Der Zentralfriedhof Wien gehört zu den weit über die Donaumetropole hinaus bekannten Wiener Sehenswürdigkeiten. Wer meinen Blog etwas näher kennt, weiß, dass ich auch gerne mal über einen Friedhof schreibe wie zB den Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin, Friedhof Recoleta in Buenos Aires oder den„lebendigsten Friedhof der Welt“ in Manila. Da liegt es natürlich nahe bei einem Wienbesuch dem Wiener Zentralfriedhof einen Besuch abzustatten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die größten Friedhöfe der Welt
- 2 Entstehung des Zentralfriedhof Wien
- 3 Ehrengräber & berühmte Gräber von Prominenten
- 4 Bestattungsmuseum auf dem Zentralfriedhof Wien
- 5 Die Friedhofskirche Dr.-Karl-Lueger-Gedächtnis-Kirche
- 6 Führungen über den Zentralfriedhof Wien
- 7 Adresse & Anfahrt
- 8 Öffnungszeiten des Wiener Zentralfriedhof
- 9 Weitere Friedhöfe in Wien
- 10 Kurioses über das Verhältnis der Wiener zum Tod
- 11 Besondere Friedhöfe in aller Welt
Die größten Friedhöfe der Welt
Der Zentralfriedhof Wien wurde 1874 eröffnet. Zu dieser Zeit war er der größte Friedhof Europas. Heute liegt der Wiener Zentralfriedhof mit einer Größe von 250 Hektar und über drei Millionen bestatteter Menschen an siebter Stelle der weltweit größten Friedhöfe. Zum Vergleich: der Friedhof Ohlsdorf in Hamburg ist mit 391 Hektar die größte Ruhestätte in Europa und liegt weltweit auf Platz vier. Und wenn ich schon mal dabei bin: der größte Friedhof der Welt ist mit 917 Hektar — das entspricht 1310 Fußballfeldern — der Wadi Al-Salam im Irak.
Entstehung des Zentralfriedhof Wien
In früheren Jahrhunderten wurden die Toten normalerweise innerhalb einer Stadt, im Hof ihrer Gemeindekirche, beerdigt. Eine Bestattung in Massengräbern war durchaus üblich. So wurde auch Mozart seinerzeit in einem Massengrab auf dem St. Marx Friedhof beigesetzt.
1785 wurden die innerstädtischen Friedhöfe aus Platzmangel aufgelöst. Hinfort wurden die Toten außerhalb der Stadtmauern beerdigt.
Der weit außerhalb liegende Wiener Zentralfriedhof war zur Zeit seiner Eröffnung im Jahr 1874 nicht wirklich populär. Schließlich war er für damalige Verhältnisse besonders mühsam zu erreichen. Erst durch die Einrichtung der Ehrengräberanlage, wo u.a. Ludwig van Beethoven, Johann Strauß, Franz Schubert und Johannes Brahms liegen, lockte der Friedhof eine stetig größer werdende Anzahl von Besuchern an.
Heute gibt es unter anderem katholische, evangelische, buddhistische, islamische, orthodoxe, mormonische und jüdische Bereiche. Ein besonderes Flair verströmt der im westlichen Teil liegende alte jüdische Friedhof. Da er nicht mehr belegt wird, ist das Areal verwildert, die Grabsteine verwittert. Efeu überwuchert die verfallenden Gräber und so ist es nicht verwunderlich, dass man in diesem Naturrefugium besonders am frühen Morgen auf grasende Rehe trifft.
Das Gelände des Zentralfriedhof ist so groß, dass sogar ein eigener Bus mit 19 Haltestellen alle 30 Minuten zwischen 9:00 – 15.30 Uhr verkehrt! Selbst mit dem eigenen Auto darf man die Wege des Friedhofs in angemessenem Tempo kostenpflichtig befahren.
Last not least: Seit 2019 gibt es sogar zwei (kontrovers diskutierte) Joggingstrecken. Der ausgeschilderte „Silent Run“ geht über 2 oder 5 Kilometer.
Ehrengräber & berühmte Gräber von Prominenten
Ehrengräber gibt es seit dem späten 19ten Jahrhundert. Und zwar ausschließlich auf dem Wiener Zentralfriedhof. Hiermit werden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ausgezeichnet. Mittlerweile gibt es rund 1000 dieser Ehrengräber, die von der Stadt Wien verwaltet und gepflegt werden.
Neben den bereits erwähnten Ehrengräbern von Komponisten und anderen Ehrenbürgern der Stadt finden sich an verschiedenen Stellen die Grabstätten zahlreicher prominenter Zeitgenossen wie zB Udo Jürgens, Franz Werfel, Helmut Qualtinger, Helmut Jandl, Johann Nestroy, Arthur Schnitzler, Curd Jürgens, Theo Lingen u.a.m.
Eines der beliebtesten Gräber ist das des Musikers Falco alias Johann “Hans” Hölzel.
Mein Tipp: Am besten besorgt man sich den Lageplan der Ehrengräber in der Pförtnerloge beim Haupteingang. Hierin sind alle Ehrengräber und die der berühmten Prominenten aufgeführt.
Bestattungsmuseum auf dem Zentralfriedhof Wien
Gleich beim Haupteingang befindet sich im Untergeschoss der Aufbahrungshalle 2 das interaktive Bestattungsmuseum. Auf 300qm kann man Filmausschnitte von großen Begräbnissen in Wien sehen und — teils skurrile — Exponate des Bestattungswesens und des Wiener Totenkults besichtigen. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören Trauerkleidung, Särge und Totengräberutensilien der vergangenen Jahrhunderte. Unter ihnen gibt es einen Rettungswecker und den berühmten Klappsarg aus dem Jahr 1784, der es zu Zeiten Kaiser Joseph II ermöglichte, die Toten durch eine Klappe zu entsorgen und somit die Särge mehrfach zu verwenden!
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 9 – 16.30 Uhr,
1. März – 2. November: zusätzlich Samstag 10 – 17.30 Uh
Eintrittspreis: Erwachsene: 6,€-
Die Friedhofskirche Dr.-Karl-Lueger-Gedächtnis-Kirche
Wenn man den Friedhof am 2. Tor, also am Haupteingang, betrittt sieht man in der Ferne die beeindruckende Jugendstilkirche. Auf dem Weg dorthin passiert man die linksseitig liegenden Ehrengräber der Komponisten Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Johann Strauss oder Franz Schubert. Auch Mozart hat hier eine Gedenkstätte bzw. ein Scheingrab. Er selbst wurde allerdings in einem Massengrab auf dem St. Marx Friedhof bestattet.
Die Präsidentengruft vor der größten Jugendstilkirche Wiens ist die letzte Ruhestätte aller österreichischen Bundespräsidenten seit 1945. Der Innenraum der Kirche beherbergt eine riesige blaue Kuppel. Die Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus wird heute eher mit dem 1910 verstorbenen Wiener Bürgermeister in Verbindung gebracht.
Führungen über den Zentralfriedhof Wien
Um den Zentralfriedhof noch besser kennenzulernen gibt es jede Menge Führungen. Dazu gehören zB Der Zentralfriedhof bei Nacht. Eine eher allgemein gehaltene Führung handelt von der Entstehungsgeschichte, den Ehrengräbern und der Jugendstilkirche. Auf dem folgenden Link erhältst du einen Überblick über Themen-Führungen auf dem Zentralfriedhof Wien wie zB Überblicksführung von Beethoven bis Falco, die interkonfessionelle Führung Juden Christen und Buddhisten, Unvergessliche und fast vergessene Frauen oder speziell über den Alten jüdischen Friedhof mit Einblicken in die jüdische Kultur.
Adresse & Anfahrt
Zentralfriedhof Wien
Haupteingang Tor 2
Simmeringer Hauptstraße 234, 1110 Wien
Die Straßenbahnlinien 6 und 71 fahren von der Innenstadt in einer knappen halben Stunde zum Zentralfriedhof.
Alternativ kann man in gut 10 Minuten von der Innenstadt mit der S‑Bahn 7 fahren. Die S7 hält am Eingang 11, wo direkt der alte jüdische Friedhof beginnt.
Achtung: Da das Gelände riesig ist, halten die Straßenbahnen an verschiedenen Eingängen des Friedhofs.
Mein Tipp: Ich bin am Haupteingang (2. Tor) ausgestiegen. Wer direkt zum alten jüdischen Teil des Friedhofs will, fährt zur Station Zentralfriedhof 1. Tor.
Öffnungszeiten des Wiener Zentralfriedhof
3. November – Ende Februar: 8:00 – 17:00 Uhr
März & 1. Oktober – 2. November: 7:00 – 18:00 Uhr
April bis September: 7:00 – 19:00 Uhr
Mai bis August: zusätzlich Donnerstag bis 20 Uhr
Weitere Friedhöfe in Wien
Wien hat als Beerdigungsstätte natürlich nicht nur den Zentralfriedhof! So gibt es laut Google insgesamt 55 (sic) Friedhöfe in Wien. Dazu gehören der neben dem Schloss Schönbrunn gelegene Friedhof Hietzing. Er soll einer der schönsten sein. Neben vielen Mitgliedern des k.u.k‑Adels liegen hier auch der Dichter Franz Grillparzer und der Maler Gustav Klimt.
Eine ganz eigene Atmosphäre besitzt der besinnliche und romantische Biedermeier-Friedhof St. Marx. Die Besucher, die hierher kommen, kommen wegen Mozart. Der wurde zwar 1791 in einem Massengrab beigesetzt, wird aber heute mit einem eigenen Gedenkgrab geehrt.
Der mehr als 400 Jahre alte jüdische Friedhof in Währing ist einer der ältesten Friedhöfe Wiens. Er wurde von den Nazis zerstört und erst 1984 wieder eröffnet.
Kurioses über das Verhältnis der Wiener zum Tod
Dass die Wiener ein besonderes Verhältnis zu ihren Toten haben, offenbart sich in vielen Kleinigkeiten und Geflügelten Worten. Nicht zuletzt heißt es im Sprachgebrauch, wenn jemand gestorben ist: „er hat den 71er genommen“ (die Straßenbahn 71 fährt vom Ring zum Friedhof). Und wenn von „a schöne Leich“ die Rede ist, geht es weniger um den Toten als um eine prunkvolle Beerdigung.
Mein Beitrag Beitrag wäre nicht komplett, wenn ich nicht an dieser Stelle den Hit von Wolfgang Ambros aus dem Jahr 1975 erwähnen würde Es lebe der Zentralfriedhof und olle seine Toten…
HINWEIS: Durch klicken kommst du zum Video auf You Tube!
Hey Peter, das war ein sehr amüsanter Bericht. Ich mag sie, die Friedhöfe und ihre Prominenten. A schöne Leich ist immer was wert! So sind sie, die Wiener!
Dass der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg tatsächlich der viertgrößte weltweit ist, erstaunt mich sehr! Vor wenigen Wochen habe ich ihn noch besucht, wobei ich gemerkt habe, dass mir die Atmosphäre in eher kleinen Friedhöfen deutlich besser gefällt. Meine eigene Bestattung eines Tages würde ich mir in Form einer Seebestattung wünschen, da ich von klein auf Seen und Strände unglaublich toll finde.