Meine nächste Station nach Lilongwe sollte Cape Maclear am Malawisee sein. Neben dem ebenfalls am Malawisee gelegenen Nkhata Bay ist dieser Ort seit einiger Zeit angesagt unter Rucksackreisenden, aber nicht nur bei diesen.
Da ich das Visum für Mosambik leider erst am nächsten Tag ab 2 Uhr von der Botschaft abholen konnte, kam der angedachte, bequemere 7:30-Uhr-Bus nach Monkey Bay nicht infrage und auf Minibusse in der heißen Mittagssonne hatte ich noch keinen Bock. Die wollte ich möglichst vermeiden, da sie schon noch früh und oft genug kommen würden auf dieser Reise.
Meine Fahrt mit Matts und wie man die Polizei behandelt.
Zum Glück hatte ich mitbekommen, dass Matts vom Mabuya Camp am Nachmittag über das Wochenende nach Cape Maclear zu seiner Freundin wollte und noch Mitfahrer suchte. Nach einer Verzögerung, die dadurch zustande kam, dass er eigentlich noch seine Beifahrertür richten lassen wollte, band er diese schließlich fest und es ging endlich los.
Unterwegs war dann nicht zu übersehen, dass Matts a) die verlorene Zeit wieder reinholen wollte und uns b) seinen Lieblingstreckenabschnitt noch bei Tageslicht zeigen wollte.
Es kam, wie es kommen musste: plötzlich fluchte Matts, da er die Radarkontrolle nicht bemerkt hatte. Wir wurden von der Polizei rausgewunken und angehalten.
Matts legte seinen ganzen Charme an den Tag:
„Hello Officer, good afternoon. How are you today on this lovely day?“
Der Officer zeigte sich nicht im mindesten beeindruckt, sagte Matts, dass er zu schnell gefahren sei und die Strafe 5.000 Kwacha betrage. Matts konnte in Anbetracht der deutlich sichtbaren Laserpistole nicht widersprechen, aber so ganz kampflos wollte er sich dennoch nicht geschlagen geben:
„Well, Officer, you are absolutely right. But maybe it’s a little less?
I do not need a receipt!“
Vielleicht hätte es ja in einer anderen Situation geklappt, aber es waren einfach zu viele Kollegen vor Ort!
Ich fand die Strafe übrigens lächerlich gering, schließlich sind 5.000 Kwacha = ca 10 US$. Laut Matts sind es übrigens unabhängig von der Höhe der Geschwindigkeitübertretung immer 5.000 Kwacha.
Später kamen noch zwei polizeiliche Straßensperren, die alle dank der Charmeoffensive von Matts ohne Komplikationen zügig überwunden wurden.
Unsere vorletzte Station ist Monkey Bay am Südufer des Malawisees. Bis hierher verkehren auch Busse.
Von hier sind es noch mal ca 20 km zum Cape Maclear, meinem Endziel.
Cape Maclear am Malawisee
Der Malawisee ist der neuntgrößte See der Erde und der drittgrößte Afrikas. Er hat eine Länge von 575 Kilometern und einer Breite von bis zu 85 Kilometern. An ihn grenzen drei Länder: Tansania, Mosambik und Malawi.
Von den fast 1.000 verschiedene Fischarten finden sich viele später in den Aquarien der ganzen Welt wieder.
Mittlerweile wurde der Schiffsverkehr mit der MS Ilala, die für den Fracht- und Passagierverkehr auf dem See zuständig ist, im südlichen Teil eingestellt, da es sich nicht auszahlte.
Es gibt zahlreiche Orte direkt am Ufer des Sees. In den letzten Jahren haben sich die Orte Cape Maclear ganz im Süden in der Nähe von Monkey Bay und das weiter im Norden gelegene Nkhata Bay zu den Hotspots für Reisende entwickelt.
Cape Maclear ist noch sehr laid back. Es gibt eigentlich fast gar nichts. Das Dorf hat schmale, verwinkelte Gassen, viele einfache Strohhütten, ein paar Steinhäuser, kleine Stände mit ein paar Tomaten oder ein paar kleine Kioske.
In Richtung Westen zum Nationalpark gibt es sogar 2, 3 einfache „Restaurants“.
Natürlich gibt es kein ATM.
Ganz selten sieht man einen Stand mit Tüchern für Touristen oder auch mal einen Andenkenstand.
Das Wasser holt man in Schüsseln und Eimern von den paar Wasserstellen. Es gibt 3 „Telefonzellen“.
Das war’s dann aber auch.
Das Dorf liegt nachts in völliger Dunkelheit. Selbst die von mir als solche bezeichnete Hauptstraße ist stockfinster, bis auf eine handvoll beleuchteter Fenster oder ganz selten mal ein beleuchteter Hauseingang oder die dezente Carlsberg-Leucht-Reklame vor der Gecko Lounge.
Aber das sind eher die Ausnahmen.
Es kann nicht schaden eine Taschenlampe dabei zu haben.
An einem kleinen Platz gibt es eine lokale Bar. Hier gibt es abends Bier für 500 Kwacha, ungefähr 1 Dollar, aber meistens härtere Getränke. Man trinkt einen Schluck Fanta und füllt die Flasche wieder mit hochprozentigem Alkohol auf.
Ein paar Leute spielen Billard an einem Tisch, dem die Spuren der Zeit deutlich anzusehen sind. Dazu gibt es ohrenbetäubende Musik, bei der man sich nicht wirklich unterhalten kann.
Eine handvoll Traveller mischt sich unter die einheimischen, überwiegend männlichen Besucher.
Meine Unterkunft die Gecko Lounge
Längs des Ufers ziehen sich die Unterkünfte entlang. Von sehr einfach bis zu Luxus nach hiesigem Standard, d.h. mit AirCon. Aber auch das ist noch die große Ausnahme.
Ich wohne ein paar Tage in der Gecko Lounge. Eine schöne Anlage, die es bereits seit 2002 gibt. Hier gibt es auch ein Restaurant, eine gut besuchte Bar und die schönste, luftige Lounge mit Blick aufs Meer. Von hier schaue ich tagsüber den Frauen bei ihrer Wäsche, den Fischern auf ihren Booten und den Kindern beim Spielen zu und arbeite an meinem Blog. Und abends genieße ich den Sonnenuntergang.
Vor der Lodge fahren ein paar mal Boote zum gegenüberliegenden Thumbe Island, wo man gut schnorcheln kann.
Info Cape Maclear, Highlight am Malawi See
Geldwechsel: 1 € = 532 Malawi Kwacha (MK) Stand 10/2014
Reisezeit: Ende Oktober
Wetter: Optimal, nur Sonne.
Bootsausflüge zum gegenüberliegenden Thumbe Island + ein weiterer Stop beim Malawi Island Nationalpark kosten incl. Schnorchelausrüstung 40 US$ pro Person, ab 3 Personen 35 $ pP. Reichlich teuer. Man sollte verhandeln. Man kann auch ein Kayak mieten oder sich in einem kleinen Einbaum paddeln lassen.
Unterkünfte
Alle aufgeführten Unterkünfte liegen direkt am Strand.
Eco Lodge, ruhig, unterschiedliche, einfache Zimmer
TIPP: Gecko Lounge, Manager: Ndalas Kalanda. Sehr schöner Dorm: 15 US$, Großzügige Zimmer/Chalets ab 90 US$ Double; Restaurant mit großer Bar und überdachter Terrasse; abends oft Musik oder „Disco“. Traditionell zum Jahreswechsel geht die Post ab. Es gibt eine Riesen-Party mit 600 Feierwütigen.
geckolounge.bookings@gmail.com
Tuckaways Lodge, neben Gecko Lounge, 60 US$
Mgoza, sehr einfacher Dorm 3.000 MK, Zimmer ab 59 US$
Malambe Camp, einfach, sympathisch, mit kleinem Restaurant; Dorm: 2.200 MK. Kleine Hütte: Doppel, 5.000 Single, 4.000
Cape Mac Lodge, hat AC und kleine Fernseher, aber mit 165 US$ recht teuer.
Fat Monkeys, Zimmer für mehrere Personen + Camping. Leider sind hier im Oktober 2014 Blogger-Kollegen vom Blog Runterwegs überfallen worden.
Weitere Beiträge über Malawi:
Lilongwe, Malawi und die Begegnung mit Don Brioni
Malawi: Busfahrt in Afrika
Mayoka Village, Oase am Malawisee
Geheimtipp für Malawi: Mushroom Farm
Lieber Peter,
und Netz scheint es auch zu geben, nicht nur eins zum Lümmeln. Da kann man dir wenigstens folgen, lesen und schauen, wohin es dich so verschlägt…
Klingt, als hättest du eine gute Zeit. Wunderbar!
Ich für mich kann nur sagen: Thank God it´s Friday! Das WE steht vor der Tür. Die Republik feiert 25 Jahre Mauerfall. Berlin wird mehrere Tausend beleuchtete Ballons, die ab jetzt die ehemalige Grenze markieren, am Sonntag steigen lassen. Vielleicht schaffe ich es, ein paar Fotos zu schießen.
Liebe Grüße und wie immer: pass auf dich auf!
Na ja, das mit dem Netz ist suboptimal. Bei 10 Versuchen sich einzuklinken klappt es 1mal. Und das nervt!
Bei den leuchtenden Ballons wäre ich auch gerne vor Ort gewesen, aber man kann halt nicht auf allen Hochzeiten tanzen…
Liebe Weltenbummler,
es macht so viel Spass Deine kleinen Geschichten, Beschreibungen zu lesen. Du löst Sehnsüchte in mir aus und sehe, dass es verschiedene Lebensmodelle gibt. Dir weiterhin viel Spass und weiter so!!!
Die Luftballons fliegen bestimmt bis Afrika.…..:)
Dirk
Hallo Dirk,
sowas freut mich, denn dann erfüllen meine Beiträge ja ihren Zweck.
Genauso ist es gedacht…
LG, Peter
Hallo Peter,
seit kurzem fährt die Ilala Fähre wieder bis Monkey Bay.
Auch uns gefällt Cape Maclear sehr gut. Wir haben 8 Monate auf der Campsite vom Fat Monkeys (Camping 3$, Dorm 10$) verbracht, bis wir Anfang Oktober leider Opfer eines brutalen, bewaffneten Raubüberfalls wurden.
Grüße aus Blantyre,
Verena & Patrick (runterwegs.de)
Hallo Verena & Patrick,
ja, Danke für den Hinweis mit der Ilala. Ich hatte bewusst erst im Beitrag über Mayoka Village/Nkhata Bay darauf hingewiesen. Denn das war der Zeitpunkt seit dem die Ilala auch wieder den Süden befährt.
Gruselig, wenn ich das mit dem Raubüberfall höre. Schade, dass so etwas immer wieder passiert.
Ich hoffe Euch geht es wieder besser.
Lieber Gruß, Peter
PS Gerade habe ich gehört, dass die Ilala Mitte November aus technischen Gründen schon wieder ausgefallen sein soll!