Ausstellungstipp: LuYang ist Artist of The Year 2022 der Deutschen Bank. Ihre Ausstellung LuYang: DOKU – Experience Center läuft bis zum 13.02.2023 im Palais Populaire, Berlin.
LuYang (geb.1985 in Shanghai) zählt mit Einzelausstellungen in Peking, Moskau, Hong Kong, Sydney, Aarhus und Erlangen zu den bedeutendsten asiatischen Künstlern der Gegenwart. 2019 war sie BMW Art Journey-Preisträger:in. Bei der 59. Biennale Venedig 2022 war sie in der Gruppenausstellung The Milk of Dreams vertreten.
Als erster narrativer Film stellt DOKU the Self, der seine Premiere 2022 auf der Biennale von Venedig hatte sechs virtuelle Reinkarnationen von LuYang vor. Diese Avatare, die an Superhelden, Gaming- und Anime-Figuren, aber auch an Gottheiten und Dämonen erinnern, verkörpern unterschiedliche Aspekte von LuYang selbst. Dabei repräsentiert jeder einen der sechs Bereiche des karmischen Lebensrads, als Samsara bezeichnet — und verweist auf den ewigen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt. Bei LuYang nimmt Samsara unterschiedliche Formen an: virtuelle Landschaften, die Erlebniswelten in Videospielen gleichen, oder eine Art gigantisches Reinkarnationsroulette, das vom Spielenden mit einer Game-Konsole gesteuert werden kann. Der Film ist von einer dramatischen realen Erfahrung inspiriert, die LuYang 2020 bei einem Flug durch ein schweres Gewitter machte, das fast zum Absturz führte. In atemberaubenden Bildern und Tanzszenen wird geschildert, wie LuYangs DOKU-Reinkarnationen Stadien der Ekstase und Freude, des Leids und des Todes durchleben.
LuYang: DOKU – Experience Center
LuYang gehört zu einer jungen, von Science-Fiction, Manga‑, Gaming- und Technokultur inspirierten Kunstszene in China, die mit hypermodernen Technologien arbeitet und sich dabei mit den Ideen von Post- oder Transhumanismus beschäftigt. In diesen Denkrichtungen wird erforscht, wie man die Grenzen menschlicher Möglichkeiten durch den Einsatz von High-Tech erweitern kann. Das Außergewöhnliche an LuYangs Werk ist, dass hier das Posthumane im Kontext von buddhistischen und hinduistischen Kosmologien steht.
„DOKU“ steht für die virtuelle Reinkarnation von LuYang namens Dokusho Dokushi, kurz DOKU.
LuYang versteht sich als nonbinär (Oberbegriff, der bedeutet, dass jemand sich nicht in das herkömmliche, streng zweigeteilte Geschlechtersystem einordnen kann oder will, auch „genderqueer“). Konsequenterweise sind die von ihr in der Ausstellung gezeigten sechs Avatare geschlechtsneutral. Diese Avatare sind hyperrealistische Figuren, deren Antlitz nach LuYangs Gesicht modelliert sind. Alle Gesichtsausdrücke und Bewegungsmuster werden von Tänzer*innen ausgeführt und mittels einer aufwendigen Technologie aufgezeichnet, die für 3D-Modelle wie sie zB in Videospielen verwendet werden, entwickelt wurde.
Alle sechs digitalen Versionen von DOKU — DOKU Human, DOKU Heaven, DOKU Asura, DOKU Animal, DOKU Hungry Ghost, DOKU Hell — werden in Einspielfilmen präsentiert. Außerdem zu sehen sind neben dem Video DOKU the Self auch LuYangs eigens für die Schau konzipiertes Musikvideo DOKU the Matrix und die neue Serie Bardo #1, die den Avatar mit seinen jeweiligen Attributen in runden Mandala-Kompositionen zeigt.
Die von Britta Färber kuratierte Ausstellung läuft im Berliner Palais Populaire der Deutschen Bank.
Veranstaltungsort: Berlin, Palais Populaire; Unter den Linden 5, 10117 Berlin
Anfahrt: Bus 100, 300 (Staatsoper); S‑Bahn S1, S2, S3, S5, S7, S9 Friedrichstraße; U‑Bahn: U5 Museumsinsel, U6 Unter den Linden
Dauer der Ausstellung: Bis 13.02.2023
Öffnungszeiten: Täglich außer Dienstag 11 — 18 Uhr; Donnerstag 11 — 21 Uhr
Freier Eintritt: Hier geht es zur Buchung eines Timeslots, wobei auch ein spontaner Besuch ohne Reservierung möglich scheint.