Wenn man an die Insel Usedom an der Ostsee denkt, fällt einem als erstes der endlos weiße, makellose Sandstrand ein. Ich aber verbinde mit Usedom gleichermaßen die Bäderarchitektur mit ihren prachtvollen Villen. Es bereitet mir großes Vergnügen an der Strandpromenade entlang zu spazieren und die Vielfalt dieser Häuser zu bewundern. Egal, ob sie direkt an der Promenade liegen, oder ob sie sich, vornehm zurückgezogen, hochherrschaftlich in einem gepflegten Park präsentieren.
Die für die Seebäder an der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern charakteristische Bäderarchitektur ist gegen Ende des 18ten Jahrhunderts entstanden. In den Folgejahren, der sogenannten Gründerzeit, kamen Unternehmensgründer innerhalb weniger Jahre zu immensem Reichtum. Es entstand die für aufwendige Bauten stehende Gründerzeitarchitektur. In der Folge entwickelte sich in den Seebädern an der Ostseeküste die charakteristische Bäderarchitektur.
Schön finde ich, dass selbst heute noch oft im Bäderstil gebaut wird, um ein möglichst einheitliches Bild zu bewahren.
Wichtig ist zu wissen, dass es sich bei diesen malerischen Bauten letztendlich um einen puren Eklektizismus handelt. Die Gesamtheit aller unterschiedlichen Baustile, die charakteristisch für Seebäder sind, wird als Bäderarchitektur (oder Bäderstil) bezeichnet. Es ist also keine in sich abgeschlossene Stilepoche wie zB die Gotik, Renaissance oder Barock. Das bedeutet, das alles erlaubt ist. Es finden sich also Elemente vom Klassizismus, über Historismus bis hin zum Jugendstil.
Typisch für die Bäderarchitektur sind die meist weißen zwei- bis vierstöckigen Gebäude mit Veranden oder Balkonen. Diese sind oft mit filigranen Balkongittern versehen. Allerdings gibt es auch andersfarbige Ensembles zB in Bordeauxrot, Beige oder Blau.
Der Reiz dieser Architektur liegt in ihrer Vielfalt und den Zitaten aus verschiedenen Epochen und Stilen.
Ja, es gibt sogar Holzbauten, die an alpenländische Blockhütten oder russische Holzhäuser erinnern. Das waren die in Wolgast zwischen 1868 und 1910 hergestellten ersten Fertighäuser der Welt.
Die 1883 erbaute ockerfarbene, klassizistische Villa Oechsler in Heringsdorf steht auf einem Hügel. In ihrem Dreiecksgiebel befindet sich ein Glasmosaik mit badenden bekränzten Grazien.
Heute beherbergt sie eine Edelboutique.
Geschichte der Kaiserbäder
Heringsdorf ist ein Zusammenschluß der „Dreikaiserbäder“ Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Vor diesen Orten liegt ein kilometerlanger, wunderschöner Sandstrand. Verbunden werden die Orte durch die 12 Kilometer lange Strandpromenade, die längste in Europa.
Jeder dieser Orte hat eine weit ins Meer ragende Seebrücke.
So ist die Seebrücke von Heringsdorf mit 508 Metern die längste Deutschlands. Die Seebrücke Ahlbecks stammt aus dem Jahr 1882 und ist somit die älteste noch erhaltene Deutschlands. Im Gegensatz zu diesen beiden Seebrücken mit Restauration dient die Seebrücke von Bansin mit 285 Metern nur als Flaniermeile und Anlegeplatz für Ausflugsschiffe.
Nachdem 1824 in Swinemünde die allererste Badesaison eröffnet wurde, folgt 1825 das Seebad Heringsdorf. Erst 1852 erhält das Seebad Ahlbeck die Erlaubnis Badegäste aufzunehmen. Noch wesentlich später — im Jahr 1897 — erhält Bansin, der kleinste dieser drei Orte, die Genehmigung für den Badebetrieb.
Die prägende Zeit für die Bäderarchitektur reicht von 1793 bis 1918. Allerdings wurde dieser Baustil erstmals 1793 in Heiligendamm, dem ältesten Seebad an der mecklenburgischen Ostseeküste angewandt.
Im 19ten Jahrhundert zog es vor allem den Adel und die reichen Berliner in die mittlerweile mondänen Seebäder. Ab 1894 wurde die Erreichbarkeit durch eine Eisenbahnverbindung erleichtert.
Es war angesagt in den ehemaligen Fischerdörfern eine möglichst prachtvolle Sommerresidenz zu haben. In der Folge kamen auch berühmte zeitgenössiche Künstler wie Leo Tolstoi, Theodor Fontane, Johann Strauß, Maxim Gorki, Lyonel Feininger und die Brüder Heinrich und Thomas Mann.
Selbst Kaiser Wilhelm II kam regelmäßig nach Heringsdorf.
Im Hotel Ahlbecker Hof (mein Titelbild), einem Bilderbuchbeispiel für die Bäderarchitektur, wohnte u.a. schon der österreichische Kaiser Franz Joseph I. und die schwedische Königin Silvia.
Tipps für Unterkünfte und Urlaub auf Usedom
Viele der Villen im Stil der Bäderkultur sind Hotels oder Pensionen. Ich selbst habe superzentral im schönen Maritim Hotel Kaiserhof an der Strandpromenade von Heringsdorf gewohnt. Hier geht es zu meinem Beitrag über die Highlights in den„Dreikaiserbädern“ Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin.
Überblick über Unterkünfte auf Usedom
Hotels & Unterkünfte in Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf
Das 1906 erbaute Gästehaus Villa Irmgard steht in Heringsdorf in der Maxim Gorki Straße 13. Hier wohnte 1922 der an Tuberkulose erkrankte russische Dichter Maxim Gorki mit seinem Sohn und Schwiegertochter. Heute ist die Villa Irmgard ein kleines Museum in dem es auch kulturelle Veranstaltungen gibt.
Dieser Beitrag enthält Empfehlungslinks. Wenn du über diese Links etwas buchst, erhalte ich eine kleine Provision. Du hast keine Mehrkosten, unterstützt aber dadurch meine Arbeit. Dafür bedanke ich mich.