Dorotheenstädtischer Friedhof: In dieser Oase in Berlin-Mitte findet man zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten vom 18ten Jhdt. bis zur Jetztzeit, mit teils prunkvollen Gräbern. Von Hegel, Schinkel über Bertolt Brecht, Anna Seghers bis zu Otto Sander und Wolfgang Herrndorf.
Der Dorotheenstädtische Friedhof (17.000 Quadratmeter) wurde 1762 für die Dorotheenstädtische und die Friedrichswerdersche Gemeinde angelegt. Er war ursprünglich für die einfachen Bürger gedacht. Ein paar Jahre später kam der unmittelbar daneben liegende Französische Friedhof dazu. Dieser war den in Berlin lebenden Hugenotten vorbehalten.
Heute ruhen auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zwar auch „normale“ und damit nicht so bekannte Bürger, aber selten gibt es so viele prominente Namen aus der preußischen und deutschen Vergangenheit — seien es Philosophen, Denker, Baumeister, Industriemagnaten, Dichter, Schauspieler, Künstler, Schriftsteller, Politiker.
Manche Gräber sind aufwendig gestaltet und zeugen von der Berliner Bildhauerkunst, besonders des 19. Jahrhunderts, im Stile des Klassizismus. Andere wiederum sind schlicht und die Namen bisweilen nur schwer zu erkennen.…
Ich flaniere durch die Reihen der Gräber.
Vor dem Grab von Fritz Teufel, dem legendären Mitglied der Kommune I und Mitglied der 68er Studentenbewegung, lerne ich Klaus Schulz, Mitglied der Akademie, kennen. Er hat hier seinen Partner begraben und kommt seither jede Woche an sein Grab. Über das Grab von Fritz Teufel erzählt er mir, dass eines Tages die Urne ausgegraben und verschwunden war. Sie wurde dann später in Dahlem am Grab von Rudi Dutschke gefunden und wieder hergebracht.
Auf seinem Grabstein steht “Wenn’s der Wahrheitsfindung dient!”
Dazu muss man wissen, dass Teufel 1967 bei einer Gerichtsverhandlung trotz der Aufforderung sich zu Ehren des Gerichts zu erheben erstmal stoisch sitzen blieb. Erst nach einigem Zureden überwand er sich und erhob sich mit dem Spruch : „Na ja, wenn’s der Wahrheitsfindung dient.“
Vergeblich suche ich das kleine Fahrrad, dass auf seinem Grab stehen und auf seine letzte Tätigkeit als Fahrradkurier hinweisen soll. Das wurde aber offensichtlich mal wieder geklaut.…
Dorotheenstädtischer Friedhof
Hier ruhen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Johann Gottlieb Fichte, Heinrich Mann, Bertolt Brecht und Helene Weigel, Johannes R. Becher, Arnold Zweig, Anna Seghers, Friedrich August Stüler, Karl Friedrich Schinkel, Familienmausoleum für den Architekten Friedrich Hitzig, Karl August Klenze, August Borsig, Dietrich Bonhoeffer, John Heartfield, Christa Wolf, Rudolf Bahro, Herbert Marcuse, Willi Schwabe, Paul Dessau, Johannes Rau, Erwin Geschonneck, Walter Schmidinger, Otto Sander, George Tabori, Harun Farocki, Heiner Müller, Wolfgang Herrndorf u.a.m.
Führungen: Während meines Besuchs treffe ich den Historiker Dr. Dieter Weigert, der Führungen durchführt. (Auskünfte über weigert-dieter@versanet.de)
Auskünfte/Vereinbarungen zu Führungen am besten über die Stiftung Historische Friedhöfe.
Die 1928 errichtete Friedhofskappelle wurde neu gestaltet und am 8. Juli 2015 mit einer Lichtgestaltung des amerikanischen Künstlers James Turrell wieder eröffnet.
Führungen für die Kapelle: Im Sommer Fr/Sa/Mo 20:30 Uhr (5 bzw. 10 €). Auskunft über info@evfbs.de
Ort: Berlin-Mitte, Chauseestr. 126 (neben dem Brecht Haus und hinter dem Französischen Friedhof).
U‑Bahnhof: Oranienburger Tor.
S‑Bahn: Nordbahnhof
Öffnungszeiten: Januar+Dezember: täglich 8–16 Uhr
Februar+November: täglich 8–17 Uhr
März+Oktober: täglich 8–18 Uhr
April+September: täglich 8–19 Uhr
Mai-August: täglich 8–20 Uhr
Sehenswerte Friedhöfe in aller Welt
Schön geschrieben. Es sind diese Orte, die das Interesse am Vergangenen wecken. Danke dafür. Gruß! M.S.
Hallo Michael,
ja, das sehe ich genauso!
BG, Peter
Der Bericht über den Dorotheenstädtischer Friedhof von Peter Pohle läd zum Besuch dieses Friedhofs ein. Es ist schön an Menschen durch aktuelle Bilder von Grabstätten erinnert zu werden, denen ich im Leben nicht begegnet bin.
Der Dorotheenstädtische Friedhof hat in der Tat viel zu bieten. Nicht nur, dass hier viele berühmte Zeitgenossen begraben liegen, es gibt auch viel tolle Arbeiten von Steinmetzen zu bestaunen. Schon wegen der Grabsteine sollte man diesem Friedhof einmal gesehen haben.
Sehr interessant gewesen. Dort liegt ein Ritter , dessen Name ich nicht mehr weiss, und leider kein Foto gemacht, da die Männer so einen schnellen Schritt drauf hatten. Wäre nett den Namen zu erfahren
Da kann ich jetzt leider auch nicht weiterhelfen.
Sorry.…. Peter
Lieber Peter Pohle (ich darf Sie so nennen, es ist ja ein bisschen aus der Mode gekommen),
ich bin Theaterwissenschaftlerin und Autorin und arbeite zur Zeit an einem Vortragsabend “Was macht die Zigarre am Grabstein oder Manchmal heilt die Nacht des Tags Gebresten” für den “Kieztreff” der Köpjohannschen Stiftung” in der Großen Hamburger Straße in Mitte. Viele der Theaterleute, um die es gehen wird, habe ich noch persönlich gekannt, quasi aus dienstlichen Gründen (ich habe u.a. die theaterwissenschaftliche Reihe “Material zum Theater” herausgegeben). Eberhard Esche war sogar viele Jahre mein Nachbar…
Natürlich bin ich bei meinen Recherchen auch auf Ihre Seite gestoßen und würde gern zwei Ihrer Fotos benutzen dürfen — das erste mit dem Blick auf den Friedhof und das vom Grabstein Fritz Teufels. Der Vortrag findet bei einem gemeinnützigen Verein statt und ich arbeite ehrenamtlich, es gibt also keinerlei kommerzielle Interessen.
Über eine Zusage würde ich mich freuen.
Übrigens wird es viel Überraschendes geben, das wenig bekannt ist — wussten Sie, dass die Schauspielerfamilie Eunicke bei der Uraufführung des “Faust” im Schloss Monbijou mitwirkte — 1819? Und dass August von Goethe darüber einen Brief an seinen Vater geschrieben hat? Oder dass Brecht eine satirische Geschichte über die Bauhaus-Idee geschrieben hat, in diesem Fall ein 100jähriges Jubiläum. Falls Sie Interesse und Zeit haben (26.9.), lade ich Sie gern ein.
Mit freundlichen Grüßen
Octavia Wolle
Hallo Octavia,
ich werde Ende September leider nicht in Berlin sein.
Gerne gebe ich die beiden Fotos zweckgebunden und mit dem © Hinweis “Peter Pohle” frei.
Beste Grüße
Peter Pohle
Vielen Dank! Schade, dass Sie nicht dabei sein können.
Selbstverständlich gebe ich Sie als Autor an!
Herzlichen Gruß
Octavia Wolle
Hallo Peter,
danke für den ausgezeichneten Beitrag. Für meine nichtkommerzielle Webseite wohinwarum.de würde ich gerne das Bild des Weigel-Brecht-Grabes im Format von 200x112 bis 1024x576 verwenden. Geben Sie mir dazu die Erlaubnis?
Grüße aus Bayern
Stefan Pesteritz
Hallo Stefan,
gerne, wenn zum Beitrag entsprechend verlinkt wird.
BG, Peter
Hallo Bernd,
tausend Dank auch für die prompte Antwort.
Den Link hätte ich sogar ohne die Erlaubnis gesetzt. (Kleiner Scherz!)
HG Stefan
Ich suche die Grabstätte von Eduard (Edi )Fischer. Er ist mein Onkel und war beim Deutschen Theater Berlin als Maskenbilder und Plastiker beschäftigt. Verheiratet mit Helga Fischer,die in dem Haus meines Onkels noch wohnen soll.Zur Zeit bin ich noch bis Donnerstag in Berlin und ich hoffe das Grab meines Onkels oder die Adresse von seiner Ehefrau Helga rauszufinden. Mit freundlichen Gruss Frau Renate Gellert geb.Fischer
[…] berichtet vom Berliner Dorotheenstädtischen Friedhof, wo der Teufel begraben […]
[…] Der Dorotheenstädtische Friedhof — Wo der Teufel begraben ist […]
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