Frankreich
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Die Kata­kom­ben von Paris

Katakomben von Paris, Frankreich

Die Kata­kom­ben von Paris gehö­ren zu den Top-Sehens­wür­dig­kei­ten der Stadt. Nach dem Eif­fel­turm sind die Kata­kom­ben das popu­lärs­te Ziel der Paris-Tou­ris­ten. Das städ­ti­sche Bein­haus mit den Über­res­ten von sechs Mil­lio­nen Toten ent­stand in der jet­zi­gen Form gegen Ende des 18ten Jahrhunderts.

Totenschädel und Gebeine als Stützmauer in den Katakomben von Paris, Frankreich

Ursprung der Kata­kom­ben von Paris

Die zum Bau der Stadt Paris benö­tig­ten Stei­ne, Gips und Ton wur­den in frü­he­ren Jahr­hun­der­ten in offe­nen Stein­brü­chen gewon­nen. Ab dem 12ten Jhdt ver­la­ger­te sich der Abbau mehr und mehr unter Tage. So ent­stand groß­flä­chig unter der Erde des heu­ti­gen Paris in einer Tie­fe von 5 bis 35 Metern ein ca 300 km lan­ges, weit ver­zweig­tes Netz von Stol­len. Was in der Ent­ste­hungs­pha­se von Paris noch kei­nen stör­te, wur­de im Lau­fe der Jahr­hun­der­te wegen der Ein­sturz­ge­fahr zu einem immer grö­ße­ren Pro­blem. Im 17ten Jhdt wur­den des­we­gen eini­ge Stol­len teil­wei­se zuge­schüt­tet. Erst in der zwei­ten Hälf­te des 18ten Jahr­hun­derts wur­den — nach­dem eini­ge Stra­ßen ein­ge­bro­chen waren -  auf Druck der beun­ru­hig­ten Bevöl­ke­rung die unter­ir­di­schen Stein­brü­che erst­mal geschlossen.

Die ersten Meter der Pariser Katakomben sind noch etwas schmal, werden aber bald weiter...
Die ers­ten Meter der Pari­ser Kata­kom­ben sind noch etwas schmal, wer­den aber bald weiter…
Steinbruch in den Katakomben von Paris

Geschich­te der Katakomben

Wie bereits in mei­nem Bei­trag über den Wie­ner Zen­tral­fried­hof beschrie­ben, gibt es Ende des 18ten Jahr­hun­derts in gro­ßen Tei­len Euro­pas immense Platz-Pro­ble­me für die inner­halb der Städ­te bestat­te­ten Toten. Nicht zuletzt durch Seu­chen und Hun­gers­nö­te sind die inner­städ­ti­schen Fried­hö­fe aller­or­ten total über­füllt. Um Platz für neue Bestat­tun­gen zu schaf­fen wer­den in Paris sogar halb ver­wes­te Lei­chen exhu­miert. Die hygie­ni­schen Zustän­de und der Ver­we­sungs­ge­stank sind bru­tal.
Im Jahr 1777 ster­ben Men­schen sogar an gif­ti­gen Faul­ga­sen in der Rue de la Lin­ge­rie, die beim  Cime­tiè­re des Inno­cents, dem soge­nann­ten Fried­hof der Unschul­di­gen, aus­tre­ten. Hier lie­gen rund zwei Mil­lio­nen Tote, die teil­wei­se nicht ordent­lich bestat­tet wer­den kön­nen und des­we­gen zu Ber­gen auf­ge­schich­tet sind.

Aufgeschichtete Leichen in den Pariser Katakomben


Die o.a. unter­ir­di­schen Stein­brü­che wur­den zu die­ser Zeit schon lan­ge nicht mehr genutzt und sind fast in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Dann, durch den Ein­sturz meh­re­rer Häu­ser, gerie­ten die unter­ir­di­schen Stol­len wie­der in den Fokus der Öffentlichkeit. 

Nach einem Ein­bruch einer Stütz­mau­er auf dem Cime­tiè­re des Inno­cents wur­de 1780 beschlos­sen den Fried­hof wegen sei­ner chao­ti­schen Zustän­de auf­zu­lö­sen und die Über­res­te der Toten in die ehe­ma­li­gen Stein­brü­che umzu­bet­ten.
Im April 1786 wur­den dann die ers­ten Ske­let­te der Toten in die Kata­kom­ben geschafft.
Im Lau­fe der nächs­ten Jah­re kamen die Gerip­pe von wei­te­ren Pari­ser Fried­hö­fen dazu.
So ent­stand die­ses rie­si­ge Ossa­ri­um (= Bein­haus: ein über­dach­ter Raum, der zur Auf­be­wah­rung von Gebei­nen bestimmt ist) mit den Über­res­ten von rund sechs Mil­lio­nen Men­schen.
Hier ruhen Unbe­kann­te eben­so wie Pro­mi­nen­te aus Frank­reichs Geschich­te: Rabelais, Marat, Mon­tes­quieu, Col­bert, Dan­ton, Robespierre.

Ein wei­te­rer Fried­hof eröff­ne­te 1804 sei­ne Pfor­ten vor Paris. Heu­te gehört der Fried­hof Père Lachai­se zu den meist­be­such­ten Sehens­wür­dig­kei­ten von Paris. Hier lie­gen Berühmt­hei­ten wie Jim Mor­ri­son, Oscar Wil­de, Moliè­re, Mar­cel Proust, Maria Cal­las oder Edith Piaf. 

Einen wei­te­ren Bei­trag über inter­es­san­te Kata­kom­ben fin­dest du bei mir unter: Die rät­sel­haf­ten Mumi­en von Palermo

Katakomben von Paris, Frankreich
Kata­kom­ben von Paris, Frankreich

Lagen die Kno­chen in der Anfangs­pha­se noch unge­ord­net in den laby­rin­thi­schen Gän­gen, wur­den sie schon bald sorg­fäl­tig auf­ge­schich­tet. So sieht der heu­ti­ge Besu­cher nur die kunst­voll mit Kno­chen der Ober­schen­kel, Ellen oder Toten­schä­del errich­te­ten Stütz­wän­de, die die dahin­ter lagern­den rest­li­chen Kno­chen ver­ber­gen.
Dabei gibt es Hin­wei­se auf die ehe­ma­li­gen Fried­hö­fe oder Sinn­sprü­che. Über dem Ein­gang die­ser Unter­welt von Paris deu­tet eine Inschrift unmiss­ver­ständ­lich dar­auf hin, wo wir uns befin­den: “Halt ein, hier ist das Reich des Todes.”

Hinweistafel mit dem ursprünglichen Friedhof der Verstorbenen
Hin­weis­ta­fel mit dem ursprüng­li­chen Fried­hof der Verstorbenen

In den letz­ten Jahr­zehn­ten dien­ten die Kata­kom­ben von Paris ger­ne als Unter­schlupf für Schmugg­ler, als Lager für Schwarz­händ­ler im Zwei­ten Welt­krieg oder als Zufluchts­ort für Wider­stands­kämp­fer.
Obwohl eini­ge der Stol­len in dem über 300 kilo­me­ter­lan­gen Tun­nel­sys­tem ein­sturz­ge­fähr­det sind, ver­schaf­fen sich ger­ne mal Spray­er, Hob­by­for­scher, Par­ty­volk oder die soge­nann­ten cata­phi­les, die ille­ga­le Tou­ren anbie­ten, den ver­bo­te­nen Zutritt.
Ja, selbst Lesun­gen haben hier schon stattgefunden.

Info & Tipps zu den Pari­ser Katakomben

Adres­se & Anfahrt

Adres­se: 1, Ave­nue du Colo­nel Hen­ri Rol-Tan­guy, 75014 Paris
Der Ein­gang zu den Kata­kom­ben liegt im Süden von Paris an der Place Den­fert-Roche­reau. An der gleich­na­mi­gen Metro­sta­ti­on hal­ten die Metro­li­ni­en 4 und 6 sowie die RER B.

Was kos­ten die Tickets?

Nor­mal­preis: 29 €uro incl Audio­gui­de (Online)
Tages­kas­se: 14 € + 5 € für Audio­gui­de
Jugend­li­che (4 — 17 Jah­re): 5 €uro
Mein Tipp
: Um das Anste­hen in der bis­wei­len extrem lan­gen War­te­schlan­ge zu ver­mei­den, ist es bes­ser ein Ticket mit Time-Slot auf der Web­sei­te der Pari­ser Kata­kom­ben  zu buchen: 29€ incl. Audio­gui­de. Ich bin nor­ma­ler­wei­se kein Freund von Audio­gui­des. In die­sem Fall ist er aber wirk­lich emp­feh­lens­wert.  Zum Glück habe ich eine Aus­nah­me gemacht.

Mei­ne Erfah­rung: Ich war im Sep­tem­ber 2021 zur Chris­to-Ver­hül­lung des Arc de Triom­phe in Paris. Obwohl für die nächs­ten Tage (!) über Get your Gui­de alle Ter­mi­ne ver­ge­ben waren, bin ich auf gut Glück dort­hin gefah­ren. Und sie­he da, null War­te­schlan­ge! Ich bekam sogar ein güns­ti­ges Last Minu­te Ticket für 19 € incl der 5 € für den Audio­gui­de!
Das ist aber wohl eher die Aus­nah­me.
Ach­tung: Es gibt unter­schied­li­che Preis­an­ga­ben auf Web­sei­ten. Mei­ne Ticket­prei­se stam­men von der offi­zi­el­len Web­sei­te der Pari­ser Katakomben.

Katakomben von Paris, Frankreich
Katakomben von Paris, Frankreich

Wie­viel Per­so­nen dür­fen in die Pari­ser Katakomben?

Es dür­fen maxi­mal 200 Per­so­nen gleich­zei­tig in die Pari­ser Kata­kom­ben. Das erklärt, war­um es zu stun­den­lan­gen War­te­zei­ten kom­men kann, wenn man kein Online-Ticket gebucht hat.

Öff­nungs­zei­ten

Die Pari­ser Kata­kom­ben sind diens­tags bis sonn­tags von 10:00 bis 20:30 Uhr geöff­net. Der letz­te Ein­lass erfolgt um 19:30 Uhr.
Geschlos­sen: mon­tags, 1. Janu­ar, 1. Mai, 25. Dezember.

Bes­te Besuchszeit

Unter der Woche früh mor­gens oder am spä­ten Abend, da der Besu­cher­an­drang nor­ma­ler­wei­se tags­über und an den Wochen­en­den höher ist. Mög­lichst in der Neben­sai­son von Okto­ber bis Mai. Im Dezem­ber kann es zur Feri­en­zeit etwas vol­ler sein.

Info zur Besichtigung

Die Pari­ser Kata­kom­ben sind bereits seit Beginn des 19. Jahr­hun­derts für die Öffent­lich­keit zugäng­lich. Mitt­ler­wei­le ste­hen sie an zwei­ter Stel­le (nach dem Eif­fel­turm) der belieb­tes­ten Pari­ser Sehens­wür­dig­kei­ten.
130 Stu­fen füh­ren am Ein­gang in die unter­ir­di­schen Tun­nel der Kata­kom­ben und 83 Stu­fen am Aus­gang wie­der nach oben. Frei­ge­ge­ben zur Besich­ti­gung ist ein Weg von knapp zwei Kilo­me­tern.

Die Beleuch­tung ist aus­rei­chend und, obwohl die Gän­ge der Stol­len eng sind, bekommt man kei­ne Platz­angst. Es gibt auch immer wie­der Aus­buch­tun­gen oder brei­te­re Pas­sa­gen. Wider erwar­ten emp­fand ich die Besich­ti­gung nicht als beson­ders gru­se­lig. Ich kam mir eher vor wie in einem Muse­um. Es gibt Tafeln mit Erklä­run­gen, aber der Audio­gui­de ist auf jeden Fall zu emp­feh­len.
In der Tie­fe von 20 Metern ist es etwas frisch. Die Luft ist nicht ver­braucht. Es herrscht eine kon­stan­te Tem­pe­ra­tur von 14 Grad.
Fotos sind erlaubt, aller­dings ohne Sta­tiv und Blitz­licht.
Dau­er der Besich­ti­gung: ca 1 Stunde.

Im Lau­fe der letz­ten Jah­re wur­den immer mehr Stol­len durch die Injek­ti­on von Beton zuge­schüt­tet, um den Bau von neu­en Gebäu­den zu ermöglichen.

Katakomben von Paris
Eure Beloh­nung für mei­nen Bei­trag ist es, wenn Ihr ihn auf Eurem Social Net­work teilt. Danke!

6 Kommentare

  1. Sehr cool! Wir haben neu­lich ein Exit-Game gespielt, das in den Kata­kom­ben von Paris ange­legt ist. Mir war gar nicht bewusst, dass sie tat­säch­lich so eine öffent­li­che Sehens­wür­dig­keit sind.

    • Hal­lo Lena,
      da siehs­te mal, was man hier alles erfährt 😳
      BG, Peter
      PS Ich wie­der­um wuss­te nicht, dass es sowas als Exit-Game gibt.

  2. Ich mer­ke gera­de, dass ich schon lan­ge nicht mehr in Paris war. Tat­säch­lich habe ich noch nie etwas über die Kata­kom­ben gehört. Dabei fin­de ich «Unter­ir­di­sches», noch dazu mit leicht mor­bi­dem Cha­rak­ter, immer sehr span­nend. Dan­ke für den tol­len Tipp und den guten Bericht.

    Herz­li­che Grüße
    Carola

  3. […] Wage Dich in den Unter­grund von Paris in die Kata­kom­ben. Geschützt von Wind und Regen wird dir die­se Attrak­ti­on den­noch den Schau­er über den Rücken lau­fen las­sen. Die War­te­schlan­ge ist zu jeder Jah­res­zeit sehr lang, daher kau­fe unbe­dingt die Tickets schon weit im Vor­aus. Einen tol­len Erfah­rungs­be­richt mit vie­len prak­ti­schen Infor­ma­tio­nen hat Peter auf sei­nem Blog: Die Kata­kom­ben von Paris. […]

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