Montalto Ligure. Ich war kürzlich ein paar Tage in Italien. Ein Freund hatte Geburtstag. Ein guter Grund mal wieder nach Italien zu fahren. Genauer gesagt nach Montalto Ligure, einem kleinen Ort in der norditalienischen Region Ligurien, die auch Blumenriviera genannt wird.
Mein Flieger der Germanwings geht nach Nizza. Der Flug verlässt Berlin zwar etwas verspätet, aber zum Glück bin ich vom gerade stattfindenden Streik nicht betroffen. Immerhin komme ich trotzdem pünktlich in Nizza an.
In Nizza werde ich bereits von meinem Freund erwartet…
In einer knappen Stunde geht es mit dem Auto von Nizza über Ventimiglia und San Remo zu der Küstenstadt Arma di Taggia. Von hier sind es dann nur noch 12 km ins Innere des Landes nach Badalucco, dem nächstgelegenen größeren Ort vor Montalto.
Am Eingang von Badalucco passiert man das ausgezeichnete Restaurant Ca‘Mea mit dem an der Straße geparkten wuchtigen Oldtimer aus den 50erJahren und dem überdimensionalen Pilz daneben. Nach schweren Sturmschäden hat es mittlerweile einen Umbau hinter sich und wieder geöffnet.
Vorbei an der Ölmühle und dem Laden „Olio ROI“ (dessen Eigentümer Franco heißt). Sein hochwertiges Olivenöl wird in Deutschland zu einem stolzen Preis bei Manufactum verkauft.
Inzwischen hat Franco zusätzlich noch die geschmackvolle Unterkunft Agriturismo l’Adagio mit Spa & Pool in Badalucco aufgemacht.
Und schon sind wir im Zentrum von Badalucco.
Hier folgt der obligatorische Begrüßungstrunk auf der Straßenterrasse des Cafe Pradio.
Nach dem Ortsausgang begleitet uns der kleine Fluss Argentina, der dem Tal seinen Namen gibt, noch eine kurze Strecke. Die restlichen 4 km nach Montalto windet sich die Straße langsam bergauf.
In der Ferne sieht man den kleinen Ort an einem Hang. So malerisch wie man sich das vorgestellt hat und wie man eigentlich auch immer gerne selbst wohnen wollte.
Nach einer letzten Kehre, liegt linkerhand die Bushaltestelle und rechts erstreckt sich der Ort am Berg entlang. Eine kurze Strecke öffnet sich der schier endlose Blick ins Tal und auf die umliegenden Berge.
Unterwegs in Montalto Ligure…
Am Ortseingang von Montalto bietet sich mir das gewohnte Bild: Auf einer Bank sitzt tagein, tagaus ein älterer Mann.
Nach einigen Metern passiere ich die Bar Au Café mit Patricia hinter dem Tresen. Auch hier stehen eine Bank und zwei Tische mit ein paar einfachen Stühlen. Auch hier sitzen ältere Männer. Ich glaube eine Ähnlichkeit mit dem weiter unten sitzenden Mann zu entdecken. Erst später erfahre ich, dass es tatsächlich Brüder sind. Aber nicht verfeindet, wie man denken könnte. Es ist halt so, dass hier jeder seinen Stammplatz hat.
Montalto Ligure hat ca 500 (wahlberechtigte) EW, darunter etliche Ausländer, die hier von ein paar Wochen bis das ganze Jahr über wohnen und mittlerweile Residente sind.
Wer hier wohnt, sollte gut zu Fuß sein und nie auf die Idee kommen sich ein Bein zu brechen. Das Auto wird vor dem Ort geparkt, denn die engen Gassen sind verwinkelt und die Häuser nur über schmale Passagen und steile Treppen zu erreichen. Zwischen den intakten Häusern gibt es immer wieder windschiefe, verfallene Häuser. Manche sind zum Verkauf, viele rosten einfach vor sich hin.
Durch die schmalen Gassen streunen jede Menge Katzen. Manche haben einen Besitzer, manche sind offenbar alleinstehend, werden aber von der Gemeinde versorgt. Vor jeder zweiten Haustür stehen gefüllte Wasserflaschen, um die Katzen vom pinkeln abzuhalten.
Während ich durch den Ort zu meiner Wohnung gehe, werde ich ständig von lautstarkem Gekläffe begleitet.
Lautstark geht es für mich bisweilen auch nachts zu! Des öfteren schrecke ich hoch, wenn die Kirchturmuhr die volle (und die halbe) Stunde schlägt. Es kommt mir doppelt laut vor in der absoluten Stille der Nacht. Und jedes Mal frage ich mich, warum erfolgen die gleichen Glockenschläge noch einmal 3 Minuten später?
Was hat es denn nun mit dem Esel auf sich?
Vor einigen Monaten hat Montalto seine Müllabfuhr umgestellt.
Jeden Morgen tritt nun ein Esel pünktlich seinen Dienst an. Begleitet wird er dabei von Martin. Der von den Einwohnern sorgfältig getrennte Abfall wird vor die Tür gestellt, um dann in Körbe auf des Esels Rücken umgeladen und zur Sammelstelle gebracht zu werden. Das gibt dann natürlich obendrein auch ein schönes Fotomotiv…
Mittlerweile ist der Esel in Ruhestand und es gibt dieses Fotomotiv leider nicht mehr.
Info zu Montalto Ligure, Badalucco und Umgebung
Unterkunft: Agriturismo l’Adagio in Badalucco
Geschenkartikel/Feinkost: Olio Roi di Boeri Franco. Badalucco
Badeort: Arma di Taggia
Restaurants Montalto / Badalucco / Carpasio / Glory
Montalto: La Finistrella di Montalto; Via Roma 1. Gute einheimische Küche und Pizzeria
Es gibt eine kleine Bar im Sommer auf dem Kirchplatz (im Winter 10m weiter) von Montalto. Geöffnet ist sie abends nach Lust und Laune vom deutschen Tobias.
Badalucco: Ca’ Mea Trattoria; hervorragendes, mehrgängiges Menü zu einem vernünftigen Preis (ca 45 € incl Wein) in einem schönen Gewölbe.
Ristorante Il Ponte (über die alte Stein-Brücke in Badalucco). Empfehlenswerte, einheimische Küche. Kleine Terrasse.
Achtung: Seit 2020 ist es geschlossen. Zukunft ungewiss!
Tipp: NEU ist seit 2023 das gehobene Restaurant UMAMI in Badalucco, Via Ugo Secondo Partigiano, 1.
Pradio, Café & Hotspot mit Straßenterrasse im Zentrum von Badalucco.
Die frühere Banca del Vino ist eine kleine, gemütliche Bar auf der Piazza della Chiesa. Sie wurde früher vom Deutschen Tobias und dem Engländer David geführt, wurde aber 2019 von dem Franzosen Thiery übernommen.
Tobias führt seit 2019 eine kleine Bar beim Kirchplatz von Montalto (s.o.).
Glori (nahe Carpasio): In dem einzigen Restaurant kann man an den Wochenenden im Sommer auf der Terrasse essen.
Ausflüge in die Umgebung von Montalto
In der Umgebung gibt es zahlreiche Wanderwege und Dörfer zu erkunden!
Direkt hinter Montalto geht ein 20-minütiger schmaler Fußweg zum Flüsschen Carpasina mit einer idyllischen, kleinen Badestelle mit Wasserfall.
Zugegeben, nicht einfach zu finden, aber es lohnt sich!
Bussana Vecchia
Bussana Vecchia ist einmalerischer, kleiner Künstlerort. Er liegt auf einem Berg, ca. 3 km von Arma di Taggia. Von Arma kommend fährt man Richtung San Remo. Zuerst erreicht man Bussana und fährt dann weiter nach Bussana Vecchia. ACHTUNG: Die Zufahrtstraße endet als Sackgasse. Es gibt wenig Parkplätze.
Dieser Ort wurde 1887 durch ein Erbeben zerstört und daraufhin von den Einwohnern verlassen.
Während der Hippie-Ära kamen in den 1960er Jahren viele Künstler in den verfallenen Ort. Sie besetzten und restaurierten die Häuser und schufen ein Wasserversorgunssystem. Als die italienischen Behörden Ende der 60er die Räumung und den Rückbau verlangten, wurde dies letztlich durch den Widerstand der Bewohner verhindert.
Pista Ciclabile
Von San Lorenzo al Mare bis San Remo führt über 20 km die Pista Ciclabile, eine alte Bahntrasse, die asphaltiert und so für Spaziergänger, Wanderer, Radfahrer, Jogger und Skater erschlossen wurde. Auf dem Weg kommt man vorbei an kleinen Orten, Cafes und Bademöglichkeiten und hat immer einen fantastischen Blick auf das Mittelmeer.
Ich war selber vor wenigen Tagen in Ligurien. Allerdings am anderen Ende: Der Cinque Terre. Die Region hat mir sehr gut gefallen und ich hätte durchaus Lust, auch einmal den Rest der Region zu erkunden. Montalto klingt nach einer potentiellen Fortsetzung meines Ligurientrips. 🙂
Cinque Terre hat mir auch sehr gut gefallen. Vor allem der Wanderweg, von dem man immer wieder einen tollen Blick auf die malerischen Orte hat…
Ich denke, dass sich Ligurien sehr gut für Rundreisen eignet mit all seinen tollen Ecken. Gleichzeitig gibt es aber in den einzelnen Orten zu wenig zu sehen, um länger als einen oder zwei Tage zu bleiben — es sei denn, man sucht bewusst die Ruhe. Genua ist das vielleicht eine Ausnahme.
Hallo Peter, schöne Reise und besonders sehr schöne Fotos. Kann mir richtig gut vorstellen, wie es dort war und so Kirchenglocken können schon ganz schön laut sein, besonders da wo man sonst die Stille hören kann.
Es grüße dich aus dem herbstlichen Westerwald
Gudrun und 6 Samtpfötler.
Ein Käuzchen habe ich auch nachts gehört und das war eher heimelig…
Hallo Peter,
obwohl ich mein Herz bereits an Triora verloren habe, steht Montalto für kommenden Herbst bereits auf meinem Zettel. Immerhin bin ich schon 12 Mal unten im Tal daran vorbeigefahren. Insofern sind deine Info’s für mich sehr hilfreich.
In Bussana Vecchia war ich zum ersten Mal 2002 und eben jetzt erst im April für vier Nächte in einem B&B. Im Vergleich zu 2002 hat Bussana Vecchia schon deutlich an Charme verloren, um es vorsichtig zu formulieren. Allein die Luisa mit ihrem giardino fra i ruderi hat nichts von ihrem Liebreiz verloren.
Vielleicht sollte man auch klar zum Ausdruck bringen: Die Chancen auf einen Parkplatz sind seit einem Bergrutsch inzwischen auf 0,01 % gesunken und das auch nur früh morgens oder abends, wenn gerade einer einen Platz freimacht. Der Wendebereich ist für etwas breitere Autos quasi nicht erreichbar, d.h. SUV’s “dürfen” dann in aller Regel wieder rückwärts zurückfahren, und das macht nur sehr begrenzt Spass!
Beste Grüße
und noch viele schöne Reisen
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
das mit Triora, dem “Hexendorf”, kann ich sehr gut verstehen. Ein Beitrag darüber steht auch auf meiner Liste! Allein der grandiose Blick ist schon eine tolle Belohnung für die etwas längere Anfahrt. Da steht Montalto eher im Schatten. Dort haben inzwischen übrigens Flüchtlinge die Arbeit des Esels übernommen.
Was die Parkplatzprobleme von Bussana Vecchia betrifft, hast du leider recht. Ich hatte Glück.
BG, Peter