Italien
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Die Höh­len­stadt Mate­ra — Euro­päi­sche Kul­tur­haupt­stadt 2019

Totale der am Rand einer tiefen Schlucht gelegenen italienischen Stadt Matera, Europäische Kulturhauptstadt 2019, Copyright Peter Pohle

Ich besu­che Mate­ra, die „Euro­päi­sche Kul­tur­haupt­stadt 2019“.
Im tie­fen Süden von Ita­li­en, auf einer fel­si­gen Land­zun­ge in der Regi­on Basi­li­ca­ta, liegt die Höh­len­stadt Mate­ra.

Matera in Italien, Europäische Kulturhauptstadt 2019

Mate­ra — Ursprung und wech­sel­vol­le Vergangenheit

Mate­ra (60.000 EW) liegt am Rand einer steil abfal­len­den, tie­fen Schlucht. Sehens­wert sind vor allem die bei­den Höh­len­sied­lun­gen Sas­si di Mate­ra, wel­che an stei­len Fel­sen des zer­klüf­te­ten Flussta­les der Gra­vina liegen.

Schon vor Jahr­tau­sen­den hat­ten sich in den Sas­si, einem Kom­plex aus natür­li­chen Grot­ten und Höh­len­sied­lun­gen, Men­schen ihre Wohn­be­rei­che geschaffen.
Wis­sen­schaft­ler haben her­aus­ge­fun­den, dass die ers­te Sied­lung im Jahr 8.000 v. Chr. ent­stan­den ist.

Mit­te des letz­ten Jahr­hun­derts rück­te Mate­ra in den Fokus einer brei­ten Öffent­lich­keit. Der Ende der 30er Jah­re hier­her ver­bann­te Turi­ner Schrift­stel­ler Car­lo Levi war scho­ckiert. In sei­nem Buch Chris­tus kam nur bis Ebo­li beschrieb er die Armut und die  kata­stro­pha­len Lebens­um­stän­de der in den Höh­len leben­den 15.000 Bewoh­ner. Ohne flie­ßend Was­ser oder Strom haus­ten hier noch bis in die 50er Jah­re Fami­li­en zusam­men mit ihren Tie­ren. Die desas­trö­sen hygie­ni­schen Zustän­de führ­ten dazu, dass sich Krank­hei­ten wie Mala­ria, Cho­le­ra und Typhus ausbreiteten.

Ein Auf­schrei ging durch Italien.

Die Sas­si wur­den von der Regie­rung als natio­na­le Schan­de bezeichnet.
In der Fol­ge wur­den 1952 die Grot­ten und Fel­sen­kir­chen zwangs­ge­räumt, die Bewoh­ner in moder­ne, aus dem Boden gestampf­te, Unter­künf­te umgesiedelt.
Der Ver­fall der Sas­si begann.

Gassenlabyrinth von Matera, Copyright Peter Pohle PetersTravel.de

Gas­sen­la­by­rinth von Matera

Im Lau­fe der Jah­re hat sich das dann lang­sam geän­dert. Film­re­gis­seu­re ent­deck­ten die Sas­si und die Mate­r­aschlucht für sich. Paso­li­ni dreh­te hier bereits 1954 sein Mat­thä­us Evan­ge­li­um. Fran­ces­co Rosi ver­film­te 1978 das Buch von Car­lo Levis Chris­tus kam nur bis Ebo­li. Mel Gib­son dreh­te 2004 in den Sas­si und der Umge­bung von Mate­ra die Außen­sze­nen der Pas­si­on Chris­ti. Auch Tei­le der Neu­ver­fil­mung von Ben Hur wur­den hier 2015 gedreht.

Sanie­rung von Matera

Matera in Italien, Copyright Peter Pohle PetersTravel.de
Bereits in den 1970er Jah­ren began­nen Ein­woh­ner die Höh­len vom Abfall zu befrei­en. Es gab Lesun­gen und Aus­stel­lun­gen in klei­nem Rahmen.

In den Acht­zi­ger­jah­ren schuf der Staat Anrei­ze für Inves­to­ren, die bereit waren die Gebäu­de und Sas­si nach bestimm­ten Vor­ga­ben zu sanie­ren oder auszubauen.
1993 ernann­te schließ­lich die UNESCO die Sas­si zum Weltkulturerbe.
Mitt­ler­wei­le ist vie­les behut­sam und stil­voll reno­viert. In der Alt­stadt eröff­ne­ten suk­zes­si­ve Trat­to­ri­en, Hotels, Ate­liers und klei­ne Geschäf­te. Auch gibt es in den Höh­len moder­ne Muse­en wie das unbe­dingt sehens­wer­te Mus­ma. Und last not least natür­lich die Grottenkirchen.

Feksenkirche in Matera, Copyright Peter Pohle PetersTravel.de

Bei mei­nem Besuch hat mir zB die Höh­len­kir­che Madon­na del­la Vir­tú e San Nico­la dei Gre­ci (Ein­tritt 3,50 €) beson­ders gefal­len. In der ver­zweig­ten Fel­sen­kir­che fand gera­de eine Kunst­aus­stel­lung statt. Die Räu­me gehen über meh­re­re Eta­gen in denen die Plas­ti­ken wir­kungs­voll arran­giert waren.

Der Tou­ris­mus in Mate­ra ist im Aufschwung.
Was für ein Auf­stieg: Von der “Schan­de der Nati­on” zur Euro­päi­schen Kul­tur­haupt­stadt 2019

Die Gas­sen von Mate­ra und der Itin­era­rio turistico 

Italien: Gasse in Matera, Copyright Peter Pohle PetersTravel.de

Gas­se in Matera

Um die Alt­stadt zu erschlie­ßen muss man gut zu Fuß sein. Park­plät­ze sind rar. Ich habe Glück und kann in der Ein­fahrt  mei­ner Unter­kunft par­ken. Aller­dings muss ich mir nach dem Gepäck aus­la­den dann doch etwas ande­res suchen. Da bleibt der Wagen dann auch die zwei Tage ste­hen. 

Ab dann heißt es Trep­pen stei­gen. Holp­ri­ge Gas­sen gehen, bis ich die Ori­en­tie­rung ver­lie­re. Ich muss wie­der umkeh­ren, weil ich in einer Sack­gas­se gelan­det bin. Ein ander­mal ist die Gas­se ein Rund­weg und ich lan­de wie­der am Aus­gangs­punkt. Zwi­schen­durch kom­me ich an ver­las­se­nen Häu­sern und ver­fal­le­nen Mau­ern vor­bei. Durch eine ver­ros­te­te Eisen­tür erah­ne ich einen mit Unkraut ver­wil­der­ten Gar­ten. Irgend­wann lan­de ich beim Dom und genie­ße die unend­li­che Fern­sicht über die Mate­r­aschlucht. Auf dem Run­ter­weg bin ich schlau­er: ich ori­en­tie­re mich an den klei­nen Schil­dern mit der Auf­schrift Itin­era­rio Turisti­co. 

Hotels & Restaurants

Zimmer im Höhlenhotel Pietragialla in Matera, Foto Peter Pohle PetersTravel.de

Höh­len­ho­tel Pie­tra­gi­al­la in Matera

Gewohnt habe ich im brand­neu­en Grot­ten­ho­tel Pie­tra­gi­al­la.
Das Hotel hat 3 Zim­mer. Es gibt zB ein weit­räu­mi­ges, in den Fels gehaue­nes, sehr schö­nes Zim­mer. Tol­le Beleuch­tung und super gestyl­tes Bad mit rie­si­ger Regen­du­sche. Alles sehr durch­dacht. Der Eigen­tü­mer ist ein Stein­metz. Mein Zim­mer hat­te zwar eine rie­si­ge Ter­ras­se, war aber sehr klein. Dass bei­de Zim­mer das­sel­be kos­te­ten (11o €) kann aber nicht angehen.
Ein wei­te­res Hotel ist zB das Höh­lenhotel Sex­tan­tio Le Grot­te del­la Civita. 
Das luxu­riö­se Höh­len­ho­tel hat 18 geschmack­voll und indi­vi­du­ell ein­ge­rich­te­te Räu­me auf ver­schie­de­nen Ebenen.
Bei­de Hotels haben Internet.

Es gibt eini­ge ver­steck­te Restau­rants. Ein­fach mal dem Itin­era­rio Turisti­co fol­gen. Gut isst man zB in der Oste­ria Pico. Via Fio­ren­ti­ni 42.
Gefal­len hat es mir auch 400 m die Stra­ße hoch von mei­ner Unter­kunft in einem klei­nen, neu eröff­ne­ten Café (nahe bei der Kir­che). Ich glau­be die Besit­ze­rin ist Engländerin.

Lage und Anreise

Mate­ra liegt dicht an der Gren­ze zu Apu­li­en, 462 km süd­lich von Rom, etwa 200 km öst­lich von Nea­pel und ca 60 km süd­west­lich von Bari.
Der nächst­ge­le­ge­ne Flug­ha­fen ist Bari. Von dort gibt es Züge und Lini­en­bus­se nach Matera.

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4 Kommentare

  1. Margarete G. sagt

    Hal­lo Peter,
    2013 haben wir eine Apu­li­en­fahrt unter­nom­men. Aus­gangs­punkt war Gallipoli.
    Leu­ca, Lec­ce, Tra­ni, Alber­obel­lo, Cas­tel del Mon­te und ande­re haben wir besucht.
    Wir waren auch in einem Ort, in dem ein Wan­der­weg durch eine Schlucht führ­te. Kann das evtl. Mate­ra gewe­sen sein? Wenn ich die tol­len Fotos hier sehe, könn­te man da noch eini­ges ent­de­cken. Für uns geht es jetzt erst mal nach Tri­est und ein paar Orte in Slo­we­ni­en. Es sieht noch nach Geheim­tipp aus.
    Ich freue mich immer wie­der über Neu­es in dei­nem Blog. Margarete

    • Hal­lo Sissi,
      ja, es lohnt sich auf jeden Fall dort mal vorbeizuschauen.
      2019 wird es sicher beson­ders span­nend wegen der Kulturhauptstadt.
      BG, Peter

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