Jakobsweg Anreise über Bilbao.
Von St. Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela.
32 Tage am Stock!
Der Bericht über den Jakobsweg im September/Oktober ist eine Anregung und Ermutigung diesen Weg auch einmal zu gehen.
Ich habe unterwegs viele getroffen, die den Weg mindestens zum zweiten Mal gegangen sind. Auch ich habe mich unterwegs gefragt, ob ich es noch mal wiederholen würde, d.h. in der ersten Hälfte des Weges habe ich mich nicht damit beschäftigt, später tauchte die Frage schon mal ab und zu auf. Jetzt würde ich es sogar mit einem „warum nicht?“ beantworten. Allerdings habe ich noch eine Reihe anderer Ziele im Kopf und die wollen auch besucht werden!
Nachdem ich mein Spanisch durch einen 4‑wöchigen Kurs etwas aufgefrischt hatte, habe ich mich auf den Weg nach Spanien gemacht.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um zum Startort zu gelangen…
Meine Anreise geht über den Zielflughafen Bilbao; dann mit dem Flughafenbus zum Busterminal (vorbei am MOMA, in dem gerade eine David Hockney Ausstellung lief, die ich leider verpassen musste) und von dort mit dem 18-Uhr-Bus (14,50€) weiter nach Pamplona. Leider kam ich nicht mehr am selben Tag weiter, also ab ins Hotel und dann zur Estafetta, durch die während der „Los Fermines“ bei der Stierhatz die Stiere laufen und die Wagemutigen oder Verrückten vor sich hertreiben. Na ja, ich muss gerade reden, ich war früher schliesslich auch mehrfach vor Ort (zuletzt 1979, als die Hatz zum ersten Mal wegen baskischer Demonstranten abgebrochen und mein Auto bei den Unruhen als Barrikade eingesetzt und angeschossen wurde, aber das ist eine andere, längere Geschichte).
Bueno. am nächsten Tag dann in einer 2‑stündigen Busfahrt (leider fahren die Busse nur um 14 + 17:30 Uhr; 20€) ins kleine französische Städtchen St. Jean Pied de Port, wo ich um ca 16:00 Uhr ankam. Dies ist der Startpunkt vieler Pilger der ca 800 km bis Santiago de Compostela.
Eigentlich will ich sofort los…
Das Wetter schien mir geeignet und so wollte ich mich denn auch unbedingt sofort auf den Weg machen, zumindest die ersten 7 Kilometer bis nach Orisson zurückzulegen. Die Ernüchterung kam im Pilgerbüro, wo man wertvolle schriftliche Infos für die gesamte Strecke und den ersten Stempel ins Credencial bekommt (Credencial= Booklet, das man bei jeder Unterkunft/Albergue vorlegen muss; man bekommt dann einen Stempel mit dem Tagesdatum und darf dort für eine Nacht bleiben. Außerdem sind die Stempel wichtig für die Compostela als Nachweis, dass man den Camino wirklich gegangen ist).
Eine etwa 80jährige, resolute deutsche Dame bremste mich ein, sagte die Unterkünfte auf der Strecke wären bereits alle voll und ging schließlich sogar soweit zu behaupten, der Camino wäre am nächsten Tag auch noch da!
Später habe ich dann immer wieder von Pilgern hören müssen, dass gerade dieser Tag wegen schlechtem Wetter, peitschendem Regen und Kälte, ihr mit Abstand schlimmster auf dem ganzen Camino war. Also habe ich letztlich Glück gehabt, ohne es zu wissen.
Die Nacht vor dem Start…
Nun denn, also Unterkunft suchen – die Albergue Municipal habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht angesteuert – und den hilfreichen Wanderstock besorgen. Jedes zweite Haus im Ort ist mit der Muschel, dem Zeichen des Jacobsweges gekennzeichnet und bietet Unterkunft, oft in Form von Mehrbettzimmern.
Spätnachmittags waren die ganzen Tagestouristen verschwunden (oder in ihren Hotels?) und es herrschte tote Hose. Als ich gegen 21:30 Uhr in meine Unterkunft zurückkam, war es ziemlich dunkel und die meisten Pilger schon in der ersten REM-Phase.
Wer mehr über das Pilgern wissen und erstmal ausprobieren möchte, erfährt mehr in dem Beitrag Pilgerwege in Deutschland — Tipps für die Pilgerreise vor der Haustür.