Morgens um 4 Uhr stehe ich in Pemba an der Straße beim Mcel-Shop um mein Chappa nach Tandanhangue zu bekommen. Zuerst kommen nur ein paar hinten offene Trucks vorbei und kein einziger Minibus. Erst nach einer Weile begreife ich, dass es offensichtlich ausschließlich diese Trucks sind, die mich meinem Ziel Ilha de Ibo, näherbringen.
Also stoppe ich schließlich einen Truck.
Hinten, auf den schmalen Holzbänken, sieht es mir zu unwirtlich aus und so quetsche ich mich mit ins Führerhaus, zwischen Fahrer und Beifahrer.
Gute Wahl, wie sich herausstellt!
Wie ich später auf Ibo erfahre, muss es in der Tat sehr unbequem sein. Schmale Holzbänke an den Längswänden und an der Rückseite des Fahrerhauses, in der Mitte stapeln sich die Ladung und das Gepäck zu einem wirren Berg. Zur Außenwelt gibt es eine Plane, die vor dem Wind und der Sonne (oder Regen) schützen soll. Diese Plane flattert aber laut schlagend frei im Wind und bietet keinen großen Schutz. Und natürlich ist es nicht nur unbequem, sondern ab der Piste staubig, sehr, sehr staubig.
Die Straße ist zwar die ersten paar Stunden eine Asphaltstraße, aber später wird daraus eine Wellblech-Piste.
Spätestens ab 8 Uhr sticht die Sonne und auch im Führerhaus wird es ungemütlich heiß.
Nach ein paar Stunden erreichen wir mitten in der Pampa einen mächtigen Baobab-Baum. Rechts daneben, hinter einem Zaun aus Strohmatten, stehen ein paar eingestaubte Autos. Ich sehe ein kleines Pappschild auf dem mit krakeliger Schrift steht: Carpark.
Im Halbschatten des mächtigen Baumes sehe ich einen provisorischen Stand auf dem 3 Colaflaschen und eine große Thermoskanne aufgebaut sind. Daneben, in einer halb durchsichtigen Plastikbox mit Deckel ein paar Brötchen. Ich signalisiere, dass ich eines davon käuflich erwerben will und lege eine Münze auf den „Tresen“. Mein erster Biss bestätigt mir, was ich erwartet und bereits erfühlt habe: es ist alt. Die hilflos lächelnde Reaktion des Verkäufers scheint mir dies zu bestätigen.
Es ist 10 Uhr morgens.
Ich bin in Tandanhangue.
Jetzt ist erstmal warten angesagt.
In einiger Entfernung liegen ein paar kleine Boote auf dem Trockenen.
Das Meer ist nicht wirklich zu sehen und scheint unendlich weit weg.
Unter dem mächtigen Baum lagern die Wartenden mit ihren Einkäufen und Habseligkeiten. Von Zeit zu Zeit erscheint ein Truck und spuckt neue Ladungen von Menschen und Waren aus.
Ein paar breiten ihre Strohmatten aus und bereiten sich ihr Essen zu. Andere strecken sich einfach auf dem nackten Boden aus und dösen vor sich hin. Überall liegen leere Plastikflaschen oder Cola-Dosen. Dazwischen spielen die Kinder.
Ich sitze auf einer knorrigen Baumwurzel und lese bis mir der Hintern weh tut. Dann stehe ich auf und vertrete mir die Beine indem ich einmal den Baum umrunde.
Hinsetzen.
Lesen.
Aufstehen.
Einmal um den Baum rum…
Ich weiß nicht wieviel Zeit vergangen ist.
Irgendwann scheint das Meer näher zu kommen.
Ich bin mir allerdings nicht wirklich sicher.
War es nicht auch vorhin schon bei dem kleinen Boot da draußen?
Dann, endlich, ist es anscheinend soweit.
Geschäftige Aufbruchstimmung.
Ich wate ins Meer, meine Sandalen in der Hand.
Um mich herum herrscht wirres Durcheinander, pures Chaos.
Ich steige einfach in die nächstbeste Nussschale.
Zuerst meine Sandalen. Dann mein Rucksack. Meinen Daypack habe ich vor dem Bauch.
Ich bleibe halbwegs trocken.
Das Boot ist einigermaßen voll und setzt sich langsam in Bewegung. Nach knapp 20 Metern war’s das auch schon wieder und ich muss in ein etwas größeres Boot umsteigen. Aber erstmal werden für die Zubringerfahrt zwei Münzen fällig.
Auf dem größeren Boot ist es jetzt wesentlich enger und ungemütlicher. Ich sitze neben anderen auf dem Bordrand. Die Waren und das Gepäck sind wahllos in die Mitte geworfen worden und bilden einen großen Haufen.
Unendlich langsam und vorsichtig werden wir dicht an Mangroven vorbei Richtung offenes Meer gestakt.
Erst dann wird der Motor angeworfen und wir fahren meist dicht am Ufer, an Mangroven vorbei. Dort ist das Wasser ruhig.
Zwischendurch immer wieder eine Strecke über offenes Meer bis zu den nächsten Mangroven.
Um kurz vor vier endlich Ankunft auf Ilha de Ibo.
Ilha de Ibo, Rückblick und die Umgebung…
In der Vergangenheit (ab 1590) war Ibo nach dem Weltkulturerbe Ilha de Mozambique das zweitwichtigste portugiesische Handelszentrum des Landes für Sklaven und Elfenbein. Wegen der wiederholten Angriffe der Niederländer und der Piraten aus Madagaskar erbauten die Portugiesen 1791 das Fort São João Batista de Ibo. Im Gegensatz zu den umliegenden Inseln gibt es auf Ibo zahlreiche Brunnen.
Ilha de Ibo, ca 4.000 EW, ist etwa 9 qkm groß und gehört mit 8 weiteren Inseln zum Quirimba-Archipel. Erst in den letzten Jahren scheint die Insel langsam aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen und immer mehr an Bedeutung für den Tourismus zu gewinnen.
Neben den zerfallenen Häusern gibt es einige Verwaltungsgebäude, eine Schule, ein Dorf und ein paar Hütten.
Die Möglichkeiten für Unternehmungen beschränken sich auf Tauchgänge, Boots-Ausflüge oder — bei Ebbe — eine schöne Wanderung durch Mangroven zur Nachbart-Insel Quirimba.
Leider gibt es von diesem Ausflug kein Foto, weil mir ein paar Tage später in Nampula die Kamera gestohlen wurde und ich die Bilder vom türkisfarbenen Meer noch nicht überspielt hatte.
Info zu Mosambik
Währung: 1 € = 40,33 Meticals (MT) Stand 12/2014
Reisezeit: November
Wetter: Durchgehend Sonne. Heiß.
Info zur Ilha de Ibo
Elektrizität gibt es erst seit 2012! Es gibt kein Internet auf der Insel.
Es gibt einen kleinen Airstrip, der von Pemba angeflogen wird. Seit neuestem gibt es ein ATM – da würde ich mich aber nicht drauf verlassen.
Anreise: mit dem Chappa von Pemba (s.u.).
Dive Center in der Ibo Island Lodge.
Unterkünfte
Ibo Island Lodge, 14 Zimmer in 3 stilvoll restaurierten Häusern zur Meerseite, hochpreisig, kleiner, schöner Pool im Garten mit Schatten. Neben Baobibo.
MEIN TIPP: Gewohnt habe ich im Baobibo (steht in einigen Guidebooks noch als Lucies Place). Existiert seit 2012. Gehört der Schweizerin Lucie. 3 Chalets mit Bad, ab 1.700/1.900 MT Single/Double incl Frühstück.
Eventuell kann das große Chalet als Dorm zu einem günstigeren Preis genutzt werden. Blick aufs Meer. Nahe Pier. Abendessen (möglichst) am Tag vorher bestellen. Luftiger Frühstücks- und Lesebereich.
Miti Miwiri. Hotel. Seit 2007. 9 Zimmer. Gehört dem Deutschen Jörg zusammen mit einem Partner. Am Kopf-Ende der Hauptstraße. Kleiner Pool in einem Garten mit Bar. Essen, eventuell auch ohne Vorbestellung.
Arquipelago Residencial, am Meer
Cinco Portas, mit schönem Pool und Innenhof. War geschlossen als ich dort war. Der Schweizer Eigentümer ist selten da und hat bevorzugt Freunde als Gäste.
Karibuni Camp, sehr einfach!
Restaurant/Essen
Es ist ratsam überall (1 Tag) vorher zu bestellen.
Benjamin, 1 Tisch, lokale Gerichte, basic.
Maezinha, (Frau von Jörg vom Miti Miwiri)
Mariamo, ein Tisch steht in seinem Hof bereit.
Panela Africana
James & Flo, neben Baobibo
Dona Ana, lokale Gerichte, nahe des Dorfes
Die Hotels Miti Miwiri und Ibo Island Lodge bieten 3- bzw. 4‑Gang Menüs an für 700 bzw. 900 MT
Ausflüge mit einer traditionellen Dhow oder Tages-Ausflug bei Ebbe zu Fuß durch die Mangroven nach Quirimba 1.500MT(38,61€) mit Guide und Bootsrückfahrt.
Bootsausflug: Über Nacht nach Matemo.
Ibo ist keine (ideale) Insel zum Baden!
Anreise: Von Pemba nach Ilha de Ibo mit dem Flugzeug in 20 Minuten.
Anreise / Fahrservice: Man kann mit privatem Wagen und Boot gefahren werden. Kostet 300 US$ pro Auto/Boot, man kann das durch die Zahl der Teilnehmer teilen. Wird zB über Jörg vom Hotel Miti Miwiri auf Ibo organisiert.
Mit Chappa: Schräg gegenüber vom Hotel Cabo Delgado fahren täglich morgens zwischen 4 und 5 Uhr beim Mcel-Laden (bei der Kreuzung) die Chappa-Trucks zur Insel Ibo, bzw. nach Tandanhangue (gesprochen: Tandanjangwe), in ca 4–8 Stunden (ich habe jeweils 5 Stunden gebraucht). Von dort fährt, abhängig von der Flut, ein Chappa-Boot in 1 Stunde.
Preise: Chappa Truck 250–300.- MT + Chappa Boot 50 MT
Von Ilha de Ibo nach Tandanhangue mit Weiterfahrt nach Pemba:
Boot täglich zwischen 5 am und 2 pm, je nach Flut.
Meistens steht in Tandanhangue bereits das Chappa nach Pemba bereit.
Für das letzte Wochenende im November war die Insel restlos ausgebucht und alles fieberte dem ersten großen Musikfestival auf der Insel entgegen…
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Wir sind gerade auf der Insel. Dein Beitrag und die Fotos haben mir sehr gefallen. Seit meinem letzten Besuch hat sich sehr viel getan auf der Insel und es gibt auch Internet.
Der Tauschkurs ist aktuell 1:70.
Hallo Anja, ja der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Bist du mit dem kleinen Flieger oder mit dem Boot dorthin. Wo wohnst du?
Mein Mann ist hier geboren und wir besuchen die Familie zum zweiten Mal gemeinsam. Der Cousin hat ein Motorboot geschickt. Hier gibt es mittlerweile angeblich 15 Hotels, wie uns heute 2 Typen aus Maputo erzählt haben, die zum Zweck der Vermessung und steuerlichen Veranlagung hier sind. Nach Kontakt zu Jürg aus dem Cinco Portas kann das aber nicht ganz stimmen, auch wenn es einige gibt, die schon mal Gäste aufnehmen, aber offiziell noch nicht arbeiten.
Ah, das hilft natürlich. Und mit dem Motorboot abgeholt zu werden erspart einem das mühsame Warten…
Hallo Peter, bin beim googlen bezüglich Mosambik auf deinen blog gestoßen. Sehr informativ. Ich war 2002 schon mal im südlichen Teil unterwegs. Für Juli/August plane ich nun 6 Wochen. Hauptschwerpunkt liegt auf Kitesurfen, Ich werde dabei ca.4 Wochen im Süden (Inhambane und Vilanculos Region, mit Maputo) verbringen und 2 Wochen im Norden im Großraum Pemba (Ibo und Murrubue). Welchen Teil findest du reizvoller?
Gruß Alfred
Uff. Das ist schwer zu beantworten. Mal unabhängig vom Kiten (da kenne ich mich überhaupt nicht aus). Fand ich Ibo reizvoll, weil noch reichlich unberührt. Zum Baden & Strandleben & Social Life ist natürlich Tofu wesentlich besser.
BG, Peter