So schön kann es im Parque Tayrona Nationalpark sein…
Daytrip/Teil 2: Ich liege zwar einigermaßen gut in der Zeit und es ist immer noch hell, aber allmählich spüre ich das ständige Auf und Ab in den Knochen. Ich schwitze erbärmlich und mein T‑Shirt ist mittlerweile klitschnass.
Als ich endlich wieder Pueblito erreiche, ist weit und breit kein Mensch zu sehen und die Hütte verschlossen.
Sah sie vorhin noch irgendwie freundlich aus, wirkt sie jetzt kalt und abweisend.
Ich gehe die paar Stufen zur Veranda und finde die Eingangstür verschlossen. Danach umrunde ich sie, um zu sehen, ob irgendwo die Chance besteht ins Innere zu gelangen. Aber die Hütte steht auf Stelzen und obendrein sind selbst die Fensterläden mit Brettern verschlossen.
Keine Chance.
Ich bin ratlos.
Auf mein leicht verzweifeltes und hartnäckiges rufen gibt es keine Antwort.
Nur der Wind ist zu hören. Ansonsten Stille. Auch keine Brüllaffen mehr.
Nächster Anlauf…
Es bleibt mir keine andere Wahl und so nehme ich einen neuen Anlauf.
Missmutig mache ich mich wieder auf den Weg.
Irgendwie ist mir mittlerweile reichlich unbehaglich zumute.
Zum dritten mal komme ich jetzt bereits an die Stelle, an der ich vorher nicht links gegangen, sondern dem Schild mit der „falschen“ Beschriftung – Boca de Sacco — gefolgt bin. Es ist aber auch weit und breit das einzige Schild mit einer Aufschrift überhaupt.
Inzwischen habe ich sicherheitshalber auch noch mal den Zettel mit meinem Ziel, dem Namen vom Parkeingang, aus meiner Hose gekramt und weiß jetzt, dass ich in Wirklichkeit nach Calabazo und nicht nach Boca de Sacco muss 🙁
Ja, hätte ich doch mal vorhin nachgeschaut als ich an der Hütte nach dem Weg fragte!
Ich ärgere mich und bin jetzt einfach nur noch genervt.…..
Notgedrungen gehe ich also links und komme wenig später zu einer Y‑Gabelung mit einem Schild, auf dem ich nach einigen Versuchen mühsam die Worte Playa Brava entziffern kann.
Von Playa habe ich für heute die Schnauze voll!
Daneben ist zwar ein unscheinbarer Pfad ohne Beschilderung, aber der kann es ganz sicher nicht sein.
Also erneut zurück nach Pueblito.
Immerhin, inzwischen sitzt der Mann vom Nachmittag wieder an seinem angestammten Platz. Wir sprechen über das Missverständnis und er erklärt mir, dass der unscheinbare Pfad ohne Beschilderung der richtige gewesen wäre!
Mittlerweile ist es allerdings bereits viertel vor 6 und er meint, ohne Taschenlampe solle ich den Weg auf keinen Fall antreten.
Toll! Großartig!
So habe ich mir das vorgestellt!
Abgekämpft stehe ich vor Orlando — unsere Namen haben wir inzwischen ausgetauscht.
Da sitze ich nun auf dem einzigen Stuhl, schweige erstmal eine Weile und schaue ihm beim flechten seines Armbandes zu.
Dann frage ich zögernd nach etwas Wasser.
Hallo?
Natürlich gibt es in dieser Gegend kein Wasser, und Orlando trinkt aus dem Fluss!
Das bietet er mir jetzt ebenfalls an.
Skeptisch nehme ich den ersten Schluck.
Schmeckt gar nicht mal so schlecht, denn es ist mit irgendetwas gesüßt.
Könnte ich mich dran gewöhnen.
Orlando ist 27 Jahre, Parkwächter und Wildhüter
Er lebt hier seit 3 Monaten, umgeben von Flora und Fauna. Die einzigen menschlichen Stimmen kommen aus seinem kleinen Radio. Ab und zu kommt mal ein Wanderer vorbei, das ist aber eher selten. Ab und zu macht er sich auf ins nächste Dorf und am Monatsende holt er seinen Gehaltsscheck.
Und plötzlich ist es Nacht…
Während die Dunkelheit jetzt schnell hereinbricht, umkreisen uns lautlos und neugierig 3 scheue, schwarze Füchse.
Bei der kleinsten Bewegung schrecken sie zurück.
In der Ferne hört man jetzt auch wieder das Gebrüll der Howler Monkeys.
Orlando bietet mir zu Essen an, aber ich habe keinen Hunger und lehne dankend ab.
So teilt er dann sein karges Mahl mit einem Fuchs, der darauf anscheinend schon gewartet hat.
Inzwischen ist es tiefschwarze Nacht. Man kann den Fuchs nur noch erahnen, da ab und zu seine Essensgeräusche zu hören sind.
Zum Glück hat Orlando für mich noch eine Hängematte parat in die ich mich dann in totaler Finsternis zur Ruhe begebe.
Die Nacht ist ungemütlich und mir ist kalt. Ein starker Wind pfeift durch die Ritzen und rüttelt am Haus.
All das Erlebte lässt mich nicht wirklich zur Ruhe kommen. Aber was soll’s, ich habe ein Dach über dem Kopf!
Um 6 am nächsten Morgen schlüpfe ich fröstelnd ins immer noch feuchte T‑Shirt, das der Wind natürlich von der Leine geweht hatte.
Orlando will mir noch einen Kaffee machen, aber ich bin unruhig und brauche Bewegung. Voller Tatendrang mache ich mich auf den Weg.
Anfangs habe ich noch leichte Schwindelanfälle und muss zwischendurch ein paar mal kurz stehenbleiben.
Aber langsam geht es bergauf (mit mir) und später bergab (mit dem Weg).
Anyway, I survived!
Wer ist diesen Weg auch gegangen oder hat schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht?
Info zum Parque Tayrona Nationalpark
Wechselkurs: 1€ = 2,660 COP (Stand April 2014)
Reisezeit: Februar
Vom Mercado Local in Santa Marta fährt der Bus zum Haupteingang des Parque Tayrona
(1 Stunde, 6000 COP = 2,25€; Eintritt: 38.000 COP = 14,25€)
Tipp: kostenlos für Personen über 60J.
Für 40.000 COP = 15€ (einfache Strecke) kann man mit dem Schnellboot von Taganga nach Cabo San Juan fahren.
Die Fortsetzung meines Trips lest Ihr unter:
Von Palomino nach San Gil in Kolumbien
Ich freue mich, wenn ihr den Beitrag teilt, um ihn weiterzuleiten.
Guten Tag Peter,
der Bericht ist sehr interessant und bestätigt meine Eindrücke die ich in diesem Teil in kolumbien gewonnen habe.
Bei der Angabe des Wechselkurses ist Dir ein kleiner Fehler unterlaufen.
1 € sind 2660 COP.
Gruss Michael
Hallo Michael, Ups! Merci für den Hinweis.
Da habe ich doch glatt eine 0 vergessen, die ich aber jetzt sofort bei der Info einfüge.…Peter
Und wieder sind wir gemeinsame Wege gegangen. Erst einmal Hut ab vor der fitness deinerseits. Die Felsen von san Juan nach pueblito haben es wirklich in sich! Der weg nach San Juan war bei uns schon durchmatscht. Entweder man hatte gute wanderstiefel dabei, oder hat irgendwann drauf gepfiffen und ist barfuß weiter (bilder kommen als antwortlink drunter). Am Strand von San Juan habenwir uns dann erst einmal eine Hängematte gegönnt.
Als ich dann am naechsten tag in pueblito ankam (ca. 13.00), hatte ich noch ziemlich genau deinen Text vor Augen. Allerdings gibt es nun bei der ersten Gabelung ein schönes Schild (Bild). Also nach links weiter. Und dann ging es quasi nur geradeaus an weiteren schildern vorbei, die in entgegengesetzer Richtung signalisieren wieviele % es noch nach pueblito sind.
Meistens gibt es auch andere Wegweiser (Bild). Der letzte Ausblick bevor es nach calabazo geht hat es immer in sich. Dschungel von oben… Unten am bus angekommen habe ich mich dann aber schon gefragt warum ich nicht hier ausgestiegen bin um den weg rückwärts zu laufen. So koennte man sich 42000 Pesos sparen. Und am Strand merkt es dann auch keiner mehr wer ein Bändchen trägt und wer nicht. Alles in allem, tolle Bucht, schönes Wasser, weg mit dem matsch naja aber eindrucksvoll.
Hallo Peter,
spannende Geschichte! Über den Beitrag bei welt.de bin ich hier auf die Seite gestoßen.
Allerdings habe ich mich gefragt, warum Du keine elektronische Karte auf dem Smartphone oder einem GPS-Gerät dabeigehabt hast. Damit wäre das Finden des richtigen Weges vermutlich deutlich einfacher gewesen.
Wir sind im Urlaub weltweit in Sachen Geocaching unterwegs (www.geoaching.com) und verwenden dabei in der App Kartenmaterial von openstreetmap. Die entsprechende Karte habe ich mir gerade aufs iPhone geladen und dort ist der Weg von Cabo San Juan del Guia Cape über El Pueblito nach Colinas de Calabazo sehr gut erkennbar.
Aber damit wärs vermutlich nicht ganz so spannend gewesen 😉
Hallo Didi,
was für ein lustiger ? Kommentar.
Du hast sicher recht, aber ich habe erst seit diesem Jahr ein Smartphone. Und das benutze ich bisher im Ausland nur, wenn ich in einem Café o.ä. eine WLAN-Verbindung habe. Zugegeben, die Dinger können echt praktisch sein, aber dann hätte ich die Geschichte ja so nicht erleben können. Du siehst, alles hat seine Vor- und Nachteile.
Bis zu einer elektronischen Karte oder Geocaching wird es bei mir wohl noch ein Weilchen dauern…
LG, Peter