Medellin, die zweitgrößte Stadt Kolumbiens mit ca 3 Mio. Einwohnern, hatte ich zuerst gar nicht so richtig auf dem Schirm. Aber im Laufe meiner Reise kristallisierte sich immer mehr heraus, dass ich da wohl hin müsste.
Und ich nehme es gleich vorweg: es hat sich gelohnt.
Inhaltsverzeichnis
Medellins unrühmliche Drogen-Vergangenheit…
Wer Medellin besucht, sollte sich auch mit der Vergangenheit der Stadt auseinandersetzen.
In den 80er Jahren zählte Medellin mit zu den gefährlichsten Städten der Welt. Raubüberfälle, explodierende Bomben und Entführungen waren an der Tagesordnung.
Damals organisierte das Medellin Kartell laut Time Magazin 80 % des Weltdrogenhandels! Der wohl international bekannteste Drogen-Baron Pablo Escobar gab hier mit anderen Bossen den Ton an. Sie kauften Richter, bestachen Politiker und machten immer wieder durch unvorstellbar brutale Morde Schlagzeilen. Wurden 1985 noch 1.698 Morde registriert, waren es 1986 bereits 3.500!
Das Medellin-Kartell beschäftigte in den Hochzeiten ca 15.000 Bewaffnete. Dabei wurden die Einnahmen Ende der 80er Jahre auf 25 – 35 Milliarden Doller jährlich geschätzt. Wegen der Bestechungen und, weil Escobar und seine Mannen einen Teil des Geldes in die Stadt investierten, konnten sie sich lange behaupten. Schließlich musste aber die kolumbianische Regierung dem Druck der USA nachgeben und die Kartelle wurden zerschlagen. Pablo Escobar wurde auf der Flucht, barfuß auf einem Hausdach, 1993 erschossen.
Medellin heute…
Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt. Die Stadt wurde 2013 zur innovativsten Stadt der Welt gekürt und stach damit sogar New York und Tel Aviv aus.
Moderne Seilbahnen verbinden seit 1995 einige der Favelas auf den Hügeln mit dem Zentrum der Stadt bzw. dem gut ausgebauten Netz der Metro, sodass sich die Wege zur Arbeit wesentlich verkürzt und teilweise überhaupt erst ermöglicht haben.
Ein weiteres Projekt ist die längste Rolltreppe der Welt: Mussten die Bewohner von Comuna 13 früher schier endlose, steile, kräftezehrende Treppen steigen, um in ihr Viertel zu kommen, erleichtert ihnen seit 2011 eine 384 Meter lange Rolltreppe den Zugang.
In den Favelas gibt es Bibliotheken und auch als Tourist kann man sich jetzt dorthin trauen.
Zentraler Platz im Zentrum von Medellin ist die Plaza de las Esculturas (auch Plaza Botero) mit ca 20 großen Statuen Fernando Boteros.
Fernando Botero ist der weltberühmte internationale Künstler und Sohn der Stadt auf den hier alle zu Recht stolz sind.
Am Kopfende der Plaza befindet sich das Museo de Antioqía mit einer großen Sammlung von Botero selbst gestifteter Werke.
Stolz ist die Bevölkerung auch auf die blitzblanke Metro. Hier scheint keiner auf die Idee zu kommen sich mit einem Graffiti zu verewigen.
Ausflug zur Favela Santo Domingo und zum Arvi Park
Mit der Metro fahre ich zur Station Acevedo, weil ich mit dem „Metrocable“ zur höher gelegenen Favela Santo Domingo will. Das Ticket für die Metro (1.900 COP= 0,70€) beinhaltet auch diese Seilbahnfahrt. Meine Schlange rückt langsam vor, aber dann gerät sie plötzlich ins Stocken. Ca. 15 Passagiere vor mir gibt es Diskussionen und dann löst sich alles auf bzw. die Leute kehren um. Die Gondeln stehen still. Störung für unbestimmte Zeit …
Am nächsten Tag nehme ich einen neuen Anlauf und diesmal klappt alles reibungslos. Ich genieße die spektakuläre, endlose Aussicht auf die im Tal liegende Stadt. Unter mir spielt sich das Leben der Favela ab. Kinder spielen in den Gassen. Ich schwebe über Bolzplätze und kleine Hütten mit Wellblechdächern, die mit Ziegelsteinen beschwert sind. In winzigen Hinterhöfen liegt Gerümpel oder bunte Wäsche ist zum Trocknen aufgehängt. Mühsam quält sich ein Minibus eine enge, gewundene Straße hoch.
An der Endstation steige ich aus und gehe den kurzen Weg, um mir die drei schwarzen Würfel, die neu gebaute Bibliothek, anzuschauen.
Ein weiteres Cable Car fährt von Santo Domingo für 4.200 COP in den Arvi Park, ein ökologisches Naturschutzgebiet.
Satte 20 Minuten lang (4,6 km) schwebt man über Waldgebiet. Dort angekommen, gibt es ein paar Stände an denen man Spezialitäten der Region probieren kann. Etwas weiter kann man sich gegen Vorlage einer Ausweiskopie kostenlos ein anstrengendes Mountainbike ausleihen und durch die Wälder radeln oder spazieren gehen.
Ein weiteres Metrocable gibt es anscheinend von der Metrostation San Antonio nach San Javier.
Medellin — Info & Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Unterkünften…
Wechselkurs: 1 € = 2.671 COP (Das war Mitte 2014!)
Reisezeit: Februar/März
Schöne 4‑stündige „Free-Walking Tour“ (d.h. man gibt am Schluss, was einem das Ganze wert ist) am besten mit Pablo (Mo/Mi/Fr) von RealCity Tours. Ich hatte schon in Santa Marta von ihm gehört und, dass ich die Tour unbedingt mit ihm machen sollte. Ihr solltet Euch vorher über das Hostel oder übers Internet anmelden, da die Teilnehmerzahl beschränkt ist.
Es gibt auch Touren, die sich mit der Drogenvergangenheit beschäftigen, zum Grab von Pablo Escobar gehen und sogar seinen Bruder Roberto besuchen!
Plaza Bolivar: Samstags Flohmarkt. Während sich an der einen Ecke eine Polizeistation befindet wird dessen ungeachtet rund 30 m weiter, mehr oder weniger offen mit Drogen gehandelt.
Parque Berrio: Metrostation und ein lebendiger Platz. Hier trifft sich das einfache Volk, greift auch gerne mal zur Flasche, versucht sich im Glücksspiel und lauscht ehrfürchtig dem Verkäufer, der Wort- und Gestenreich seine Potenzmittel anpreist. Je später es wird, umso ausgiebiger spielen die kleinen Musikergruppen und die Tänzer werden zahlreicher.
Überall sieht man Verkäufer von Telefonaten: da viele Kolumbianer kein Telefon haben, bzw. nicht die dazugehörige Telefonkarte besitzen, gibt es viele Verkäufer, bei denen man für wenig Geld sein Gespräch abwickeln kann.
Metro
Es bilden sich oft Schlangen beim Ticketschalter; es ist deswegen ratsam zumindest eine 5er Karte o.ä. zu kaufen, damit man sich nicht immer anstellen muss.
Achtung: Metro verkehrt nur bis ca 22:30!
Flughafenbus
Hinter dem Hotel Nutibara verkehrt ein Bus zum Flughafen, der sehr weit außerhalb liegt!
Essen
Typisch ist Salpicón; Bandeja Paisa
Restaurant Hacienda, Traditionelle Speisen, Fussgängerzone, Cra 49 # 52–98 im I Stock
Stadtteil El Poblado/Zona Rosa
Calle 10, Carrera 40: Hier wird gefeiert, Kneipe neben Kneipe neben Restaurant; dazwischen einige Boutiquen und auch mal ein Hostel
Kneipe: El Social :-), Calle 8a/Carrera 35; hat mir gut gefallen
Unterkünfte
Hotel Nutibara, DZ 142.000 COP, altehrwürdig, direkt am Plaza Botero, schräg gegenüber vom Museo de Antioquía
Art Hotel, gehoben; Cra. 41 No 9–31/El Poblado
Black Sheep Hostel, Barrio Patio Bonito (Poblado), (gehört nettem Australier, Kelvin und Juliana) Transversal 5a No. 45–133, Metrostation: Poblado, dann ca 8 Min. Fußweg; gute Zimmer im 2ten Stock für 60.000 COP
Geo Hostel, CRA 35 #8A-58, el Poblado in der Zona Rosa.
Weitere Hostels in Poblado: Tiger Paw, Pitstop,
Buddha Hostel/Restaurant: Soll gut sein, aber etwas ab vom Schuss
Warst Du schon mal in Medellin? Hat es Dir auch so gut gefallen?
Hast Du weitere Tipps?
Tages-Ausflug von Medellin nach Guatapé!
Ich freue mich besonders, wenn Ihr meinen Beitrag verlinkt.
Das Obst kann “lulo” sein
Hallo Carmen, du kannst recht haben. Habe es gerade gegoogelt: Die Lulo, auf Spanisch auch Naranjilla genannt, ist eine südamerikanische Kulturpflanze aus der Gattung Nachtschatten in der Familie der Nachtschattengewächse.
Vielen Dank, Peter
Hallo,
heute habe ich ein ähnliches Obst gesehen, aber Tamarillo oder Baumtomate gennant. Ich hatte gesagt, dass das Lulo sein konnte. Mir scheint, dass ist die Tamarillo. Das Kolorit des Fotos gefällt mir.
Vielen Dank für deine Reisen mit uns teilen.
Ein glückliches neues Jahr! … ¡Feliz Año Nuevo!
Hallo Carmen,
ich glaube ich muss zurück nach Medellin, um das vor Ort zu klären 🙂
Auch für Dich ein Gutes Neues Jahr, Peter
Lieber Peter,
ich wollte Dir mal Danke sagen, dass Du hier auf deinem Blog so viele tolle Infos und Fotos veröffentlichst. Ich bin im Moment in Kolumbien und habe mir schon tollen Input von Dir geholt. Danke nochmal!
Liebe Grüsse,
Gioia
Hallo Gioia,
vielen Dank für das Kompliment. So etwas lese ich besonders gerne.
Ich reise ja — im Gegensatz zu Dir — mit einer kleinen Kamera. Natürlich sieht man Deinen tollen Fotos dann auch die größere Kamera an …
BG, Peter
Die Beiträge über Medellín und Guatepé decken sich voll mit meinen Reiseerfahrungen. Also macht euch auf und wandert auf Peters Spuren. Er hat recht: Es lohnt sich.
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