Wer dem Touristenstrom ausweichen möchte, findet dafür eine passende Gelegenheit auf Venedigs berühmtestem Friedhof. Diese letzte Ruhestätte hat sogar eine eigene Insel, die Friedhofsinsel San Michele („Insel der Toten“).
Man kann den Friedhof Venedig gut auf eigene Faust erkunden.
Hier bekommst du Anregungen für Touren zu weiteren Sehenswürdigkeiten in und um Venedig*
Inhaltsverzeichnis
- 1 Entstehung & Geschichte der Friedhofsinsel San Michele
- 2 Wandel der Friedhofskultur in Europa
- 3 Platzmangel auf Friedhöfen und die Folgen…
- 4 Ein weiteres frei zugängliches Beinhaus mit 6 Millionen Überresten von Toten sind die Katakomben von Paris
- 5 Ambiente und berühmte Gräber auf Venedigs Friedhof San Michele
- 6 Anfahrt & Öffnungszeiten Friedhof Venedig
- 7 Besondere Friedhöfe in aller Welt
Entstehung & Geschichte der Friedhofsinsel San Michele
Seit dem 13ten Jhdt befand sich auf der Insel San Michele ein Kloster der Kamaldulenser. Noch heute befinden sich auf der nur 460 m langen und 390 m breiten Insel mit dem Kreuzgang, der ab 1469 erbauten Renaissancekirche und der um 1530 errichteten sechseckigen Cappella Emiliani, Reste des Kosters.
Wandel der Friedhofskultur in Europa
Ende des 18ten Jahrhunderts begann in ganz Europa ein Umdenken, was die Lage von Friedhöfen betraf. (Siehe auch mein Beitrag über den Wiener Zentralfriedhof). Bis zu diesem Zeitpunkt lagen die Friedhöfe meist innerhalb einer Stadt, im Hof der Gemeindekirche. Jetzt wurden sie aus Platzgründen immer mehr nach außerhalb verlagert.
Platzmangel auf Friedhöfen und die Folgen…
Durch einen Erlass des französischen Kaisers Napoleon I. wurde 1804 die kleine Nachbarinsel San Cristoforo zum zentralen Friedhof für Venedig erklärt. Das auf ihr liegende Kloster wurde 1810 im Rahmen der Säkularisation (= Aufhebung kirchlicher Institutionen wie Klöster und Abteien und die Verstaatlichung ihres Besitzes) von der französischen Regierung aufgelöst!
Um noch mehr dringend benötigten Platz zu gewinnen, wurde 1837 Sand aufgeschüttet. Dadurch wurden die Inseln San Cristoforo und San Michele zur zentralen Friedhofsinsel vereinigt. Zusätzlich wurde das heute unter Denkmalschutz stehende Friedhofsareal mit einer Mauer umgeben.
Das Problem des Platzmangels gilt natürlich genauso für die heutige Zeit. Deswegen wird Venedigs Friedhof seit 1998 unter der Leitung des Architekten David Chipperfield sukzessive um 15.000 Grabstätten erweitert. Dazu kommen eine Kapelle, ein Krematorium und weitere Kolumbarien — das sind meist überdachte Mauern mit Nischen. Darin werden die Urnen oder Metallkästen mit der Asche der Verstorbenen untergebracht.
Bedingt durch den Platzmangel endet die Ruhezeit für eine Grabstelle meist nach rund zehn bis zwölf Jahren. Danach werden die Toten exhumiert und in den Kolumbarien oder sogenannten Ossuarien untergebracht. (Das Ossuarium = Beinhaus ist ein zur Aufbewahrung von Gebeinen bestimmter Ort.)
Eine dauerhafte Bestattung auf San Michele ist heutzutage nur den reichen Venezianern vorbehalten. Die sterblichen Überreste der anderen werden in ein kommunales Ossuarium auf dem Festland gebracht. Früher (seit 1565) diente die heute verwilderte und unzugängliche „Knocheninsel“ Sant’Ariano als Ossuarium.
Ein weiteres frei zugängliches Beinhaus mit 6 Millionen Überresten von Toten sind die Katakomben von Paris
Ambiente und berühmte Gräber auf Venedigs Friedhof San Michele
Auf der Friedhofsinsel San Michele kann man dem Trubel Venedigs noch am ehesten entkommen. Hier kann man ganz für sich sein. Mir geht es beim Besuch des Friedhofs nicht in erster Linie um die Gräber prominenter Zeitgenossen. Wichtiger ist für mich das Ambiente und die friedliche Stimmung auf mich wirken zu lassen.
Es gibt pompöse, gepflegte und mit Blumen geschmückte Grabstätten, aber auch verwahrloste, einsam und verlassen. Manche Gräber sind schon lange verwittert und mit der umliegenden Natur verwachsen. Hier und dort sonnt sich eine Eidechse oder huscht durchs Gras.
Ich liebe es verblichene Fotos aus längst vergangenen Zeiten zu betrachten und die Inschriften der Gräber zu studieren. Manche von ihnen erzählen von den Schicksalen der Verstorbenen und entführen mich auf eine Zeitreise.
Natürlich sind hier viele Berühmtheiten begraben. Dazu gehören zB Ezra Pound (1885–1972, amerikanischer Dichter, Kritiker und Übersetzer), Joseph Brodsky (1940–1996, russischer Lyriker, Nobelpreis für Literatur 1987), Luigi Nono (1924 — 1990, italienischer Komponist), Igor Stravinsky (1882–1971, russischer Komponist und Dirigent), Sergei Diaghilev (1872–1929, russischer Ballettdirektor & Gründer des Ballets Russes, Kunstkritiker, Verleger).
Mein Tipp: Einen Lageplan bekommt man gleich nach dem Eingang bei der Verwaltung. Allerdings ist es nur eine grobe Skizze, die mir nicht immer geholfen hat.
Anfahrt & Öffnungszeiten Friedhof Venedig
Zum Friedhof gelangt man mit dem Vaporetto (nach Murano) von der Vaporetto-Haltestelle „Fondamente Nuove“
Öffnungszeiten: Sommer: 7:30 Uhr — 18:00 Uhr
Winter: 7:30 Uhr — 16:30 Uhr.
Weihnachten, Neujahr und Ostern: 7:30 Uhr — 12:00 Uhr
Besondere Friedhöfe in aller Welt
- Berlin: Dorotheenstädtischer Friedhof – Wo der Teufel begraben ist
- Der berühmteste Friedhof von Paris: Friedhof Père Lachaise
- Der Wiener Zentralfriedhof
- Manila: Der lebendigste Friedhof der Welt
- Buenos Aires — Recoleta oder Chacarita?
- Die Mumien von Palermo
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Friedhöfe find ich immer super interessant und San Michele ist einfach nur wunderschön und besonders!
Ich bin zwar schon in Venedig gewesen, aber tatsächlich habe ich noch nie darüber nachgedacht, wo denn wohl die Toten begraben werden. Nun, jetzt weiß ich es 😉
Der Friedhof sieht wirklich sehr schön aus, wenngleich ich Beinhäuser ja doch etwas gruselig finde.
Viele Grüße
Annette
Ich mag Friedhöfe, sie erzählen so viel über ihre Städte und Bewohner. Du hast das, sehr schön geschrieben. Normalerweise sind die italienischen Friedhöfe ja eher kitschig, aber du hast ihn schön in Szene gesetzt.
LG Christiane
Ich gebe zu… ich finde manch einen Friedhof ja auch sehr spannend, auch wenn das ja ein wenig morbide wirkt. 😉 Der in Edinburgh ist auch ganz toll. Die Gräber sind z.T. 500 Jahre alt und man findet das Grab des ein oder anderen berühmt berüchtigten Piraten oder Ritters. Du hast da auf jeden Fall eine spannende Liste zusammengetragen. LG, Nadine
[…] Friedhof Venedig: Friedhofsinsel San Michele […]
[…] Tipp: Auch die Friedhofsinsel San Michele ist überaus sehenswert. San Michele liegt auf dem Weg nach Murano und wird von den Vaporetto-Linien 4.1 und 4.2, die Venedig umrunden, angesteuert. Bei unserem Blogger-Kollegen Peter von PetersTravel findest du mehr Infos zu San Michele. […]
Ich suche das Grab meiner Urgroßeltern ca 1965 verstorben. wo kann ich mich hin wenden um zu erfahren ob die Gräber noch bestehen?
Hast du denn Unterlagen (Fotos, Dokumente etc.), die besagen, dass sie auf der Friedhofsinsel bestattet wurden?
Mit diesen Unterlagen würde ich dann an deiner Stelle vor Ort weiter recherchieren.
BG, Peter
Ich finde Friedhöfe im Allgemeinen Beruhigend und auch wegen den Geschichten der Toten
sehr Interessant