… aber erstmal muss ich überhaupt von Metangula nach Cuamba, an den Startpunkt der Bahnlinie kommen.
Und so warte ich um 6 Uhr abfahrbereit vor meiner Tür.
Und tatsächlich, diesmal sieht alles gut aus. Ein halbvoller Minibus stoppt vor mir und mein Gepäck wird eingeladen.
Ich soll in der letzten Reihe Platz nehmen.
Ich hasse die letzte Reihe.
Ich frage mich oft, wie man da rauskommen soll, wenn etwas passiert.
Nicht, dass es in den Reihen davor wesentlich einfacher wäre, aber immerhin…
Also weigere ich mich den Bus zu besteigen und tue so, als ob ich meinen Rucksack wieder ausladen will.
Widerwillig darf ich daraufhin etwas weiter vorne Platz nehmen.
Wir drehen die üblichen Warterunden und versuchen den Minibus voll zu bekommen.
Irgendwann scheint der Fahrer vorläufig mit dem Ergebnis zufrieden zu sein und er startet durch.
Ich mache mir derweil Gedanken über den Geldwechsel.
Schließlich habe ich noch reichliche 60.000 malawische Kwacha. Das sind knapp 100 Euro.
Niemand scheint das in Mosambik wechseln zu wollen.
Ich bin sicher, wenn ich das mit nach Deutschland nehme, kommen da unter dem Strich vielleicht 50 € raus, wenn ich es überhaupt gewechselt bekomme.
Nach 3 Stunden erreichen wir die Distrikthauptstadt Lichinga.
Inzwischen ist es heiß geworden.
Eigentlich hatte ich vorher überlegt hier eine Übernachtung einzulegen. Nachdem mein Gepäck aber sofort in einem vollen und somit abfahrbereiten Chappa verstaut wurde, gebe ich den Gedanken an die Übernachtung auf und füge mich in mein Schicksal.
Das bedeutet in diesem Fall, weitere 300km, weitere 7 Stunden im Minibus.
Letztlich fahren wir dann einen Umweg, aber das merke ich erst später. Wir fahren nämlich über Mandimba.
Und Mandimba liegt 4km vom Grenzübergang nach Malawi entfernt, ist also quasi die Grenzstadt. Und das kommt mir in diesem Fall sehr gelegen.
Die Nähe von Mandimba kündigt sich dadurch an, dass plötzlich bei den kurzen Ein- und Aussteigestops immer mehr Geldwechsler unter den Obstverkäufern auftauchen.
Der angebotene Kurs scheint für meine Situation halbwegs angemessen – ich denke an die Schwierigkeiten in Deutschland. Zum Abschluss aber kommt es letztlich doch nicht. Sprachschwierigkeiten, Gefeilsche und das plötzliche losfahren verhindern dies.
Auf einmal sind wir an einer belebten Kreuzung mit mehreren Restaurants und kleinen Geschäften.
Der Bus hält und alle steigen aus.
Mandimba.
Sofort bin ich von Geldwechslern umringt.
Ein neuer Buswechsel steht an.
Genug Zeit zum Geldwechsel.
Die Weiterfahrt wird unmittelbar nach dem Start durch einen Reifenwechsel unterbrochen. Aber das ist auch schon das einzige herausragende Ereignis auf dieser Fahrt über die staubige Buckelpiste.
Cuamba — Abhängen in einem Kaff
Irgendwann erreichen wir Cuamba. Das ist ein Kaff, dessen Daseinsberechtigung auf den ersten Blick nur darin besteht, dass es der Endpunkt einer Bahnlinie ist.
Bloß dieser Zug, mit dem ich gerne von hier bis zu seiner anderen Endstation — Nampula — fahren möchte, fährt erst wieder in zwei Tagen.
Es gibt zwar einen Bus, aber die Zugfahrt soll idyllisch sein und das möchte ich mir nicht entgehen lassen. Außerdem ist eine entspannte Zugfahrt mal eine schöne Abwechslung.
Also abhängen in einer Stadt mit ein paar staubigen Straßen, 3 ATM’s, zwei Brotläden, ein paar kleineren Lagerhallen mit Regalen in denen von Haushaltswaren bis zu Keksen und Zahnpasta alles steht, was man so zum Leben braucht.
An einigen Stellen auf der Straße stehen große, beleuchtete Kühlschränke mit Glastüren aus denen kalte Getränke verkauft werden – nachts werden sie mit einer Kette und einem Vorhängeschloss gesichert.
Aus einem Hinterhof schallen die typischen Geräusche von Spielautomaten.
Ein paar Unterkünfte und 3 oder 4 unscheinbare Restaurants runden das Ganze ab.
Ach ja, und abends gibt es einen kleinen Nachtmarkt: im trüben Licht einer Straßenlaterne hocken an einer Kreuzung ein paar Frauen auf der staubigen Straße vor ihren Essenswaren.
Dahinter ein paar einfache, schäbige Hütten, die als Bars fungieren. Davor stehen oder sitzen ein paar ärmliche Gestalten auf Hockern und lassen sich von der lauten Musik beschallen.
12 Stunden Zugfahrt von Cuamba nach Nampula
Am nächsten Morgen bin ich um zwanzig vor 5 am Bahnhof. Abfahrt soll um 5 Uhr sein.
Es gibt bereits zwei lange Schlangen. In der einen stehen die Männer, in der anderen die Frauen mit ihren Kindern.
Ich lasse mich zum Glück nicht beeindrucken und gehe an den Anfang der Schlange zu einem großen mit einer Kette verschlossenen Gitter. Es gibt auch noch ein zweites, schmaleres Eingangstor.
Dort stehen neben dem geschlossenen Gitter ein paar Offizielle und 7, 8 weitere Passagiere zu denen ich mich geselle.
Um 5 Uhr werden beide Tore geöffnet.
Ich halte dem kontrollierenden Bahnbeamten mein Ticket hin. Er nimmt es entgegen, schaut mich verständnislos an und sagt etwas. Dann schüttelt er den Kopf und reicht mir das Ticket zurück.
Ich verstehe nur Bahnhof, werfe aber noch mal einen Blick auf mein Ticket und merke, dass ich ihm aus Versehen meine Quittung vom ATM gegeben habe.
Wie peinlich.
Je nun, sah halt so ähnlich aus!
Mit dem richtigen Ticket darf ich dann passieren und gehe zu meinem Executivo Waggon.
Es gibt reichlich Platz.
Und auch bis zur Abfahrt wird es nicht viel voller.
Ich richte mich ein und will als erstes mal das Fenster öffnen, muss aber feststellen, dass mir das nur unter allergrößten Anstrengungen gelingt.
Dann merke ich, dass es AC gibt, und da ist es natürlich sinnvoll die Fenster geschlossen zu lassen.
Kurz vor 6 Uhr wird es hektischer und dann setzt sich der Zug endlich langsam in Bewegung.
Es ist angenehm kühl durch die AC und ich habe allen Platz der Welt.
Es gibt einen offensichtlich offiziellen „Speisewagen-Verkäufer“, der regelmäßig vorbeikommt.
In einem Plastikkorb hat er eine kleine Auswahl an Keksen, anderen Süßigkeiten, Softdrinks und wohl auch Kaffee.
Ich freue mich eigentlich mehr auf die bunte Vielfalt der Verkäufer an den Stationen, die dann den Zug stürmen, ihre Waren laut anpreisen und eventuell sogar bis zur nächsten Station oder sogar noch weiter mitfahren – so kenne ich es zumindest aus anderen Ländern.
Aber erstmal genieße ich meine Bewegungsfreiheit und die vorbeigleitende Landschaft.
An der ersten Station bekommt meine Vorfreude einen Dämpfer. Es gibt zwar zahlreiche Verkäufer mit Essenswaren, aber der Großteil stürmt unter lautem Anbieten der Waren zu den Waggons der zweiten und dritten Klasse. Dort wird anscheinend das Geschäft gemacht, denn dort können die Fenster geöffnet und Einkäufe erledigt werden. Ich traue mich nicht den Zug zu verlassen, weil ich nicht weiß, wie lange die Stops sind. Obendrein blockieren die Zugangestellten den Ausstieg an der Tür.
Im weiteren Verlauf der Zugfahrt, möchte ich gerne meiner Chronistenpflicht nachkommen und Fotos in den Waggons, vor allem in der zweiten und dritten Klasse machen. Ich kämpfe mich an den Offiziellen vorbei, die sich die ganze Zeit an den Waggonübergängen unterhalten und mich nur zögernd und widerwillig durchlassen.
Ich mache ein Foto in der zweiten Klasse und will weiter zur dritten, als sich mir ein empörter Mann – offenbar ein Bahnangestellter – in den Weg stellt. Unter wüstem Geschimpfe verlangt er das Vorzeigen von Dokumenten, die mir das Fotografieren erlauben und als ich diese selbstverständlich nicht vorweisen kann, die Herausgabe der Kamera. Klar, dass ich das ablehne. So entwickelt sich ein lautstarker Disput. Ich versuche ihn zu beruhigen, aber einmal in Fahrt ist er nicht mehr zu stoppen. Ich trete den Rückzug in Richtung meines Waggons an, spüre ihn aber die ganze Zeit zeternd in meinem Nacken. An meinem Platz angekommen, schimpft er weiter auf mich ein. Ich verstehe nur, dass er mich in Nampula von der Polizei verhaften lassen will. Der vor mir sitzende Mozambikaner scheint mich zu verteidigen und das Streitgespräch verlagert sich.
Irgendwann zieht er sich wutschnaubend zurück.
Als wir schließlich bereits um halb 4 in Nampula ankommen, packe ich meine Sachen und will mich schleunigst davonmachen, werde aber am Ausgang des Bahnhofs von einem Uniformierten gestoppt. Er will mein Gepäck kontrollieren.
Nach einem flüchtigen Blick ist auch diese Hürde überwunden und ich marschiere die belebte Hauptstraße entlang in Richtung meiner Unterkunft…
Info
Wechselkurs: 1 € = 39,28 MT/Metical (Stand 12/2014)
Reisezeit: November
Wetter: Durchgehend Sonnenschein; heiß.
Metangula – Lichinga Abfahrt um 6 Uhr; ca 3 Stunden; 250 Meticals (6.43€)
Lichinga – Mandimba 250 Meticals; 150km; 3 ½ Stunden Piste. Mandimba liegt 4 km vom Grenzübergang nach Malawi entfernt; deswegen kann man hier auf der Straße Geld (Kwacha, Euro, Dollar) zu einem vernünftigen Kurs wechseln.
Mandimba – Cuamba 250 Meticals. 150km, 3 ½ Stunden Piste
Cuamba
Unterkunft
Kharibu Namuli, (Pensao Sao Miguel war voll) einfach + günstige Preise von 400 – 1200 MT.
Zugfahrt Cuamba — Nampula
Der Zug nach Nampula soll 12 Stunden brauchen. Bei mir waren es allerdings nur 9 ½.
Das Ticket muss man einen Tag im Voraus kaufen.
Es gibt drei Klassen: 3.Klasse 160 MT(4,11€), 2.Klasse 170 MT und Executivo für 600 MT (15,44€).
Hallo Pepo,
habe hier in meinem californischen Domizil mit grossem Interesse (und Respekt!!!)
Deine Berichte Cuamba, Metangula und die Zugfahrt in Mosambik gelesen.
Du hast Mut!
Liebe Gruesse, pass auf Dich auf und einen guten Rutsch in ein reisefreudiges 2015!
Margit
Hallo Margit,
die Zugfahrt war ja schön entspannend und wäre sicher auch was für Dich gewesen. Ich vemute aber, dass meine Busfahhrt von Ilha de Mozambique nach Pemba nicht so Dein Fall gewesen wäre…
LG, Peter
[…] man auf einer zwölfstündigen Zugfahrt in Mosambik so alles erleben kann, das erzählt Peter auf seinem Blog PetersTravel – inklusive Missgeschicken […]