Nara (360Tsd EW) war von 710 — 784 unter dem Namen Heijō-kyō die Hauptstadt Japans. Nicht zuletzt aus dieser Zeit stammen zahlreiche bedeutende Sehenswürdigkeiten und historische Bauwerke Japans wie zB der Todaiji Tempel, der Kofukuji Tempel oder der Kasugataisha Temple.
Nara liegt auf halber Strecke zwischen Osaka und Kyoto auf der Insel Honshu. Die Stadt wurde Chang-an nachgebaut, der Hauptstadt Chinas zu Zeiten der Tang-Dynastie.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Nara — Ein Tagesausflug von Kyoto oder Osaka
- 2 Kofukuji Tempel
- 3 Isuien Garden oder Yoshikien Park?
- 4 Nara Park — Sehenswürdigkeiten + Hirsche & Rehe
- 5 Todaiji Tempel
- 6 Kasuga Taisha Tempel (Lampentempel)
- 7 Weitere Nara-Sehenswürdigkeiten, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören
- 8 Nara: Aufenthaltsdauer, Fortbewegung + Tipps
- 9 Lage & Anreise nach Nara mit dem Zug
- 10 Beste Reisezeit für Nara
- 11 Weitere Japan-Beiträge
Nara — Ein Tagesausflug von Kyoto oder Osaka
Ich starte meinen Tagesausflug nach Nara von Kyoto. Mit dem Rapid Train brauche ich circa 1 Stunde. Da Nara auf der Halbzeit zwischen Kyoto und Osaka liegt, klappt das auch von Osaka ebenfalls in ungefähr 1 Stunde.
Nachdem ich mich an der Nara JR Station in der Touristen Information mit einem Stadtplan und ein paar Tipps versorgt habe, gehe ich die Geschäftsstraße Sanjodori St hinauf zum Sarusawa-ike Monument am Sarusawa Pond. Dort begrüßt mich dann auch gleich schon mal ein Reh. Und das mitten in der Stadt!
Von hier ist es anschließend nur ein Katzensprung zur ersten Top-Sehenswürdigkeit, dem Kofukuji Tempel.
Kofukuji Tempel
Der von der japanischen Regierung zum Nationalschatz ernannte Kōfuku-ji Tempel gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Er ist einer von Japans ältesten und berühmtesten buddhistischen Tempeln. Der 710 gegründete Kofuku-ji Tempel war ursprünglich der Familientempel des mächtigen Fujiwara Clans. Zu seiner Hochzeit bestand die Anlage aus 150 Gebäuden. Die Tempelanlage wurde im Laufe ihrer Geschichte mehrfach zerstört und inzwischen fünfmal wiederaufgebaut. Das eindrucksvollste Gebäude ist mit 50 m Höhe die 1426 erbaute fünfstöckige Pagode, die zweithöchste in Japan. Sie wird demnächst (ab 2023?) komplett eingerüstet, da sie umfangreich renoviert werden soll.
Öffnungszeiten: Das Gelände ist rund um die Uhr geöffnet und kann kostenlos besichtigt werden.
Die kostenpflichtigen Sehenswürdigkeiten sind von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
Eintritt: Central Golden Hall (500 Yen / ca 3,50€), National Treasure Museum (700 Yen), Kofukuji-Eastern Golden Hall (300 Yen), National Treasure Museum + Eastern Golden Hall Kombiticket (900 Yen / ca 6,30€)
Einige Gebäude wie die achteckige kleine Halle (Octagonal Hall) können leider nur von außen besichtigt werden.
Anreise mit dem Zug: Von der JR Nara Station ca 15 Minuten Fußweg
Von der Kintetsu Nara Station 5 Minuten Fußweg
Tipp: Nara ist berühmt für seine zahmen Rehe und Hirsche. Du begegnest ihnen schon beim Kofukuji Tempel überall auf dem Gelände.
Isuien Garden oder Yoshikien Park?
Als nächste Sehenswürdigkeit steht ein wunderschöner, typisch japanischer Garten auf dem Programm. Zwei Parks bieten sich dafür an: der populäre Isuien Garden und der danebenliegende Yoshikien Park. Beide sind von 9:30 bis 16:30 geöffnet. Da ich für den Yoshikien Park einen Insidertipp bekam, fällt mir die Wahl nicht schwer. Noch dazu ist der Besuch dieses kleine Schmuckstücks im Gegensatz zum Isuien Garden kostenfrei! Der nach dem Yoshikigawa Fluss benannte Garten erfüllt all die bekannten Kriterien, die einen japanischen Garten auszeichnen: er hat einen Teich, einen Moosgarten und einen Teezeremonie Garten mit einem hölzernen Teehaus.
Nara Park — Sehenswürdigkeiten + Hirsche & Rehe
Der mitten in der Stadt liegende Nara Park ist 2km lang und 4km breit. Auf seinem Gelände befinden sich einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Nara wie der Tempel Todai-ji, der Kofuku-ji Tempel und der Kasuga-Taisha Schrein.
Es sind aber nicht nur die Tempel und Schreine, die diesen Park so einzigartig machen. Hier wirst du auf Schritt und Tritt von zahmen Hirschen und Rehen verfolgt, ja manchmal sogar ziemlich hartnäckig bedrängt. Sie verlangen ihre Cracker, die man an Ständen für 100 Yen kaufen kann. Und — man glaubt es kaum — beim Betteln machen die meisten der Tiere brav mehrere Verbeugungen! Wenn man dann keine Cracker dabei hat, wird einem auf der Suche nach Essbarem schon mal der Stadtplan aus der Tasche geklaut.
Das alles sorgt besonders bei den Schulklassen mit kleinen Kindern für lebhaftes Geschrei. Bei den Mutigen aus Vergnügen und den Ängstlichen aus Angst. Dabei können manche Tiere durchaus ziemlich fordernd auftreten!
Es gibt im Nara-Park wohl über 1000 zahme Rehe und Sikahirsche. Deren Geweihe werden im Herbst von Shintopriestern geschnitten. Sie sind als „Götterboten“ zu einem Symbol für Nara geworden und werden mittlerweile sogar als Nationalschatz ausgewiesen.
Tipp: Besonders großer Besucherandrang herrscht im Frühjahr während der Kirschblüte.
Todaiji Tempel
Der ganzjährig geöffnete, 745 erbaute buddhistische Tempel Tōdai-ji (600 Yen Eintritt), gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und ist die bedeutendste Sehenswürdigkeit von Nara. Nachdem 735 ein Drittel der japanischen Bevölkerung an Pocken gestorben war, beauftragte Kaiser Shomu den Bau des Todaiji Tempel um die Bevölkerung vor zukünftigen Pandemien und Katastrophen zu schützen.
In dem ehemals größten, nur aus Holz bestehendem Gebäude der Welt, der Großen Buddha-Halle (Daibutsu-den), befindet sich der Daibutsu (Großer Buddha). Mit einem Gewicht von 500 Tonnen und 15m Höhe ist der Daibutsu die größte Buddhastatue Japans. Beim Fest zur Einweihung der Statue im Jahr 752 waren mehr als 10.000 Gäste anwesend!
Die Daibutsu-den wurde im Laufe der Jahrhunderte nach mehreren Bränden immer wieder neu errichtet. Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1708. Betrug ihre Höhe früher rund 70 Meter, so sind es heute 47 Meter.
Vor der Südseite des Todaiji Tempels (nahe der Kasse) steht das erst 1199 errichtete Nandaimon-Tor. Das mächtige Holztor ist 30m breit und wird von 18 Säulen gestützt. Der „Nationalschatz Japans“ wird von zwei grimmig dreinschauenden Wächtern, dem Gott Agyo und dem Gott Ungyo bewacht.
Nigatsu-dō Tempel
Der Nigatsu-do-Untertempel befindet sich auf einer Anhöhe oberhalb des Tōdai-ji Tempels am Hang des Mount Wakakusa.
Hier stehen mehrere Gebäude einschließlich einem einfachen Restaurant. Nach all dem Trubel beim Tōdai-ji Tempel ist es hier angenehm ruhig. Ich gehe eine steile Treppe zum hölzernen Hauptgebäude hoch. Von der Balustrade der großen Buddhahalle genieße ich den tollen Weitblick auf den Nara-Park und die Tempelanlage. Danach betrete ich eine langgezogene Halle in der gerade wunderschöne Bilder mit einer magischen Aura ausgestellt werden. Am Kopfende kann ich der Künstlerin bei ihrer Arbeit zuschauen. Wir kommen ins Gespräch und ich würde mich gerne länger unterhalten, weil mich ihre Bilder berühren. Leider muss ich dann viel zu schnell weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit, dem Kasuga Taisha Tempel (Lampentempel).
Kasuga Taisha Tempel (Lampentempel)
Ebenfalls zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört der im Jahr 768 erbaute Shinto-Schrein Kasuga Taisha. Der in einem Waldstück gelegene Schrein ist der Gottheit geweiht, die für den Schutz der Stadt Nara verantwortlich ist.
Der Kasuga Taisha Shrine ist berühmt für seine über 3.000 Stein- und Bronze-Laternen, im Schrein selbst, in einem abgedunkelten Raum und in der unmittelbaren Umgebung. Beide Zugänge zum Schrein werden von rund 2.000 verwitterten, moosbewachsenen Steinlaternen gesäumt.
Ursprünglich befand sich der Hauptschrein auf dem Berg Mikasa. Heute befindet er sich am Fuße der zwei heiligen Berge Kasugayama und Mikasayama.
Im Februar und im August jeden Jahres werden zum Laternenfest alle Laternen der Anlage angezündet.
Öffnungszeiten: Ganzjährig von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Eintritt: 500 Yen.
Weitere Nara-Sehenswürdigkeiten, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören
Kōfuku-ji Tempel (s.o.), Todaiji Tempel (s.o.), Kasuga Taisha Tempel (s.o.), Hokke-dō, Gangō-ji Tempel (erbaut im 6. Jhdt, ältester buddhistischer Tempel in Japan).
Der Yakushi-ji Tempel und der Tōshōdai-ji Tempel liegen etwas außerhalb, nahe den Überresten des Heijō-Palastes. Diese drei Sehenswürdigkeiten sind mit den Buslinien 70 bzw. 97 zu erreichen.
Der buddhistische Tempel Hōryū-ji („Tempel der Lehre Buddhas“) stammt aus dem 7. Jahrhundert. Auch er liegt einige Kilometer außerhalb von Nara. Auf seinem Gelände befinden sich die ältesten erhaltenen Holzgebäude der Welt.
Nara: Aufenthaltsdauer, Fortbewegung + Tipps
Im Laufe des Tages stelle ich fest, dass man in Nara mit all seinen Sehenswürdigkeiten auch gut zwei Tage verbringen kann oder zumindest eine Übernachtung einbaut, nämlich dann, wenn man den Trip auf dem Weg nach Kyoto mit einem Besuch des fantastischen Fushimi Inari Taisha Shrine kombinieren möchte.
Ich habe mich mich bei meinem Tagesausflug von Kyoto auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Nara beschränkt.
Ich war den ganzen Tag zu Fuß unterwegs, hätte aber zB auch von meiner letzten Station, dem Kasuga Taisha Tempel, bequem mit einem Bus zur JR Nara Station fahren können.
Das Busnetz in Nara ist gut ausgebaut. Die gelben Buslinien Nr. 1 und 2 fahren im Kreis und halten an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Tagesticket 500 Yen; Einzelfahrt: 210 Yen, im Bus zahlen.
Tickets gibt es in der Bahnhofshalle.
Tipp: Bei den Bahnhöfen kann man auch Fahrräder ausleihen.
Und noch ein Tipp: Falls ihr noch Zeit habt, macht einen Bummel durch die Altstadt von Nara (Naramachi) mit kleinen Geschäften, Galerien und Boutiquen. Hier reiht sich ein Holzhaus neben das nächste.
Mochi-Bäckerei „Nakatanidou“: Eine sowohl bei Einheimischen als auch Touristen beliebte japanische Spezialität gibt es im Zentrum von Nara in der Mochi-Bäckerei „Nakatanidou“. Allerdings kenne ich sie leider nur vom Hörensagen.
Mochi sind kleine, klebrige japanischen Reisküchlein. Besonderheit dieses berühmten Ladens ist es, dass man dem „schnellsten Mochi-Meister der Welt“ bei der traditionellen Zubereitung über die Schulter schauen kann.
Lage & Anreise nach Nara mit dem Zug
Da Nara auf halber Strecke zwischen Osaka und Kyoto liegt, benötigst du mit dem Zug von beiden Städten maximal 1 Stunde. Es fahren zwei unterschiedliche Linien nach Nara, die dort auch an unterschiedlichen Bahnhöfen ankommen.
Wenn du einen Japan Rail Pass hast, nimmst du einen JR-Zug (Miyakoji Line) und kommst an der JR Nara Station an. Von dort sind es 15 Minuten bis zum Kofuku-ji Tempel bzw. dem Nara State Park.
Tipp: Achte darauf, dass du den Rapid Train und nicht den Local Train nimmst, der quasi ein Bummelzug ist.
Ich selbst bin von Kyoto gefahren und habe auf dem Rückweg noch einen Stopover in Inari für die Besichtigung des Fushimi Inari Shrine gemacht.
Wenn du mit Kintetsu fährst, kommst du an der Kintetsu Line Station an. Von dort sind es 5 Fußminuten zum Kofuku-ji Tempel bzw. dem Nara State Park.
Beste Reisezeit für Nara
Die beste Reisezeit für Nara ist zum einen der April bis Juni (wobei es während der Kirschblüte besonders voll ist) und September bis November (die Herbstlaubfärbung kann man noch am ehesten im Isuien Garden oder Yoshikien Park bewundern).
Ich hatte im November angenehme Temperaturen!
Weitere Japan-Beiträge
Mein Besuch im Fushimi Inari-Taisha Shrine
Kyoto — Die Sehenswürdigkeiten & Highlights
Noch ein Tipp wäre das “Nasenloch” des Daibutsu im Todaiji, durch das man sich quetschen muss, um Immer währende Glück zu haben — unsere Kinder haben es geschafft, uns war es zu eng 😉
(Und damit man dem Buddha nicht im Gesicht herumkriecht, ist das Nasenloch praktischerweise in einer der Säulen im Tempel untergebracht)
Liebe Grüße
Jenny
Hallo Jenny,
ich bin da etwas skeptisch.
Sag mir bitte mal in 20 Jahren Bescheid, ob deine Kinder bis dahin “immerwährendes Glück” gehabt haben.
Dann werde ich eventuell mein entsprechendes Foto & Tipp noch einfügen 😌.
BG, Peter
Hallo Peter,
vielen Dank für den informativen Artikel über Nara und die schönen Fotos. Wenn ich mal nach Japan reise, werde ich mindestens einen Tagesausflug, vielleicht aber auch einen zweitägigen Besuch in Nara einplanen. Dass Rehe auch so aufdringlich werden können, wusste ich nicht, bislang habe ich das nur bei den Affen in Nordindien erlebt.
Viele Grüße
Vanessa
Hallo Vanessa,
wusste ich bisher auch nicht!
Und was die Affen betrifft: wenn die mal richtig loslegen, schalte ich auch lieber den Rückwärtsgang ein.
BG, Peter