Das Holocaust Mahnmal ist ein Denkmal in Berlin beim Brandenburger Tor. Es soll an die 6 Millionen ermordeten Juden durch das Naziregime im Dritten Reich erinnern. Der offizielle Name für das Holocaust-Mahnmal lautet „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“.
Es ist jederzeit frei zugänglich und zählt zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten und Gedenkstätten Berlins.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob alle Besucher wissen, wofür das Stelenfeld steht. Damit meine ich insbesondere diejenigen, die davor für ein Selfie posieren, in den Stelen verstecken spielen, darauf ein Sonnenbad nehmen, oder von Block zu Block springen.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrundinfo zum Holocaust-Mahnmal
Der Bau des von dem amerikanischen Architekten Peter Eisenman entworfenen Denkmals wurde am 1. April 2003 begonnen und am 12. Mai 2005 der Öffentlichkeit übergeben. Es liegt auf einer 19.000 qm großen gewellten Fläche, auf der sich zwischen 1961 und 1989 der sogenannte unbebaute „Todesstreifen“ der Grenzsicherungsanlagen der DDR befand.
Das Mahnmal besteht aus 2710 in Reihen angeordneten, unterschiedlich hohen viereckigen Betonklötzen = Stelen. Deswegen wird das Denkmal auch als Stelenfeld bezeichnet. Das Wort Stele kommt aus dem altgriechischen und steht für „Säule“, „Grabstein“ und ist normalerweise ein aus einem monolithischen Stein bestehender Pfeiler. Früher dienten Stelen oft als Grabmal.
Eisenman hatte ursprünglich 4000 Stelen gewollt. Aus Kostengründen einigte man sich später auf 2711, wobei die Zahl willkürlich ist und keinerlei Bedeutung hat.
Die viereckigen, einheitlich grauen, glatten Beton-Stelen verschiedener Größe haben 15 Zentimeter dicke Wände. Im Inneren sind sie aus Kostengründen hohl. Obwohl sie für die Ewigkeit gedacht waren, stellte sich bereits nach wenigen Jahren heraus, dass das ein Trugschluss war.
Vermutlich wurden die hohen Temperaturschwankungen, denen die hohlen Stelen ausgesetzt sind, unterschätzt. Das führte dazu, dass es bereits seit 2008 zu ersten Rissen kam. Mittlerweile sind bei über 2000(!) Stelen Risse aufgetreten. Ende 2010 wurde sogar still und heimlich eine Stele, die nicht mehr repariert werden konnte, entfernt. Somit sind es jetzt noch 2710 Stelen von denen mehrere durch Stahlklammern zusammengehalten werden müssen!
Es ist abzusehen, dass die klimatischen Veränderungen den Schaden innerhalb kurzer Zeit noch rapide weiter vergrößern.
Gut zu wissen
Zum Holocaust Mahnmal gab es mehrere Ausschreibungen.
Auch wurde es im Vorfeld in der Öffentlichkeit immer wieder kontrovers diskutiert. Dabei ging es um das Mahnmal an sich, die „Monumentalität des Denkmals“ und die enormen Kosten von gut 27 Millionen Euro — dabei waren zum damaligen Zeitpunkt noch gar nicht die Folgekosten durch Reparaturen abzusehen; sie dürften sich laut SZ im zweistelligen Millionenbereich bewegen.
Ort der Information: Museum zum Holocaust Mahnmal
An einer Ecke des Denkmals gibt es direkt unter den Stelen ein unterirdisches Museum. Der kostenlose Besuch des „Ortes der Information“ ist unbedingt empfehlenswert.
Der Ort der Information ist in verschiedene Räume aufgeteilt:
Im Eingangsbereich gibt es eine mit Fotos unterlegte Einführung in die nationalsozialistische Terrorpolitik und der Verfolgung und Ermordung der Juden Europas von 1933 — 1945.
Raum der Dimensionen
Im Raum der Dimensionen gibt es neben Fotos Tagebuchausschnitte, Auszüge aus Briefen und Karten der späteren Opfer.
Raum der Familien
Im Raum der Familien werden die Schicksale von 15 jüdischen Familien in ihrem beruflichen und privaten Umfeld gezeigt. Ihre Herkunft, die Vertreibung und die Ermordung.
Raum der Namen
Im Raum der Namen werden Namen und Kurzbiographien ermorderter oder verschollener Juden verlesen.
Raum der Orte des Mordens
Im Raum der Orte des Mordens werden auf Karten Konzentrationslager und weitere unzählige Schauplätze der Gräueltaten in Mittel- und Osteuropa gezeigt.
Im Ausgangsbereich gibt es weitere Datenbanken und man kann an Terminals über Kopfhörer Interviews mit Überlebenden des Holocausts anhören.
Adresse / Anfahrt: Cora-Berliner Str. 1; Bus, U‑Bahn und S‑Bahn Stationen Potsdamer Platz oder Brandenburger Tor
Öffnungszeiten: Täglich außer Montag.
April — September: 10 — 20 Uhr
Oktober — März: 10 — 19 Uhr
Eintritt frei
Mein Tipp: Im Vorfeld sollte man sich unbedingt kostenlos via Online einen Timeslot für den Ort der Information reservieren.
Weitere Berlin Denkmäler für Opfer des Nationalsozialismus
Da die Nationalsozialisten nicht nur Juden ermordet haben, gibt es im Berliner Tiergarten in unmittelbarer Nähe des Holocaust Mahnmals weitere Denkmäler:
Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen (gegenüber vom Holocaust-Mahnmal im Tiergarten)
Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Romas Europas (Tiergarten, Simsonweg)
Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde (Tiergarten Str. 4)
Hallo Margit,
der Ort der Information ist wirklich sehr eindrucksvoll und wird — obwohl gut besucht — leider von vielen übersehen.
BG, Peter
Vielen lieben Dank für diesen Beitrag, Peter. Das mit dem unterirdischen Museum wusste ich gar nicht, obwohl ich das Denkmal schon öfter besucht habe. Auch der Hintergrundinformationen war ich mir nicht so bewusst.
Liebe Grüße aus dem Wedding
Hallo Theresa,
ja, wie dir geht es wohl vielen Besuchern.
Wer nicht weiß, dass es existiert wird es sehr leicht übersehen. Es ist gut getarnt.
BG, Peter
… besonders, wenn man wie in diesem Fall das Museum überhaupt erst mal entdecken muss 😳