Ilha de Ibo: um kurz vor 5 gehe ich die paar Schritte zum Pier. Allerdings ist vom versprochenen Boot oder gar anderen Passagieren bis auf sparsame 3 Leutchen weit und breit nichts zu sehen. Also stehe ich mir erstmal die Beine in den Bauch – um 6 geht es dann aber endlich los…
Auf dem Festland (Tandanhangwe) wartet immerhin schon der Truck nach Pemba. Irgendwie kommt mir diesmal die Fahrt über die holprige Piste wesentlich länger vor als ich es von der Hinfahrt in Erinnerung habe.
In Pemba suche ich verzweifelt nach einer Möglichkeit ins Internet zu gehen. Schließlich bekomme ich einen Tipp: in einer Nebenstraße soll es vor einem kleinen Supermarkt einen unverschlüsselten Zugang geben. An der angegebenen Stelle treffe ich auf einen Jugendlichen, der auf einem PC schreibt. Ich klappe meinen Laptop auf und setze mich auf eine Treppenstufe. Hier sitze ich bis es dunkel wird. Erst dann fällt mir auf, dass es reichlich leichtsinnig ist, da ich dort allein auf weiter Flur mit meinem Macbook sitze.
Pemba – Nampula
Musste ich gestern auf Ilha de Ibo um 5 Uhr abfahrbereit am Bootssteg sein, so muss ich heute bereits um 4 Uhr am Nagi-Bus-Abfahrtsort sein. Dafür ist es dann aber endlich mal eine bequeme 6‑stündige Busfahrt in einem großen Bus.
In Nampula gehe ich wieder zum Ruby Backpacker. Dort hatte mir der Eigentümer Uwe eines meiner T‑Shirt, dass ich vergessen hatte, brav aufgehoben. Irgendwie hing ich daran, da ich es mal in El Nido auf den Philippinen gekauft hatte. Und schon war ich wieder glücklich.
Das währte allerdings nur bis zum späten Nachmittag. Dann wollte ich nämlich die Fotos der letzten Tage von Ilha de Ibo auf meinen Computer übertragen. Ich ging in mein Zimmer und wollte meine Kamera holen. Der Schreck war groß, als ich sie nicht dort fand, wo ich sie gelassen hatte. Nun muss ich gestehen, dass ich zeitlebens auf meinen Reisen meistens sehr sorglos mit Kameras umgegangen bin – und nicht nur damit. Man kann einfach nicht immer alles verstecken, sonst wird man wahnsinnig – ich zumindest. Natürlich habe ich erstmal wie ein Bekloppter alles abgesucht. Da war nichts zu machen. Meine Kamera war und blieb verschwunden. Und ich war zu dem Zeitpunkt alleine in der Unterkunft, bis auf das Zimmermädchen, das allerdings eine halbe Stunde vorher nach Hause gegangen war. Die Sache war somit klar.
Ich rief Uwe an, der auch sofort vorbeikam. Dieser zitierte wiederum das Zimmermädchen ein. Es folgten lange, ergebnislose Gespräche.
Das war’s dann.
Nampula – Chimoio
Am nächsten Morgen gibt es eine neue Steigerung meiner Abfahrtszeiten: Der Bus nach Chimoio fährt bereits um 3(!) Uhr.
Gruselig.
Da ich überpünktlich am Terminal bin, gehe ich sicherheitshalber gleich zu meinem Platz im Bus. Auf dem Platz daneben sitzt bereits eine Frau mit ihrem Kind auf dem Schoß. Sie hat sich schon ausgebreitet und ihr Gepäck steht genau da, wo eigentlich meine Füße hinsollen. Also nehme ich ihre Reisetasche und stelle sie zu ihrer Missbilligung in den Gang. Daraufhin beugt sie sich über mich und zerrt die Tasche mühsam zurück und stopft sie wieder in meinen Fußraum. Jetzt nehme ich wieder die Tasche und platziere sie diesmal aber außerhalb ihrer Reichweite im Gang. Sie muss jetzt also erstmal ihr Kind absetzen und unter Gezeter erklärt sie sich dann endlich widerwillig bereit die Tasche ins Gepäckfach zu geben.
Warum nicht gleich so?
Wenig später steht ein kleines Problem vor mir…
Wohlgemerkt, wir stehen immer noch am Busbahnhof. Ein schlanker Mann mittleren Alters steht vor meiner Nachbarin und mir, hat sein Ticket in der Hand und deutet auf den Platz neben mir. Ha, denke ich, die Dame sitzt auch noch falsch und freue mich auf einen neuen Nachbarn. Da taucht schon der Nächste auf, zeigt mir sein Ticket und deutet auf meinen Sitz.
Ich kürze das Ganze jetzt mal ab und schildere nicht die folgenden, hitzigen Diskussionen, denn es sind anscheinend noch zwei weitere Plätze doppelt verkauft worden.
Ich gebe auf jeden Fall meinen Platz nicht auf und die Dame leider auch nicht.
Und irgendwann geht es dann auch tatsächlich los!
Chimoio – Vilanculos
In Chimoio angekommen checke ich kurz im Pink Papaya ein.
Die deutsche Wirtin versichert mir, dass ich im Einkaufszentrum sicher meine Kamera kaufen kann, wenn nicht die gleiche, dann zumindest eine gute Kamera. Also schnappe ich mir ein Taxi und mache mich auf den Weg zum größten Einkaufszentrum der Gegend.
Nun muss man wissen, Chimoio ist eine große, geschäftige Stadt mit vielen Geschäften.
Im Einkaufszentrum angekommen sehe ich auf den ersten Blick, dass ich mir den Weg hätte sparen können. Ein kleiner Laden, mit ein paar billigen, super-einfachen Kameras. Damit kann ich mich nicht anfreunden.
Nun denn, also wieder zurück ins Guest House!
Unterwegs gerate ich in einen Menschenauflauf. Anscheinend stehen Wahlen an. Langsam passiert mich eine Fahrzeugkolonne mit einem nach allen Seiten winkenden Präsidentschaftskandidaten.
Ich drücke mich an den Straßenrand, denn der lautstark Parolen skandierende Begleit-Mob ist mir unheimlich.
Obwohl man von Chimoio gute Ausflüge in die Umgebung machen kann, will ich nur eine Nacht bleiben. Ich will wieder so schnell wie möglich an die Küste nach Vilanculos.
Busfahrt mit Überraschung…
In Chimoio kommt es schließlich zum Höhepunkt meiner frühen Abfahrtszeiten: der Bus nach Vilanculos fährt am nächsten Morgen bereits um 2(!!) Uhr!
Keine Ahnung was das soll, aber es ist tatsächlich der einzige Bus.
Unterwegs im Bus: um 6:35 Uhr plötzlich aufgeregtes Geschrei im hinteren Teil des Busses: Den Fahrer kümmert das erstmal wenig, bis er dann schließlich doch langsamer wird und rechts ranfährt.
Weswegen jetzt das Geschrei?
Ich beuge mich über meinen Nachbarn aus dem Fenster und sehe da, wo die Räder sind, eine nach außen aufgedröselte und verbogene Felge?
Na und?
Da habe ich schon schlimmeres gesehen!
Schließlich dämmert es mir aber, was das bedeutet: wir haben in voller Fahrt ein Rad verloren! Einfach mal so.
Ein Teil der Passagiere ist bereits ausgestiegen und beäugt fachmännisch den Schaden.
Unter Zurücklassung dieser Schar, wendet der Fahrer auf der Straße und braust kilometerweit zurück auf der Suche nach dem verlorenen Rad. Das hat sich natürlich irgendwo seitwärts in die Büsche geschlagen und ist und bleibt verschwunden.
Mühsam werden die verbogenen Reste der Felge entfernt und ein Ersatzrad aufgezogen.
Und weiter geht’s.…
Vilanculos
Vilanculos ist ein kleiner, langgestreckter Ort der mir gefällt.
Ich wohne im angenehmen Casa Jules / Zombie Cucumber mit einem schönen Garten und Pool. Noch am gleichen Tag kümmere ich mich um eine Boots-Fahrt in den Bazaruto Archipel. Ich war da schon in Deutschland drauf gestoßen und auch hier wird überall davon geschwärmt, also muss irgendwas dran sein denke ich mir.
Bazaruto Island — Picknick im Paradies
Am nächsten Tag fahre ich also mit einigen anderen in einer kleinen Nussschale gen Bazaruto. Immerhin gute 50 km über das offene Meer. Die Fahrt ist – sagen wir mal euphemistisch – feucht, d.h. eigentlich sind wir alle innerhalb kürzester Zeit klitschnass. Irgendwie liegt das kleine Boot durch zu viele Passagiere zu tief und hüpft von Welle zu Welle. Jedesmal kommt eine volle Breitseite ins Boot, so dass einer der beiden Bootsleute mit einem kleinen Eimer ständig am Wasser schöpfen ist. Der Ritt auf den Wellen dauert ewig. Die zwei Mädels mir gegenüber haben sich mittlerweile ihre Tauchermasken aufgesetzt und atmen durch den Schnorchel. So können sie wenigstens die Augen offen halten. Das Mädchen daneben friert so erbärmlich, dass sie auf einer Insel, an der wir nach einer dreiviertel Stunde vorbeidüsen, abgesetzt werden möchte. Nach einem kurzen Kriegsrat beschließen wir, dass sie da durch muss.
Endlich erreichen wir, nass bis auf die Knochen und frierend, Bazaruto Island.
Als erstes hängen wir unsere Klamotten über ein paar Baumstümpfe zum trocknen. Während sich unsere zwei Bootsleute daran machen, dass Essen zuzubereiten, tauen wir langsam auf und jeder geht auf seine persönliche Inselerkundung.
Zögerlich bricht nach einer Weile dann auch die Sonne durch und alles wirkt sofort um vieles freundlicher.
Während unserer langen Erkundung wird unser Picknick liebevoll zubereitet.
Das Picknick, die Sonne, das glasklare Wasser des Meeres und natürlich die wunderschöne Umgebung von Bazaruto lassen uns die stürmische Fahrt vergessen…
Info zu Mosambik
Währung: 1 € = 38 Meticals (MT) Stand 13.01.2015
Reisezeit: November/Dezember
Wetter: Durchgehend Sonne. Heiß.
Info zur Reise
Ilha de Ibo – Pemba, Residencial Lys
Boot fuhr um 6 Uhr. Truck vom Festland/Tandanhangwe um 7:30. Ankunft in Pemba:12:30 Uhr. Zeiten sind abhängig von den Gezeiten.
Pemba Info (Zentrum):
Unterkunft: das zentral gelegene Residencial Lys, (Rua 1 de Maio) Mein Zimmer mit Bad/AC kostet 1.300 MT
Pensao Baia, gegenüber Telekomminkation, kein Schild, davor stehen einige Tische, dieselbe Straße wie Residencial Lys
Hotel Cabo Delgado, wird offensichtlich seit längerem renoviert.
Pemba – Nampula: Morgens um 4 mit Bus von Nagi Investment, Rua CI. 027, nicht weit von der zentralen Kreuzung beim Hotel Cabo Delgado, 1.400 MT(36€)
Nampula – Chimoio Bus fährt um 3 Uhr! 1.400 MT(36€). Einmal wechselt man unterwegs den Bus. Die Fahrt dauert wesentlich länger als ich erwartet hatte, nämlich bis 16 Uhr = 13 Stunden!
Chimoio Info
Pink Papaya Backpacker: gehört Anja, rührige, etwas hektische Deutsche. Liegt in der Nähe vom Busbahnhof in einer wegen des dort wohnenden Provinzchefs gut gesicherten Wohngegend.
Um nach Vilankulos zu kommen nimmt man den Bus um 2(!) Uhr; 1.300 MT. Es ist der Bus nach Maputo und die „Mafia“ verlangt denselben Preis für die Fahrt wie in das doppelt so weit entfernte Maputo! Der Bus kommt um ca 9–10 Uhr bei der Abzweigung in Pambara an. An dieser Abzweigung nimmt man noch mal ein Chappa (20 MT) für die restlichen 15km.
Vilanculo
Unterkünfte
Bahia Mar, am Ende von Vilankulos, direkt am Strand/Hang, seit 4/2014, High End, gr. Pool, moderne Bungalows ab 125/190 Single/Double
Casa Rex, am Ende von Vilankulos, DZ 300 US$ als Single 180US$, schöner Blick aufs Meer mit Zugang zum Beach, stilvoll, Pool, Restaurant, schöner Garten.
Dona Ana, gehoben, auf kleiner Landzunge, modern, Pool, ab 130 US$ für Single
Varanda, direkt am Meer, ab 3.000 MT mit AC
Zombie Cucumber / The Jules schöne Anlage, etwas teurer; kleine Chalets mit Bad, 1.800/2.200, Gut aussehende Zimmer für 2.500 MT. Dorm: 400 MT. Pool, Restaurant. Internet. Zentral. Nah zum Meer
Alternativ etwas weiter außerhalb am Strand der günstigere Baobab Backpacker: Dorm 200 MT, Zimmer 750. Beliebt bei BP. Direkt am Strand, machte vernünftigen Eindruck; am entgegengesetzten Ende von Casa Rex. 1 1/2km vom Zentrum
Complexo Alemanha / Vilanculos Backpacker, gehört dem Deutschen Bernd, oben am Hang; frische Brise + gute Sicht. Hütten 750 MT. Günstiges Restaurant.
Bazaruto Island: Gut 50km nördlich von Vilankulos liegt Bazaruto Island mit High End Pestana Bazaruto Lodge und Anantara Bazaruto Island Resort.
Noch ein Stück weiter nördlich liegt Santa Carolina Island/Paradise Island
In der Nähe liegt: Benguerra Island mit anspruchsvoller Azura Lodge.
Tagesausflug:
Für 2.750MT=70€ mit Motorboot nach Bazaruto Island (52km!) incl. Stop in Benguerra + Schnorcheln am Two Mile Reef mit Sunset Dhow Safari (Kulant: es gab 500MT zurück, weil wir uns beklagten über das mit 10 Personen zu volle Boot. Dazu kam, dass das Schnorcheln am Two Mile Reef wg. schlechtem Wetter ausfallen musste).
Magaruque Island ist die nächstgelegene Insel. Dorthin Schnorchelausflug für 1.750MT
Genialer Bericht! 🙂
Hi Peter, frisch aus Mosambik in Berlin zurück, habe ich deinen Artikel eben mit einem breiten Grinsen im Gesicht gelesen. Herrlich! Ein paar Updates: Der Nagi-Bus von Nampula nach Chimoio fährt mittlerweile um 3.30 Uhr ab (wie haben wir diese Abfahrtszeiten gehasst). Von Chimoio Richtung Vilanculos gibt es mittlerweile täglich frühmorgens mehrere Busse, wir sind gegen 4 Uhr losgefahren. Der von dir beschriebene Ausflug aufs Archipel kostet mittlerweile je nach Verhandlungsgeschick 6000 bis 9000 Meticais. Die Baobab Lodge in Vilanculos ist nach wie vor eine Topadresse.
Ach, was war das für eine schöne Reise.
Viele Grüße aus Kreuzberg von Gabi und Michael
Hallo Gabi,
ja, da kann man schon was erleben. Es sind natürlich diese Momente, die das Salz in der Suppe sind — zumindest im Nachhinein.
Ihr konntet ja richtig ausschlafen, wenn der Bus von Nampula jetzt erst um 3:30 fährt 😳!
BG, Peter