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Jakobs­weg (2/10):Von St. Jean Pied de Port nach Pamplona

Auf dem Weg nach Roncesvalles

1. Tag, 14. September
St. Jean Pied de Port — Ron­ces­val­les, 24,7km; Alber­gue Municipal
Auf­bruch: 7:00 Uhr

Jakobsweg, Weitsicht auf dem Weg nach Roncesvalles

Jakobs­weg, Auf dem Weg nach Roncesvalles

Am Nach­mit­tag des Vor­ta­ges konn­te ich nicht mehr los­ge­hen, weil die Unter­künf­te auf hal­bem Wege nach Ron­ces­val­les voll waren. Eigent­lich woll­te ich zumin­dest die ers­ten 7 km bis Oris­son zum Ein­ge­wöh­nen lau­fen. Also muss­te es jetzt an Tag 1 die gan­ze Stre­cke sein: über die Pyre­nä­en, rauf auf 1.400 m und schliess­lich wie­der run­ter auf 900m (Ron­ces­val­les). Hört sich ein­fach an, aber man spürt es — beson­ders als unge­üb­ter Wan­de­rer — mit ca 10 Kilo auf dem Rücken.
Mei­ne Wan­der­schu­he ent­spra­chen nicht den all­seits Emp­foh­le­nen, denn es waren mei­ne San­da­len und dann auch noch barfuß!

Um 7:00 Uhr bin ich als einer der let­zen auf­ge­bro­chen. Der Mor­gen däm­mer­te bereits leicht und der Weg wur­de selbst von mir leicht gefun­den, da gut gekenn­zeich­net. Außer­dem konn­te man in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den ande­re Pil­ger erkennen.

Lei­der herrsch­te auf dem Pass oft kei­ne so gute Sicht, weil die Umge­bung in den Wol­ken lag. Sah aber auch so sehr male­risch aus. Ab und zu schweb­ten rie­sen­gros­se Adler(?) majes­tä­tisch über uns. Ein Gross­teil der Pil­ger scheint erstaun­li­cher­wei­se aus Korea zu kom­men. Aber die Zusam­men­set­zung ist ansons­ten reich­lich international.

Spanien, Jakobsweg, Auf dem Pass

Jakobs­weg, Tag 1, Auf dem Pass

Ich hat­te die schwerere/schönere “Rou­te Napo­le­on” gewählt; zum einen, weil es zum Glück nicht mehr reg­ne­te, zum ande­ren, weil es die meis­ten mach­ten. Da woll­te ich nicht zurückstehen.
(Bei wirk­lich schlech­tem Wet­ter soll­te man wohl bes­ser die Stre­cke über Val­car­los wählen).

Die ange­ge­be­ne Zeit von 7 1/2 Stun­den muss­te ich natür­lich unter­schrei­ten, mit dem Ergeb­nis, dass ich bei mei­ner Ankunft noch nicht ins Klos­ter, die Alber­gue de Pere­gri­no, konn­te. Ein­lass erst um 14:00 Uhr. So war­te­te man im son­ni­gen Innen­hof, bekam dann den obli­ga­to­ri­schen Stem­pel fürs Cre­den­cial und sein Stock-Bett zugewiesen.
Meh­re­re Stock­wer­ke bie­ten Platz für 350 Pil­ger (und das Klos­ter war spä­ter geram­melt voll). In die­sem Fall war alles modern und auf dem neu­es­ten Stand (2011), incl. Wasch­kü­che und gros­ser Küche zum Sel­ber­ko­chen. Ich bin dann aber spä­ter ins Restaurant.

Spanien, Jakobsweg, Roncesvalles   Foto: Helmut Hopf

Jakobs­weg, Ron­ces­val­les                            Foto: Hel­mut Hopf

Ron­ces­val­les scheint mehr oder weni­ger nur aus 4 Gebäuden/Unterkünften zu bestehen.
Um 22:00 Uhr ist Zap­fen­streich, d.h. wer dann nicht zuhau­se ist hat Pech gehabt.

2. Tag, 15.09.
Ron­ces­val­les – Zubi­ri, 24,7km; Alber­gue Zaldiko
Auf­bruch: 6:30 Uhr

Der Tag begann für mich sub­op­ti­mal, da um 6:00 Uhr zwei Mit­glie­der der Bru­der­schaft unter absin­gen kirch­li­cher Lie­der die Run­de vor­bei an unse­ren Schlaf­ko­jen mach­ten. Gross­ar­tig!
Übri­gens sind in die­sen Unter­künf­ten Ohr­stöp­sel, wegen der Schnar­che­rei das Wich­tigs­te. Ansons­ten kann man jeg­li­chen Schlaf vergessen.
Eini­ge Pil­ger hat­ten sich bereits frü­her auf den Weg gemacht!

Heu­te ging es mir phy­sisch schlech­ter als ges­tern, Kopf bis Hüf­te waren ok, aber wei­ter abwärts berei­te­ten mir die meis­ten Kör­per­tei­le Sor­gen — erstaun­li­cher­wei­se bis auf die Knie.

Um 6:30 ver­las­se ich das Klos­ter und geis­te­re mit­hil­fe mei­ner Taschen­lam­pe durch stock­dunk­len Wald. Man kann die Hand nicht vor Augen sehen; ab und zu blit­zen in eini­ger Ent­fer­nung die Taschen­lam­pen oder Kopf­leuch­ten mei­ner Mitpilger.
In Bur­guet­te gibt es end­lich ein lecke­res Früh­stück. Hier nimmt man denn auch zum ers­ten Mal die Gesich­ter der Mit­pil­ger auf und spei­chert sie ab. Wir wer­den uns in den nächs­ten Tagen immer wie­der über den Weg laufen.

Der Weg ist nicht so schwie­rig, wie am Vor­tag. Nichts­des­to­trotz soll­ten sich die Kno­chen im Lau­fe des Tages stär­ker bei mir mel­den. Trotz­dem gehe ich mit gro­ßen Schrit­ten weit schnel­ler als ein Groß­teil der ande­ren und so bin ich auch schon vor 12 Uhr in Zubi­ri. Ich ent­schlie­ße mich für die pri­va­te Alber­gue Zal­di­ko (10€) mit nur je 8 Bet­ten in 2 klei­nen Zim­mern. 2 Duschen/Toiletten. Aber immer noch kom­for­ta­bler als die Alber­gue Muni­ci­pal (6€, 1 gro­ßer Raum).
Tref­fe auf die ers­ten Opfer mit Bla­sen an den Füßen.

Nach der Dusche wer­den erst­mal Kla­mot­ten gewa­schen. Die­ses Ritu­al wird jetzt spä­tes­tens jeden drit­ten Tag statt­fin­den, ent­we­der als Hand­wä­sche oder mit Maschi­ne. Danach kommt’s auf die Lei­ne oder in den Trock­ner. Wasch­plät­ze sind in so gut wie allen Her­ber­gen vorhanden.

Nach­mit­tags ist Ent­span­nung am Fluss­ufer in der Son­ne auf mei­nem Schlaf­sack angesagt.
Kno­chen tun weh, aber kei­ne Blasen.

3. Tag, 16.09. Zubi­ri – Pam­plo­na, 20,9km; Alber­gue (Muni­ci­pal) Jesus y Maria Auf­bruch: 6:40 Uhr

Heu­ti­ge Stre­cke fin­de ich nicht so anspruchs­voll, was natür­lich nicht bedeu­tet, dass mir alles ab der Hüf­te kei­ne Pein berei­tet. Wenn ich lau­fe, geht es. Aber wehe ich habe einen Kaf­fee und ein Boca­dil­lo zu mir genom­men: das Auf­ste­hen und Los­lau­fen hat es jedes Mal in sich!
Der Weg ist auch hier gut gekenn­zeich­net. Dies ist übri­gens fast auf dem gan­zen Cami­no so. Ich habe mich letzt­lich nur ein­mal spä­ter in Gali­ci­en ver­lau­fen, und das lag an mei­ner Unaufmerksamkeit.

Spanien, Jakobsweg, Pamplona, Rathaus   Foto  Gert Kleinsteuber

Pam­plo­na, Rat­haus                               Foto: Gert Kleinsteuber

Bin bereits um ca 11 Uhr in Pam­plo­na und steue­re gleich die Alber­gue Jesus y Maria an. Sie macht gera­de auf (unge­wöhn­lich früh), so dass ich eines der ers­ten Bet­ten (7 €} bekomme.

Wenn man ankommt, geht man meis­tens erst­mal zum Duschen. Dies ist rat­sam, da es immer (zu) wenig Duschen gibt. Je spä­ter man ankommt bzw. duscht, umso län­ger muss man dann warten.

Auch in einer Stadt wie Pam­plo­na läuft man sich stän­dig über den Weg; abends essen mit Fabi (Ita­li­en), die ich schon in Ron­ces­val­les beim Abend­essen ken­nen­ge­lernt hat­te. Eben­falls dabei: Greg, ein Fran­zo­se mit lan­gem Wal­le­haar und einem boden­lan­gen, schwe­ren Man­tel – mein Spitz­na­me für ihn war spä­ter The Magi­ci­an, ande­re nann­ten ihn Matrix oder den Dark Ghost of The Cami­no. Gesprä­che mit ihm waren nicht unanstrengend.

Her­ber­ge schließt um 23:00 Uhr.

Nächs­ter Beitrag:

Jakobs­weg (3/10): Von Pam­plo­na nach Logro­ño 

Eure Beloh­nung für mei­nen Bei­trag ist es, wenn Ihr ihn auf Eurem Social Net­work teilt. Danke!

7 Kommentare

  1. Hal­lo Peter,
    wun­der­ba­re und beein­dru­cken­de Pho­tos die mich an mei­nen Weg erin­nern. Sofort bin ich gedank­lich auf mei­nem Jakobs­weg. Gera­de Ron­ces­val­les, mit sei­nem rie­si­gen Schlaf­saal ist bei mir in leb­haf­ter Erin­ne­rung geblie­ben. Dan­ke für dei­ne Beschrei­bun­gen, genau so habe ich mei­nen Jakobs­weg erlebt, tol­le Erinnerungen!

  2. Klaus Borkes sagt

    hal­lo heu­te Sonn­tag Mor­gen 7.5.17. lese zufäl­lig wie begeis­tert und fin­de mich sofort wie­der bin 2009 dort gewe­sen , alles in 33 Tagen möch­te wenn Jako­bus und der lie­be Gott mit­spie­len noch mal hin, bin erst 74.

  3. Hey Peter,

    haha, das ist ja lus­tig, ich war genau in den­sel­ben Her­ber­gen, in allen 3 Städten 😀 

    Du hat­test mit dem Wet­ter und dem kör­per­li­chen Gesamt­zu­stand ganz offen­sicht­lich mehr Glück als ich — aber naja, ich hab es ja auch irgend­wie überlebt 😉

    Schö­ne Grü­ße aus Spanien,
    Caro

    • Hal­lo Caro,
      León hat mir gut gefal­len. Dort scheinst du ja inzwi­schen ange­kom­men zu sein. Ich hat­te dort einen kur­zen Zwangsaufenthalt.…
      BG, Peter

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