Der Besuch des wunderschönen Strandes Anse Georgette auf Praslin ist ein Muss. Die Wanderung auf dem Trail zum schönsten Strand Praslins kann allerdings zu einer Herausforderung werden.
Der Weg beginnt ganz am Ende des Strandes Anse Lazio. Kurz vorher, in der vorletzten Bucht, führen links ein paar Stufen zur Honesty Bar.
Dort gehe ich nochmal kurz hoch und habe ein längeres Gespräch mit der Besitzerin Uli (70). Sie ist Deutsche & Seychellois, hat also zwei Staatsbürgerschaften. Sie ist in Deutschland geboren, lebt aber mit ihrem Mann seit 1977 auf den Seychellen. Zuerst auf Mahé, wo sie noch ein Haus hat und seit den Neunzigern auf Praslin, wo sie in dieser hinteren Ecke ein kleines Haus gebaut hat. Und eben diese Honesty Bar mit ein paar schattigen Tischen und Stühlen unter freiem Himmel. Wasser kommt aus einem Brunnen. Selbst in dieser hinteren Ecke hat sie mittlerweile Strom und sogar eine gute WLAN-Verbindung. Die braucht sie auch, schließlich leben ihre Eltern in Deutschland.
Mit Uli habe ich ein spannendes Gespräch mit Einblicken in die Entwicklung der letzten Jahre auf den Seychellen — Stichwort Korruption + Diktatur. Seit Oktober 2020 gibt es den neuen, demokratisch gewählten Präsidenten Wavel Ramkalawan. Jetzt darf man öffentlich demonstrieren und nicht nur in der Zeitung seine Meinung kundtun. Bis vor gar nicht langer Zeit undenkbar. Es gibt sogar neu gegründete Einheiten, die die Korruptionsfälle untersuchen. Zum Beispiel wohin die 50 Millionen Euro verschwunden sind, die der Sheikh Khalifa bin Zayed al-Nahyan im Jahr 2003 der Regierung hatte zukommen lassen. Im November 2021 wurden in diesem Zusammenhang bereits 5 Personen verhaftet, darunter ein schwerreicher Millionär.
Nach meinem Gespräch mit Uli mache ich mich dann endgültig auf den Weg bzw. Trail zur Anse Georgette.
Die ersten 45 Minuten sind noch relativ harmlos. Es geht zwar oft ganz schön bergan, aber der Weg ist mehr oder wenig gut zu erkennen und die Bäume spenden angenehmen Schatten. Allerdings ist es sehr heiß und ich bin schnell klitschnass geschwitzt. Nachdem ich oben an einem rechterhand gelegenen Haus vorbeikomme, gibt es kurz vor dem Beginn einer hierherführenden Teerstraße einen Wegweiser.
Ich entscheide mich dem nach rechts zur Anse Georgette weisenden Pfad zu folgen. Hört sich eigentlich logisch an. Allerdings wird der gut erkennbare Trail nach einer aufgelassenen Ruine immer unwegsamer.
Im immer mehr verwilderten Dschungel ist der Weg stellenweise überwuchert und nicht mehr auszumachen. Schließlich endet der kaum noch sichtbare Pfad im Nichts.
Ich bin jetzt schon zu weit gegangen, um das Handtuch zu werfen. Also gehe ich nur ein kleines Stück zurück und klettere dann runter zu den Granitfelsen am Meer. Vielleicht kann ich da ja irgendwo rüberklettern in Richtung Strand Georgette.
Naja, um es kurz zu machen: es stellt sich als keine gute Idee heraus und kommt schließlich wie es kommen muss. Kaum bin ich vorsichtig über ein paar Felsen geklettert, erwischt mich der Ausläufer eines Brechers und ich verliere auf dem glatten, nassen Felsen kurz den Halt. Ich rutsche weg und knalle mit dem Kopf gegen den Felsen. Dabei schramme ich mir die Hüfte auf. Meine Trekking Sandale kann ich gerade noch retten. Im wahrsten Sinne des Wortes habe ich mir eine blutige Nase geholt. Ich sitze benommen da und überdenke meine Lage.
War wohl doch keine so gute Idee hier runterzuklettern.
Nach kurzer Verschnaufspause klettere ich wieder nach oben und gehe den Weg zurück. Dabei kommt mir ein belgisches Pärchen entgegen. Ihrem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass ich wohl ziemlich lädiert aussehen muss. Sie reicht mir ein Taschentuch. Er macht ein Foto und zeigt mir wortlos meine blutende Stirn….
Kleiner Trost, ich bin also nicht der einzige Depp, der falsch gegangen ist.
Gemeinsam gehen wir zurück und stoßen bei der aufgelassenen Ruine auf einen Arbeiter. Also doch noch Glück im Unglück, denn der zeigt uns, wo wir falsch gegangen sind. An der betreffenden Stelle ist der richtige Trail total überwuchert und wirklich nur sehr vage zu erahnen. Und das auch nur, wenn man genau weiß, dass er hier irgendwo abzweigen muss.
Zu dritt geht es weiter. Heiße Sonne, hohe Luftfeuchtigkeit, kein Schatten und ein „Trail“ der mehr schlecht als recht zu erkennen ist. Alles klebt mir am Leib, inclusive der Zunge am Gaumen. Und immer nur bergauf.
Auf dem Kamm angelangt müssen wir uns nach einer Weile für links oder rechts entscheiden. Wir gehen rechts, Richtung Meer. Irgendwann kommt weit unten der Golfplatz vom Hotel Constance Lémuria in Sichtweite und wenig später die Bucht mit dem schneeweißen Strand Anse Georgette.
Davor, im azurblauen Meer, ankern zwei, drei Segelyachten.
Idylle pur!
Der Abstieg in der brütenden Hitze dauert dann noch ein Weilchen, aber jetzt ist das Ziel fast schon zum Greifen nahe.
Endlich angekommen, erreiche ich mit letzter Kraft unter den schattenspendenden Bäumen eine Beachbar.
Jetzt will ich nur noch Wasser, am besten eiskalt.
Und tatsächlich, mein Wunsch wird erfüllt: 1 Liter eiskaltes Wasser für 50 Rupien. Und ich hätte das Doppelte, ach was, das dreifache bezahlt.
Ich schwöre es, ich habe noch nie einen Liter eiskaltes Wasser so genossen wie in diesem Moment!
So banal es klingen mag, es gehört zu meinen schönsten Erlebnissen an diesem paradiesischen Strand mit seinem azurblauen Meer dem Rauschen der Wellen zu lauschen, zu chillen und meinen Gedanken nachzuhängen. Dabei genieße ich mein eiskaltes Wasser und bin mir vor allem bewusst und dankbar wie privilegiert ich bin, die Freiheit zu haben reisen zu können!
Fazit & mein Tipp zur Wanderung zur Anse Georgette
Der Strand Anse Georgette ist ein wahrgewordener Traum. Der Trail dorthin von der Anse Lazio aber ein Albtraum, zumindest die zweite Hälfte. Ich empfehle daher den Ausflug mit einem Guide zu unternehmen, es sei denn ihr habt ein Smartphone mit GPS auf dem der Weg eingezeichnet ist. Optional ist es sicher besser den Weg über den Mont Plaisir zu nehmen. Dazu folgt man einfach der Straße beim o.a. Wegweiser.
Alternativ kann man mit dem öffentlichen Bus zur Endhaltestelle beim Mont Plaisir fahren. Von dort gibt es einen Panoramaweg zur Anse Georgette.
Hallo Pepo, das ist doch mal eine Weihnachtgeschichte der anderen Art. Ich hoffe, dass alles gut verheilt ist und Du wieder schön wie zuvor bist. LG Barbara
Ja, alles wieder im grünen Bereich 😌
Lieber Peter,
was man nicht manchmal alles auf sich nimmt, um dann mit so einem traumhaften Blick belohnt zu werden! Ich hoffe, es ist alles wieder gut verheilt. Der Trail steht auf jeden Fall jetzt auf meiner Liste :).
Liebe Grüße, Julita
Hallo Peter,
da haben sich die Mühen aber definitiv gelohnt! Was für traumhafte Bilder…
Liebe Grüße
Marion
Hallo Marion,
hat sich auf jeden Fall gelohnt. Und durch das “Missgeschick” bleibt es mir sogar noch besser in meinem Gedächtnis😳!
Lieber Peter,
nach dieser Schilderung würde ich mich wohl am ehesten für den Weg mit einem Boot entscheiden. Wandern ist zwar meine Lieblingssportart, aber nicht bei tropischen Temperaturen. 😉 Ein Glück, ist dir nichts Schlimmeres passiert. Eine blutige Nase reicht schon. Bleib gesund in 2022 und freue dich weiter am Reisen!
Liebe Grüße
Angela
Hallo Peter, wir waren Anfang Dezember 2021 zweimal an diesem strand. Der trail von lazio (2h) war für mich mit Abstand der beste auf praslin gewesen. Den südlichen zugang von mont plaisir (2,5) empfand ich etwas beschwerlicher, beides aber mit flip flops machbar. Meine Begleitung war streckenweise sogar barfuss unterwegs weil die schuhe drückten. Meine Indianerin!
Aber ich kann mitfühlen. Wir haben uns auf la digue wirklich zwischen grand und petit anse verlaufen weil wir im quatschen den blauen abbiegepfeil auf Felsen gemalt übersehen haben. Man bekommt zwangsläufig Respekt vor dem dschungel den man auch haben sollte. Aber es ist doch am Ende schön wenn man ein paar Schrammen von den Reisen als Erinnerungen hat 😉
Viele Grüße aus Berlin und alles Beste für Dich!
Hallo Mike,
ich war zur gleichen Zeit da. Und gehe auch all diese Wege mit meinen Sandalen, die mich auch schon beim Trekking in Nepal begleitet haben.
Und ja, auch ich habe auf La Digue unterwegs zum Anse Coco den blauen Pfeil übersehen und mich erstmal richtig verlaufen. Bis ich dann irgendwann einsichtig war und umgekehrt bin. Anschließend verstand ich überhaupt nicht, wie ich den Wegweiser hatte übersehen können…
BG, Peter