The Caveman in Wilderness, Garden Route.
Wenn man unterwegs auf der Garden Route in der Nähe von George und Knysna ist und erwähnt, dass man an Wilderness vorbeikommt, sagt jeder, der schon einmal dort war, dass es ein paar Tage wert ist und man auf jeden Fall beim Caveman in Wilderness vorbeischauen muss.
Ein richtiges Bild vom „Caveman“ kann ich mir allerdings nicht aus den Schilderungen machen. Also beschließe ich meine Neugierde zu befriedigen und der Sache auf den Grund zu gehen.
Besuch beim Caveman in Wilderness…
Gleich unterhalb von meiner Unterkunft „The Beach House“ wandere ich entlang der stillgelegten, von Unkraut überwucherten, Bahnlinie Richtung Victoria Bay.
Es sei nicht weit hatte man mir gesagt und tatsächlich, unmittelbar nach einem kurzen Tunnel, öffnet sich der Blick auf das Meer und zu meiner Rechten liegt die Höhle - The Cave.
Nichts deutet darauf hin, dass Kaaiman’s Grotto – so der frühere Name — 2006 mal ein populäres Restaurant beherbergte. Dann kam ein Unwetter mit heftigem Regen und ein Erdrutsch zerstörte das Restaurant.
Und hier beginnt die Geschichte vom Caveman Clifford Brandon.
Er nutzt die Gunst der Stunde: Der Restaurantbesitzer und die Bahngesellschaft erlauben Clifford erstmal auf den Ort aufzupassen. Ab hier gehen die Meinungen auseinander.…
Clifford stammt ursprünglich aus Kapstadt. Über viele Jahre unterstützte er seinen Bruder in einer Pfarrei und beschäftigte sich mit dem Studium der Bibel. Irgendwann reichte ihm das nicht mehr und er betete zu Gott für eine eigene Heimstatt. Dieser befahl ihm all sein Hab und Gut aufzugeben und nach Wilderness zu gehen.
Als er dann durch den Tunnel ging, kam er zur Höhle und wusste sofort:
„Diesen Ort hat Gott für mich bestimmt“.
Das geschah vor 8 Jahren und 4 Monaten.
Seit dem lebt der 52-jährige hier und hat sich seine eigene Welt geschaffen. Dann kam es zum Streit und gerichtlichen Auseinandersetzungen. Laut Clifford gehört die Höhle, da er dort permanent gelebt hat, nach 7 Jahren jetzt auch rechtlich ihm.
Seine Geschichte erzählt er fast schon mit einer gewissen Routine. Dabei ist er nicht einfach zu verstehen. Mit einer eigenartigen hellen Stimme redet er leise und sanft in einem gleichförmigen Ton mit einem entrückten Lächeln im Gesicht.
Er sitzt zwar körperlich vor mir, scheint aber gleichzeitig weit weg zu sein.
Während er mich durch sein verwinkeltes Reich führt, zündet er einige Kerzen an. Dann zieht er sich wortlos zurück und lässt mich allein bei meiner weiteren Erkundung.
Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll.
Die Höhle ist vollgestopft mit Objekten, die er gefunden hat, mit Treibholz oder dem, was Leute – auch schon mal ein Kunststudent – ihm überlassen.
Überall hängen Ketten aus Muscheln oder auch Mobiles, dann wieder verblasste Plastikblumen, ein paar Bilder, eine Büste von Nofretete, bestickte Kissen mit einer darauf sitzenden Puppe oder eine geheimnisvolle Glitzermaske.
Dabei ist alles penibel aufgeräumt und wirkt sauber.
Auf seinem Arbeitstisch im „Fathers Room“ liegt die aufgeschlagene Bibel, denn jeden Tag verbringt er einige Stunden mit Bibellektüre.
Es gibt 2–3 winzige Nischen mit Betten — ab und zu nimmt er Obdachlose unter der Bedingung auf, dass sie sich Arbeit suchen.
Gegenüber dem Höhleneingang, jenseits der aufgelassenen Schienen, thront eine Holzterrasse über dem Meer. Daneben sind auf schmalem Raum ein paar Beete angelegt.
Nachdem ich Clifford fotografiert habe, kommt er wortlos auf mich zu und nimmt mir die Kamera aus den Händen. Dann postiert er mich und macht seinerseits ein paar Fotos.…
Clifford lebt von kleinen Spenden, die ihm die Touristen nach seiner Führung geben.
Info zu Südafrika
Währung: 1 € = 13,19 Rand (Stand 24.04.2015)
Reisezeit: Ende Januar
Wetter: Überwiegend schönes Wetter. Etwas Regen.
Hallo Peter,
eine interessante Geschichte. Erinnert mich ein bisschen an Crocodile Harry im australischen Coober Pedy. Er lebte auch in einer Höhle und finanzierte sich durch Spenden von Touristen, die ihn besuchten. Die Höhle glich einem Kunstwerk und er hatte als ehemaliger Krokodiljäger auch den einen oder anderen Schwank aus seiner Jugend auf Lager. Leider ist er mittlerweile verstorben.
Viele Grüße,
Sabine