Cabo Polonio Anreise:
Früh morgens verlasse ich Punta del Diablo in Uruguay. Ich will nur ein paar Kilometer weiter nach Cabo Polonio, einem kleinen idyllischem Fischerdorf an der Spitze einer Halbinsel.
Dort soll es keinen Strom geben. Auch keine Autos.
Und deswegen führt auch keine Straße dorthin.…
An einem Sonntagmorgen um 10 Uhr erreiche ich das Städtchen Castillos. Von hier soll es um 11 Uhr einen Bus nach Cabo Polonio gehen. Bloß dieser Bus fährt heute nicht und der nächste geht erst um 19 Uhr! Aber in Castillos will kein Mensch einen Tag abhängen, noch dazu an einem Sonntag an dem alles geschlossen ist.
Also folge ich dem Rat einer Travellerin, die neben mir am Ticketschalter steht und sich hier gut auskennt.
Ich solle mit ihr jetzt nach Valizas fahren. „Von dort kommst du ganz easy nach Cabo Polonio“ erzählt sie mir.
Als wir nach einer halben Stunde am Ortsrand von Valizas ankommen, ist die Busstation nicht besetzt. Kein Mensch, bei dem ich mich erkundigen kann, wann denn nun ein Bus die restlichen ca 15 km nach Cabo Polonio zurücklegt.
Ein Anwohner in der Nähe meint, dass da wohl heute nichts mehr geht. Schließlich sei Sonntag.
Meine Travellerin ist gerade auf Quartierssuche unterwegs, kommt aber zurück und beharrt stur auf ihrer Meinung, dass ich da ganz einfach hinkäme. Bloß wie, weiß sie dann letztlich auch nicht.
Blöde Kuh!
Warum habe ich nur auf sie gehört?
Ich stehe ratlos vor der mittlerweile verwaisten Busstation herum.
Dann mache ich mich auf den Weg zu einem einsamen Haus in hundert Meter Entfernung. Dort treffe ich auf ein freundliches Ehepaar, das mir meine Verzweiflung und Ratlosigkeit offenbar sofort ansieht.
Sie erklären mir, dass ich ohne weiteres am Strand nach Cabo Polonio gehen könne. Das würden viele machen und es wären nur 7 km. Allerdings schlecht mit Gepäck, weil ich durch einen Fluß müsste. Und das Wasser ginge mir dort bis zur Brust!
Anscheinend kann man auch übergesetzt werden. Allerdings sind mir die Infos darüber zu vage.
Bei der brütenden Hitze habe ich keine Lust auf derlei Abenteuer.
Erst Recht nicht mit meinem Gepäck.
Dann sagt mir das Ehepaar, dass ganz sicher ein Bus um 19 Uhr fährt. Und außerdem könne ich mein Gepäck gerne bei ihnen unterstellen.
Ich überlege nicht lange und nehme das Angebot an.
Nach einer kleinen Verschnaufspause mache ich mich auf den Weg zum Strand…
Der Strand ist zwar schön, aber ohne jeglichen Schatten.
Irgendwie bringe ich den Tag über die Runden und gehe so um 18 Uhr zu meinen Gastgebern zurück. Das Haus ist leer und kein Mensch weit und breit. Mein Gepäck lagert einsam und verloren im Garten.
Also schultere ich meinen Rucksack und gehe wieder zum Busterminal.
Hier spielen lediglich ein paar Kinder und das ist auch schon alles.
Ich habe kein gutes Gefühl!
Ich fasse einen Entschluss…
Endlich, um 10 Minuten nach 7 – die Kinder sind längst verschwunden — reicht es mir und ich beschließe mich zu Fuß auf den 15-km-Weg zu machen. Schließlich ist es nicht mehr so heiß und vielleicht habe ich ja Glück mit Anhalter?
Auf einer staubigen Schotterstraße gehe ich die ersten Kilometer Richtung „Nationalstraße 10“.
Hier gibt es nur einzelne Häuser und kein Auto überholt mich. Nur ein LKW kommt mir entgegen und hüllt mich in eine fette Staubwolke.
Und dann entdecke ich einen Polizeiposten.
Ich erkundige mich noch mal nach der Richtung und dem Weg nach Cabo Polonio – eigentlich beides überflüssig, da es ja nur diese eine Schotterstraße gibt.
Die Polizisten erklären mir geduldig den Weg mit genauen Kilometerangaben. Und dann beschließt einer von ihnen, dass er jetzt sowieso Feierabend machen möchte und mich bis zur Nationalstraße mitnehmen könne.
Bingo!
Cabo Polonio Anreise: Schock im Nationalpark…
Es ist noch eine ganze Strecke bis zur Nationalstraße 10 und ich bin heilfroh über den Lift. Mittlerweile ist es schon nach 20 Uhr und ich habe Angst in die Dunkelheit zu kommen.
Von hier sind es noch ca 8 km bis zum Eingang des Nationalparks., wo angeblich auch um diese Zeit noch die LKW’s die restlichen 7 km zum Dorf Cabo Polonio fahren sollen.
Ich lege einen Zahn zu, versuche aber gleichzeitig eines der wenigen vorbeikommenden Autos anzuhalten. Und schon nach kurzer Zeit hält ein argentinisches Ehepaar. Sie wollen nach La Pedrera, kommen also am Nationalpark vorbei. Sie bringen mich dann noch direkt bis zum Eingang, der etwas abseits von der Nationalstraße liegt.
Jetzt kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Ich wundere mich über das große neue Gebäude, dass wie eine Schalterhalle aussieht.
Am Schalter kaufe ich mein Ticket für die Hin- und Rückfahrt.
Ich bin zwar einerseits beruhigt, dass hier noch so viel Betrieb herrscht, andererseits aber auch geschockt bzw. irritiert über den ganzen Trubel und die wartenden Leute.
Ich dachte nach Cabo Polonio will keiner. Schon gar nicht um diese Zeit!
Dann erscheint ein Monster von LKW.
Auf der Ladefläche und an den Seiten sind Sitzreihen. Auch in der zweiten Etage gibt es einige Plätze in luftiger Höhe.
Alles ist offen.
Ich verstaue meinen Rucksack und suche mir einen Platz direkt hinter dem Fahrerhaus, damit ich etwas windgeschützt sitze.
Inzwischen ist es frisch geworden.
Es scheint die letzte Fuhre an diesem Tag zu sein. Wir sitzen dichtgedrängt in der mittlerweile eingetretenen Dunkelheit und werden ganz schön durchgerüttelt. Der LKW mahlt durch den Sand. Die ersten Kilometer sind wir umschwärmt von Glühwürmchen, die eine zauberhafte Lightshow veranstalten. Der Mond spendet genug Licht, um die Dünen und Bäume der umliegenden Landschaft zu erkennen.
Später erreichen wir einen Strand – offensichlich herrscht gerade Ebbe, denn das Meer hat sich zurückgezogen und die Schaukelei hat aufgehört. Der Truck brettert mit voller Geschwindigkeit.
Zu guter Letzt gibt es dann noch mal ein kurzes Stück eines sandigen, unebenen Weges. Hier tauchen schon vereinzelte Häuschen auf. Alle in romantisches Kerzenlicht getaucht, denn der Ort ist dafür bekannt, keinen Strom zu haben.
An einem Kreisel stoppt der LKW und ich habe endlich mein Ziel erreicht.…
PS Leider hatte ich auf diesem Teil der Reise keine Kamera. Im nächsten Beitrag sind wieder schöne Fotos zu sehen!