In ein Museum zu gehen ist für viele Städtebesucher ein Notprogramm, wenn es schlechtes Wetter ist. Das Kunstmuseum der Fondation Louis Vuitton in Paris ist dafür viel zu Schade. Egal welches Wetter es ist oder welche Ausstellung gerade läuft, allein das vom Stararchitekten Frank Gehry entworfene Gebäude ist schon einen Besuch wert.
Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich das letzte Mal in Paris war.
Jetzt bin ich also auf Wieder-Entdeckungstour in Paris zu den Sehenswürdigkeiten und Altbekanntem unterwegs. Aber auch um Neues zu entdecken. So bummele ich zwischendurch aufs Geratewohl ohne jegliches Ziel durch die Straßen, Gassen und Parks. Unterwegs fällt mir permanent ein Plakat zu einer gerade eröffneten Ausstellung ins Auge: „Visite LIVE de la Collection Morozov à la Fondation Louis Vuitton“. Nun sagt mir weder die Sammlung Morozov etwas, noch klingt für mich die Fondation Louis Vuitton besonders sexy. Zum Glück gibt mir an meinem vorletzten Tag in Paris eine Freundin den Tipp, dass eben jene „Fondation“ ausgesprochen sehenswert ist!
Wie es der Zufall will, ist an meinem letzten Tag suboptimales Wetter. So mache ich mich nach einer letzten Stippvisite am vom Christo und Jeanne-Claude verhüllten Arc de Triomphe auf den Weg zur Fondation Louis Vuitton. Praktisch ist dabei, dass direkt vom Arc de Triomphe ein Shuttle-Bus zum Museum am Rand des Bois de Bologne fährt.
Vor dem Museum stehe ich bei meinem spontanen Besuch erstmal in einer Warteschlange. Einen deutlichen Vorteil haben offensichtlich die Personen, die online gebucht haben. Die werden nämlich permanent zur Kasse bzw. zur Sicherheitskontrolle und zum Eingang durchgelassen.
Inhaltsverzeichnis
Information zur Ausstellung der Sammlung Morozov
Wer sind die Brüder Morozov?
Die Brüder Mikhail (1870 — 1903) und Ivan Morozov (1871 — 1921) waren Großindustrielle und Kunstsammler. Die meisten Werke ihrer Sammlung wurden von Ivan zwischen 1905 und 1914 erworben.
Mikhail, der ältere der beiden Brüder erwarb seinerzeit sowohl den ersten Gaugin als auch den ersten van Gogh, die ins Zarenreich kamen. Zur Sammlung kamen später u.a. Werke von Munch, Manet, Renoir, Degas, Monet und Toulouse-Lautrec. Nach seinem Tod baute sein Bruder Ivan die Sammlung von 39 Werken westlicher Kunst (44 russische Werke) auf 241 Werke westlicher Kunst aus. U.a. mit Werken von Cézanne, Matisse und Picasso.
Die Sammlung Morozov
Die Sammlung mit den berühmtesten französischen und russischen Malern der Moderne wird erstmalig außerhalb Russlands gezeigt. Sie läuft vom 22. September 2021 bis 22. Februar 2022 in der Fondation Louis Vuitton. Die Ausstellung wird in allen 11 Räumen des Pariser Museums — Galerien genannt — präsentiert.
Gezeigt werden Werke des französischen Impressionismus, Postimpressionismus und der Moderne sowie aufstrebender Künstler der russischen Avantgarde.
Vertreten sind u.a. Matisse, Bonnard, Picasso, Gauguin, Van Gogh, Degas, Monet, Renoir, Maurice Denis, Cézanne, aber auch Vroubel, Chagall, Malevitch, Repine, Larionov, Serov.
Architektur des Museums von Frank Gehry
Ich finde die ausschweifende, fantasievolle Architektur des amerikanischen Star-Architekten Frank O. Gehry (Geb. 1929) schon ein Erlebnis für sich. Er gehört zu den oft zitierten Leitfiguren und Aushängeschildern des Dekonstruktivismus in der modernen Architektur.
Designlexikon International
„Dekonstruktivistische Architektur zeichnet sich durch einen bemerkenswert freien, spielerisch leichten Umgang mit architektonischen Elementen und Gliederungsstrukturen aus. Gewohnte Kategorien wie Regelmäßigkeit, Reihung oder Symmetrie sind ihr weitgehend fremd. Im Gegensatz zur traditionellen Architektur durchbricht der Dekonstruktivismus die feste Ordnung von oben und unten, widersetzt sich orthogonalen Fassaden- oder Raumstrukturen und verwandelt die architektonischen Elemente (z.B. Dächer, Treppen, Türen, Fenster) in autonome, der Skulptur und dem Industriedesign nahe stehende Formwerte.“
Mich hatte ja schon der Gehry typische Stahlpalast des Guggenheim-Museum in Bilbao fasziniert. Hier übertrifft sich Gehry noch einmal selbst. Das Louis-Vuitton-Museum wirkt wie ein riesiges Segelschiff mit aufgeblähten Segeln. Unterstützt wird dieser Eindruck, wenn man den Blick vom Park auf das Gebäude wirft, wo es über einer Wasserfläche zu schweben scheint.
Das Innere des Museum ist neben den „Galerien“ geprägt von Treppen, Vorsprüngen und Plattformen. Alles in schöner Unregelmäßigkeit, überspannt von transparenten Segeln in allen Formen und Größen. Überall hat man freien Blick auf die abenteuerliche Konstruktion. Zwischen den Segeln und Stahlträgern gibt es Durchblicke auf den Bois de Bologne, das Bürohausviertel La Défense oder den benachbarten Park Jardin d’Acclimatation.
Unwillkürlich frage ich mich: wer ist hier eigentlich der Star?
Die Ausstellung oder die dekonstruktivistische Architektur des Museums?
In der Lobby gibt es ein kleines, offenes Restaurant, das vom Michelin-Sterne-Koch Jean-Louis Nomicos verantwortet wird.
Bauherr des Kunstmuseums war der Präsident des Luxusgüterkonzerns LVMH, Bernard Arnault, Milliardär und Kunstsammler.
Privates Kunstmuseum und Kulturzentrum für über 100 Millionen Euro. Fünf Jahre Planung, acht Jahre Bauzeit gingen der Eröffnung Ende 2014 voraus.
Weitere Bauten von Frank Gehry sind zB das Guggenheim Museum Bilbao, Walt Disney Concert Hall, Los Angeles oder das MARTa in Herford.
Ticketpreise, Öffnungszeiten, Webseite des Kunstmuseums
Die Ausstellung der Sammlung Morozov läuft vom 22. September 2021 bis 22. Februar 2022
Ticketpreise / Eintritt zum Museum: 16 €; Studenten bis 26 J.: 10 €; Jugendliche bis 18 J.: 5€
Öffnungszeiten: Das Museum ist täglich von 10 bis 20 Uhr (Freitag bis 23 Uhr) geöffnet. Dienstag eventuell geschlossen.
ACHTUNG: Ich empfehle wegen der Öffnungszeiten sicherheitshalber auf der Webseite nachzuschauen.
Zum Museum im Internet: www.fondationlouisvuitton.fr
Abgeben der Garderobe ist kostenlos. Beim Abholen gibt es leider nur eine gemeinsame Schlange für Abgeber und Abholer! Das führte bei mir zu einer längeren Wartezeit.
Adresse & Anfahrt zum Museum Fondation Louis Vuitton
Das Museum liegt am Stadtrand von Paris, am Rand des Bois de Bologne und neben dem Jardin d’Acclimatation.
Adresse: 8, Avenue du Mahatma Gandhi, Bois de Bologne
Metro Linie 1
Ihr könnt zum Beispiel mit der Metrolinie 1 bis zur Station Les Sablons fahren, den Ausgang „Fondation Louis Vuitton“ nehmen und ab da ca. 15 Minuten (950m) bis zur Stiftung laufen.
Bus / Buslinie 244
Dieser Bus hält in der Nähe des „Jardin d’Acclimatation“ (nur samstags, sonntags sowie an Feiertagen).
Mein Tipp: Ich bin mit dem kleinen, elektrischen Shuttlebus des Museums vom Triumphbogen zur Ausstellung gefahren. Haltestelle: Arc de Triomphe / Place Charles de Gaulle, Metro-Station Charles de Gaulle-Etoile, an der Ecke der Avenue de Friedland. Abfahrt jede 15 Minuten während der Öffnungszeiten des Museums. Busticket: 1 € (im Bus zahlen)
Unterkünfte in Paris
Ich habe in zwei Hotels gewohnt, die ich empfehlen kann. Zuerst im Hôtel Vaneau Saint Germain*. Anschließend im zentraleren Queen Mary Opera* (viele Restaurants, Galeries Lafayette; 5 Fuß-Minuten von La Madeleine und der Opera Garnier). Im Queen Mary bevorzuge ich die extrem ruhige Innenhoflage. Beide 3 Sterne-Hotels liegen in Metro-Nähe.
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Hallo Pepo, Fabelhafter Beitrag über die Ausstellung der Sammlung Morozov in der von
Frank Gehry gebauten Fondation Louis Vuitton in Paris.
Es gibt übrigens noch ein Museum, das Frank Gehry gebaut hat: In Panama City,
das Biomuseo.
Herzliche Grüsse vom Frank Gehry-Fan
Margit
Hallo Margit, danke für dein Feedback.
Und was Frank Gehry betrifft, eine vollständige Liste würde hier sicher den Rahmen sprengen 😳
LG, Pepo
Hallo Peter, ein großartiger Beitrag, der Lust macht, mal wieder Paris zu besuchen. Liebe Grüsse Antje
Unbedingt!
Und es sind noch ein paar spannende Orte in der Planung!