Christo Floating Piers auf dem Lago d’Iseo:
Gerechnet hatte man mit 550.000 Besuchern. Gekommen sind dann im Sommer 2016 aber knapp 1,3 Millionen!
Update vom 23.02.2021
Christo verstarb am 31.Mai 2020 im Alter von 84 Jahren.
Im Sommer 2020 gab es eine Christo Ausstellung in Berlin
Die ursprünglich für Spätsommer 2020 geplante Verhüllung des Pariser Arc de Triomphe sollte trotzdem stattfinden, musste aber wegen Covid 19 abgesagt werden.
Ob der jetzt geplante Termin in der zweiten Septemberhälfte 2021 bestehen bleibt, ist letztlich von Corona abhängig.
Ich bin schon lange ein Christo Fan. Nicht erst seit ich die Verhüllung des Berliner Reichstag (1995) oder die Gates (2005) in New York im Central Park „live“ gesehen habe.
Also auf zu den Floating Piers auf dem Lago d’Iseo in Italien. Ich weiß, dass der Ansturm wesentlich größer ist, als es sich die Verantwortlichen ausgemalt haben. Schließlich waren die Zeitungen voll von Hiobsbotschaften.
Also stehe ich in aller Herrgottsfrühe auf und mache mich um viertel nach sechs auf den Weg!
Ich will mit dem Auto nach Sulzano, denn dort beginnt der Steg, die Floating Piers. Aber schon 8 km vorher hat die Polizei die Schnellstraße gesperrt. Ich muss umkehren und entscheide mich für Iseo, den kleinen Ort direkt am See. Aber auch hier lässt mich die Polizei nicht in den Ort, obwohl ich später sehe, dass alle Parkplätze noch leer sind! Also parke ich den Wagen neben der Schnellstraße (Strafzettel bei der Rückkehr!) und gehe den 1 Kilometer nach Iseo.
Schon gleich nach der Schnellstraße stoße ich auf das Ende einer langen Menschenschlange, deren Anfang ich nicht einmal sehen kann.
Um 6:40 Uhr!
Ich erfahre, dass es von Iseo ab 7 Uhr einen Shuttlebus nach Sulzano geben soll.
Letztlich geht es dann zwar stockend, aber doch schneller als erwartet voran. Auf dem Weg nach Sulzano komme ich an vielen vorbei, die sich zu Fuß auf den Weg gemacht haben.
In Sulzano angekommen reihe ich mich geduldig in die breite Schlange vor dem Rathaus ein. Obwohl noch relativ früh am Morgen, brennt die Sonne schon ganz schön heftig.
Der Zugang zum eigentlichen Steg – den Floating Piers — ist bald in Sichtweite. Unmittelbar vor dem Steg müssen wir unsere Tickets vom Shuttlebus vorzeigen. Einige werden zurückgeschickt. Wie verrückt ist das denn?
Dann habe ich es geschafft und betrete den Steg, die Schuhe in der Hand…
Die Floating Piers haben eine Länge von 3 Kilometern.
Die 16 Meter breiten Stege bestehen aus 220.000 zusammengefügten, im See von Tauchern verankerten, schwimmenden Kunststoffwürfeln. Eine Fläche wie ein riesiges Wasserbett. Bespannt ist die gesamte Fläche mit einem safrangelben, glänzenden, recycelbaren Stoff.
Die Floating Piers sind ca 35 cm hoch, fallen zum Wasser hin ab und haben keinerlei Begrenzung!
Ungesicherte Stege – wir sind in Italien. Da sieht man so etwas relativ locker. Ab und zu steht ein Mitarbeiter und achtet dezent darauf, dass man dem Wasser nicht zu nahe kommt. Für den Fall der Fälle sehe ich ein paar Taucher. Außerdem kreuzen ein paar Schlauchboote im See.
Ursprünglich sollten die Floating Piers rund um die Uhr geöffnet sein.
Der unerwartete Besucheransturm und einige Schlechtwetterwarnungen führen dazu, dass Abschnitte zeitweise geschlossen werden müssen und nach einigen Tagen die ganze Installation zwischen Mitternacht und 6 Uhr früh gesperrt und Teile ausgebessert werden.
Wie bei Christo üblich ist das eigentliche Projekt für die Besucher umsonst. Die Kosten von 15 Millionen Euro werden über den Verkauf seiner Werke finanziert.
Die Floating Piers führen von Sulzano zur Monte Isola, der größten Insel in einem europäischen Binnengewässer. Von dort gibt es noch mal zwei Zugänge zur Privat-Insel San Paolo, die sich kurz davor zu einem Steg vereinen.

Christo Floating Piers auf dem Lago d’Iseo. Insel San Paolo im Privatbesitz der Beretta-Dynastie
Fotos von den Floating Piers können die fantastische Atmosphäre nicht wirklich vermitteln…
So schön sie auch sein mögen. Die Fotos sind nur ein müder Abklatsch und können das Erlebnis kaum vermitteln.
Es ist die Atmosphäre, das Rundum-Erlebnis, was sich einem einbrennt.
Man muss das leichte Schwanken der Pontons und den seidigen Stoff unter den Barfußsohlen spüren, den lauen Wind und das sanfte Geplätscher des Wassers.
Das goldgelb des Stoffs glänzt in der Sonne und bildet einen wunderschönen Kontrast zum strahlenden Blau des Himmels und dem dunklen Grün des Wassers.
Und selbst der Strom der Menschen mit dem babylonischen Sprachengewirr scheint irgendwie dazu zu gehören.
Ein paar Enten zeigen sich von all dem Gewusel um sie herum unbeeindruckt.
Und als sich der Maestro dann auch noch selbst die Ehre gibt und auf einem einstöckigen Ausflugsboot vor den Floating Piers auf und ab kreuzt brandet Beifall auf…
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