Jakobsweg
4. Tag, 17. September
Pamplona – Puente la Reina, 24,5km; Albergue Santiago Apostel
Aufbruch: 6:40 Uhr
Da ich erst um 6:40 Uhr (manche gehen viel früher) loskam, habe ich mir das Frühstück schräg gegenüber der Albergue verkniffen. Um diese Zeit sind überwiegend nur „wir“ unterwegs. Jeder grüßt jeden.
Vorbei am Rathaus durch die Calle Mayor. Geht man mal aus Versehen ein paar Meter falsch oder steht ratlos an einer Ecke, wird man von vorbeifahrenden Autofahrerrn freundlich darauf hingewiesen. Überhaupt wird man überall respektvoll behandelt. „Wir“ sind ja auch leicht zu erkennen an unserem Outfit: Wanderstab und Rucksack mit der großen Jacobsmuschel.
Zwischen Zaraquiegui und Uterga, kurz vor 40 gigantischen Windrädern zur Stromerzeugung, überholt mich ein 59-jähriger Spanier (kein Pilger). Wir führen eine angeregte Unterhaltung, er geht diese Strecke (insgesamt 22 km) seit Jahren jeden(!) Tag, bei Sonnenschein, Regen und Schnee.
Auf einem Schotterweg nähere ich mich der Passhöhe auf der mehrere Blechfiguren stehen, vor deren Silhouette ich mich fotografieren lassen muss (hatte ich noch aus dem Film “The Way” in Erinnerung). Ab hier gehts ziemlich steil auf Schotterwegen nach Uterga.
In Puente la Reina beschließe ich in die private Albergue Santiago Apostel (8€) zu gehen. Ich durchquere den Ort, komme am Ortsausgang zur namensgebenden berühmten Brücke und quäle mich danach noch ca 350 m den steilen Abhang hinauf, weil ich weiß, dass zur Herberge ein Pool gehört und den habe ich mir heute bei 26° verdient. Was ich nicht weiß ist, dass alle öffentlichen Schwimmbäder in Spanien ab dem 15. September geschlossen sind 🙁
5. Tag, 18.09.
Puente la Reina – Estella, 22,2km; Albergue Municipal (6€)
Aufbruch: 6:45
Eigentlich kein anstrengender Weg, aber trotzdem ist irgendwie alles gleich mühsam. Es muss sich aber grundsätzlich in den letzten Jahren auf dem Weg einiges geändert haben: mehr kleine Bars/Cafés und mehr Unterkünfte. In Estella komme ich bereits um 11:45 an. Das Städtchen ist schön und es gibt etwas mehr als in den letzten Dörfern zu sehen. Auf der Plaza del Fuero gibt es mehrere Bars. Dafür fängt es aber am Abend an leicht zu regnen.
Bis jetzt war ich wettertechnisch sehr verwöhnt.
Essen/Kochen
In den meisten Albergues gibt es eine gut eingerichtete Küche (außer Galicien). Von dieser wiederum wird von vielen Pilgern gerne und reichlich Gebrauch gemacht. Die Koreaner zB kochen oft zusammen; da wird man dann auch von anderen eingeladen. Es fördert die Zusammengehörigkeit und die Kommunikation.
Ich bin allerdings eigentlich immer essen gegangen.
In allen Orten des Camino wird in den Restaurants ein Menu Peregrino (3 Gänge) für ca 9–11€ incl Wasser oder Wein angeboten!
6. Tag, 19.09.
Estella – Los Arcos, 21km; Albergue Municipal Isaak Santiago
Aufbruch: 6:30 Uhr
Eine ruhige Nacht, aber am Morgen waren die meisten schon sehr früh unterwegs, so dass auch ich um 6:30 ohne Frühstück aufbrach. Nach dem Vorort Ayegui kommt man auf dem Weg bei einer Weinkellerei (vorletztes Gebäude) vorbei. Hier kann man sich für umsonst einen Wein zapfen – habe ich um 7 Uhr morgens drauf verzichtet.
Auf diesem Streckenabschnitt nahm ich den angeblich schlechter gekennzeichneten Weg durch ein Wäldchen und wurde dafür mit einer aufgehenden Sonne, die ein Tal beschien, belohnt. Mein bisher schönster Abschnitt.
Im einzigen Ort durch den ich vor Los Arcos noch kam, hatte die Bar diese Woche leider geschlossen, so dass ich ohne Frühstück durchgehen musste 🙁
Los Arcos erreichte ich dadurch bereits um 11 Uhr. Konnte mich nicht für eine Unterkunft entscheiden; schließlich ging ich in die Municipal Isaak Santiago (im Nachhinein würde ich die Casa Abuela empfehlen). So lernte ich dann immerhin Judith, Enrique und Luis, die mit mir das 4‑Bett-Zimmer teilten, kennen.
Habe dort die Dienste eines Masseurs für meine Füße in Anspruch genommen (fand ich allerdings nicht so dolle).
Beeindruckende Kirche Santa Maria; dort ging ich dann auch um 20 Uhr in die Messe.
7. Tag, 20.09.
Los Arcos – Viana – Logroño, 29 km; Albergue Municipal
Aufbruch: 6:45 Uhr
Frühstück nach ca 8 km in Torres del Rio. Dann zügig durchmarschiert, so dass ich bereits um 11 Uhr (nach 19km) in Viana war.
Das war zu früh und zu wenig Leistung, um schon mein Lager zu beziehen. Außerdem lockte die Fiesta San Mateo in Logroño. Es zog sich dann doch und wurde noch ganz schön anstrengend.
Erreichte die Albergue Municipal in Logroño dann kurz vor der Öffnung um 13 Uhr. Hatte besonders heute das Gefühl, dass jeder Tag anstrengender wird als der Tag davor.
In Logroño steppt der Bär und fliegt die Kuh. An jeder Ecke Musik, jede Art von Bands und überall Degustation. In der Altstadt kleine Gassen mit einer Kneipe neben der anderen.
Die Füße schmerzen und ich weiß noch nicht, was mich morgen früh erwartet. Bin skeptisch.
Habe einen Franzosen getroffen, der in Roncesvalles neben mir schlief; er war von dort bereits um 5:30 Uhr losgegangen, in einem Rutsch nach Pamplona! Ca 45 km. Stramme Leistung!
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