Vor kurzem wurde ich vom Maritim Hotel nach Ulm eingeladen. Mein Freundeskreis meinte, dass ich da ja wohl nicht im Ernst hinwolle?! Ulm sei doch voll langweilig.
Hat sich die 8‑Stunden-Anreise nach Ulm letztlich gelohnt?
Freimütig gestehe ich, dass ich außer dem Ulmer Münster und dem Spruch „In Ulm, um Ulm und um Ulm herum“ nichts von Ulm kenne. Ich weiß noch nichtmal was der Spruch eigentlich soll. Mittlerweile weiß ich, dass es lediglich ein Zungenbrecher sein soll. Na denn!
Nach knapp 8 Stunden mit der Bahn — incl. einem verpassten Zug beim Umsteigen — komme ich kurz vor dem Freiluft Dinner im Maritim an. Das Buffet sieht großartig aus, lediglich Petrus macht uns bereits nach kurzer Zeit einen Strich durch das Essen im Hof.
Städtetrip Ulm: Stadtrundgang…
Am nächsten Tag geht es dann die paar Schritte zur Donau. Von hier führt ein wunderbarer Spazierweg entlang am Ufer zur Stadtmitte. Die nächsten Stunden hat die Stadtführerin Anne Pröbstle das Wort.
Als erstes passieren wir einen unscheinbaren kleinen Vorsprung oberhalb der Donau. An dieser Stelle ereignete sich 1811 eine unrühmliche Geschichte: Der 1770 in Ulm geborene Albrecht Ludwig Berblinger wurde später als der Schneider von Ulm weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. Nach seiner Zeit im Waisenhaus musste er — gegen seinen Willen — das Schneiderhandwerk erlernen. Er war erfolgreich, seine Liebe galt aber immer seinen technischen Erfindungen. Schließlich entwickelte er einen Hängegleiter. Obwohl der Ort dafür absolut ungeeignet war, sollte er anlässlich des Besuchs Friedrich I. seine Flugmaschine von dieser Stelle mit einem Flug über die Donau vorführen. Es kam wie es kommen musste. Er stürzte in die Donau und wurde unter dem Gejohle der Massen gerettet. Von da an ging es mit ihm bergab und er starb schließlich völlig verarmt mit 58 Jahren im Hospital.
Erst viel später widerfuhr ihm Gerechtigkeit indem man sein Fluggerät als durchaus flugtauglich befand!
Vorbei am Restaurant Bootshaus, dem wunderschönen Rosengarten, der Kult-Bar „Stiege“, die früher eine öffentliche Bedürfnisanstalt war, kommen wir ins Zentrum. Hier erfahren wir, dass Ulm mit seinen 120.000 Einwohnern 12.000 Studenten hat. Diese wiederum können es sich in 586 Kneipen gutgehen lassen!
Gleich beim „Poppersbrunnen“ aus dem Jahr 1482 ist die Stadtbibliothek mit Café, auch geläufig als „Kristall des Wissens“. Unmittelbar daneben liegt das Rathaus, dessen Bau im 14ten Jahrhundert begonnen wurde und in dessen Lichthof eine Nachbildung des Hängegleiters des „Schneiders von Ulm“ ausgestellt ist. Besonders sehenswert sind auch die Fresken und vor allem die astronomische Uhr.
Dann geht’s zum Münster.
Ich lerne, dass man diese von den Bürgern(!) finanzierte Kirche auf keinen Fall Dom nennen darf! Natürlich wusste ich bereits vorher, dass der Münster mit 161 Metern den höchsten Kirchturm der Welt hat und man die 768 Stufen bis zur Aussichtsplattform emporsteigen kann. Genau mein Ding um später in 143 Metern Höhe einen tollen Blick über Ulm und Neu-Ulm auf der anderen Donauseite zu genießen.
War ich bis hier schon fast überzeugt, dass ich die Stadt noch einmal in Ruhe besuchen will, so war der anschließende Bummel durch das Fischerviertel das Tüpfelchen auf dem i. Hier steht am Wasser der Blau mit dem vom Guinessbuch amtlich bescheinigten schiefsten Hotel der Welt das Fachwerk-Kleinod Hotel Schiefes Haus. Darüberhinaus gibt es in diesem früher von Handwerkern bewohnten Viertel jede Menge be- und verzaubernde Gassen, Fachwerkhäuser, Geschäfte, Restaurants, Cafés und nicht zu vergessen 237(!) kleine Brücklein. Dazu gehört die „Liebesbrücke“, die ihren Namen daher hat, dass laut Statistik des Standesamtes hier die meisten Heiratsanträge gemacht wurden.
Einfach nur treiben lassen………
Städtetrip Ulm: Info
Mein Tipp: Das Zentrum ist klein und gut zu Fuß zu erkunden. Einfach losgehen und auf eigene Faust die idyllischen Gassen (zB Rabengasse, Herrenkellergasse, Hafengasse, Schuhhausgasse) entdecken.
Meine Zeit war leider viel zu kurz, um einen Überblick über mehr Restaurants & Cafés zu geben. Ich werde bestimmt wiederkommen.
Schwör-Montag
Der vorletzte Montag im Juli ist der Schwör-Montag. An diesem Tag legt der Bürgermeister vom Balkon des Schwörhauses Rechenschaft ab über das vergangene Jahr. An diesem Wochenende gibt es besonders viele Festivitäten in der Stadt, zB den populären Wasserfestumzug “Nabada” oder das berühmte, 4‑jährliche Fischerstechen (zuletzt 2017).
Restaurants/Cafés
Klassiker sind Zur Forelle und Ulms älteste Gaststätte Krone.
Café Fräulein Berger im Stil der 60er Jahre in der Herrenkellergasse 14
Markt
Jeden Mittwoch und Samstag ist auf dem Platz vor dem Ulmer Münster Markt.
Museen
Es gibt tolle Museen wie die Kunsthalle Weißhaupt (Moderne und zeitgenössische Kunst) das DMZ (die interessante Geschichte der ca 500.000 Emigranten die sich zwischen 1689 und 1850 unter der Sammelbezeichnung „Donauschwaben“ auf den Weg in eine vorgeblich bessere Zukunft in Osteuropa machten) und das sehenswerte Museum der Brotkultur.
Hier findest du eine Übersicht über die Museen und aktuelle Ausstellungen und Events. Außerdem bekommst du hier eine Übersicht über die Highlights 2017.
Ich war auf Einladung des direkt an der Donau gelegenen, frisch renovierten Maritim Hotel in Ulm. Aus meinem Zimmer und noch besser vom Panorama-Restaurant im 16ten Stock hatte ich einen optimalen Blick über die Stadt, fast so wie von der Aussichtsplattform des Ulmer Münsters.
Wart Ihr schonmal in Ulm?
Habt Ihr noch andere Tipps?
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Hallo Pepo,
wie schön auch mal etwas aus der Heimat zu lesen. Den Ulmer Dom (unter diesem
— falschen? — Namen kenne ich die Kirche seit 50 Jahren) habe ich häufig aus dem Zug zwischen München und Mannheim/Stuttgart gesehen. Einmal sogar auch Halt gemacht und bestiegen. An all die anderen schönen Dinge hast Du mich nun erinnert. Danke und herzliche Grüße
(z.Zt. mal wieder aus München)
Margit
Hallo Margit,
ja, den “Dom” solltest du unbedingt im Kopf gegen “Münster” austauschen 🙂
LG, pp
Hallo Peter,
es ist einfach wunderbar auch mal von einem Auswärtigen so viel Positives über Ulm zu lesen. Auch wenn ich derzeit nicht mehr dort wohne, werde ich auch nicht müde meinen Freunden in ganz Deutschland zu erzählen, wie schön Ulm doch ist.
Zum Thema Schwörmontag hatte ich deswegen vor 2 Jahren auch mal einen Blogbeitrag verfasst: http://www.rassambla.de/2015/07/28/heimatkunde-der-schwoermontag-in-ulm/
Noch nicht erwähnt hast du übrigens, dass Ulm mit Neu-Ulm eine etwas ungewöhnliche Doppelstadt, sogar über die Bundesländergrenze hinaus bildet. Auch das finde ich einmalig und besonders. Aber eigentlich ist das ja auch fast nochmal ein Thema für sich.
Mein Tipp, falls du dich wirklich nochmal nach Ulm verirrst: Das Kloster Wiblingen und die Wilhelmsburg sind definitiv auch einen Besuch wert.
Das MÜNSTER ist den Ulmern auf jeden Fall heilig. Wer da Dom sagt, darf gleich wieder gehen 😉
So. Ich schweife ab… Du siehst… Meine Heimat liegt mir wirklich am Herzen 🙂
Liebe Grüße,
Daniela
Hallo Daniela,
na klar gehts da nochmal hin. Am besten zum WE am Schwörmontag.
Da ich während der Theatertage dort war, war ich auch auf der Wilhelmsburg zur Freilichtaufführung von Aida.
Das war natürlich ein ganz besonderes Erlebnis.
BG, Peter
Ja, am Schwörwochenende nochmal zu kommen ist definitiv eine gute Idee!
Schade, dass du aufs Fischerstechen erstmal wieder 4 Jahre warten müsstest… das war ja gerade erst dieses Jahr. Das ist auf jeden Fall einmalig großartig 🙂
Hallo Peter, schöner Artikel mit allem wichtigen, was Ulm so ausmacht. Habe zwar keinen zustätzlichen Tipp, aber eine VErtiefung: das Museum der Brotkultur ist wirklich sehr sehenswert: http://tourstory.de/brotkultur-museum-ulm/
Ein gutes 2018 wünscht
Stefan
Hallo Stefan,
ja, das habe ich leider zu spät erfahren. Man denkt das gar nicht, dass das interessant sein kann 🙂
BG, Peter
Lieber Peter,
ich war in der Tat noch nie in Ulm — fällt mir grad so auf, während ich deinen Bericht lese und die Fotos anschaue. Apropos Fotos… die sind sehr schön geworden und machen Lust auf mehr.
Viele Grüße,
Tanja
Hallo Tanja,
ja, es ist immer wieder spannend, was es alles zu entdecken gilt. Selbst im eigenen Land!
Lieber Gruß, Peter