Malawi Mushroom Farm ist noch ein Geheimtipp.
Nach ein paar Tagen im Mayoka Village in Nkhata Bay – genauer gesagt war ich sogar schon 8(!) Tage dort -, beschließe ich einen Abstecher zur weiter nördlich gelegenen Mushroom Farm zu machen. Ich hatte schon mehrfach von anderen Travellern gehört, dass man da unbedingt hinmüsste.
Die Eigentümer der Mushroom Farm hatte ich bereits kurz im Mayoka Village kennengelernt, als sie dort für zwei Tage vorbeigeschaut hatten.
Da die Unterkunft ein paar Kilometer vor Livingstonia liegt, wollte ich beides miteinander verbinden. Irgendwie gefiel mir mal wieder der Name Livingstonia.
Ansonsten wusste ich nichts über den Ort.
In Nkhata Bay besteige ich einen Minibus, um erstmal ins 50km entfernte Mzuzu, der drittgrößten Stadt Malawis, zu fahren.
Wechsel in den nächsten Minibus um weitere ca 150km in Richtung Karonga (von Karonga sind es nur noch 45 km bis zur Grenze von Tansania) zu fahren. Ich weiß, dass ich vorher an einer Gabelung – in Chitimba — aussteigen und von dort Richtung Livingstonia weiterfahren muss.
Da ich in Mzuzu der erste Passagier bin, kann ich auf dieser Strecke zum Glück vorne sitzen. Ich muss zwar letztlich länger bis zur Abfahrt warten, aber es ist wesentlich bequemer, da wir dort meist nur zu dritt sitzen.
Unterwegs passieren wir einen Schlagbaum. Wir bremsen ab, ein Polizist erhebt sich in Zeitlupe von seiner Bank, geht einmal inspizierend um unseren Minibus, wechselt beiläufig ein paar Worte mit dem Fahrer ohne ihn dabei anzuschauen und der Schlagbaum hebt sich und gibt die Fahrt frei.
Auf einer geraden Straße geht es vorbei an kleinen Dörfern. Etwas weiter im Inland liegen einzelne, ärmliche Häuser. Etliche haben kein Dach.
Die vorherrschenden Farben sind ein staubiges rostbraun und das dunkelgrün der Natur.
In der Ferne sieht man linkerhand die Berge vom Nyika Nationalpark.
An einer unscheinbaren Stelle halten wir an.
Eine handvoll Häuser und Menschengewusel.
Chitimba!
Die Abzweigung.
Ein Typ schnappt sich ohne ein überflüssiges Wort zu verlieren sofort meinen Rucksack und geht einfach los. Er geht mal davon aus, dass ich ihm folge.
Es gibt eh keine Alternative und so folge ich ihm zu einem runtergekommenen Pick Up, der in der Nähe im Schatten steht.
Vorher werfe ich noch einen zweifelnden Blick auf das Straßenschild und die dazugehörige „Straße“ ins 15km entfernte Livingstonia.
Das kann nur ein Irrtum sein, oder?
Wo ist hier die richtige Straße?
Es ist tatsächlich die richtige und vor allem einzige Straße, wie sich nach einer halben Stunde rausstellt.
In nummerierten, engen Kurven quält sich der Pick-Up den Berg hinauf. Vereinzelt passieren wir Frauen mit einem Bündel Brennholz auf dem Kopf.
Die Mushroom Farm bei Livingstonia
Der Name ist etwas irreführend, zumindest sehe ich weder Pilze noch erinnert es mich an eine Farm. Eher an einen schönen Garten in Hanglage mit vielen schattenspendenden Bäumen, verschlungenen Pfaden und ein paar Bungalows und Safarizelten mit jeweils einer Aussichts-Plattform davor.
Die Aussicht ist gigantisch und lässt sich an diesem leicht diesigen Tag kaum im Foto festhalten.
So wie ich im Mayoka Village von Janis Joplin empfangen wurde, werde ich hier von Donovan und „Catch the Wind“ empfangen. Dabei sind die McAllister Geschwister, denen die Musroom Farm gehört so schätzungsweise Mitte, Ende 20 und dürften somit Donovan kaum selbst erlebt haben, geschweige denn Erinnerungen mit ihm verbinden.
Ich beziehe mein A‑Frame. Den Namen hat es durch das A‑förmige Äußere. Das Giebeldach ist hoch. Nach vorne, zur Aussichtsplattform, ist alles offen. Ich habe das Gefühl wie unter freiem Himmel zu wohnen, auf einem Plateau, direkt an der Abrisskante.
Der Panoramablick zeigt auf eine 800 Meter tiefer liegende unendliche Ebene, die auf der rechten Seite bis zum Malawisee reicht. Weiter links erstrecken sich in der Ferne die schroffen Livingstone-Berge am gegenüberliegenden tansanischen Ufer des Malawisees.
Ich bin einfach nur ergriffen von diesem Blick, von der Atmosphäre. Ich lege mich in eine Hängematte und lausche den Geräuschen des Windes und der Natur…
Am nächsten Tag erkunde ich die Umgebung und will nach Livingstonia.
Also zuerst zurück zur „Hauptstraße“ und die 1 ½ km zum Lukwe Camp Permaculture, das genauso spektakuläre Aussicht bietet wie die Mushroom Farm. Der im Kongo geborene Eigentümer lebt seit 13 Jahren hier und hat sich sein eigenes Paradies geschaffen, in dem er großzügig alles zur Selbstversorgung anbaut. Es gibt sogar einen kleinen Teich mit Seerosen.
Von hier kann man direkt zum Manchewe Wasserfall, dem höchsten Wasserfall Malawis und zu den dahinter gelegenen „Höhlen“ gelangen.
Danach gehe ich die staubige Straße weiter nach Livingstonia.
Ich nehme eine Abkürzung, einen kleinen, schmalen Pfad, der steil bergauf geht. Die Sonne hat kein Erbarmen mit mir. Es ist heiß geworden und die Zunge klebt mir am Gaumen. Schatten gibt es nicht.
Und dann, endlich, nach einer Ewigkeit und mühsamen 5 km, erreiche ich den Ort. Allerdings weiß ich das noch nicht.
Wann erreiche ich endlich Livingstonia?
Ich gehe durch eine schattige Allee.
Links liegt ein Krankenhaus-Komplex, der sich sehen lassen kann.
In einiger Entfernung nähert sich hinter mir mit lauter Sirene ein Krankenwagen auf diesem holprigen Weg.
Weit und breit das einzige Auto.
Es sind nur wenige Menschen unterwegs.
Selbst als der Krankenwagen sein Ziel längst erreicht und angehalten hat, heult die Sirene noch eine Weile, bis sie schließlich erstirbt.
Vor mir liegt die Technische Schule mit einem kleinen Getränkeshop. Es gibt eiskaltes Wasser. Genau das, was ich jetzt brauche. Ohne abzusetzen leere ich die Flasche in einem Zug.
Langsam begreife ich, dass ich mich bereits mitten im Zentrum von Livingstonia befinde!
Livingstonia wurde 1894 von Dr. Robert Laws und Uriah Chirwa gegründet. Eine andere Quelle besagt, dass der Ort 1875 durch den schottischen Missionar James Stewart gegründet wurde.
Aus dieser Zeit stammen auch noch das Stonehouse mit einem kleinen Museum und die Kirche im viktorianischen Stil.
Ein paar Schritte weiter liegt die Universität mit gut 1.000 Studenten. Dabei hat der Ort nur 5.500 Einwohner.
Zugegeben, es gibt einen schönen, überschaubaren Campus und es herrscht eine lockere, familiäre Atmosphäre, aber ich frage mich welcher Dozent will hier am Ende der Welt lehren? Es gibt hier nichts außer einem kleinen Markt, der Kirche, einer Maismühle und dem schönen Krankenhaus.
Anscheinend ist sogar der Bau einer weiteren Hochschule geplant!
Ich habe Glück, denn ich treffe auf den Eigentümer der Lukwe Farm, der zwei holländischen Gästen den Ort zeigt. Mit ihm fahre ich zurück zur Lukwe Farm und bin schon fast wieder zu Hause…
Info Malawi + Mushroom Farm
Wechselkurs: 1€ = 603 Kwacha (MK) 15.11.2014
Reisezeit: November
Wetter: Heiß, aber angeblich etwas weniger heiß als am See. Immer strahlender Sonnenschein.
In den Monaten Juni, Juli, August ist es tagsüber meist schön sonnig und warm, nachts kann es aber auf dem Plateau bei der Mushroom Farm bis auf 4 Grad abkühlen!
Mushroom Farm Info
Die Mushroom Farm gehört den Geschwistern Maddy and Cameron Mc Allister, die die Unterkunft im Sommer 2013 von dem Gründer, dem Australier Peter Mike Mitchell gekauft haben.
Dorm 8US$ pP; Cliff-Top A‑Frame mit privater Cliffside Aussichts-Plattform 18$ Single/25$ Double; Cob House mit Bad, privater Aussichtsplattform, Cliff-Side-Dusche, Single, 25$/35$ Double
Jeden Montag, Mittwoch, Freitag fährt Mike um 5:30 von der Mushroom Farm nach Mzuzu und von dort wieder um 15 Uhr (ab CCAP) für 3.500 MK zurück zur Mushroom Farm und weiter nach Livingstonia.
Teilstrecken/Minibus:
Nkhata Bay – Mzuzu: 50km, 1.400 Kwacha
Mzuzu – Chitimba, , ca 150km, 2.500 Kwacha
Chitimba – Mushroom Farm, Pick-Up, 4WheelDrive ca 15km, 2.500 Kwacha
Ausflug von der Mushroom Farm
Zur Lukwe Farm, Manchewe Falls und Livingstonia.Zu den Wasserfällen kommt man vom Haupteingang im Dorf Manchewe oder auch auf verschlungenen Pfaden von der Lukwe Farm, ohne zur Hauptstraße zurück zu müssen.
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Bin begeistert, Peter! Du schreibst anschaulich. Ich genieße Deine Abenteuer, da ich vor langer Zeit selbst einige Tage in Malawi weilen durfte.
Gute Reisen weiterhin!
Wolfgang
ReiseFreak.de
Danke für das Kompliment. Demnächst folgt Mosambik…
BG, Peter
Lieber Peter,
freu mich auf die nächsten Zeilen und Bilder. Man ´sorgt´ sich ja doch immer ein wenig, wenn wer in der Welt unterwegs ist. Das Datum deines Kommentars hier zeigt, dass du wohlauf bist. Schön!
Reise weiter mit dir beim Lesen mit.
Take care!
Hi Katrin, alles wohlauf, aber leicht gefrustet, weil mir die Kamera geklaut wurde. Shit happens, Peter