Ich besuche Matera, die „Europäische Kulturhauptstadt 2019“.
Im tiefen Süden von Italien, auf einer felsigen Landzunge in der Region Basilicata, liegt die Höhlenstadt Matera.
Inhaltsverzeichnis
Matera — Ursprung und wechselvolle Vergangenheit
Matera (60.000 EW) liegt am Rand einer steil abfallenden, tiefen Schlucht. Sehenswert sind vor allem die beiden Höhlensiedlungen Sassi di Matera, welche an steilen Felsen des zerklüfteten Flusstales der Gravina liegen.
Schon vor Jahrtausenden hatten sich in den Sassi, einem Komplex aus natürlichen Grotten und Höhlensiedlungen, Menschen ihre Wohnbereiche geschaffen.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die erste Siedlung im Jahr 8.000 v. Chr. entstanden ist.
Mitte des letzten Jahrhunderts rückte Matera in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit. Der Ende der 30er Jahre hierher verbannte Turiner Schriftsteller Carlo Levi war schockiert. In seinem Buch Christus kam nur bis Eboli beschrieb er die Armut und die katastrophalen Lebensumstände der in den Höhlen lebenden 15.000 Bewohner. Ohne fließend Wasser oder Strom hausten hier noch bis in die 50er Jahre Familien zusammen mit ihren Tieren. Die desaströsen hygienischen Zustände führten dazu, dass sich Krankheiten wie Malaria, Cholera und Typhus ausbreiteten.
Ein Aufschrei ging durch Italien.
Die Sassi wurden von der Regierung als nationale Schande bezeichnet.
In der Folge wurden 1952 die Grotten und Felsenkirchen zwangsgeräumt, die Bewohner in moderne, aus dem Boden gestampfte, Unterkünfte umgesiedelt.
Der Verfall der Sassi begann.
Im Laufe der Jahre hat sich das dann langsam geändert. Filmregisseure entdeckten die Sassi und die Materaschlucht für sich. Pasolini drehte hier bereits 1954 sein Matthäus Evangelium. Francesco Rosi verfilmte 1978 das Buch von Carlo Levis Christus kam nur bis Eboli. Mel Gibson drehte 2004 in den Sassi und der Umgebung von Matera die Außenszenen der Passion Christi. Auch Teile der Neuverfilmung von Ben Hur wurden hier 2015 gedreht.
Sanierung von Matera
Bereits in den 1970er Jahren begannen Einwohner die Höhlen vom Abfall zu befreien. Es gab Lesungen und Ausstellungen in kleinem Rahmen.
In den Achtzigerjahren schuf der Staat Anreize für Investoren, die bereit waren die Gebäude und Sassi nach bestimmten Vorgaben zu sanieren oder auszubauen.
1993 ernannte schließlich die UNESCO die Sassi zum Weltkulturerbe.
Mittlerweile ist vieles behutsam und stilvoll renoviert. In der Altstadt eröffneten sukzessive Trattorien, Hotels, Ateliers und kleine Geschäfte. Auch gibt es in den Höhlen moderne Museen wie das unbedingt sehenswerte Musma. Und last not least natürlich die Grottenkirchen.
Bei meinem Besuch hat mir zB die Höhlenkirche Madonna della Virtú e San Nicola dei Greci (Eintritt 3,50 €) besonders gefallen. In der verzweigten Felsenkirche fand gerade eine Kunstausstellung statt. Die Räume gehen über mehrere Etagen in denen die Plastiken wirkungsvoll arrangiert waren.
Der Tourismus in Matera ist im Aufschwung.
Was für ein Aufstieg: Von der “Schande der Nation” zur Europäischen Kulturhauptstadt 2019
Die Gassen von Matera und der Itinerario turistico
Um die Altstadt zu erschließen muss man gut zu Fuß sein. Parkplätze sind rar. Ich habe Glück und kann in der Einfahrt meiner Unterkunft parken. Allerdings muss ich mir nach dem Gepäck ausladen dann doch etwas anderes suchen. Da bleibt der Wagen dann auch die zwei Tage stehen.
Ab dann heißt es Treppen steigen. Holprige Gassen gehen, bis ich die Orientierung verliere. Ich muss wieder umkehren, weil ich in einer Sackgasse gelandet bin. Ein andermal ist die Gasse ein Rundweg und ich lande wieder am Ausgangspunkt. Zwischendurch komme ich an verlassenen Häusern und verfallenen Mauern vorbei. Durch eine verrostete Eisentür erahne ich einen mit Unkraut verwilderten Garten. Irgendwann lande ich beim Dom und genieße die unendliche Fernsicht über die Materaschlucht. Auf dem Runterweg bin ich schlauer: ich orientiere mich an den kleinen Schildern mit der Aufschrift Itinerario Turistico.
Hotels & Restaurants
Gewohnt habe ich im brandneuen Grottenhotel Pietragialla.
Das Hotel hat 3 Zimmer. Es gibt zB ein weiträumiges, in den Fels gehauenes, sehr schönes Zimmer. Tolle Beleuchtung und super gestyltes Bad mit riesiger Regendusche. Alles sehr durchdacht. Der Eigentümer ist ein Steinmetz. Mein Zimmer hatte zwar eine riesige Terrasse, war aber sehr klein. Dass beide Zimmer dasselbe kosteten (11o €) kann aber nicht angehen.
Ein weiteres Hotel ist zB das Höhlenhotel Sextantio Le Grotte della Civita.
Das luxuriöse Höhlenhotel hat 18 geschmackvoll und individuell eingerichtete Räume auf verschiedenen Ebenen.
Beide Hotels haben Internet.
Es gibt einige versteckte Restaurants. Einfach mal dem Itinerario Turistico folgen. Gut isst man zB in der Osteria Pico. Via Fiorentini 42.
Gefallen hat es mir auch 400 m die Straße hoch von meiner Unterkunft in einem kleinen, neu eröffneten Café (nahe bei der Kirche). Ich glaube die Besitzerin ist Engländerin.
Lage und Anreise
Matera liegt dicht an der Grenze zu Apulien, 462 km südlich von Rom, etwa 200 km östlich von Neapel und ca 60 km südwestlich von Bari.
Der nächstgelegene Flughafen ist Bari. Von dort gibt es Züge und Linienbusse nach Matera.
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Hallo Peter,
2013 haben wir eine Apulienfahrt unternommen. Ausgangspunkt war Gallipoli.
Leuca, Lecce, Trani, Alberobello, Castel del Monte und andere haben wir besucht.
Wir waren auch in einem Ort, in dem ein Wanderweg durch eine Schlucht führte. Kann das evtl. Matera gewesen sein? Wenn ich die tollen Fotos hier sehe, könnte man da noch einiges entdecken. Für uns geht es jetzt erst mal nach Triest und ein paar Orte in Slowenien. Es sieht noch nach Geheimtipp aus.
Ich freue mich immer wieder über Neues in deinem Blog. Margarete
Hallo Peter, danke für diesen Tipp, sehr beeindruckend diese Höhlenstadt! lg Sissi
Hallo Sissi,
ja, es lohnt sich auf jeden Fall dort mal vorbeizuschauen.
2019 wird es sicher besonders spannend wegen der Kulturhauptstadt.
BG, Peter
[…] von Pen&Sea über das UNESCO Weltkulturerbe von Matera geschrieben hat! Und auch Peter von Peterstravel ist ziemlich begeistert von der […]