Viel weiß ich eigentlich nicht über Palermo, die Hauptstadt Siziliens.
Na klar, irgendwie verbinde ich das mit der Mafia, allenfalls noch mit dem Teatro Massimo, dem größten Opernhaus von Italien. Aber dann hat sich’s auch schon.
Das letzte, aber auch das allerletzte, was ich mit Palermo bisher in Verbindung gebracht habe, sind Tote. Genauer gesagt die sterblichen Überreste von Verstorbenen, also Mumien.
Aber genau darum geht es hier und jetzt: Die Mumien von Palermo
Inhaltsverzeichnis
Die „Mumien von Palermo“
Das Wetter passt irgendwie zu meinem Vorhaben. Es ist ein trüber Tag und es regnet. Auf meiner Agenda steht der Besuch des 1534 errichteten Kapuzinerklosters. Berühmt ist das Kloster für seine Katakomben. Die weit verzweigte Gruft des Kapuzinerklosters ist ein System aus mehreren unterirdischen Gängen. Hier befindet sich eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art: die größte Mumiensammlung Europas, die „Mumien von Palermo“.
Die rund 2.000 Mumien aus über 400 Jahren befinden sich allerdings nicht in Särgen bzw. nur zu einem kleinen Teil. Die meisten Toten hängen zu beiden Seiten an weiß gekalkten Wänden der mit Neonlicht beleuchteten Gänge. Manche sind nur locker gegen eine Wand gelehnt, andere liegen in Regalen oder offenen Särgen.
Gegen die Berührungen von allzu aufdringlichen Besuchern sind sie durch Gitter geschützt. Bei einigen denke ich unwillkürlich an das Munch-Gemälde Der Schrei. Sie sind in unnatürlichen Haltungen nach vorne gekippt, der Mund grotesk geöffnet.
Was alle gemein haben: sie sind mumifiziert und tragen ihre persönliche Kleidung. Meistens schwarze Anzüge, Uniformen oder Kutten bei den Männern und Kleider bei den Frauen. Tote aus allen Schichten und jeder Altersgruppe, getrennt nach Geschlechtern. Es gibt Räume für Geistliche, Frauen und Kinder. Entsprechend dem Fortschritt der Verwesung der Leichen ist auch die Kleidung zerlöchert und zerfressen.
Aufgrund klimatischer Bedingungen und durch einen speziellen Mumifizierungsprozess, in dem die Körper getrocknet und konserviert werden, sind die Toten entsprechend erhalten. Natürlich befinden sie sich in unterschiedlichen Stadien der Verwesung.
Die am besten erhaltenen Körper haben sogar noch Haare und Zähne!
Der erste hier bestattete Tote war Bruder Silvestro da Gubbio. Sein Leichnam stammt aus dem Jahr 1599.
Wurden hier zu Beginn ausschließlich Mönche bestattet, erkauften sich bald auch die Reichen durch finanzielle Unterstützung des Klosters das Privileg hier beigesetzt und nach ihrem Tode von der Verwandschaft besucht zu werden.
Ab 1881 verbot ein Gesetz die Mumifizierung der Kapuziner. Das hinderte aber offensichtlich niemanden daran, damit fortzufahren!
Der letzte, hier bestattete Leichnam wird zugleich als die „schönste Mumie der Welt“ bezeichnet.
Rosalia Lombardo war erst zwei Jahre, als sie 1920 durch die spanische Grippe dahingerafft wurde. Ihr Vater, der General Mario Lombardo, ein Mann mit Geld und Einfluss beauftragte den berühmten Einbalsamierer Alfredo Salafia damit, seine über alles geliebte Tochter für die Ewigkeit zu erhalten. Der Präparator schuf sein Meisterwerk indem er das Blut des Mädchens gegen eine Mischung aus Glyzerin, Formalin und Alkohollösung mit Salicylsäure tauschte – revolutionär für die damalige Zeit.
Info zur Kapuzinergruft
Öffnungszeiten: Täglich: 9 bis 13 Uhr, 15 bis 17 bzw. 18 Uhr
Okt-März: Sonntagnachmittag geschlossen
Eintritt: 3 Euro
Adresse: Piazza Cappuccini, 1, 90129 Palermo
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Da dieser Beitrag Palermo Tipps heißt, will ich an dieser Stelle noch meine Unterkunft verraten: Das Artisan Maison liegt zentral und ist eine Unterkunft mit sehr individuell gestalteten Zimmern. Außerdem hat es eine riesige Terrasse auf der das Frühstück serviert wird.
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Artverwandte Katakomben & Grabstätten in Europa
Da sind an erster Stelle die Katakomben von Paris zu nennen.
In Italien die Katakomben von Neapel und die Kapuzinergruft von Rom.
Siehe auch das Katharinenkloster (Sinai) oder die in meinem Beitrag Ausflug von Lissabon in den Alentejo beschriebene Kathedrale von Évora in Portugal.
Besondere Friedhöfe in aller Welt
- Berlin: Dorotheenstädtischer Friedhof – Wo der Teufel begraben ist
- Friedhof Venedig: Friedhofsinsel San Michele
- Der Wiener Zentralfriedhof
- Manila: Der lebendigste Friedhof der Welt
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Dafür bedanke ich mich.
ist sehr beeindruckend lieber Pepo
Wann bist Du mal wieder bei uns Mumien in München?
LG Winni
München muss noch warten.
Im Moment ziehe ich Galapagos vor!
[…] https://peterstravel.de/palermo-tipps-mumien […]
Ein Freund von mir interessiert sich sehr für Einbalsamierung. Ich werde ihm raten, bei seinem nächsten Urlaub in Italien einen Ausflug in die Kapuzinergruft zu machen, um dort Rosalia Lombardo zu sehen. Ihr Leichnam ist wirklich sehr gut erhalten und seine Einbalsamierung durch Alfredo Salafia sicher revolutionär für die damalige Zeit.
[…] https://peterstravel.de/palermo-tipps-mumien […]
Hi Peter,
Deine Geschichte über die Mumien von Palermo..einfach nur spannend aber auch gruselig.
Ich trage mich schon lange mit dem Gedanken nach Sizilien zu reisen und…alles Alte…zu erkunden:-)
Jetzt bin ich hier auf Deinen Artikel gestoßen was mich noch mehr reizt Sizilien zu erkunden:-)
Was allerdings lustig ist…wie ich hier auf Deiner Seite gelandet bin…ich hatte heute Nacht einen Traum..bin mit dem Auto unterwegs gewesen fuhr eine Strasse entlang wo sich plötzlich bei strahlendblauem Himmel…rechts und links der Straße ein riesiger Friedhof total aus weißem Stein..alle Gräber..rechts befand sich eine gr.Gottesstatue und links ein gr.Gemäuer…viele Gräber drumherum so weit das Auge reicht…und alles in strahlemden weiß:-)da wollte ich schauen obs irgend wo solch einen Friedhof gibt…und bin hier gelandet:-)Echt spannend!Viele Grüße aus meiner Zweitheimat Berlin wo ich im Mai mal wieder ‚lach,nach dem Rechten seh!:-)Uschi Andresen
… da kannst du ja noch ein paar Träume nachschieben. Schließlich habe ich über mehrere Friedhöfe berichtet. Dabei ist einer — der Pere Lachaise in Paris — noch in der Warteschleife.