Morgens um 7 mache ich mich in Puerto Lopez mit dem Bus auf den Weg nach Canoa. Das sind ungefähr 180 Kilometer auf der Ruta del Spondylus.
In Canoa werde ich an einer Ecke der Hauptstraße abgesetzt. Von hier sind es dann noch 3 Blocks bis ich den breiten Strand erreiche. Ein bisschen komme ich mir vor wie in einer Geisterstadt. Kein Mensch weit und breit.
Erstmal brauche ich jetzt eine vernünftige Unterkunft. Bei Bookingcom habe ich mir bereits einige angeschaut und weiß eigentlich, dass ich ins Hotel La Vista will. Auf dem Weg dorthin schaue ich mir aber zusätzlich noch ein paar andere Unterkünfte an.
Mein erster Eindruck von Canoa ist eher trist. Positiv ausgedrückt heißt das, Canoa ist sehr laid back. Auf jeden Fall finde ich es sympathisch, dass die Uferstraße oder der „Malecon“ noch eine bucklige Sandstrasse ist. An einigen Stellen liegt ein beindickes Tau auf der Piste, um die Autos, die sich hierher verirren, zum langsam fahren zu zwingen. Auf dem besonders breiten Strand sind neben den Fischerbooten die üblichen Liegestühle und Sonnenschirme aufgebaut. An einer Stelle sind Surfboards wie Perlen an einer Schnur in den Sand gerammt. Auf der ganzen Strandlänge — zumindest vor dem Ortszentrum — gibt es die obligatorischen, einfachen Strandrestaurants, die Cevicherias.
Es ist um die Mittagszeit. Vor den leeren Restaurants versuchen die Angestellten mich zum Essen zu überreden.
Viel scheint hier nicht los zu sein. Ich frage mich woran das liegen mag. Gut, zum einen ist es ein normaler Wochentag. Das bedeutet, dass so gut wie keine einheimischen Touristen in Canoa sind. Vielleicht hängt es aber auch mit dem verheerenden Erdbeben zusammen, das 2016 mit einer Stärke von 7,8(!) 52 Sekunden lang in dieser Ecke herrschte und vieles zerstörte. Nicht zuletzt deswegen steht wohl auch extrem vieles zum Verkauf.
Ich unterhalte mich mit Phil (73) vom Hostal Baloo. Er stammt ursprünglich aus „Derby in the middle of England“, lebt aber seit 48 Jahren in Ecuador. Das Baloo, fast am Ende des Malecon, hat er seit 15 Jahren. Er sitzt alleine an seiner Rezeption an der Bar. Gäste hat er keine. Dabei befinden wir uns in der Hochsaison. Er meint, es wird zwar am kommenden Karneval-Wochenende alles voll, aber davon allein kann er natürlich nicht leben. Das Geschäft ist nach dem Erdbeben brutal eingebrochen. Dazu kommt, dass Canoa mittlerweile einen schlechten Ruf hat. Natürlich würde auch Phil gerne verkaufen, aber es gibt keine Käufer. Und überhaupt, wo soll er schon hin mit 73 Jahren?
Wenn man ein paar Schritte ins Ortsinnere geht, trifft man auf Fischer, die ihre Netze flicken oder neue Netze knüpfen. Die Stimmung ist freundlich. Andere Touristen treffe ich hier nicht. Ansonsten gibt es hier auch nicht viel zu sehen.
Scheint Canoa tagsüber verwaist, so ist es abends — zumindest in der Ortsmitte — lebhafter. Hier ist dann alles taghell erleuchtet und die Jugend trifft sich auf den drei Plätzen zum Basketball, Fußball oder Volleyball.
Inhaltsverzeichnis
Strand von Canoa
Der Strand von Canoa ist mit seinen 17 Kilometern einer der längsten von Ecuador. Auf Ortshöhe gibt es ein großes Angebot an Liegestühlen und Surfbrettern. Viele, kleine Cevicherías.
Ich bin den Strand gerne in nördlicher Richtung bis an den Fuß der gigantischen Steilküste gegangen. Allerdings kommt man dort nur bei Ebbe hin. Richtung Süden geht es endlos weit! Man kommt vorbei an vereinzelt liegenden Condos bzw. kleinen Wohnanlagen. Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, warum man sich hierher zurückziehen sollte?
In besseren Zeiten scheint Canoa ein guter Platz für Surfer (gewesen) zu sein? Man kann surfen lernen oder auch nur Surfbretter ausleihen. Während meines Aufenthaltes waren allerdings keine Surfer am Strand unterwegs.
Unterkünfte
Hotel Bambú liegt am Anfang des Malecon. Sie ist die etwas bessere Unterkunft mit angenehm luftigem Restaurant. Eigentümer ist der Holländer Joost (55). Er kam vor 25 Jahren zuerst mit dem Rad von Quito nach Canoa! Damals gab es hier so gut wie nichts. Ein einsames Paradies. Also entschied er sich, sich hier niederzulassen. Inzwischen hat er zwei Erdbeben überstanden, 1998 und 2016. Nach drei harten Jahren ist er jetzt gerade dabei die letzte neue Cabaña fertigzustellen. Ihm erging es vergleichsweise gut und er wird sicher bleiben. Aber auch er bestätigt mir, dass die Besucher ausgeblieben sind und es in den letzten Jahren einige „Vorfälle“ gegeben habe. Allerdings scheint es jetzt wieder mit allem langsam bergauf zu gehen.
Hotel La Vista
Mein Tipp: Das Hotel La Vista war meine erste Wahl. Pool/AC/TV Direkt an der Uferstraße. Von meinem Zimmer (Nr 8) im zweiten Stock hatte ich einen schönen Blick auf Pool, Strand & Meer. Hängematte auf meinem Balkon. WiFi klappt leider nicht überall. Preise um die 30–40$.
Hostel Coco Loco liegt direkt daneben. Bietet auch Dorms an. Sehr Basic. Es roch im angeschauten Zimmer etwas feucht und muffig.
Hotel Mediterraneo liegt in der dritten Reihe und kostet glatt die Hälfte vom La Vista. Hat dafür aber auch nur Fan. Ist aber ansonsten total ok.
Hostal Restaurant Samay: Malecon. Einfache Zimmer. Die Location bzw. die luftige Dachterrasse mit Blick auf Strand & Meer sieht aber gut aus.
Essen in Canoa
Die Spaghetti de Camarón im Restaurant Costa Azul waren mit 6$ zwar sehr preiswert, aber auch eine überschaubare Portion.
El Panita einfaches Strandrestaurant schräg gegenüber vom Hostal Playa Azul. Flotter & angenehmer Service. Natürlich musste ich auch dort die Pasta mit Camarones probieren. Die kamen mit 2 Spiegeleiern. Fand ich originell.
Saboreame liegt am Platz in der Ortsmitte, an dem die Spielplätze unter Flutlicht liegen. Ich war abends der einzige Gast. Mein Ceviche mixto (Pescado Camaron, 7$) war gut, aber die Atmosphäre könnte gemütlicher sein.
Es gibt mehrere Saboreame-Restaurants, zB auch eine Cevichería am Strand. Erklärung: es gibt 4 Geschwister, von denen jeder sein eigenes Restaurant hat.
Surf Shark am Malecon war an einem Dienstagabend bis auf den letzten Platz besetzt. Gemütliche Atmosphäre. Es fand das Trivia Quiz statt. Auf englisch! Anscheinend DER Treffpunkt für die Expats aus der Umgebung. Alles Leute, die hier in irgendwelchen Condos leben.
Suki Bar ist eine Strandbar am Malecon. Hier kann man essen, aber vor allem hat es auch einen Barbereich in dem man gemütlich etwas trinken kann. Ist die einzige Bar direkt am Strand!
Ausflug nach Don Juan
Arturo hatte mir bei meinem ersten Restaurantbesuch den Tipp mit Don Juan gegeben. Das sollte ein toller Ort mit einer schönen Unterkunft sein. Und da ich weder surfen noch mich am Strand im Schatten, geschweige denn in der Sonne aufhalten wollte, machte ich mich auf den Weg. Ich sag’s gleich mal vorweg: es war ein Schuss in den Ofen. Auch dauerte die Fahrt nicht die versprochene halbe Stunde (es war genau 1 Stunde). Ausgestiegen bin ich in Don Juan Playa. Dort sollte die schöne Unterkunft Camare sein. Es gab aber nur einen kleinen, nicht schönen Strand auf dem ein paar Fischerboote lagen. Weit und breit keine Unterkunft Camare. Die sollte dann 1 km weiter sein. Da ich schon mal hier war, habe ich mich wieder auf den Weg gemacht. Die Enttäuschung war groß, als ich die verlassene Hosteria Camare zu guter letzt noch gefunden habe: Sehr einfaches (zu teures) Zimmer oder Übernachtung in einem Zelt! Und das in der Hitze!
Auch der einsame kleine, naturbelassene Strand überzeugte mich nicht.
Fazit: Ich habe dann erstmal Canoa um eine weitere Nacht verlängert!
Reisezeit & Wetter
Die Hauptsaison an der Pazifikküste Ecuadors geht von Dezember bis Mai. Das ist auch die Regenzeit. Regenfälle in der Nacht und eventuell um die Mittagszeit. Jede Menge Sonne am Vor- und Nachmittag. Tagsüber sehr heiß.
Nebensaison ist in den kühleren Sommermonaten von Juni bis Dezember. Dann herrscht oft ein dunstig-grauer Wolkenhimmel.
Ich war Mitte Februar in Canoa: Tagsüber bis 29 Grad.
Hohe Luftfeuchtigkeit. So gut wie kein Regen. Manchmal bedeckt, aber dann kam immer wieder die Sonne durch.
Moskitos
Wenn ich selbst auch dank meiner AC weitestgehend verschont wurde, das Moskitonetz über meinem Bett und der Fliegendraht an den Fenstern sagen alles.
ATM / Cajero Automático
Gibt es nicht in Canoa. Dafür muss man wohl nach San Vicente.
Anreise & Weiterreise
Um von Puerto López nach Canoa zu kommen muss man über Puerto Viejo fahren und dort umsteigen (eventuell ist es schneller, wenn man über Manta fährt). Da aber morgens zu einer zivilen Zeit kein Bus fuhr, musste ich erstmal nach Jipijapa (2$) (Aussprache: Hippihappa) und von dort weiter nach Puerto Viejo (1,70$, 1 Stunde). Von Puerto Viejo sollte es dann mit nur einem Bus weiter nach Canoa gehen. In Puerto Viejo hatte ich direkten Anschluss. Ich wurde quasi von Bus zu Bus gereicht. Fahrzeit ca 1:30 — 2 Stunden (95 Kilometer). Ich wurde dann aber unterwegs — in Bahia — doch nochmal in einen anderen Bus verfrachtet.
Insgesamt habe ich 6 Stunden gebraucht.
Hier geht es zur Webseite über Busverbindungen in Ecuador
Canoa — Cojimíes
Um ins nördlich gelegene Cojimíes oder Mompiche zu gelangen muss man über Pedernales fahren.
Fazit zu Canoa
Kann man besuchen, wenn man eh an der Pazifikküste Ecuadors unterwegs ist. Allerdings sollte man nicht zu viel erwarten. Es gibt aus meiner Sicht schönere Orte oder Orte mit einem spannenderen Angebot in der Umgebung.
Reisetipps für die Pazifikküste Ecuadors
Weitere Orte an der Pazifikküste Ecuadors über die ich geschrieben habe sind Montañita & Olón, mein Lieblingsort Ayampe, Puerto López, Cojimíes und Mompiche.
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