Christo Floating Piers auf dem Lago d’Iseo:
Gerechnet hatte man mit 550.000 Besuchern. Gekommen sind dann im Sommer 2016 aber knapp 1,3 Millionen!
Update vom 10.10.2021
Christo verstarb am 31.Mai 2020 im Alter von 84 Jahren.
Im Sommer 2020 gab es eine Christo Ausstellung in Berlin.
Die Verhüllung des Pariser Arc de Triomphe fand vom 18. September bis 3. Oktober 2021 statt.
Ich bin schon lange ein Christo Fan. Nicht erst seit ich die Verhüllung des Berliner Reichstag (1995) oder die Gates (2005) in New York im Central Park „live“ gesehen habe.
Also auf zu den Floating Piers auf dem Lago d’Iseo in Italien. Ich weiß, dass der Ansturm wesentlich größer ist, als es sich die Verantwortlichen ausgemalt haben. Schließlich waren die Zeitungen voll von Hiobsbotschaften.
Also stehe ich in aller Herrgottsfrühe auf und mache mich um viertel nach sechs auf den Weg!
Ich will mit dem Auto nach Sulzano, denn dort beginnt der Steg, die Floating Piers. Aber schon 8 km vorher hat die Polizei die Schnellstraße gesperrt. Ich muss umkehren und entscheide mich für Iseo, den kleinen Ort direkt am See. Aber auch hier lässt mich die Polizei nicht in den Ort, obwohl ich später sehe, dass alle Parkplätze noch leer sind! Also parke ich den Wagen neben der Schnellstraße (Strafzettel bei der Rückkehr!) und gehe den 1 Kilometer nach Iseo.
Schon gleich nach der Schnellstraße stoße ich auf das Ende einer langen Menschenschlange, deren Anfang ich nicht einmal sehen kann.
Um 6:40 Uhr!
Ich erfahre, dass es von Iseo ab 7 Uhr einen Shuttlebus nach Sulzano geben soll.
Letztlich geht es dann zwar stockend, aber doch schneller als erwartet voran. Auf dem Weg nach Sulzano komme ich an vielen vorbei, die sich zu Fuß auf den Weg gemacht haben.
In Sulzano angekommen reihe ich mich geduldig in die breite Schlange vor dem Rathaus ein. Obwohl noch relativ früh am Morgen, brennt die Sonne schon ganz schön heftig.
Der Zugang zum eigentlichen Steg – den Floating Piers — ist bald in Sichtweite. Unmittelbar vor dem Steg müssen wir unsere Tickets vom Shuttlebus vorzeigen. Einige werden zurückgeschickt. Wie verrückt ist das denn?
Dann habe ich es geschafft und betrete den Steg, die Schuhe in der Hand…
Die Floating Piers haben eine Länge von 3 Kilometern.
Die 16 Meter breiten Stege bestehen aus 220.000 zusammengefügten, im See von Tauchern verankerten, schwimmenden Kunststoffwürfeln. Eine Fläche wie ein riesiges Wasserbett. Bespannt ist die gesamte Fläche mit einem safrangelben, glänzenden, recycelbaren Stoff.
Die Floating Piers sind ca 35 cm hoch, fallen zum Wasser hin ab und haben keinerlei Begrenzung!
Ungesicherte Stege – wir sind in Italien. Da sieht man so etwas relativ locker. Ab und zu steht ein Mitarbeiter und achtet dezent darauf, dass man dem Wasser nicht zu nahe kommt. Für den Fall der Fälle sehe ich ein paar Taucher. Außerdem kreuzen ein paar Schlauchboote im See.
Ursprünglich sollten die Floating Piers rund um die Uhr geöffnet sein.
Der unerwartete Besucheransturm und einige Schlechtwetterwarnungen führen dazu, dass Abschnitte zeitweise geschlossen werden müssen und nach einigen Tagen die ganze Installation zwischen Mitternacht und 6 Uhr früh gesperrt und Teile ausgebessert werden.
Wie bei Christo üblich ist das eigentliche Projekt für die Besucher umsonst. Die Kosten von 15 Millionen Euro werden über den Verkauf seiner Werke finanziert.
Die Floating Piers führen von Sulzano zur Monte Isola, der größten Insel in einem europäischen Binnengewässer. Von dort gibt es noch mal zwei Zugänge zur Privat-Insel San Paolo, die sich kurz davor zu einem Steg vereinen.
Fotos von den Floating Piers können die fantastische Atmosphäre nicht wirklich vermitteln…
So schön sie auch sein mögen. Die Fotos sind nur ein müder Abklatsch und können das Erlebnis kaum vermitteln.
Es ist die Atmosphäre, das Rundum-Erlebnis, was sich einem einbrennt.
Man muss das leichte Schwanken der Pontons und den seidigen Stoff unter den Barfußsohlen spüren, den lauen Wind und das sanfte Geplätscher des Wassers.
Das goldgelb des Stoffs glänzt in der Sonne und bildet einen wunderschönen Kontrast zum strahlenden Blau des Himmels und dem dunklen Grün des Wassers.
Und selbst der Strom der Menschen mit dem babylonischen Sprachengewirr scheint irgendwie dazu zu gehören.
Ein paar Enten zeigen sich von all dem Gewusel um sie herum unbeeindruckt.
Und als sich der Maestro dann auch noch selbst die Ehre gibt und auf einem einstöckigen Ausflugsboot vor den Floating Piers auf und ab kreuzt brandet Beifall auf…
Wonderful!!!
So haben wir es auch genau erlebt aber wir sind auch am Vormittag von Iseo nach Sulzano mit Hunderten gelaufen (der Weg war lang aber sehr hübsch).
Ziemlich unfair fanden wir (auch) den Strafzettel von 85 € bei unserer Rückkehr gegen Mitternacht, bei unserer Ankunft waren auch viele Parkplätze in Iseo frei aber bei der Einfahrt stand “Chioso”!
Alles Beste weiterhin! G@
Ups, habe noch gar nicht gesehen, wie hoch der Strafzettel ausgefallen ist 🙁
Ganz wunderbar! Da wäre ich auch gern dabei gewesen.
Gib doch mal Bescheid, wenn du wieder in Berlin bist und lass uns auf einen Kaffee treffen.
Würde mich sehr freuen!
Habe dein Blog zum Thema Lissabon weiterempfohlen 🙂
Liebe Grüße
Katrin
Hallo Katrin, melde mich, wenn ich im Lande bin.
PS Weiterempfehlen ist immer gut 🙂 !
..so wars. Fast. Ich empfand die Menschenmasse, die sich Schulter an Schulter voran schob, als zu ablenkend und bedrängend. Ich war ‚Ruck-Zuck´ wieder weg. Viele Grüße, Susanne
Hallo Susanne, danke für deine Anmerkung.
Es war offensichtlich unterschiedlich. Voll war es meistens. Das war mir aber vorher klar. Schulter an Schulter habe ich nur in der Warteschlange erlebt…
Hallo Peter,
wow, so viele Menschen!!! Die Bilder sind so schön bunt gewesen, und die Idee des Künstlers ist wirklich spannend. Du lässt uns alle, die wir nicht dort sein konnten, daran teilhaben, danke dafür! 🙂
Liebe Grüße, Jean
Hallo Peter,
toll, Dein Beitrag und die Fotos zu den Floating Piers! Nächstes Jahr soll wieder eine Installation am Iseosee aufgebaut werden. Darf ich Dich was fragen? Ich befasse mich gerade mit dem Urheberrecht und Kunstwerken. Musstest Du Dir für die eine Erlaubnis einholen, um die Bilder auf Deinem Blog veröffentlichen zu dürfen? Danke schon mal für Deine Nachricht und liebe Grüße Ellen
Hallo Ellen,
interessante Frage.
Wegen der abgebildeten Personen sehe ich kein Problem, da sie Beiwerk sind und außerdem in Gruppen über 5 Personen zu sehen sind.
Christo verbietet die Veröffentlichung von Fotos seiner Kunstwerke zu kommerziellen Zwecken. Ich verdiene damit aber kein Geld, habe dies auch nicht vor.
Ansonsten: wenn ich dafür verklagt würde (von wem, den Erben?), wäre der PR-Wert für meinen Blog sicher immens.
BG, Peter
Hallo Peter,
danke für Deine Antwort! Vielleicht bin ich ein wenig ängstlich, aber man hört ja manchmal die schlimmsten Sachen, dass jemand gleich verklagt wird, wenn er Bilder von Kunstwerken ins Internet stellt. Vielleicht hast Du ja Recht ;-). So ein Blog ist natürlich ein immenses Werk, die Arbeit macht sich nicht so nebenbei… Da braucht man einen guten Nebenjob 🙂
Darf ich fragen, was Deine nächsten Nach-Corona-Reisziele sind?
Ciao Ellen
Hallo Ellen,
ich habe ja auch in Berlin über (Foto)Ausstellungen berichtet. In dem Fall ist es oft so, dass die Fotos im Rahmen der Berichterstattung undunter Bezug auf die Ausstellung für eine Veröffentlichung freigegeben sind.
Als nächstes Reiseziel ist bei mir Madagaskar geplant. Allerdings fürchte ich, dass es vermutlich ins Wasser fällt, da es noch zu früh ist.…
BG, Peter
Danke, Peter,
das war sehr hilfreich. Ich drücke Dir die Daumen für Madagaskar und Deine nächsten Ziele. Hauptsache Corona lässt uns bald wieder frei atmen!
Ciao Ellen
[…] „The Floating Piers“ Juni 2016. Mit Orange leuchtenden Stoffbahnen verhüllte Stege zwischen dem […]