereits vorgesorgt.
Vor dem Ablegen bekomme ich an Bord von der Immigration noch den Ausreisestempel.
Das war’s dann also mit Malawi.
Das Schiff nimmt erstmal direkten Kurs auf das nahe mosambikanische Festland. Mit dem restlichen Tageslicht erreichen wir relativ zügig den kleinen Ort Cobue in Mosambik. Man kann den Ort aber nur erahnen, denn außer ein paar Leuten am Strand ist davon nicht zu sehen.
Ein paar Passagiere kommen an Bord und zwei Beamte von der Immigration.
Jeder muss seine Papiere – oft in Form eines DinA4-Blattes mit vielen offiziellen Stempeln — oder sein Visum zeigen.
Von einem der Beamten erfahre ich, dass auch er mir ein Visum für 30 US$ hätte ausstellen können. Das wäre anscheinend unproblematisch gewesen und sicher schneller als auf der mosambikanischen Botschaft in Lilongwe gegangen.
Wieder was dazugelernt.
Allerdings weiß ich nicht, ob ich mich darauf verlassen würde.
Mittlerweile ist es stockfinstere Nacht…
Manchmal ahne ich, dass wir uns dem Ufer nähern, das irgendwo in der Dunkelheit liegt. Dann flammt plötzlich unser starker Bootsscheinwerfer auf und streicht mit seinem Lichtkegel gespenstisch über das plötzlich aus dem Nichts auftauchende Ufer.
Ein Gruppe von Menschen – jung und alt – läuft durcheinander und freut sich anscheinend über das Ereignis, zumindest die Kinder.
Die Stops sind nur kurz. Manchmal steigt jemand zu oder aus, aber viel geschieht sonst nicht weiter.
Dann wenden sich die Menschen ab, streben ihrem Dorf zu und werden schnell wieder von der Dunkelheit verschluckt. Irgendwo blitzt danach noch ein einzelner Lichtstrahl auf und wandert wie ein Irrlicht durch die Dunkelheit.
Die Chambo entfernt sich vom Ufer und nimmt wieder Fahrt auf.
Nachts um 10 gelangen wir nach Metangula, unserem Zielort.
Aber auch hier erstmal nur ein festgetretener Strand und eine handvoll Menschen.
Von einem Dorf oder gar einer Stadt ist weit und breit nichts zu sehen. Eine einzige, schmale Straße, mehr ein Weg, führt einen Hang hoch.
Auf der rechten Seite ein paar Häuser.
Ich werde zu einem einfachen Haus geführt und gelange in einen Innenhof.
In der Mitte ein kleiner, offener Brunnenschacht. Daneben ein Eimer mit einem Seil.
Ein paar Plastik-Stühle, drei Tische und ein laut dröhnender Fernseher, der mit seinem Bild die Szenerie beleuchtet.
Davor ein einsamer Gast vor einer leeren Flasche Bier.
Von meiner Ankunft lässt er sich nicht ablenken.
Der laufende Spielfilm ist voll abstoßender Brutalität.
Irgendwo spenden ein paar einsame Glühbirnen karges Licht.
Vom Hof gehen ein paar Zimmer ab.
Darin ein Bett. Ein Fan.
Viel Auswahl oder gar Alternativen gibt es nicht.
Plötzlich gibt es ein Problem…
Das Zimmer soll in Meticals – der Währung von Mosambik – bezahlt werden. Und die habe ich natürlich noch nicht.
Lediglich Euro oder Dollar und viel zu viele Kwachas von Malawi. Und die wollen sie auf gar keinen Fall.
Nach einigem hin und her werde ich ein paar Häuser weiter geführt. Dort soll ich wohl Geld wechseln können.
Durch die geschlossene Tür wird mit einem Mann verhandelt, der sich schließlich bereit erklärt, gleich zu erscheinen und sich meines Problems anzunehmen. Nach einer Ewigkeit öffnet sich die Tür und ein Mann im Rollstuhl erscheint auf der Schwelle.
Der Einzige, der hier ein gutes englisch spricht.
Nach kurzer Zeit habe ich 100 Euro zu einem vernünftigen Kurs gewechselt.
Von meinen malawischen Kwacha will er ebenfalls nichts wissen.
Dafür gibt er mir ein paar gute Ratschläge und erklärt mir, wie ich am nächsten Tag weiter nach Cuamba komme.
Kampf um den Schlaf…
Ich lasse mir ein Handtuch und Toilettenpapier geben und will den Fan anstellen, da es in dem kargen, fensterlosen Raum unangenehm heiß ist.
Es rührt sich nichts, aber nach kurzem wackeln an den nackten Drähten, die in die Steckdose führen, setzt sich der Fan zögernd und scheppernd in Bewegung.
Allerdings scheint der gewünschte Effekt eher symbolischer Natur zu sein, denn wirklich Kühlung verschafft er keine.
Heiße Luft wirbelt durch den Raum.
Nach einer kurzen Mandi-Dusche haue ich mich aufs Ohr, da es am nächsten Morgen um 6 Uhr weitergehen soll.
Mein Zimmer habe ich danach gewählt, dass es möglichst weit weg ist vom Lärm des Fernsehers.
Erst jetzt merke ich, das unmittelbar neben meinem Zimmer – allerdings mit Zugang nur von der Straße — ein kleiner Stehausschank ist.
Das Gerede der davorstehenden Leute und vor allem die Musik sind so laut, dass an Schlaf nicht zu denken ist.
Ich schlüpfe wieder in meine Klamotten, durchquere den Innenhof, umrunde das Haus und komme zum Stehausschank mit ein paar einzelnen Gestalten davor.
Dort kaufe ich erstmal ein Wasser und erkläre dann radebrechend mein Problem.
Erstaunlicherweise stoße ich auf Verständnis und die Lautstärke wird um einiges reduziert.
Mit ein paar Ohrstöpseln komme ich tatsächlich so um 3 Uhr etwas zur Ruhe.
Info zu Likoma
Währung Mosambik: 1 € = 39,76 Meticals (MT) Stand 12/14
Reisezeit: November
Wetter: Nur Sonne
Likoma Island/Malawi – Metangula/Mosambik
Die MS Chambo fährt jeden Donnerstag um 16:30; 3.800 Kwacha (6,30 Euro), Ankunft in Metangula/Mosambik gegen 22 Uhr.
Metangula
Sehr einfache Unterkunft. Zimmer 350–500 MT, Wasser kommt aus einem Brunnen. Die Straße hoch nach ca 100m auf der rechten Seite.
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