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Fri­da Kahlo: Mein Muse­ums­be­such in der Casa Azul in Mexiko-Stadt

Außenansicht des Museo Frida Kahlo (Casa Azul) mit Warteschlange in Coyoacan, Mexiko Stadt, © PetersTavel Peter Pohle

Ich bin ein gro­ßer Ver­eh­rer der mexi­ka­ni­schen Künst­le­rin Fri­da Kahlo. Also ist der Besuch in ihrem ehe­ma­li­gen Zuhau­se und heu­ti­gen Museo Fri­da Kahlo, der Casa Azul in Mexi­ko-Stadt, für mich ein MUSS.

Zuletzt habe ich ihre fas­zi­nie­ren­den und teils ver­stö­ren­den Bil­der im Som­mer 2010 in der Fri­da-Kahlo-Retro­spek­ti­ve im Mar­tin-Gro­pi­us-Bau in Ber­lin gese­hen. Die Aus­stel­lung ver­zeich­ne­te damals einen Besu­cher­re­kord von 235.000 Gästen.

Wer war Fri­da Kahlo?

Fri­da Kahlo (1907–1954) war mehr als eine mexi­ka­ni­sche Male­rin.
Gebo­ren wur­de die Toch­ter eines deut­schen Vaters und einer mexi­ka­ni­schen Mut­ter im Stadt­vier­tel Coyoacán in Mexi­ko-Stadt. Obwohl ihr Ruhm zu Leb­zei­ten eher begrenzt war, wur­de sie (erst) in den 1970er Jah­ren zur welt­wei­ten Iko­ne – gefei­ert als Sym­bol mexi­ka­ni­scher Kul­tur sowie als Vor­bild für Femi­nis­tin­nen und der LGBT-Com­mu­ni­ty. Sie ist vor allem bekannt für ihre zahl­rei­chen Selbst­por­träts mit ihrer auf­fäl­li­gen Mono­braue. Dabei zeigt sie sich oft in tra­di­tio­nel­len mexi­ka­ni­schen Gewän­dern wie zB der Tehuana-Tracht. 

Die zwei Fridas (1939), Museo Frida Kahlo, Coyoacán, Mexiko Stadt, © PetersTavel Peter Pohle
Das Gemäl­de “Die zwei Fri­das” ent­stand 1939 wäh­rend ihrer Schei­dung von Die­go Rive­ra.
Die lin­ke Fri­da ist in einem vik­to­ria­ni­schen Kleid zu sehen, die rech­te in der tra­di­tio­nel­len Tracht der Tehua­na-Frau­en. Dies reprä­sen­tiert Kahl­os mexi­ka­ni­sches Erbe und ihre euro­päi­sche Abstam­mung.
Bei­de Fri­das zei­gen ihre Her­zen, die durch eine rote Arte­rie ver­bun­den sind. Das Herz der euro­päi­schen Fri­da ist offen und von einem chir­ur­gi­schen Instru­ment durch­trennt, von dem Blut auf ihr wei­ßes Kleid tropft. Das Herz der mexi­ka­ni­schen Fri­da ist intakt. Die rech­te Fri­da hält ein Medail­lon in der Hand, das eine Minia­tur­an­sicht ihres Man­nes Die­go Rive­ra zeigt. 
Das Werk the­ma­ti­siert Kahl­os dua­le Iden­ti­tät und ihren emo­tio­na­len Schmerz. 

Fri­da Kahlo umgab sich mit einer Rei­he exo­ti­scher Tie­re, die den Weg in ihre Gemäl­de fan­den. Sie mal­te sich nicht nur umge­ben von Affen, sie besaß auch zahl­rei­che unge­wöhn­li­che Tie­re, dar­un­ter Klam­mer­af­fen, ein Kitz, einen Ama­zo­nas-Papa­gei, einen Adler, Aras, Sit­ti­che, Hüh­ner, Spat­zen und eine sel­te­ne Ras­se haar­lo­ser Hun­de, deren Vor­fah­ren bis zu den Azte­ken zurück­ver­folgt wer­den konn­ten.

Vie­le ihrer Gemäl­de spie­geln ihr eige­nes Leben und Lei­den wider, dabei ver­band sie rea­lis­ti­sche Ele­men­te mit Traum­vi­sio­nen. So wur­de sie zum Vor­bild für Femi­nis­tin­nen, Künst­ler, Anders­den­ken­de und Schmerz­pa­ti­en­ten gleichermaßen. 

Die Lei­dens­ge­schich­te der Fri­da Kahlo

Schon mit sechs Jah­ren erkrank­te Fri­da an Kin­der­läh­mung, was ihr rech­tes Bein deut­lich schwäch­te und sie Zeit ihres Lebens hin­ken ließ. In der Schu­le wur­de sie des­we­gen gehän­selt, heu­te wür­de man sagen gemobbt.
Mit 18 dann ein ver­häng­nis­vol­ler Bus­un­fall: 1925 kol­li­dier­te ihr Bus mit einer Stra­ßen­bahn. Eine Eisen­stan­ge bohr­te sich durch ihren Becken­be­reich, meh­re­re Kno­chen bra­chen, dar­un­ter Wir­bel­säu­le (mehr­fach) und allein 11 mal ein Bein. Sie ent­kam nur knapp dem Tod. Es folg­ten über 30 Ope­ra­tio­nen und eine jahr­zente­lan­ge Lei­dens­zeit.
Ihr gan­zes Leben war dau­er­haft von Schmer­zen, unzäh­li­gen Ope­ra­tio­nen und gesund­heit­li­chen Pro­ble­men geprägt. All das ver­ar­bei­tet Fri­da Kahlo in ihren Bildern.

Wäh­rend der Gene­sung im Gips­bett begann sie mit dem Malen und voll­ende­te 1926 mit 19 Jah­ren ihr ers­tes Selbst­bild­nis. Ihr All­tag wur­de zur Tor­tur. Den­noch hat sie nie auf­ge­hört zu malen – oft aus dem Bett her­aus, auf spe­zi­ell ange­fer­tig­ten Staffeleien.

Auch ihr pri­va­tes Leben war von Schmerz gekenn­zeich­net. Fri­da sehn­te sich nach Kin­dern, doch meh­re­re Schwan­ger­schaf­ten muss­ten aus Gesund­heits­grün­den abge­bro­chen wer­den. Eine beson­ders tra­gi­sche Fehl­ge­burt 1932 ver­ar­bei­te­te sie im berühm­ten Gemäl­de “Hen­ry Ford Hos­pi­tal”. Fri­das Kunst spie­gelt die­se Qua­len wider: Ihre Bil­der sind vol­ler Sym­bo­le des Lei­dens und der Ver­let­zung. So zeich­net sie in vie­len Wer­ken ihre eige­nen chro­ni­schen Schmer­zen nach. 

Museo Frida Kahlo, Frida y la cesárea (1931), Mexiko Stadt, © PetersTavel Peter Pohle
“Fri­da y la cesá­rea” bezieht sich auf ein unvoll­ende­tes Selbst­por­trät von Fri­da Kahlo, das im Jahr 1931 ent­stan­den ist. Das Werk ist eine Dar­stel­lung einer mög­li­chen Kai­ser­schnitt­ge­burt, die sie jedoch wegen Kom­pli­ka­tio­nen wäh­rend der Schwan­ger­schaft abbre­chen musste.

Im Lau­fe der Jah­re wur­de Fri­das Gesund­heits­zu­stand immer schlech­ter und sie ver­brach­te ihre letz­ten Jah­re über­wie­gend im Kran­ken­haus und immer weni­ger Zeit außer­halb. In die­ser Zeit benutz­te sie haupt­säch­lich einen Roll­stuhl oder Krü­cken, um sich fort­zu­be­we­gen. Trotz­dem mal­te sie immer weiter.

Erst 1953 wur­den ihre Wer­ke erst­mals auch in ihrer Hei­mat Mexi­ko in einer Ein­zel­aus­stel­lung gezeigt. Da sie zu die­ser Zeit auf ärzt­li­che Anord­nung bett­lä­ge­rig war, aber unbe­dingt bei der Eröff­nung dabei sein woll­te, ließ sie sich in einem Kran­ken­wa­gen zur Gale­rie fah­ren. An der Ver­nis­sa­ge nahm sie dann in ihrem Bett lie­gend teil.
Wenig spä­ter wur­de ihr rech­ter Unter­schen­kel wegen Wund­brand  ampu­tiert.

Fri­da Kahlo starb am 13. Juli 1954 im Alter von 47 Jah­ren an einer Lungenembolie.

Krücken, Korsette, Medikamente im Museo Frida Kahlo, Coyoacán, Mexiko Stadt, © PetersTavel Peter Pohle

Ehe mit Die­go Rive­ra und Affären

1929, als sie 22 Jah­re alt war, hei­ra­te­te sie den 20 Jah­re älte­ren Maler Die­go Rive­ra. Rive­ra war zu die­sem Zeit­punkt schon der bedeu­tends­te Maler Mexi­kos und mit sei­nen monu­men­ta­len poli­tisch-revo­lu­tio­nä­ren Wand­ge­mäl­den ein inter­na­tio­na­ler Star. Er hat­te sich ihret­we­gen schei­den las­sen, besaß aber oben­drein den Ruf eines Frau­en­hel­den. Euphe­mis­tisch aus­ge­drückt war ihre Ehe tur­bu­lent. Das Haus, in dem sie wäh­rend ihrer ers­ten Ehe wohn­ten, ist reprä­sen­ta­tiv und sym­bo­lisch für ihre Bezie­hung. Es besteht aus zwei sepa­ra­ten Gebäu­den, einem blau­en für Fri­da und einem weiß-rosa­far­be­nen für Die­go, die durch eine Brü­cke mit­ein­an­der ver­bun­den sind. Sie ist die Meta­pher für ihre Ehe: unab­hän­gig, aber unaus­weich­lich ver­eint. Bei­de hat­ten meh­re­re Affä­ren, wobei Fri­da noch dazu bise­xu­ell war. Als Die­go eine Affä­re mit ihrer jün­ge­ren Schwes­ter Chris­ti­na hat­te, kam es 1939 nach 10 Jah­ren zur Schei­dung, nur um nach einem Jahr Die­go Rive­ra ein zwei­tes Mal zu hei­ra­ten. Bei­de ver­ehr­ten und lieb­ten ein­an­der ein Leben lang. Die zwei­te Ehe war zwar genau­so schwie­rig, hielt aber letzt­lich bis zu ihrem Tode 1954.

Nach ihrem Tod bekann­te Die­go Rive­ra, sie sei das Wich­tigs­te in sei­nem Leben gewe­sen. Fri­da Kahlo notier­te in ihren Tage­bü­chern, sie hät­te ohne Die­gos Lie­be das qual­vol­le Dasein nicht ertra­gen können.

Fri­da Kahlo hat­te im Lau­fe ihres Lebens zahl­rei­che Affä­ren mit Män­nern und Frau­en. Ihre Bise­xua­li­tät war in Künst­ler­krei­sen kein Geheim­nis und spie­gel­te sich sowohl in ihrem Leben als auch in ihrer Kunst wider. Die wich­tigs­ten und bekann­tes­ten ihrer Affä­ren waren:

  • Leo Trotz­ki – Der rus­si­sche Revo­lu­tio­när und Grün­der der Roten Armee kam 1937 nach Mexi­ko und wohn­te mit sei­ner Frau zeit­wei­lig bei Fri­da und Die­go Rive­ra. Fri­da hat­te eine kur­ze, aber auf­se­hen­er­re­gen­de Affä­re mit Trotzki.
  • Nickolas Muray – Der unga­risch-US-ame­ri­ka­ni­sche Foto­graf führ­te über vie­le Jah­re eine lei­den­schaft­li­che Bezie­hung zu Fri­da Kahlo.
  • Jose­phi­ne Bak­er – Die fran­zö­si­sche Enter­tai­ne­rin und Femme fata­le soll eben­falls eine Affä­re mit Fri­da gehabt haben.
  • Cha­ve­la Var­gas – Die berühm­te cos­ta-rica­ni­sche Sän­ge­rin hat­te eine inten­si­ve Bezie­hung mit Fri­da, die spä­ter auch öffent­lich bestä­tigt wurde.
  • Dolo­res del Río – Die berühm­te mexi­ka­ni­sche Schau­spie­le­rin war eine wei­te­re Frau in Fri­das Liebesleben.
  • Heinz Berg­gruen – Mit dem spä­te­ren deut­schen Kunst­samm­ler ver­band Fri­da eine Liebesbeziehung.
  • José Bar­to­li – Der kata­la­ni­sche Künst­ler lern­te Fri­da 1946 in New York ken­nen. Sie ver­band in den letz­ten Lebens­jah­ren eine enge Beziehung.

Fri­da Kahlo leb­te ihre Sexua­li­tät und Bezie­hun­gen unge­zwun­gen und selbst­be­wusst – als offe­ne, poly­amo­re und bise­xu­el­le Frau ihrer Zeit.

Mein Besuch im Museo Fri­da Kahlo, der Casa Azul

Museo Frida Kahlo, Coyoacán, Mexiko Stadt, © PetersTavel Peter Pohle
Innenhof des Museo Frida Kahlo (Casa Azul), Coyoacán, Mexiko Stadt, © PetersTavel Peter Pohle

Das Museo Fri­da Kahlo — die Casa Azul — gehört zu den belieb­tes­ten Sehens­wür­dig­kei­ten von Mexi­ko-Stadt.
Hier wur­de Fri­da Kahlo gebo­ren, hier leb­te und arbei­te­te sie – spä­ter auch gemein­sam mit Die­go Rive­ra. Und hier starb sie.
1957 stif­te­te Rive­ra die Casa Azul samt Inven­tar als Muse­um zu ihrem Geden­ken.

Fri­da Kahl­os Wohn­haus war ein Treff­punkt für Künst­le­rin­nen, Intel­lek­tu­el­le und Revo­lu­tio­nä­re: Neben Trotz­ki zähl­ten Schrift­stel­ler, Foto­gra­fen und poli­ti­sche Akti­vis­ten zu Fri­das Gäs­ten. Die­se kul­tu­rel­le Viel­falt präg­te die Atmo­sphä­re des Hau­ses und inspi­rier­te ihre Werke.

Die Casa Azul ist leicht aus­zu­ma­chen: Bei mei­ner Ankunft am Vor­mit­tag hat­te sich eine unüber­seh­ba­re, dis­zi­pli­niert anste­hen­de Schlan­ge gebil­det. Apro­pos Schlan­ge: Mein Tipp: Ich hat­te lan­ge im Vor­aus ver­sucht auf der Online-Sei­te des Museo-Fri­da Kahlo Kar­ten zu kau­fen. Ohne Erfolg! Letzt­lich habe ich dann Tickets über Get your Gui­de bekommen!

Das strah­lend-blaue Haus im ruhi­gen Vier­tel Coyoacán ist heu­te das Fri­da-Kahlo-Muse­um, das per­sön­li­che Gegen­stän­de, Klei­dung, Fotos, Farb­tu­ben, Gemäl­de, Staf­fe­lei, ihre Ein­rich­tung und Küchen­uten­si­li­en – und sogar den legen­dä­ren Roll­stuhl aus ihren letz­ten Jah­ren zeigt.

Rollstuhl und Staffelei im Museo Frida Kahlo / Casa Azul, Coyoacán, Mexiko Stadt, © PetersTavel Peter Pohle

Schon von außen beein­druckt das azur­blaue Haus mit sei­nem üppi­gen Innen­hof­gar­ten – typisch für ein Kolo­ni­al­haus in Coyoacán. Hier hört man nur Vogel­ge­zwit­scher und ent­fern­te Stadtgeräusche. 

Beim Betre­ten des Hau­ses füh­le ich mich sofort in eine ande­re Welt ver­setzt. Spä­ter, im Patio, umge­ben von tro­pi­schen Pflan­zen ist der von der Außen­welt abge­schirm­te, ruhi­ge Gar­ten eine Oase hin­ter den bun­ten Mauern.

Das Bett Frida Kahlos mit dem Spiegel in der Decke, Museo Frida Kahlo / Casa Azul, Coyoacán, Mexiko Stadt, © PetersTavel Peter Pohle
Das Bett Fri­da Kahl­os mit dem Spie­gel in der Decke, Museo Fri­da Kahlo / Casa Azul

Im Inne­ren des Muse­ums ent­fal­tet sich Fri­das Leben vor mir wie ein Film. An den Wän­den hän­gen Foto­gra­fien und Expo­na­te, die ihr täg­li­ches Leben in den 1940er Jah­ren doku­men­tie­ren. In ihrem Schlaf­zim­mer steht ihr ori­gi­na­les Bal­da­chin-Bett mit dem Spie­gel an der Decke. So konn­te sie sich sehen und ihr ers­tes Selbst­por­trät malen als sie mona­te­lang im Gips­bett lag. Ein paar Schrit­te wei­ter befin­det sich ihr Ate­lier mit ihrer Staf­fe­lei. Über­all im Haus ent­deck­te ich ihre Gebrauchs­ge­gen­stän­de: höl­zer­ne Krü­cken, meh­re­re Kor­set­te und lee­re Medi­ka­men­ten­fla­schen las­sen erah­nen, wie oft sie ope­riert wur­de und wie belas­tend all das für sie gewe­sen sein muss.
An einer Wand ist Fri­das bun­te Gar­de­ro­be aus­ge­stellt: Klei­der, Röcke, Blu­sen und ihre zahl­rei­chen Rebo­zos (Schals), mit denen sie ihre Figur kaschier­te oder betonte.

Kleidung von Frida Kahlo, Museo Frida Kahlo © PetersTavel Peter Pohle

Die künst­le­ri­sche Bedeu­tung Fri­da Kahlos

Fri­da Kahlo gilt als eine der prä­gends­ten Künst­le­rin­nen Latein­ame­ri­kas und ist heu­te unbe­strit­ten die bekann­tes­te Male­rin Mexi­kos. Ihre Wer­ke ver­bin­den Ele­men­te der indi­ge­nen Kul­tur mit einem eigen­stän­di­gen expres­si­ven Stil, in dem Rea­li­tät, Sym­bo­lik und sur­rea­le Züge mit­ein­an­der verschmelzen.

Schon früh ent­wi­ckel­te Kahlo eine Bild­spra­che, die ihre per­sön­li­che Rea­li­tät mit der rei­chen mexi­ka­ni­schen Tra­di­ti­on ver­band. Sie nutz­te Sym­bo­le aus Folk­lo­re, prä­ko­lum­bi­scher Kunst sowie Moti­ve der loka­len Flo­ra und Fau­na – von Papa­gei­en und Rehen bis hin zu Kak­teen und Fah­nen – um kul­tu­rel­le Iden­ti­tät sicht­bar zu machen. Auch ihre bewuss­te Selbst­dar­stel­lung in tra­di­tio­nel­ler Tracht mit Schmuck und auf­wen­di­gen Fri­su­ren war Teil die­ses kul­tu­rel­len Programms.

Ein zen­tra­les Ele­ment ihres Œuvres sind die Selbst­por­träts: 55 ihrer rund 150 Wer­ke zei­gen sie selbst, oft mit mar­kan­ten Augen­brau­en („Mono­braue“) und leicht ange­deu­te­tem Damen­bart. Ihre Selbst­por­träts mischen rea­le und sur­rea­le Ele­men­te, ange­rei­chert mit Sym­bo­len der indi­ge­nen Kul­tur. Fri­da trug bewusst tra­di­tio­nel­le Klei­dung ihrer Hei­mat – auf Gemäl­den sieht man sie oft in bun­ten Trach­ten, typi­schen Rebo­zos (Schal). Die­se Selbst­bil­der sind kei­ne idea­li­sier­ten Abbil­der, son­dern öff­nen Ein­bli­cke in ihre see­li­schen Zustän­de. Dabei tre­ten Tie­re wie Affen, Hun­de oder Vögel nicht nur als Beglei­ter auf, son­dern fun­gie­ren als Sym­bo­le inne­rer Kräf­te oder Leiden.

Der Sur­rea­list André Bre­ton lud sie 1939 zur Teil­nah­me, an einer gro­ßen Aus­stel­lung über Mexi­ko nach Paris ein. Sowohl Paris als auch die Aus­stel­lung, miss­fie­len ihr. Obwohl ihre Kunst häu­fig mit dem Sur­rea­lis­mus in Ver­bin­dung gebracht wird, lehn­te Kahlo die­se Zuord­nung ab. „Ich habe nie Träu­me gemalt. Was ich dar­ge­stellt habe, war mei­ne Rea­li­tät“, stell­te sie klar. Ihre Wer­ke sind damit weni­ger Traum­wel­ten als Aus­druck eines „magi­schen Rea­lis­mus“ – einer Ver­schmel­zung von All­tags­wirk­lich­keit und sym­bo­li­scher Bild­spra­che. Den­noch bedeu­te­te ihr Besuch in Paris den Beginn ihrer inter­na­tio­na­len Aner­ken­nung. Picas­so schenk­te ihr Ohr­rin­ge und der Lou­vre kauf­te ein Selbst­por­trät von ihr.

Kahl­os Wer­ke beinhal­ten auch eine poli­ti­sche Bild­spra­che. Sie war über­zeug­te Mar­xis­tin und brach­te dies unter ande­rem in ihrem Gemäl­de El mar­xis­mo dará salud a los enfer­mos (Der Mar­xis­mus wird die Kran­ken gesund machen, 1954) zum Aus­druck. Zunächst sah sie sich Leo Trotz­ki und dem Trotz­kis­mus ver­bun­den, änder­te ihre Mei­nung aller­dings spä­ter und war bis zu ihrem Tod eine Anhän­ge­rin Sta­lins.
In ihren spä­ten Arbei­ten tre­ten The­men wie Ver­gäng­lich­keit, Tod und Wider­stands­kraft noch stär­ker her­vor – sie por­trä­tier­te sich etwa als ver­letz­ter Hirsch oder in Sze­nen mit Leichen.

Bild "El marxismo dará salud a los enfermos" (Der Marxismus wird den Kranken Heilung bringen, 1954), Museo Frida Kahlo, Coyoacán, Mexiko Stadt, © PetersTavel
El mar­xis­mo dará salud a los enfer­mos (Der Mar­xis­mus wird den Kran­ken Hei­lung brin­gen, 1954)

Heu­te gilt Fri­da Kahl­os Werk als ein­zig­ar­ti­ges Zeug­nis künst­le­ri­scher Eigen­stän­dig­keit, das per­sön­li­che Erfah­rung, poli­ti­sche Hal­tung und kul­tu­rel­le Ver­wur­ze­lung auf unver­wech­sel­ba­re Wei­se ver­bin­det. Nicht zuletzt des­halb wur­den ihre Bil­der von der mexi­ka­ni­schen Regie­rung zum natio­na­len Kul­tur­gut erklärt.

Finan­zi­el­ler Erfolg Fri­da Kahl­os im Kunstmarkt

Zu Leb­zei­ten war es für Fri­da Kahlo schwer ihre Behand­lungs­kos­ten durch den Ver­kauf ihrer Bil­der zu finan­zie­ren. Der kom­mer­zi­el­le Erfolg und Aner­ken­nung in grö­ße­rem Aus­maß stell­te sich ers­te lan­ge nach ihren Tod in den 70er Jah­ren ein.

1939 kauf­te der Lou­vre als ers­tes gro­ßes Muse­um ein Werk Kahl­os – eine his­to­ri­sche Pre­mie­re für eine mexi­ka­ni­sche Künst­le­rin.
Ihr Ganz­kör­per-Selbst­bild­nis Raí­ces erziel­te im Mai 2006 einen Ver­stei­ge­rungs­er­lös von 5,6 Mil­lio­nen US-Dol­lar und galt damals als das bis­lang teu­ers­te Bild eines latein­ame­ri­ka­ni­schen Künst­lers.
Kahl­os Selbst­por­trät Die­go y yo (Die­go und ich) aus dem Jahr 1949 erziel­te im Novem­ber 2021 bei Sotheby’s mit 34,9 Mil­lio­nen Dol­lar den höchs­ten Preis, der je für ein Gemäl­de eines latein­ame­ri­ka­ni­schen Künst­lers bezahlt wur­de. Der bis­he­ri­ge Rekord­preis für ein Fri­da-Kahlo-Gemäl­de lag bei acht Mil­lio­nen Dol­lar im Jahr 2016.

Anfahrt und Ein­tritt zum Fri­da Kahlo Muse­um Casa Azul

  • Adres­se: Cal­le Lond­res 247, Coyoacán (Stadt­teil von Mexiko-Stadt).
  • Anfahrt: Am bes­ten per Metro Linie 2, Hal­te­stel­le Coyoacán oder Viveros/ Derechos Huma­nos — von der Hal­te­stel­le sind es dann aller­dings noch­mal gute andert­halb Kilo­me­ter zu Fuß.
  • Ein­tritt (2025): Etwa 250 Pesos (Online-Tickets emp­foh­len!). Da bei mir schon über ein Monat im vor­aus alles aus­ge­bucht war, habe ich dann für ca 37 € über Get your Gui­de bzw. Chilln’go gebucht. Man bucht einen Time Slot, kann aber belie­big lan­ge bleiben.
  • Öff­nungs­zei­ten: Diens­tag bis Sonn­tag, meist 10–18 Uhr, Mitt­woch 11–18 Uhr (Mon­tags geschlossen).

Quel­len­nach­weis

Quel­len­nach­wei­se: Abge­se­hen von mei­nem Besuch der Casa Azul bzw. des Museo Fri­da Kahlo und den dor­ti­gen Infor­ma­tio­nen habe ich u.a. aus fol­gen­den Quel­len zitiert: Wiki­pe­dia, Museo Fri­da Kahlo, Arts­per Maga­zin. Kunst­pla­za.

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Buenos Aires, Streetart Frida Kahlo von Julián Campos Segovia, Jean Paul Jesses and Juan Carlos Campos an der Dorrego/Cabrera, Entstehungszeit: 3 Wochen, © PetersTravel.de, iPod-Foto
Street­art in Bue­nos Aires
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