Von Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, starte ich meine erste Etappe in die 166 Kilometer entfernt liegende Provinzhauptstadt Antsirabe (240.000 EW). Antsirabe liegt im zentralen Hochland auf 1500 Metern Höhe, südlich der Hauptstadt Tana. Wegen des kühlen Klimas und der hier liegenden Thermalbäder war diese schöne Stadt in der Kolonialzeit ein Luxuskurort für die Franzosen.
Meine Unterkunft in Antsirabe ist die Residence Camelie mit einem herrlichen Garten. Der Besitzer scheint etwas überfordert mit der Unterbringung der Gäste zu sein. Aber letztlich klappt alles und ich starte meinen ersten Erkundungsbummel.
Die Stadt gefällt mir gleich auf Anhieb. Großzügige Straßen sorgen für einen entspannten Verkehr mit einer angenehmen, fast ländlichen Atmosphäre. Es geht bei weitem nicht so hektisch zu wie in der Hauptstadt Tana. Dabei scheint die Zahl der Rikschas zu überwiegen.
Auffallend ist der ständige Strom der zahlreichen Pousse-Pousse, quietschbunte Fahrrad-Rikschas oder auch von Männern gezogenen Rikschas, die außer Lasten überwiegend Mütter mit Kindern, Schulkinder oder Berufstätige zu ihrem Ziel bringen.
Der „ursprünglichste“ Teil der Stadt befindet sich an der Grande Avenue zwischen dem aufgelassenen Bahnhof, vorbei an der Stele Fahaleovantena (Monument zum Gedenken an die in Madagaskar lebenden 18 Stämme) bis zum 1897 errichteten kolonialen „Hotel des Thermes“. Hier kann man die Atmosphäre der Kolonialzeit noch am besten nachempfinden. Das altehrwürdige Grand Hotel hat sogar einen Pool im großen, aber sehr kargen Garten. Die Zimmer kosten erstaunlicherweise nur rund 40 €. Allerdings sollen sie etwas angestaubt sein. Das ist bei einem stolzen Alter von über 100 Jahren ja auch kein Wunder .
Nur ein paar Schritte von der Hoteleinfahrt entfernt liegt ein kleiner Spielplatz mit einfachen Geräten. Ich bin besonders fasziniert vom Riesenrad. Das ist zwar nicht besonders riesig, wird dafür aber auch nicht mit Motorkraft, sondern mit Menschenkraft betrieben. Zwei Männer turnen geschickt zwischen den einzelnen Gondeln umher und halten es in Schwung. Die Kinder (und auch ich) haben ihren Spaß.
Weiter die Straße runter komme ich zum See Rano-Maimbo. Ich gehe entlang am Ufer und bummele schließlich durch die Gassen der Altstadt. Nach einem kurzen Blick in die jüngst restaurierte Kathedrale von St. Joseph kehre ich zurück zu meinem Hotel.
Ausflug zu den Kraterseen Andraikiba und Tritriva
Am nächsten Tag mache ich einen Ausflug zum Kratersee Andraikiba und dem Kratersee Tritriva.
Hatte ich im Vorfeld noch in Erwägung gezogen eine entspannte Radtour zu den zwei Kraterseen zu unternehmen, bin ich wenig später heilfroh, dass ich mich dagegen entschieden habe.
Mein heutiger Ausflug ist nämlich von staubigen Pisten geprägt. Und die haben es in sich, auf jeden Fall für ein Rad von dem ich gar nicht wusste in welchem Zustand es sich befindet. Selbst die Locals auf ihren Rädern haben Probleme ihre Lasten durch den an manchen Stellen knöcheltiefen Sand zu transportieren. Obendrein ist es auch noch reichlich heiß unter der stechenden Sonne.
Nach 7 Kilometern erreiche ich den Kratersee Andraikiba. Dort zeugt ein einsamer Sprungturm davon, dass hier früher offensichtlich gebadet wurde. Heute ist das offiziell verboten.
Anschließend geht es über die holprige Piste von Andraikiba weitere 18 Kilometer zum Kratersee Tritriva. An einem Schlagbaum werden 10.000 Ar (ca 2 €) kassiert. Von hier aus geht es zu Fuß weiter. Unter Begleitung einer buntgemischten Kinderschar führt der Weg einen Berg hinauf. Diese kleine Wanderung ist durch den lockeren Vulkansand eine besonders staubige Herausforderung. Oben angelangt hat man dann schon mal einen ersten Blick auf den im Tal liegenden Kratersee, der durch die Bäume schimmert. Der Lac Tritriva ist mit seiner Tiefe von 146 Metern ein wunderschöner See in einem satten Grün. Obwohl es ein heiliger See ist, darf man in dem erfrischenden Wasser sogar baden.
Fische sollen hier wegen seiner Zusammensetzung keine Chance haben, lange zu überleben. Als wenig später doch ein Goldfisch an mir vorbeischwimmt, frage ich mich wer den hier wohl ausgesetzt haben mag?
Beste Reisezeit für Antsirabe
Beste Reisezeit für das auf 1.500m Höhe gelegene Antsirabe ist von April bis Oktober, da dann das Wetter trocken ist.
Restaurants & Essen in Antsirabe
Wer es preiswert und authentisch haben will, dem empfehle ich die einfachen Foodstalls beim Nachtmarkt an der Grande Avenue beim Bahnhof.
Ich habe im zentralen, geräumigen Valahara Café gegessen. Preiswerte Gerichte (große Portionen; Lammkarree 30.000 Ar = 6€, großes Bier THB 8.000 = 1,60€ ) und Live-Musik, die für mich allerdings zu laut war.
Mein Tipp: Richtig gut gefallen hat mir das Abendessen und die Atmosphäre im gemütlichen Lokal Chez Jenny im Green Park Hotel.
Sehr gelungener Beitrag über die Strecke in Madagaskar! Du hast einen guten Blick für die Gegebenheiten und da ich auf der Reise dabei war, siehe Spielzeugtrucks, kann ich alles bestätigen!. Bin gespannt auf den weiteren Verlauf der Reise…
Auf meiner letzten Reise nach Madagaskar habe ich auch den Sprung in die faszinierende Welt von Antsirabe gewagt und kann nur bestätigen, dass die Rikschafahrten dort ein absolutes Highlight sind! Besonders beeindruckt hat mich der Charme der Grande Avenue, die einen wirklich in eine andere Zeit versetzt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich froh war, einen stabilen Koffer dabei zu haben, der auch auf holprigen Wegen zuverlässigen Schutz für meine Souvenirs bot – die handgeschnitzten LKWs hätten sonst keinen Weg nach Hause gefunden. Hat sonst noch jemand die Kraterseen besucht und kann Tipps für die Wanderung teilen?
Die Beschreibung des Riesenrads hat mich wirklich neugierig gemacht – das klingt nach einer so charmanten und gleichzeitig ungewöhnlichen Attraktion. Es ist beeindruckend, wie sehr die Stadt auf Menschenkraft setzt, sei es bei den Rikschas oder bei diesem Riesenrad. Gab es eigentlich auch eine Möglichkeit, mehr über die Geschichte dieser faszinierenden Fortbewegungsmittel zu erfahren?
Das würde bestimmt noch eine besondere Perspektive auf Antsirabe geben.
Hallo Alexandra,
es war auf jeden Fall ungewöhnlich und sehr beeindruckend zugleich.
Es braucht also nicht immer den technischen Fortschritt um Besucher, in diesem Fall Kinder, glücklich zu machen.
BG, Peter