Plymouth (Massachusetts) ist voller Geschichte und historischer Sehenswürdigkeiten.
Auf meiner Spurensuche nach den bekanntesten Einwanderern Amerikas, den Pilgervätern, bin ich in Plymouth gelandet. Die Plymouth Kolonie an der Ostküste der USA gilt mit dem weiter südlich gelegenen Virginia als Ursprung der Vereinigten Staaten von Amerika.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wie Plymouth entstand…
- 2 Pilgrim Hall Museum
- 3 Feierlichkeiten 2020: Plymouth400
- 4 Plymouth Rock, Mayflower II & Cole’s Hill
- 5 Friedhof — Old Burial Hill
- 6 Besuch der Plimoth Plantation
- 7 Historische Häuser: Jabez Howland House + John and Priscilla Alden Landmark
- 8 National Monument to the Forefathers
- 9 Info zu Highlights in Plymouth
- 10 Unterkünfte & Hotels
Wie Plymouth entstand…
Plymouth (57.000 EW) in Massachusetts / Neu England ist quasi das Epizentrum der bekanntesten Einwanderer aus England. Die Pilgerväter landeten hier, allerdings nicht so ganz freiwillig. Die Herbststürme hatten sie im Spätherbst 1620 an die Küste von Cape Cod verschlagen.
Über die Überfahrt der Pilgerväter mit der Mayflower und die Ankunft in der Neuen Welt erfahrt Ihr mehr in meinem Beitrag Auf den Spuren der Pilgerväter in Amerika.
Die ersten, vorsichtigen Landerkundungen fanden 1620 in Provincetown auf Cape Cod statt. Ein paar Wochen später ließen sich die Siedler dann endgültig im heutigen Plymouth nieder. Dort gründeten sie ihre erste Siedlung, die Plimoth Plantation.
Die ersten Jahre und besonders die ersten Monate waren extrem hart. 52 der 102 Auswanderer starben in den ersten Wochen durch Krankheiten und vor Hungersschwäche. Beerdigt wurden sie anonym auf einem Hügel, dem Cole’s Hill.
Pilgrim Hall Museum
Wenn man nach Plymouth fährt, tut man dies wohl in erster Linie um sich ein Bild von den ersten Einwanderern und den Anfängen Amerikas zu verschaffen. Also führt mich auch mein erster Gang in das Pilgrim Hall Museum.
Das Museum stammt aus dem Jahr 1824 und ist eines der ältesten von Amerika. Es beherbergt Bilder, Dokumente und seltene Artefakte von der Mayflower. Es behandelt die Anfangszeit der Siedler und Begegnung mit den Ureinwohnern bis zum Jahr 1692, dem Ende der Kolonie. Dazu kommen wechselnde Ausstellungen, die das Leben und die Umstände der damaligen Zeit dokumentieren.
Feierlichkeiten 2020: Plymouth400
Nach dem Besuch des Pilgrim Hall Museum treffe ich Brian E. Logan. Er ist der Pressemanager von Plymouth400 einer Gesellschaft, die ausschließlich für die anstehende 400-Jahr-Feier gegründet wurde. Sie organisiert die Feierlichkeiten und alles was damit zusammenhängt. Da sich die Festivitäten wie Umzüge, Ausstellungen, Ausflüge, Führungen und mehrtägige Festivals über das ganze Jahr erstrecken, erscheint mir besonders 2020 für einen Besuch in Plymouth geeignet zu sein. Natürlich kennt sich Brian bestens aus und führt uns nach einem Einblick in die Programmpläne als erstes zum Plymouth Rock.
Plymouth Rock, Mayflower II & Cole’s Hill
Der Plymouth Rock ist natürlich nicht irgendein Felsen oder Stein, sondern der Stein auf den die Auswanderer ihren ersten Fuß beim Betreten der Neuen Welt gesetzt haben sollen. Deshalb liegt er auch gut geschützt, schließlich ist er ein Denkmal und im National Register of Historic Places eingetragen.
Ebenfalls quasi ein Denkmal ist die gleich nebenan liegende Mayflower II. Nach jahrelanger Restaurantion liegt sie erst wieder seit September 2019 an ihrem angestammten Platz. Mit einer Ausnahme: in der ersten Septemberhälfte 2020 soll sie auf Gastbesuch in Provincetown auf Cape Cod vor Anker liegen.
Vom Massasoit-Denkmal auf dem gegenüberliegenden Cole’s Hill (mein Titelbild) hat man einen schönen Blick Richtung Plymouth Rock und Mayflower II, die sich allerdings hinter Bäumen versteckt hält.
Auf diesem Hügel wurden die ersten Toten heimlich nachts begraben, weil die Indianer nicht mitbekommen sollten, wieviele es von den Siedlern dahingerafft hatte.
Gleich hier oben beginnt auch die Leyden Street, die erste und somit älteste durchgehend bewohnte Straße in den 13 britischen Kolonien Nordamerikas.
Friedhof — Old Burial Hill
Im historischen Zentrum von Plymouth liegt alles ganz dicht beieinander. Die Leyden St ist nur 200 m lang und heißt ab der Main St dann Church St. Hier stehen gleich mehrere historische Gebäude: die weiße Church of the Pilgrimage, die First Church in Plymouth und das Court House Museum aus dem Jahr 1749. Vorher stand an dieser Stelle das Government House of the old Colony.
Mich aber interessiert in erster Linie der auf einem Hügel, dem Old Burial Hill, liegende Friedhof. Wer meinen Blog ab und zu liest, kennt meine Vorliebe für Friedhöfe. So habe ich u.a. schon über den Wiener Zentralfriedhof, den „Manila Nordfriedhof — Der lebendigste Friedhof der Welt“, den Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin oder den Friedhof Recoleta in Buenos Aires geschrieben.
Ich finde es immer wieder faszinierend die Grabsteine vergangener Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zu lesen und auf diese Weise eine Zeitreise zu machen.
Besuch der Plimoth Plantation
Eine der Hauptattraktionen von Plymouth ist definitiv das 4 km außerhalb gelegene Freiluftmuseum Plimoth Plantation. Hier gibt es einen Bereich, in dem man Einblicke in das Leben der Native Americans, der Wampanoag, bekommt. Außerdem gibt es die Siedlung der Plimoth Plantation.
Diese Siedlung ist ein großer Abenteuerspielplatz. Sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Hier wird man ins Jahr 1627 zurück katapultiert. Das bezieht sich nicht nur auf das Ambiente — bis ins kleinste Detail rekonstruierte Hütten mit entsprechendem Innenleben der damaligen Zeit — sondern auch auf die Bewohner. Das sind wochenlang gebriefte Schauspieler, die in die Kleidung und Charaktere der Auswanderer schlüpfen. Selbst ihre Sprache entspricht der Zeit.
Hier leben sie den Alltag des Jahres 1627:
Die Siedler haben sich mittlerweile mehr recht als schlecht eingelebt. Hatten die Pilgerväter bei ihrer Ankunft mit der Mayflower 1620 nur zwei Hunde dabei, so sind inzwischen durch nachkommende Schiffe und Einwanderer weitere Tiere wie Ziegen und Schweine dazugekommen. Ja, es gibt mittlerweile sogar bis dato in Amerika unbekannte Rinder!
Es macht Spass sich mit den Bewohnern über die Überfahrt mit der Mayflower zu unterhalten oder sich über ihre Ängste, Hoffnungen und Ansichten über das mühsame Leben aufklären zu lassen. Und eh sich der Besucher versieht wird er auch schon mal in die täglichen militärischen Übungen mit einbezogen.
Der Ablauf in der Kolonie spiegelt die realen Ereignisse eines Jahres wider. Das alltägliche Leben wie kochen, waschen oder Gartenarbeit, aber auch Beerdigungen oder Feste wie Hochzeiten oder Erntedankfest.
Historische Häuser: Jabez Howland House + John and Priscilla Alden Landmark
Nach einem kurzen Besuch der Plimoth Grist Mill — eine funktionierende Rekonstruktion der ursprünglichen Jenney-Getreidemühle — steht die Besichtigung des Jabez Howland House an. Es ist das einzige Haus in Plymouth, in dem Pilgerväter der ersten Generation lebten.
Der älteste Teil des zweistöckigen Jabez Howland House stammt aus dem Jahr 1667. Der Käufer Jabez Howland war der 1644 geborene Sohn von John Howland und seiner Frau Elizabeth Tilley, zwei der ursprünglichen Pilgerväter, die mit der Mayflower 1620 nach Amerika kamen.
Das Haus wurde 1940 restauriert und mit Möbeln aus dem 17ten Jahrhundert ausgestattet. In dem heutigen Museum sind auch Artefakte und Dokumente ausgestellt.
1627 wurde den “geeigneten und freien” Siedlern von William Bradford Land und Vieh zugeteilt. Einige der Pilgerväter verließen Plymouth und gingen in die nahebei gelegene, unerschlossene Gegend von Duxbury. Dort liegt die sehenswerte John und Priscilla Alden Liegenschaft. Das Ehepaar gehörte zu den Passagieren der Mayflower.
John Alden war ein angesehenes Mitglied der Plimoth Kolonie und bekleidete zeitlebens hohe Ämter.
Zu sehen sind in Duxbury zum einen eine archäologische Stätte und zum anderen das Haus, in dem das Ehepaar mit seinen (10?) Kindern lebte. Selbst, wenn es gemäß heutigen Erkenntnissen nicht das Originalhaus ist, vermittelt es einen sehr guten Eindruck der damaligen Zeit. Das wohl um 1700 entstandene Haus wurde vermutlich von seinem Neffen gebaut. Auf jeden Fall war es immer im Besitz der Alden Familie und gehört heute einer Stiftung.
Ich fand die Besichtigung des jetzigen Museums beeindruckend und einen Abstecher wert.
National Monument to the Forefathers
Bevor ich Plymouth Richtung Boston verlasse, statte ich dem in einem Wohnviertel gelegenen National Monument to the Forefathers noch einen Besuch ab. Das bereits 1820 geplante Denkmal wurde erst viel später gebaut und am 1. August 1889 eingeweiht. Mit 27 Metern Höhe die dritthöchste Statue der USA, gilt es als das größte massive Granitdenkmal der Welt. Früher als Pilgerdenkmal bekannt, soll das auf einem grünen Hügel liegende Denkmal an die Auswanderer der Mayflower erinnern.
Info zu Highlights in Plymouth
Plymouth liegt 65 Kilometer von Boston und 126 Kilometer von Provincetown auf Cape Cod. Hier gibt es Info und Überblick über Plymouth (MA).
Sehenswürdigkeiten & Highlights in Plymouth MA
Pilgrim Hall Museum, 75 Court St, täglich 9:30 — 16:30. Januar: Geschlossen.
Massasoit Denkmal, Cole’s Hill, Plymouth Rock, Leyden Street liegen alle unmittelbar zusammen.
Friedhof Old Burial Hill, am Ende der Church Street
Plimoth Plantation, ca 4 km vom Zentrum, 137 Warren Ave; täglich 9 — 17 Uhr, Mitte März — Ende November.
Plimoth Grist Mill, 6 Spring Ln; täglich 9 — 17 Uhr.
Jabez Howland House, 33 Sandwich St; täglich geöffnet, 10 — 16:30 Uhr vom Memorial Day bis zum Columbus Day.
John and Priscilla Alden Family Sites, 105 Alden St, Duxbury. Geöffnet von Juni bis Mitte Oktober, Mittwoch — Samstag, 12 — 16 Uhr (ohne Gewähr).
National Monument to the Forefathers, Allerton Street; immer geöffnet, da freistehendes Denkmal
Restaurants
Gegessen habe ich u.a. im East Bay Grille (173 Water St), das insbesondere für Seafood steht. Auf der Hauptstraße kann ich das zentrale New World Tavern (Main St) empfehlen. Es fällt bei mir unter den Begriff gutbürgerliche Kneipe. Hätte ich nicht den Irish Coffee bestellt, hätte ich es für ein Irish Pub gehalten. Es wird aber von einem Deutschen betrieben, der dort nach seiner Au Pair Zeit hängengeblieben ist. Ein paar Schritte weiter hat mir wegen seiner Atmosphäre noch das The Tasty (42, Court St) gefallen.
In Duxbury war ich zum Mittagessen im Milepost Tavern.
Unterkünfte & Hotels
Ich habe im Best Western Plus* in der 180 Court St gewohnt. Es liegt auf einem großzügigen Grundstück an der Hauptstraße, ca 15 Fußminuten vom Zentrum und der Waterfront. Es ist ein Drive-In und hat einen Pool. Ich war mit allem sehr zufrieden.
Weitere Unterkünfte in Plymouth*
Meine Reise wurde unterstützt durch das Massachusetts Office of Travel and Tourism und Aer Lingus
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