Natal, 850.000 EW, liegt im Nordosten von Brasilien und war Spielort der deutschen Gruppe zur Fussball WM 2014.
Die Küstenstadt ist überwiegend auf Sand gebaut.
Ursprünglich wollte ich hier nur eine Nacht bleiben.
Durch eine Frage in einem Forum hatte ich aber Reise-Tipps von einem Deutschen bekommen der, wie sich dann herausstellte, in Natal lebt und Zimmer vermietet. Wir haben dann ein paar mal geschrieben und ich beschloß meine Route entsprechend zu ändern und bei ihm vorbeizuschauen.
Von Hartmut und seiner brasilianischen Frau Jeane werde ich dann am Flughafen abgeholt. Er war früher Kapitän zur See und reist aber auch jetzt noch gerne durch die Welt und lebt seit 20 Jahren in Brasilien. Abgesehen von seinen negativen Erfahrungen und Geschichten über die Kriminalität im Lande, ist er eine gute Quelle an Information über Brasilien und insbesondere Natal. Da er auch als Guide arbeitet, vereinbaren wir gleich eine Tour für den nächsten Tag.
So besichtigen wir unter anderem die 1598 von den Portugiesen am Flusseingang gebaute „Festung der Heiligen Drei Könige“, die „Fortaleza dos Reis Magos“. Dabei fahren wir über die erst 2007 fertiggestellte gigantische Stahlkonstruktion „Ponte Newton Navarro“ über den Potengi, die mit 55 m Höhe die höchste Brücke Brasiliens und mit 1.800m eine der längsten Schrägseilbrücken Südamerikas ist.
Das schöne, historische Theater ist leider mit schweren Ketten verschlossen. Als ich durch die Gitter schaue, bemerke ich den Sicherheitsmann in einem kleinen Kabuff. Als er mich entdeckt, kommt er sofort zum schweren Eisengitter. Ich spreche zwar kein portugiesisch, aber natürlich ist ihm klar, was ich möchte. Er freut sich sichtlich über mein Interesse und schließt mir sofort das ganze Theater auf und macht sogar die Festbeleuchtung an. Ich kann mich frei bewegen und habe alle Zeit der Welt für meine Besichtigung…
Der Brasilianer liebt es alles auf Pump zu kaufen…
Hartmut hatte mich bereits aufgeklärt, dass der Brasilianer an sich ALLES auf Pump kauft. Selbst Klamotten! Ich will es zuerst gar nicht glauben, kann mich aber dann in einem normalen Kaufhaus davon überzeugen.
Ob Hemden, Spielzeug oder Bügeleisen. Null Anzahlung, die erste Rate fällt oft erst nach einem Monat an. Man wird beim Kauf automatisch gefragt in wieviel Monatsraten man zahlen will. Die brasilianische Kreditkarte ist darauf eingerichtet, den Betrag dann in Monatsraten abzubuchen. (Eine weitere Besonderheit der brasilianischen Kreditkarte bzw. der Bankautomaten ist, dass man an etlichen Geld-Automaten auf denen zwar Visa steht, nur mit dieser – und nicht der deutschen Visa-Karte — Geld abheben kann).
Also, mein Ding wäre das ja nicht.
Apropos Bügeleisen: wenn ein Brasilianer selbiges kauft, muss er beim Bezahlen seine CPF – seine Steuernummer und Adresse – angeben. Natürlich nicht nur beim Bügeleisen, sondern bei jedem „größeren“ Kauf (nicht bei Lebensmittel).
Übrigens herrscht in Brasilien Wahlpflicht. Das bedeutet jeder MUSS wählen! Falls er unentschuldigt fehlt, fällt eine Strafe an. Das kann soweit gehen, dass bei Ausreise sein Pass eingezogen wird!
Gleich am ersten Abend fahren Hartmut, Jeane und ich zum 12 km südlich vom Zentrum gelegenen Stadtviertel Ponta Negra und flanieren auf der von Restaurants gesäumten kilometerlangen Strandpromenade. Hier ist vieles in desolatem Zustand. Der ambitionierte Plan sieht vor, alles noch rechtzeitig für die Fussball-WM zu reparieren und verschönern.
Die Strandpromenade endet an einem Wahrzeichen der Stadt, einer mittlerweile auf 80 Meter „geschmolzenen“ hohen Düne.
Apropos Fussball-WM…
Auch die deutsche Gruppe spielte in Natal — am 17.6. gewannen die USA hier gegen Ghana 2:1.
Der Staat hat angeordnet, dass bei jedem Spiel in der Region, in der ein Spiel stattfindet an dem entsprechenden Tag ein Feiertag ist. Wenn Brasilien spielt, ist es jedes Mal sogar ein nationaler Feiertag. Das verärgert natürlich die Geschäftsleute, soll und wird aber den teilweise mörderischen Verkehr an diesen Tagen entlasten.
Es ist erstaunlich, was noch alles rechtzeitig fertiggestallt werden soll. Und dabei rede ich nicht von Stadien. Zahlreiche Stadtverschönerungen und diverse Flughäfen sind in Arbeit.
Polizeikontrolle beim Ausflug zum größten Cashew-Nussbaum der Welt…
Am nächsten Tag mache ich einen Ausflug ins 15 km entfernte Pirangi do Norte. Dort gibt es den ca 116 Jahre alten, größten Cashew-Nussbaum „Cajueiro“ der Welt (Guinessbuch der Rekord) zu bestaunen. Er nimmt fast einen ganzen Straßenblock (8.400 qm) ein und wirft ca 2 Tonnen Erträge ab.
Auf dieser Fahrt gerate ich in einem öffentlichen Bus(!) in eine Kontrolle mit gut 60 schwer bewaffneten Militärpolizisten. Alle Männer müssen mit ihren Taschen aussteigen, sich an einer Wand entlang aufreihen und werden durchsucht. Obwohl ich radebrechend äußerst höflich frage, darf ich kein Foto machen. Hatte ich mir fast schon gedacht 🙂
An einem Sonntagmorgen bringt mich Hartmut zum außerhalb gelegenen Busbahnhof — mein Ticket nach Fortaleza hatte er am Vortag bestellt und vorsichtshalber sofort durch Boten zustellen lassen.
Bus Natal – Fortaleza, ca 560 km, 9 Stunden, ca 100 Reais (ca 34 €) incl. Zustellung durch Boten