Cabo Polonio Uruguay: Die letzte Volkszählung war 2011.
Da waren es 95 Bewohner.
Inzwischen scheinen ein paar dazugekommen zu sein. D.h. eigentlich kann ich das gar nicht beurteilen. Schließlich bin ich Ende Dezember hier. Und das bedeutet absolute Hochsaison!
Ich komme spät abends in der Dunkelheit an.…
Die letzten 7 km vom Eingang des Nationalparks bin ich auf einem offenen Truck – Marke Eigenbau – gut durchgeschüttelt worden.
Eigentlich sollte ich jetzt abgeholt werden, aber meine Anreise von Punta del Diablo nach Cabo Polonio hat wider Erwarten einen ganzen Tag gedauert. Und da hat der Abholer inzwischen verständlicherweise das Handtuch geworfen.
Ich kenne zwar den Namen der Unterkunft, aber irgendwie scheint keiner was mit dem Namen anfangen zu können.
Also stehe ich jetzt hier in der Dunkelheit und bin froh, dass mir ein Einheimischer seine Hilfe anbietet. Natürlich nicht ganz uneigennützig, aber das geht in Ordnung.
Ich scheine zwar mitten im Zentrum von Cabo Polonio zu sein, aber die unmittelbare Umgebung ist weitestgehend dunkel. Schließlich lebt der Ort von seiner Dunkelheit und dem Image, keine Elektrizität, fließendes Wasser oder gar Autos zu haben.
Mein neuer Guide Roberto und ich machen uns auf den Weg…
Wie gehen los und plötzlich verwandeln sich die spärlichen Lichtpunkte am Wegesrand in romantische Kerzenlichter, die auf den Tischen der Restaurants oder vor den Unterkünften stehen.
Ich bin orientierungslos und folge dem hilfsbereiten Roberto blind.
Auf dem Weg zu seiner Hütte erkundigt er sich mehrfach, ob jemand meine Unterkunft kennt oder ob irgendwo ein Platz frei sei.
Hier kennt offensichtlich jeder jeden und handelt nach dem Motto „Hilfst Du mir – So helfe ich Dir!”
Vor einer sympathischen Bretterhütte brennt ein heimeliges Lagerfeuer, ein Musiker spielt auf seiner Gitarre und der Chef begrüßt mich herzlich. Klar könne ich hier unterkommen.
Ich verabschiede mich dankend von Roberto und befreie mich von meinem Rucksack.
Dann bezahle ich die erste Nacht und bekomme mein Bett zugewiesen.
Froh, um diese Zeit noch eine passable Bleibe gefunden zu haben gehe ich essen.
Nach einer guten Stunde komme ich zurück.
Inzwischen wurde ich verlegt, d.h. mein Gepäck befindet sich jetzt in einer winzigen Kammer mit vier Stock-Betten und einem kleinen Fenster. Es ist unmöglich, dass hier 4 Leute gleichzeitig stehen können. Höchstens eine Person kann jeweils im Gepäck kramen.
Na gut, es ist schon spät.
Ich bin hundemüde und haue mich hin.
Es war ein anstrengender Tag.
Da merke ich, dass vor meinem Fenster der Gitarrist sitzt und zum Vergnügen der am Lagerfeuer Hockenden musiziert.
Da helfen auch meine Ohrstöpsel nur bedingt…
Die Nacht ist grausam. Die Dusche am nächsten Morgen ebenfalls.
Längst habe ich beschlossen eine neue Bleibe zu suchen. Also gehe ich die ersten Stunden des Tages auf Quartierssuche.
Die Umgebung gefällt mir, die zahlreichen Absagen dagegen weniger.
Vernünftig aussehende Unterkünfte sind alle ausgebucht. Und wenn ich mich dann trotzdem mal nach dem Preis erkundige, erfahre ich, dass heute die Hochsaison begonnen hat und was gestern noch 300 UYU gekostet hat, kostet heute 900! Da fehlen mir die Worte!
Ein paar Mal komme ich auf meiner Suche bei einem frisch gestrichenen, weißen Steinhaus mit einem gepflegten Rasen vorbei. Da ich bei den Holzhütten nicht fündig geworden bin, nehme ich mir schließlich ein Herz und wage einen Vorstoß.
Ich kann es kaum glauben: Es gibt ein Zimmer, noch dazu mit schneeweißen Handtüchern.
Einziger Wermutstropfen: es sind immerhin noch 10 Meter bis zum Strand 🙂
Da muss ich durch!
Und schon habe ich für die nächsten Tage ein neues Zuhause!
Jetzt kann ich in Ruhe den Ort und sein Umgebung erkunden…
Mein erster Weg führt zum alles überragenden Leuchtturm aus dem Jahr 1881. Ich will mir einen Überblick verschaffen.
Schon von weitem höre ich Lärm wie von einem Kinderspielplatz. Erst beim Näherkommen bemerke ich meinen Irrtum: am Fuß des Leuchtturms ist die Loberia – eine Robbenkolonie.
In diesem Gebiet leben ca 150 ‑180.000 Lobos. Seelöwen, die nicht nur ein Geschrei machen wie kleine Kinder im Kindergarten, sondern sich auch so aufführen.
Jetzt verstehe ich, warum die auch Heuler genannt werden.
Immer wieder beobachte ich Revierkämpfe. Nachdem einer keuchend den Felsen hochgewatschelt ist, verwickelt er einen Kontrahenten angriffslustig in eine Kabbelei.
Oder ist das vielleicht nur ihre Art zu spielen?
Cabo Polonio hat zwei Strände. Den etwas kleineren, unmittelbar vor dem Ort liegenden Badestrand Playa La Calavera und, einen kleinen Spaziergang über den Hügel, den Playa Sur.
Alle Häuschen scheinen gleichzeitig Unterkünfte zu sein. Ausnahmen sind die wenigen Restaurants und die 3 oder 4 Tante-Emma-Läden, die ein paar Lebensmittel und andere Kleinigkeiten anbieten. Dabei sind die Häuschen großzügig über den Hügel verteilt und kommen sich nicht in die Quere. Manche setzen farbliche Akzente, andere scheinen als Marke Eigenbau zusammengezimmert worden zu sein.
Man merkt deutlich, dass dies mal ein El Dorado für Lebenskünstler und Weltenbummler war.
Bloß was ist davon geblieben?
Mir scheint das Image des Ortes, nämlich seine nicht vorhandene Elektrizität und der komplizierte Zugang durch die Dünen, künstlich am Leben gehalten zu werden. Das ist im Prinzip nichts schlechtes, nur scheint mir das mittlerweile fast eine Masche geworden zu sein.
Natürlich wird in ein paar Häuschen schon Solar-Energie genutzt und selbst das Internet ist in einigen Unterkünften eingezogen.
Der Ort platzt in der Saison — Mitte Dezember bis März — aus allen Nähten. Viele möchten mal für ein paar Tage den Robinson spielen.
Dazu kommen dann noch die unzähligen Tagesausflügler bzw. Wochenend-Touristen.
Schade, ich wüsste nur allzu gerne, wie es hier vor ein paar Jahren ausgesehen hat oder außerhalb der Saison aussieht.…
Unterkünfte in Cabo Polonio Uruguay
La Perla del Cabo Gehoben. Ab 150 US Dollar in der HS. Am Ende des Camino Posadas, 100 m von der Bus-Endhaltestelle, direkt am Meer.
Mein TIPP: Posada lo de Olga, Familienbesitz von den Geschwistern Olga & Bettina und ihrem Mann. Alle sehr hilfsbereit. Mein Zimmer mit schneeweißen Handtüchern kostete 1.000 Pesos (29€) incl. Frühstück. Außenbad. Ruhig, zentral, sauber! 10 m vom Meer.
Budget
Viejo Lobo Hostel: Auf meinem Titelbild.
Haus mit buntem Dach, direkt bei Truck-Endhaltestelle. Chef ist der hilfsbereite Mauro. Es gibt WLan von 21–22 Uhr! Dorm 750 Peso / Private Room 900 Pesos / Private Room mit Bad 1.050 Pesos. Preise der Hochsaison.
Ob die in Uruguay legal angebauten „Pflanzen“ zum allgemeinen Gebrauch sind, habe ich nicht gefragt!
Hostal del Cabo (Chef: Pancho) Von ursprünglich 300(8,70€) auf 900 Pesos (26€) im Dorm gesteigert finde ich recht heftig! (Preise gelten vom 25.12. bis April).
Hostel lo de Marcelo, direkt an der Endhaltestelle des LKW. Zentral und trotzdem ruhig. 700 Pesos pro Bett im sehr einfachen Dorm.
Abraten will ich vom Hostel Lobo, weil ich dort in der ersten Nacht in einem unzumutbaren 4‑Bett-Dorm für 600 Pesos untergekommen bin. Laut, eng, dreckig, raffgierig. Preise werden je nach Lust und Laune zugewiesen!
Restaurants in Cabo Polonio Uruguay
El León del Cabo
Nicht aufregend, aber sämtliche Restaurants fand ich nicht besonders spannend und obendrein austauschbar.
Erstaunlicherweise habe ich nirgends frischen Fisch entdecken können!
Vielleicht sind die Restaurants der zwei gehobenen Hotels besser?
Anreise/Weiterfahrt von/nach Cabo Polonio:
Hier geht’s zu meinem Beitrag
Cabo Polonio: Anreise mit Hindernissen!
Cabo Polonio liegt in einem Nationalpark in Uruguay an der Atlantikküste, zwischen den Badeorten Valizas und La Pedrera.
Bis zum brasilianischen Grenzstädtchen Chuy sind es 60 km, nach Punta del Diablo ca 20 km und nach Montevideo 260 Kilometer.
Am Eingang des Nationalparks kann man seinen Mietwagen auf einem großen Parkplatz abstellen.
Vom Eingang des Nationalparks fahren spezielle LKW’s mit Allradantrieb in 30 Minuten die 7 km bis zum Ort (bis abends um ca 22:30?!).
Man zahlt gleich die Hin- und Rückfahrt: 200 Pesos (5,80€).
Vom Ort zurück zum Parkeingang: fahren die Trucks um 7:30/9:00/11:00 .….
Vom Parkeingang nach:
Montevideo: 5:50/8:50/13:40/15:10/17:40/19:10
Castillos: 7:05, 8:50, 10:20, 12:00, 13:40, 14:50, 19:10
Punta del Diablo / Chuy (Grenzort zu Brasilien) 7:05, 10:20
La Pedrera / La Paloma: 5:50, 15:10,17:40,19:15
Rocha: 5:50, 8:50, 13:40, 15:10, 17:40, 19:10, 19:15
Von Valizas nach Cabo Polonio: zu Fuß durch die Dünen, ca 7 km (man muss offensichtlich auch durch einen Fluss, an dem es aber anscheinend eine kleine „Fähre“ gibt).
Cabo Polonio soll auch zukünftig – mit Ausnahme des Leuchtturms — nicht elektrifiziert werden, um seinen ursprünglichen Charakter zu bewahren.
Fotos: Ausnahmsweise sind die meisten Fotos dieses Beitrags nicht von mir, da ich meine Kamera in Brasilien geschrottet hatte. Für Fotos in diesem Bericht danke ich Niels Skovgaard und Caroline Lohrmann von ShaveTheWhales, die ebenfalls einen Beitrag über Cabo Polonio geschrieben hat.
Wart Ihr schonmal in Cabo Polonio?
Wie sieht es heute aus?
Wie unterschiedlich die Eindrücke doch sein können. Ich war gerade zum Beginn der Nebnsaison nach Ostern dort und es war sowas von entspannt. Nur drei Trucks am Tag und selbst die waren halb leer.
Wie geil ist das denn?! In dieser Sekunde bin ich auf Deinen Beitrag bei FB gestoßen und wollte gerade einen Kommentar hinterlassen. Sicher kann es dort schön sein, aber eben nicht unbedingt zu dem Zeitpunkt als ich dort war. Außerdem haben mich auch diese absolut phantastischen Preise geärgert.
Neid 🙂
Hallo, ich wohne etwa eine halbe Stunde von Cabo Polonio entfernt. Wenn Cabo Polonio eines ist, dann kein Aussteigernest. Das war es einmal, als es das Internet noch nicht dort gab. Heute ist es ein Backpacker-Touri-Ort, in dem alle, aber auch alle, die hingehen abgezockt werden. Was nicht heisst, dass es sich nicht lohnt Cabo Polonio zu besuchen. Aussteigen ist aber ohne fettes Budget nicht drin. Denn es ist keine Selbstversorgung möglich, da Cabo in einem Nationalpark liegt. Jagen und fischen (angeln erlaubt) verboten. Nur ab nach der Osterwoche bis Anfang/MItte November ist es ruhig und gemächlich. Allerdings haben die meisten Geschäfte auch zu. Original gute Food gibt es eigentlich kaum. Denn selbst der Fisch wird oft von aussen reingebracht. Einfach, weil es kaum welchen gibt. Die Seelöwenherden dort haben einen grossen Eigenbedarf. Aussteigen ist dennoch in Uruguay möglich, halt nur nicht in Cabo Polonio.
Einige Tipps dazu hab ich. Das würde hier aber den Rahmen sprengen.
Grüsse aus La Paloma — Uruguay
Martin
Hallo Martin,
ich kann deinem Beitrag nur zustimmen.
War neulich dort und war wirklich geschockt, wie offensichtlich und eiskalt dort abgezockt wird.
Ob das Restaurant, welches auf Nachfrage VISA Zahlung anbietet, aber erst beim Zahlen darauf hinweist, dass der Mindestbetrag dafür 1000 Pesos ist, oder die Verkäuferin im Souvenirladen, die “versehentlich” den Tee & die Empanadas nochmal bei meiner Begleitung abzieht.
War schon zweimal in Uruguay, aber sowas hab ich dort nirgends bisher erlebt.
Beim nächsten Mal geht es in deine Gegend bzw. La Pedrera, hab gehört dorthin kann man gut auswandern 😉
Muchos Saludos
Verena
Hallo Martin, es war interessant deinen Artikel zu lesen. Welche Alternativen gibt es denn zu Cabo Polonio?
Plane eine Reise von Deutschland nach Urugay und würde gerne das ursprüngliche Land kennenlernen. Deshalb würde ich mich über deine Tips freuen.
Mein Name ist Dirk und du kannst mir auch gerne eine Email schicken, wenn du denn magst.
Viele Grüße Dirk
Anmerkung von PetersTravel: Sorry, habe die Mailanschrift entfernt.
Ich finde hier soll jeder von weiteren Tipps etwas haben.
Hallo, ich suche mal etwas günstiges für 3–6 Monate zum kennenlernen und halt wo meine geringe Rente reicht. Mir ist es im Moment egal wo ich dann eventuell langfristig mein neues Zuhause nennen kann.
Jetzt schon mal Dankeschön für die Hilfe auf meiner Suche
LG Willi
Hallo Willi,
Uruguay ist grundsätzlich nicht sehr preiswert.
Da bist du sicher zB in jeder Beziehung in Chiang Mai im Norden Thailands besser dran.
BG, Peter